Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Januar, 2015 angezeigt.

mein Text aus #1000Tode

Abends ließ ich sie zurück und ging in ihre Wohnung, in ihr Leben, das zum größten Teil vorüber war. Meine Mutter hatte Dinge aller Art gesammelt, jedes einzelne noch lebendig von ihr. Circa dreißig Handtaschen, in jeder ein paar Münzen zum Parken oder für die Kirchenkollekte, ein gebügeltes Stofftaschentuch und Hustenbonbons. Manche davon so alt, meine Mutter hat sie zum letzten Mal auf einer Frauenkegelclubtour nach Porta Westfalica benutzt, 1999. Meine Mutter hat sich lange ans Leben geklammert, auch wenn sie es im Großen und Ganzen für überschätzt hielt. Loslassen. Es würde auf uns zukommen. Wir würden all dies auflösen müssen. Jeden Gegenstand in die Hand nehmen und eine Entscheidung treffen. Wie wichtig ist es, erinnert zu werden? Aufschreiben, was sie liebte: stricken, nähen, backen. Ein Schrank voller Wolle, ein angefangener Pullover auf einer Nadel, auberginefarben, fünfzig verschiedene Strick- und Häkelnadeln. Ihr Leben fand statt in einer von mir aus betrachte

#1000Tode - Ein sehr besonderes E-Book-Projekt

1000 Tode schreiben. von Christiane Frohmann ! Ein wahnsinniges Projekt: 1000 Autoren schreiben jeweils einen Text über den Tod. Alle Sprachen sind erlaubt (bislang sind die Text alle auf Deutsch, ein paar auf Englisch), 3000 Zeichen. Miniaturen, oft mehr. Der Tod in 1000 Nussschalen. Tief. Berührend. Der Tod ist ein Teil von jedem von uns. Jeder ist ihm begegnet. Vermutlich mehrmals. Irgendwann wurde mir bewusst, nachdem ich meinen Text an Christiane Frohmann geschickt hatte, dass das nur einer von vielen ist, die ich hätte schreiben können. Stirbt nicht jeder von uns in seinem Leben 1000 Tode? Also ein Projekt, das der Realität sehr nahe rückt. Wenn man eine Weile in den Texten gelesen hat, hat man zwischendurch auch mal die Schnauze voll. Man muss ja wahnsinnig sein (so in etwa wie das Projekt selbst) wenn man all diese Texte lesen will. Der Tod spürt dann so aufdringlich ins Leben hinein, dass es schwierig ist, ihn so zu ignorieren, wie sonst immer. Das Projekt: 1000 Texte in vi

Ein offener Geist - #JesuisAhmed et #JesuisCharlie

Das ist nicht nur ein Anschlag auf eine Zeitschrift und auch nicht nur auf die Kunst. Das ist ein Anschlag auf ein Europa, das den Menschen ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung Würde, Freiheit und gleiche Rechte zuspricht – auch und zumal den Muslimen. Tun wir, was den Tätern am meisten missfällt und den Opfern am meisten entspricht: Bleiben wir frei.“ 7. Januar 2015 / Navid Kerman Vermutlich bin ich nicht die einzige, die seit den Ereignissen in Paris über alles mögliche nachdenkt. Vor allem stoße ich dabei auf meine eigene Selbstgerechtigkeit und Engstirnigkeit. Ich denke eigentlich ziemlich häufig, dass ich Bescheid weiß. Sobald ich das denke, führt es eigentlich iimmer zu etwas Ungutem. Im Endeffekt führt diese Haltung zu Ereignissen wie in der Redaktion von Charlie Hebdo, in der engstirnige, selbstgerechte Fanatiker andere Menschen umbringen und glauben, ein Recht dazu zu haben. Aber dieser Fanatismus nimmt immer seinen

Dept. of Speculation - a novel by Jenny Offill

Three things no one has ever said about me: You make it look so easy You are very mysterious You need to take yourself more seriously (same here! and of course, thats why I immediately loved this book! Reading on the sofa: Life equals structure plus activity Dept. of Speculation by Jenny Offill , a writer, I had actually never heard about, until I saw the book mentioned  in the New York Times List of 100 notable books , is a big story told in a marvellously enchanting nutshell. How she meets him, falls in love, marries him, has a daughter - all this despite her initial plan to live as an art monster: "My plan was never to get married. I was going to be an art monster instead. Women almost never become art monsters because art monsters only concern themselves with art, never mundane things. Nabokov didn't even fold his own umbrella. Vera licked his stamps for him." The whole book is only 177 pages long. You can basically read it in one comfortable sofa c

thanks for not wanting me

there will be letting go so much of it light born out of darkness colours seen by blindness the space between what hurt you and what not is too small to remember sit down listen to this voice inside of you answers born out of quietude happiness born out of grief there will be letting go so much of it no flaws and no one to blame   ©  Susanne Becker

Der Turm - Ein Roman von Uwe Tellkamp

Ich hatte Der Turm zwei Jahre auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegen und jedes Mal, wenn sein Cover nach oben kroch, ordnete ich es wieder ganz unten ein. Irgendetwas in mir scheute davor zurück, dieses beinahe eintausend Seiten starke Buch zu lesen. Ich wusste, dass es nicht so ein locker-leichter Lektüre Spaziergang sein, sondern mich fordern würde, sowohl von der Story her, aber auch von der Sprache. Es gibt Bücher, die schlürft man einfach so weg, ohne dass man sich dabei groß anstrengen muss. Und es gibt Bücher, da ist es fatal, wenn die Konzentration zwischendurch schludert. Denn das führt dazu, dass man verloren geht. Der Turm ist ein solches Buch, bei dem man nicht für ein Wort locker lassen sollte. Jedes Wort will bewusst gelesen sein, um wirklich den Gesamtgehalt dessen, was das Buch, von der Sprache, der Geschichte, den Charakteren her, zu bieten hat, in sich aufzunehmen. Vermutlich wäre es sogar gut, es gleich noch einmal zu lesen, so viele Dinge enthält es. All da

My list of different favourites 2014

Meine Lieblingsbücher (darüber gibt es bereits einen gesonderten und etwas ausführlicheren Post hier ) Leiber Svenja, Das letzte Land ( hier ist meine Besprechung des Buches) Mora, Terézia, Das Ungeheuer ( hier ist meine Besprechung des Buches) Shafak, Elif, Ehre ( hier ist meine Besprechung des Buches) Anne Enright, The Gathering Uwe Tellkamp, Der Turm  ( hier ist meine Besprechung des Buches) Meine Lieblingsfilme (die meisten davon hatte ich bereits im März gesehen, wie man hier nachlesen kann) Hannah Arendt August: Osage County Liebe Ai Wei Wei Never sorry Boyhood   Nebraska Meine Lieblingsmusik HaBanot Nechama - so far Adele - Lovesong Doors - Take it as it comes Doors - Yes, the river knows Milky Chance - Fairy Tale Lieblingsorte Schwarze Traube  Die beste Bar, in der ich je war, mit dem besten Barkeeper Deutschlands und ich bestelle, völlig geflasht von allem und ein wenig überfordert, einen schnöden Gin Tonic, mein Lieblingssundowner eigentl