tag:blogger.com,1999:blog-37560889671812770132024-03-17T05:15:19.065-07:00Lobe den TagLobedentag. Das war als, auch, Programm gemeint, für ihr ganzes Leben. Lobe den Tag, verdammt nochmal. Und zwar nicht erst am Abend, sondern ständig, zu jeder vollen und halben Stunde. Finde Gründe, den Tag zu loben und höre damit nie wieder auf. Create random acts of kindness and closeness, zu jeder vollen und halben Stunde. Lass das die Art sein, wie Du den Tag lobst. Der Blog als Reisebeschreibung Verschlüsselt natürlich. Unknownnoreply@blogger.comBlogger502125tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-44753944804223906062022-08-21T09:08:00.004-07:002022-08-22T10:28:36.544-07:00Gedanken zu dem Film Corsage von Marie Kreutzer mit Vicky Krieps<p> </p><p class="MsoNormal">When she was home, she was a swan<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">When she was out, she was a tiger.<o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">aus dem Song: She was von Camille (s.u.)</p><p class="MsoNormal"><br /></p>
<p class="MsoNormal"><o:p>Ich kenne so viele Frauen, die sich ein Leben lang nicht finden, die gar nicht dazu kommen, nach sich zu suchen, die sich verlieren in den Rollen, die die Welt ihnen abverlangt. </o:p></p><p class="MsoNormal"><o:p>Es gibt so viele Orte, an denen Frauen nicht den Schimmer einer Wahl haben, zu entscheiden, wie sie leben, wer sie sein möchten. Diese Orte werden mehr. Orte, an denen Frauen einmal ein wenig freier waren, gehen uns wieder verloren. Die meisten Frauen leben gefährlich. Gefährlicher als Soldaten in Kriegen. </o:p></p><p class="MsoNormal"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/5lUBE6HEf34" width="320" youtube-src-id="5lUBE6HEf34"></iframe></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><p></p>
<p class="MsoNormal">Aber dennoch hatte ich kein Mitleid mit der Kaiserin, den ganzen Film über
nicht ein einziges Mal, weil sie eigentlich nicht als sympathische Person
gezeigt wurde. Was ich gut fand. Denn welche Frau kann sich etwas davon kaufen, dass sie bemitleidet wird? Elisabeth ist in diesem Film selbstzentriert, rücksichtslos,
narzisstisch. Besessen von ihrem Körper, seinem Gewicht ist sie, von ihrer Schönheit, die schwindet, denn sie ist vierzig, ein hohes Alter zu ihrer Zeit für eine Frau. Sie ist herrisch den Menschen in ihrer Umgebung gegenüber. Sie liebt ihre Kinder. Sehr. Kann aber
zu ihnen kaum eine wirklich authentische Beziehung haben im strengen Reglement
des Palastalltags. Sie handelt erratisch, impulsiv und häufig rücksichtslos. Aber
verstanden habe ich sie und in manchen Momenten mochte ich sie sehr. Sisi. Ich habe alles an ihr verstanden, vornehmlich
die Unfreiheit und wie schwer es ist, ihr zu entkommen, und dass man in dieser
Unfreiheit zu jemandem wird, die man möglicherweise überhaupt nicht wäre in
einem selbstbestimmten Leben. Ich sah die Frauen in der psychiatrischen Anstalt,
zu denen Elisabeth sich auf unheimliche Weise hingezogen fühlte, die schreiende
Frau im Käfig und ich dachte an Isabelle Adjani in dem Film Camille Claudel. Wieviele
Frauen sind in Irrenanstalten gelandet, weil sie einem Mann unbequem waren, ihre Rolle
nicht erfüllt haben? <o:p></o:p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/JXAWZFYfoA4" width="320" youtube-src-id="JXAWZFYfoA4"></iframe></div><br /><p class="MsoNormal"><br /></p>
<p class="MsoNormal">Der Film Corsage von <a href="https://www.instagram.com/mariekreutzer/?hl=de">Marie Kreutzer </a>zeigt die Unfreiheit
einer Frau auf eine Weise, die eine große und die Jahrhunderte übergreifende
Gültigkeit hat. Dabei wird diese Unfreiheit nur insofern plakativ gezeigt, als
es sich zufällig um eine Kaiserin handelt und nicht etwa um Emma Müller aus der
Bäckerei gegenüber. Die Unfreiheit zeigt sich in der Atmosphäre all der
kleinen Momente, den Stimmungen, den Farben, der Musik, von Camille, von <a href="https://soapandskin.com/">Soap & Skin</a>, wird
sie fühlbar, schmeckbar, die Unfreiheit eines einzelnen Frauenlebens, das doch so ist, wie viele Frauenleben: fremdbestimmt. </p><p class="MsoNormal">Natürlich wird all das vor allem auch sichtbar im Rollenspiel der den Film tragenden Ausnahmeschauspielerin <a href="https://www.instagram.com/p/Btk6gJiF5Ze/?hl=dehttps://www.instagram.com/p/Btk6gJiF5Ze/?hl=de">Vicky Krieps</a>, die bislang schon in Cannes und in Sarajevo hierfür mit dem Preis
für die Beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Ich habe mit ihr vor kurzem den
Film <a href="https://www.imdb.com/title/tt6910282/">Bergman Island </a>gesehen, den ich wie eine lange Meditation genossen habe. Obwohl ihr Filmpartner darin Tim Roth war, trug sie doch auch diesen Film zu einem entscheidenden Teil. Momentan
dreht sie mit Margarethe von Trotta Frisch & Bachmann und spielt darin die
Ingeborg Bachmann. Einen Film, auf den ich schon jetzt unglaublich gespannt
bin. Was Ingeborg Bachmann mir bedeutet, habe ich vor ein paar Jahren versucht,<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2014/09/ingeborg-bachmann-ein-tag-wird-kommen.html">hier</a> zum Ausdruck zu bringen. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Während ich im <a href="https://wolfberlin.org/de">Wolf</a> saß gestern Abend und mir also den
Film mit dieser überragenden Vicky Krieps in der Hauptrolle ansah, rannten die
Assoziationen durch mein Hirn: Ich dachte an <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/The_Crown_(Fernsehserie)">The Crown</a>, die Netflixserie, die
ich mir seit Januar in immer nur kleinen Portionen anschaue, weil mich die Willfährigkeit
der Queen angesichts ihrer Rolle und deren Zwängen in den Wahnsinn treibt, ihre
Kontrolliertheit, ihre Emotionslosigkeit. Nicht einmal versucht sie ernsthaft, ihr Korsett zu sprengen, sondern von Anfang an stellt sie diese Rolle, die über sie herein brach, über alles, über ihre persönliche Freiheit, ihre Sehnsüchte, ihre persönliche Wahrheit. Das ist ihr Ideal. Die persönliche Wahrheit ist nichts angesichts der Rolle, die es auszufüllen gilt. Das macht mich beim Anschauen so aggressiv,
dass ich Claire Foy zuerst, jetzt Olivia Colman, manchmal anschreien möchte.
Ihre Akzeptanz der Unfreiheit, die sie in der Folge auch allen Mitgliedern
ihrer Familie aufzwingt, ohne dass sich mir beim Zusehen unbedingt ein Sinn
hierfür ergibt, führt oft genug dazu, dass ich es noch nicht einmal schaffe,
eine Folge ganz zu schauen, weil es mich so wütend macht. Dennoch fasziniert
mich die Serie. Denn sie stellt die Frage in den Raum, was wirklich wichtig ist: die persönliche Entfaltung, die Freiheit, das Folgen der eigenen Intuition, oder die absolute Pflichterfüllung?<o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Ich kann diese Frage nicht neutral beantworten, weil zu viele Frauen selbst in freien Ländern immer wieder in die Falle tappen, dass die Pflichterfüllung das non plus ultra ist. Als Ehefrau. Als Mutter. Vielleicht gibt es auf diese Frage auch keine absolut gültige Antwort. Aber die Freiheit, für sich zu entscheiden, welche Antwort sie findet, die wünsche ich jeder einzelnen Frau auf dieser Welt. </p>
<p class="MsoNormal">Ich musste an <a href="https://www.imdb.com/title/tt5083738/">The Favourite</a> denken, ebenfalls mit Olivia
Colman, wo der Schmerz einer unfreien Frau, einer Königin von England, die ein Kind nach dem anderen empfängt, manchmal gebiert, immer verliert, auch so etwas überpersönliches bekommt, eine Metapher wird für
das Leben so vieler Frauen, das in den Wahnsinn treibt. Ich hatte über den Film und anderes <a href="https://lobedentag.blogspot.com/2019/01/bucherwunschliste-gedanken-zu.html">hier</a> einmal geschrieben. Das Unglück, die Unfreiheit des eigenen Körpers,
der wie ein Gefäß ist, ein Instrument, ein Ding, das benutzt wird und über das
sie nicht selbst bestimmen können. Wenn sie aber über ihren Körper nicht selbst bestimmen können, dann ist ihr ganzes Leben fremd bestimmt. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich musste an die Richter des US-amerikanischen Supreme Courts
denken und fragte mich: Was würden die misogynen RichterInnen unter ihnen wohl von dieser
Elisabeth halten?<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Vielleicht gehe ich zu weit in meiner Interpretation. Aber
all diese Assoziationen kamen mir. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich sah den Film mit Freunden, denen ein Stückweit die Geschichte
fehlte, und die von ihm nicht so überzeugt waren wie ich. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Die Seelenatmosphäre der Elisabeth aber war mir persönlich Geschichte genug.
Dabei zuzuschauen, wie jemand hinein wächst in sich selbst. Zeuge einer Art
Evolution des Selbst zu werden, das befriedigt mich, mag der Weg auch noch so mühsam, kleinteilig und ereignislos sein. Wer braucht eine Geschichte, wo das Seelenleben jedes einzelnen Menschen ein Universum ist? </p><p class="MsoNormal">Meiner Meinung nach ist dies
ein unglaublich aktueller, radikaler und feministischer Film, weil es eine Tendenz gibt, die wenigen Frauen auf diesem Planeten, die sich einigermaßen frei entscheiden können, auch wieder an die Kandarre zu legen, ihr Seelenleben und ihren Körper einzusperren, damit sie ihre Pflicht im Patriarchat erfüllen. </p><p class="MsoNormal">Natürlich stimmt historisch nicht alles in diesem Film. Marie Kreutzer hat ganz absichtlich moderne Dinge einfließen lassen wie ein Schiff oder einen Traktor. Für mich zeigte es, dass es ihr nicht um eine historische Erforschung der Person ging, sondern eben genau um das Erfühlen und Ausloten eines eingesperrten Seelenlebens bei dem Versuch, in die Freiheit zu gelangen. Aus der Geschichte der Kaiserin Sisi eine Geschichte destillieren, die etwas universelles erzählt. Es ist ihr, in Kollaboration mit Vicky Krieps, extrem gut gelungen, finde ich. </p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Schaut den Film doch einfach selbst an und macht Euch ein Bild, lasst Eure Gedanken und Assoziationen füttern und frei sein.
Bin gespannt, was Ihr dabei findet. Denn jeder Film ist natürlich auch immer eine Projektionsfläche für die, die ihn sieht.</p><p class="MsoNormal"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/Z-YaTKXBNVY" width="320" youtube-src-id="Z-YaTKXBNVY"></iframe></p><p class="MsoNormal"><br /></p><p class="MsoNormal">(c) Susanne Becker</p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-spacerun: yes;"> </span><o:p></o:p></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-37245534731495533192022-01-01T12:21:00.000-08:002022-01-01T12:21:09.925-08:00Und keiner spricht darüber von Patricia Lockwood<p>"There is still a real life to be lived, there are still real things to be done."</p><p><a href="https://www.bloomsbury.com/uk/no-one-is-talking-about-this-9781526629777/">No one is ever talking about this </a>von Patricia Lockwood wird unter dem Namen: </p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal"><a href="https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Und-keiner-spricht-darueber/Patricia-Lockwood/btb/e592698.rhd"></a></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgY3wuxaM-U5rWZXMsy3J2rnSLXzc4o7o487t3MoIx1nxrsk7DjGycb6jd-gI9Lnx6qtL-sAU5xmWVvd9bxjmdoGeRe4TqTFNdrlLUHbZDuxVZDuIJz2njnZFSbuIxZDbQDpQdhO9VMy9mUWQrb1Z8gzasppwuLcujLWIc_33ARdjwcebR_iH7wlNXhTw=s3264" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3264" data-original-width="1836" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgY3wuxaM-U5rWZXMsy3J2rnSLXzc4o7o487t3MoIx1nxrsk7DjGycb6jd-gI9Lnx6qtL-sAU5xmWVvd9bxjmdoGeRe4TqTFNdrlLUHbZDuxVZDuIJz2njnZFSbuIxZDbQDpQdhO9VMy9mUWQrb1Z8gzasppwuLcujLWIc_33ARdjwcebR_iH7wlNXhTw=w360-h640" width="360" /></a></div>Und keiner spricht darüber, übersetzt von <a href="https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Anne-Kristin-Mittag/p693065.rhd">Anne-Kristin Mittag</a>, die auch die Übersetzerin von Ocean Vuong ist, am 8. März 2022 bei btb erscheinen.<o:p></o:p><p></p>
<p class="MsoNormal">Gestern tauchte es in meiner <a href="http://lobedentag.blogspot.com/2021/12/my-list-of-different-favourites-2021.html">Liste der Favoriten 2021</a> auf, aber ich möchte mehr darüber sagen. Denn es ist für mich das beste Buch, das ich im vergangenen Jahr
gelesen habe und es ist mir nur durch Zufall in die Finger gefallen, als ich im
<a href="https://ebertundweber.de/">Ebert und Weber Buchladen</a> meines Vertrauens nach Büchern suchte, die ich meiner Tochter schenken
könnte. Das Cover sprach mich an. Die Buchhändlerin empfahl es. So simpel ist es manchmal. Dann natürlich dieser Satz, gleich auf der ersten Seite: </p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">"Why did the portal feel so private, when you only entered it when you needed to be everywhere?"</p><p class="MsoNormal">Dieser Widerspruch, dass die Leute sich nackig machen im Netz, das im Buch immer "portal" heißt, als wären sie quasi unter Freunden. Aber wir bohren uns ja auch in der Nase, wenn wir im Auto an der roten Ampel stehen und vergessen, dass wir von allen Seiten sichtbar sind. Ich nehme an, es handelt sich um den gleichen Mechanismus, der aber in Bezug auf das Internet eine derartige Intensität entwickelt hat, dass unser Aufenthalt dort, unser beständiger Aufenthalt dort, uns komplett verändert: unsere Art zu denken, zu fühlen, uns zu beziehen, zu leben. Ja, unsere Art, Mensch zu sein. </p><p class="MsoNormal">Wir bohren in der Nase, wir machen uns im Netz nackig, und irgendeine Instanz in uns geht davon aus, dass alle wegschauen, die es nichts angeht. Dass es einen Grad an Anstand gibt, der allen verbietet, mich dabei anzustarren, wie mein Zeigefinger in meinem Nasenloch verschwindet. Aber diesen Anstand gibt es nicht mehr. Möglicherweise war er immer eine Illusion. Das Internet wirkt wie ein Brandbeschleuniger bei der Vernichtung von diesem Anstand. Der, wie gesagt, vielleicht ja auch nie existiert hat. Ohne Internet wusste man es nur nicht so laut und schrill, wie und dass er nicht existierte. Jetzt muss man ja nur das "portal" öffnen und schon liest man sich die Ohren ab und bekommt ganz schnell Augenkrebs bei all den Dingen, die man dort finden kann. Wohlgemerkt, dort, in diesem endlosen Raum, in dem sich unsere Kinder Fulltime herumtreiben.</p><p class="MsoNormal">Ich habe mir die Frage schon oft gestellt, wie diese Zweiteilung passiert, dieser Mensch, der man online ist und die andere, die nachher in der Küche den Abwasch macht oder bei Rewe Lebensmittel kauft. Beide Existenzformen fühlen sich so verschieden an und ihre Verbindung bin ich. Dass ich beide bin und das Brückenglied zwischen beiden. Wenn ich meine jüngere Tochter sehe, die noch viel mehr online ist, als wir alle, weil sie zu einer Zeit groß wird, wo alle überall ein Smartphone haben und man auch mit den echten Freunden ständig online im Kontakt ist, dann unterscheidet sich das so frappant von meiner Jugend und sogar von der ihrer älteren Schwester, die ja nur sieben Jahre älter ist. Aber schon dazwischen liegen Onlinewelten!</p><p class="MsoNormal">Für mich handelt das Buch primär von der Frage: Wie kann ich ein kreativer, liebender Mensch bleiben, obwohl ich ständig im Internet bin und es langsam meine Persönlichkeit verändert? </p><p class="MsoNormal">Wie kann diese Welt ein liebender, kreativer Ort sein (ein Bedürfnis, das in den letzten zwei Jahren, wenn irgendetwas, eine fast nicht zu ertragende Brisanz erhalten hat) wenn alle ständig im Internet sind und sich dort, wie an einer riesigen Universität, nur mit nicht so viel Wissenschaft, ihre selbst verliehenen Doktorgrade in Weltverständnis abholen?</p><p class="MsoNormal">"The future of intelligence must be about search, while the future of ignorance must be about the inability to evaluate information."</p><p class="MsoNormal">Auch: Inwiefern eigentlich verändert es meine Persönlichkeit? Kann ich das überhaupt noch stoppen? Was geschieht mit den ganz kleinen Kindern, die ich immer häufiger in Kinderwagen sitzen und ein Smartphone halten sehe? Was geschieht mit deren Gehirnen und als Konsequenz mit ihren Persönlichkeiten? Werden sie klüger sein? Empathischer? Informierter? Wehrhafter? Demokratischer? Emotional intelligenter?</p>
<p class="MsoNormal">Auf der <a href="https://thebookerprizes.com/the-booker-library/books/no-one-is-talking-about-this">Shortlist für den Booker Prize 2021</a>, war das Buch, das mir so zufällig in die Hände fiel, qualitativ
offensichtlich adelig. Es wird auch unter den <a href="https://bookriot.com/new-york-times-best-books-of-2021/">Top Ten Büchern der New York Times für 2021</a> genannt. <o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Nach der Lektüre kann ich diese Bewertungen nur vorbehaltlos bestätigen. Dieses Buch ist so gut, wie es zu vermuten war.</p>
<p class="MsoNormal">In kurzen Abschnitten berichtet die Ich-Erzählerin im ersten
Teil von ihrem Leben als Online Star, die um die Welt reist, Vorträge hält,
verheiratet ist, und sich eigentlich ständig im Netz bewegt, immer auf der
Suche nach einem Kick. Den gibt es auch oft. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ein Buch, das von der Gegenwart handelt, in dem Trump noch
gerade so Präsident ist, aber namentlich nie genannt wird. Er heißt einfach:
Der Diktator. Ich gebe zu, das hat mir gefallen. Weil Lockwood dort nicht, und auch sonst nicht in diesem Buch, um den heißen Brei herum redet. Sie nennt die Dinge kurz und schmerzlos beim Namen. Ich liebe das!<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ein Buch darüber, wie es ist, ständig online zu sein. Also
ein Buch über einen großen Teil der Menschen, die ich kenne.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Dann kommt der zweite Teil. Die Schwester der Ich-Erzählerin
ist schwanger. Irgendwann stellt sich heraus, dass das Kind nicht gesund ist.
Aufgrund der Gesetzeslage in Ohio, wo die Schwester lebt, kann sie das Kind auf
gar keinen Fall abtreiben. Die Ärzte dürfen diese Möglichkeit noch nicht einmal
erwähnen, denn man könnte sie dafür anzeigen. Es muss so getan werden, als wäre
es vollkommen unabänderlich, dass der Kopf des Kindes im Bauch der Schwester
immer weiter wächst, der Rest des Körpers nicht, und dass die Schwester dieses
Kind, das aller Voraussicht nach nicht lange leben wird, zur Welt bringen wird. Es gibt keine andere Lösung.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Es ist in diesem zweiten Teil immer noch ein Buch über die
Gegenwart. Diesmal allerdings dringen die Beziehungen und Gefühle zur
Ich-Erzählerin in einer Heftigkeit durch, die keinen Vergleich zu den Kicks der
online gemachten Erlebnisse zulässt.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Es ist für mich ein Buch über Liebe, über Sinn, darüber wie wir
eigentlich leben wollen und was wirklich wichtig ist.</p><p class="MsoNormal">"It was a mistake to believe that other people were not living as deeply as you were. Besides, you were not even living that deeply."</p><p class="MsoNormal"><br /><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Wirklich wunderschön. Unglaublich intelligent, auch emotional intelligent, an vielen Stellen sehr witzig und extrem gut
geschrieben. Das Buch hat meinen Herz geöffnet, das lag am zweiten Teil. Ich habe selten so schön über Liebe gelesen!<span style="mso-spacerun: yes;"> Lest es! Ist eine Empfehlung. Ich habe das Buch übrigens meiner großen Tochter zu Weihnachten geschenkt. Bin gespannt, wie sie es findet.</span><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">(c) Susanne Becker</p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-21713554924677286152021-12-31T12:34:00.002-08:002021-12-31T12:34:46.370-08:00My list of different favourites 2021<p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjwFKnt2FK5UfD_KDFX53ChvK_BDN31J0wgbTL5MrCOSFBBylf4t5EYa4_KhR8xT0DnseMtpCdJS-CUOJ15pZjebr0KE3ryIRfvzRDfliHIDrV2QHtXTzPNjJ_2Hp3ZzgJNfbs02KQ4BYaPIepuwozB_BJfbIB0AnISM_zvNuuBsVxYEbpa0J5TFuNjpg=s3264" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img alt="Sicht auf den Breitenberg in Pfronten" border="0" data-original-height="1836" data-original-width="3264" height="360" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjwFKnt2FK5UfD_KDFX53ChvK_BDN31J0wgbTL5MrCOSFBBylf4t5EYa4_KhR8xT0DnseMtpCdJS-CUOJ15pZjebr0KE3ryIRfvzRDfliHIDrV2QHtXTzPNjJ_2Hp3ZzgJNfbs02KQ4BYaPIepuwozB_BJfbIB0AnISM_zvNuuBsVxYEbpa0J5TFuNjpg=w640-h360" title="Sicht auf den Breitenberg in Pfronten/Allgäu" width="640" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Aussicht auf den Breitenberg in Pfronten/Allgäu</span></td></tr></tbody></table><br />2021, ein sehr intensives Jahr geht zuende, das sich manchmal anfühlt, als hätte es am 16.3.2020 begonnen, dem ersten Tag unseres ersten Lockdowns. Ich würde ihm, rückblickend, gerne dieses Zitat von einer meiner Lieblingsdichterinnen voran stellen: <div><br /></div><div><div style="text-align: center;">"Hoping to live days of greater happiness, </div><div style="text-align: center;">we forget, that days of less happiness are passing by."</div><div style="text-align: center;">Elizabeth Bishop</div><p></p><p>Dieses Jahr war so intensiv, dass ich irgendwann nichts mehr geschrieben habe, außer lange Texte in meine Tagebücher, die man niemandem zumuten kann. Es war so viel los, es hat sich so viel verändert, dass ich hier an dieser Stelle, nicht weiter schreiben konnte. </p><p>Vor einigen Wochen, als ich mal wieder eine Nacht nicht schlafen konnte, und meine Gedanken mit mir davon rasten, hörte ich mir diesen <a href="https://onbeing.org/programs/pico-iyer-and-elizabeth-gilbert-the-future-of-hope-3/">Podcast an mit Pico Iyer und Elizabeth Gilbert</a> und darin kommt irgendwann eine Stelle, an der Gilbert sagt, sie habe sich vorgenommen, zu diesem Wirbel, der gerade unsere Gesellschaft erschüttert, nicht beizutragen. Das tut sie, indem sie sich still verhält. Es gibt diese buddhistische Geschichte, keine Ahnung, wo ich sie gehört oder gelesen habe: Sit still, until the mud is settled, then everything will be clear. Wenn das Wasser aufgewühlt ist, warte bis der Schlamm sich gesetzt hat, dann ist das Wasser wieder klar. Wenn du selbst auch noch im Wasser herum rührst, wird es nur noch trüber.</p><p>2021 war das erste Jahr, in dem ich ganz in meiner eigenen Wohnung gewohnt habe. Nach fast zwanzig Jahren habe ich die Wohnung endgültig verlassen, in der ich meine Töchter bekommen und groß gezogen habe. Das war ein gradueller Prozess, aber er war dennoch am Ende noch einmal nicht so einfach, wie ich es mir vorher ausgemalt hatte. Vieles konnte ich nicht mitnehmen, da meine neue Wohnung viel kleiner ist. Loslassen also. In so vieler Hinsicht. Days of less happiness, but still happy. Never forget!</p><p>Ich habe nach siebzehn Jahren meine Arbeitsstelle gewechselt und bin von einem Job, den ich mochte, wo ich tolle KollegInnen hatte, an eine Stelle gegangen, wo ich weniger verdiene, wo ich nur einen befristeten Vertrag habe und wo die Arbeit derart heraus fordernd ist, dass ich monatelang das Gefühl hatte, diesem Job und der Branche und den KollegInnen eventuell nicht gewachsen zu sein. Ich spüre täglich, wie ich mich verändere, wie ich vielleicht sogar wachse (Achtung: Hoffnung!), auf jeden Fall lerne lerne lerne, und es tut weh, wenn man die alte Form ablegt. Es fühlt sich manchmal an, als würde man aus der eigenen Haut heraus platzen und nackt dort stehen. </p><p>Meine Tochter drückte es sehr gut aus: Erst wenn du deine Komfortzone verlässt, wird es interessant. Erst dann passiert etwas.</p><p>Ich hatte das Gefühl, in 2021 gar nicht mehr zu wissen, was eine Komfortzone ist. Im Grunde habe ich fast das gesamte Jahr außerhalb dieser Zone zugebracht.</p><p>2021 war das zweite Jahr der Pandemie, und das Jahr, in dem ich einen wichtigen Teil meines Jahresurlaubs im Hochwassergebiet zugebracht habe, was mein Gefühl von Sicherheit noch weiter unterminierte. Ich wusste bis 2021 nicht, dass ich Existenzangst, ja, Panik, haben kann. Ich hatte dieses Gefühl noch nie in meinem Leben. Aber in 2021 lag ich ungezählte Nächte wach, weil ich vor lauter Angst nicht schlafen konnte. Mein Herz raste, meine Gedanken rasten. Es war die blanke Panik, dass ich meinen Kindern keine Sicherheit geben kann, dass ich selbst krank werden und völlig einsam sein könnte, dass ich meinen Job wieder verlieren und auf Hartz IV angewiesen sein würde. Meine Wohnung könnte abbrennen oder einen Wasserschaden erleiden, ich könnte Krebs bekommen wie meine Freundin, ich könnte einen Fahrradunfall haben und und und. All diese Katastrophen, in die sich früher meine Mutter sehr zeitaufwändig hineinsteigern konnte, was ich belustigend und auch stressig fand, machten sich plötzlich in meinem eigenen Kopf breit. </p><p>Das war nicht nur schlecht. Days of lesser happiness, but looking back: happy. Denn sie gaben mir monatelang die Möglichkeit, mir meine eigene Angst, meine Existenzangst, ganz genau anzuschauen. Ich habe sie, die mir absolut fremd war, so richtig kennengelernt in 2021. Damit auch noch einmal mich selbst auf neue Weise. Mut ist ja nicht, keine Angst zu haben, sondern was man tut, wenn man Angst hat. Man will es nicht, aber es ist so gut, sich seine eigenen überwältigenden Gefühle in aller Ruhe anzuschauen. Was man feststellt, ist: sie haben einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Auch wenn meine Panik monatelang anhielt, tröpfelte sie doch irgendwann aus und bevor sie ging, hatte sie mir viele Dinge über mich selbst und das Leben gelehrt. Ein Freund, dem ich von meiner Angst schrieb, schrieb zurück: Es ist normal, Angst zu haben, wenn die Dinge sich verändern. Du wirst irgendwann klar sehen, wenn alles sich wieder zurecht gesetzt hat. Im Moment musst du akzeptieren, dass du nichts weißt, dass alles neu und verwirrend ist. Du musst die Unsicherheit aushalten.</p><p>Days of lesser happiness. </p><p>Nicht nur die Unsicherheit aushalten, sondern akzeptieren, dass sie unser Leben ist. Es gibt keine Sicherheit. Sehr lange war mein Leben so derart privilegiert, dass ich denken konnte, es gäbe sie doch. Habe ich das zu schätzen gewusst? Natürlich nicht! Ich fand es normal. Aber das war eine Illusion. Normal ist die Unsicherheit. Alles kann sich jederzeit komplett verändern. Das ist für jeden Menschen wahr. Wahr ist auch: Alles verändert sich sowieso die ganze Zeit. Auch dann, wenn wir es so bequem haben, dass wir es nicht bemerken. </p><p>Rückblickend war dieses Jahr eines der anstrengendsten, an die ich mich in meinem Leben erinnern kann. Vielleicht, weil mir die Veränderung so krass bewusst war. Jeden Tag und jede Nacht. Sie kam von außen, und war ja auch von mir selbst zusätzlich in Gang gesetzt worden an jenen Punkten, die mir Sicherheit hätten geben können. Rückblickend war es auch ein sehr reiches Jahr. Es gab Liebe. Es gab Freundschaft. Es gab das Gefühl, auch eine schwierige Zeit bewältigen zu können. Das ist ein ziemlich tolles Gefühl. </p><p>Ich hoffe, Ihr hattet in all der Anstrengung, die dieses Jahr sicher für jede und jeden bereit gehalten hat, viele gute Momente. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr davon fallen mir ein. So many days of lesser happiness, but nonetheless happiness!</p><p>Wie an jedem Jahresende möchte ich Euch auch diesmal meine Favoriten des Jahres schenken, als Anregung vielleicht oder Unterhaltung, obwohl ich so lange nicht hier war, hoffe ich, dass die eine oder der andere diesen Eintrag liest. </p><p><b><u>Bücher</u></b></p><p>Ich habe zwar laut Goodreads zweiundfünfzig Bücher in 2021 gelesen, aber ich muss sagen, dass es monatelang nicht viele gab, die mich wirklich überzeugt haben. Die für mich besten waren dann häufig Bücher von Frauen, die entweder in Essays oder autofiktional von ihrem eigenen Leben schreiben. Die Welt aus der Sicht der Frauen heute, das ist für mich die spannendste und die beglückendste Lektüre. Diese Klugheit, diese Vielfältigkeit, so viel Inspiration. Ich habe Euch ein paar der Bücher aufgelistet.</p><p>Mieko Kawakami <a href="https://www.panmacmillan.com/authors/mieko-kawakami/breasts-and-eggs/9781529074413">Breasts and Eggs</a> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsEe7-iFm7rxqpdBZn97d3h2VW2DcptLJelJ5QfUfRl0mr563gFx5VZuCY9FTKdWYO4a8HrvrCv_WaQHhA8C9YNL_EvILJub6iVzqhOoj58LLLcrnVSXUvn6Usml5ZkZ0XfaTGOo2pDWzn/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="531" data-original-width="350" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsEe7-iFm7rxqpdBZn97d3h2VW2DcptLJelJ5QfUfRl0mr563gFx5VZuCY9FTKdWYO4a8HrvrCv_WaQHhA8C9YNL_EvILJub6iVzqhOoj58LLLcrnVSXUvn6Usml5ZkZ0XfaTGOo2pDWzn/" width="158" /></a></div><br /><p></p><p><a href="https://www.olivialaing.com/everybody">Olivia Laing, Everybody</a> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnSg7WRlVU5qD2uZkxB2ztEE3Z74gCUElC71dzqj0JxMZlSFfm0HaAcveUy2NcpWzUe1FA9BJQj7i38a0BqIB3FIMvkZqYLMUM8Zu3X4xBpedPuKb4ZsQ_uYqBcHW-hbfqzdweDB4_Wm81/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="420" data-original-width="273" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnSg7WRlVU5qD2uZkxB2ztEE3Z74gCUElC71dzqj0JxMZlSFfm0HaAcveUy2NcpWzUe1FA9BJQj7i38a0BqIB3FIMvkZqYLMUM8Zu3X4xBpedPuKb4ZsQ_uYqBcHW-hbfqzdweDB4_Wm81/" width="156" /></a></div><br /><p></p><p><a href="https://www.olivialaing.com/funny-weather">Olivia Laing, Funny Weather</a> Art in an Emergency </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiC6Kk9I7Vvrt-rJXaZOpg2dA_i_iAhq5NRyuYOufqPhRFPPmPQH0vrPmPOoMD7thY73hta0QgvWiB7I5s3x6FAeZ6xEhtBZG5ehwU7QkS-5d6ER6-XOc3d11XzthtISUZ-SlTyfZ54lkdW/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="499" data-original-width="311" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiC6Kk9I7Vvrt-rJXaZOpg2dA_i_iAhq5NRyuYOufqPhRFPPmPQH0vrPmPOoMD7thY73hta0QgvWiB7I5s3x6FAeZ6xEhtBZG5ehwU7QkS-5d6ER6-XOc3d11XzthtISUZ-SlTyfZ54lkdW/" width="150" /></a></div><br /><p></p><p>Zeruya Shalev, <a href="https://www.piper.de/buecher/spaete-familie-isbn-978-3-8333-0488-0">Späte Familie</a> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhB5OeNd5xwBdg_lW1S8p3idm8q3iNww5OfKm5gCsFIFz5zGknIJFj7PXUmKAwbLFFchcKV34bflo1m_lH6n1hsRwQYt8CZfvazZld64VhnFX9jocVPZ2qyHM-rusIbGnu459LUroIzJvD0/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="480" data-original-width="300" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhB5OeNd5xwBdg_lW1S8p3idm8q3iNww5OfKm5gCsFIFz5zGknIJFj7PXUmKAwbLFFchcKV34bflo1m_lH6n1hsRwQYt8CZfvazZld64VhnFX9jocVPZ2qyHM-rusIbGnu459LUroIzJvD0/" width="150" /></a></div><br /><p></p><p>Anna Hope, <a href="https://www.penguin.com.au/books/expectation-9781784162801">Expectation</a> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWXqHTLr6shESiu85G2pft7I5ske-oWxaxt2jiaJS46jJV66L7ykQmXHecJF8iHrI3kIb5nOdwspDVZTWAVM2yciTMIh_AZxYM2R3vwrbCd9g00CSMA515EuVtW2jwX_ZM0v-HzeiSLrhY/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="600" data-original-width="396" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWXqHTLr6shESiu85G2pft7I5ske-oWxaxt2jiaJS46jJV66L7ykQmXHecJF8iHrI3kIb5nOdwspDVZTWAVM2yciTMIh_AZxYM2R3vwrbCd9g00CSMA515EuVtW2jwX_ZM0v-HzeiSLrhY/" width="158" /></a></div><br /><p></p><p>Patricia Lockwood, <a href="https://www.penguinrandomhouse.com/books/634158/no-one-is-talking-about-this-by-patricia-lockwood/">No One is talking about this</a> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzYahPHmApKUtzN7a4mHIOaxV9zwqc7Zqub17PSDbebjaApClemFbxxLKzR6qI3D_5Z1gIct0t9BLDJIrXoXt57_e2YoKaDWanhyphenhyphen34s1aBqVmHDIwqyZyw1q-fGNJ-4PRnScIZSlXCESXi/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="266" data-original-width="166" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzYahPHmApKUtzN7a4mHIOaxV9zwqc7Zqub17PSDbebjaApClemFbxxLKzR6qI3D_5Z1gIct0t9BLDJIrXoXt57_e2YoKaDWanhyphenhyphen34s1aBqVmHDIwqyZyw1q-fGNJ-4PRnScIZSlXCESXi/" width="150" /></a></div><br /><p></p><p>Anne Boyer, <a href="https://us.macmillan.com/books/9780374279349/theundying">The Undying</a> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwf2-wiLP8HVCK_0GFxTbOLm4n2Pz1JiC2Ddh4qONyuWNynI2peTJUciUTFSmZ-MdpdLO3YhWkaO2NZaigJ191JToB1eAOEi4oG4itKi1sq2YLe5WAMojpBCLA8b_kacS-a0YD3yUTwLRR/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="475" data-original-width="295" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwf2-wiLP8HVCK_0GFxTbOLm4n2Pz1JiC2Ddh4qONyuWNynI2peTJUciUTFSmZ-MdpdLO3YhWkaO2NZaigJ191JToB1eAOEi4oG4itKi1sq2YLe5WAMojpBCLA8b_kacS-a0YD3yUTwLRR/" width="149" /></a></div><br /><p></p><p><br /></p><p><br /></p><p><b><u>Filme</u></b></p><p>Da ich nun selbst in der Filmbranche arbeite, habe ich auf das Ganze eine neue Perspektive. Ich weiß plötzlich, wieviel Mühe, wieviel Arbeit in jedem einzelnen Film steckt, und wie wenig die, die die Filme machen, in der Regel damit verdienen. Wenn sie überhaupt Geld damit machen.</p><p>Alle in der Filmbranche, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, machen Filme, weil sie nicht anders können. Eine Leidenschaft. Eine Besessenheit. Das merkt man den Filmen, die ich dieses Jahr gesehen habe, durchaus an. Ich möchte hinzufügen, dass ich mir Filme nur in Programmkinos anschaue.</p><p><a href="https://ilkino.de/">Il Kino</a>,<a href="https://yorck.de/kinos/kino-international"> International</a>, <a href="https://wolfberlin.org/">Wolf</a>, <a href="https://www.moviemento.de/">Moviemento</a> zum Beispiel. Ich war allerdings auch zweimal im <a href="https://zoopalast.premiumkino.de/">Zoo Palast</a>, ein tolles Kino, und beide Male durfte ich umsonst dorthin, weil ich im Rahmen meiner Arbeit eine Karte bekommen habe. Unter anderem sah ich dort House of Gucci. Ist jetzt nicht auf meiner Liste der Lieblingsfilme, aber dennoch so gut! Lady Gaga! Adam Driver! Jared Leto! </p><p>Meine Lieblingsfilme waren diese vier: </p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/Kx_oZrx6OJc" width="320" youtube-src-id="Kx_oZrx6OJc"></iframe></div><p></p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/13eibf1ZhAI" width="320" youtube-src-id="13eibf1ZhAI"></iframe></div><br /><p></p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/7twubn4q_Zo" width="320" youtube-src-id="7twubn4q_Zo"></iframe></div><br /><p></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/6sxCFZ8_d84" width="320" youtube-src-id="6sxCFZ8_d84"></iframe></div><br /><p></p><p><b><u><br /></u></b></p><p><b><u>Musik</u></b></p><p>Die meiste Zeit über habe ich immer die gleichen Lieder gehört, im Grunde hatte ich sie auch schon 2020 und 2019 gehört. Aber eine Neuentdeckung für mich gab es:</p><p><a href="https://joanaspolicewoman.com/gigs/">Joan as Policewoman</a>. 2022 geht sie auf Tour und kommt auch nach Berlin. Eventuell schaue ich sie mir an. Wenn Covid es erlaubt!</p><p>Mein Liebster Song: Magic von Joan as Policewoman</p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/Kve4ZqOVlNI" width="320" youtube-src-id="Kve4ZqOVlNI"></iframe></div><p></p><p><br /></p><p><b><u>Orte</u></b></p><p>Gereist bin ich, dank Covid und neuem Job, wenig. So habe ich im Sommer die üblichen Trips in die Eifel und ins Burgenland gemacht. In der Eifel begann es dann nach drei Tagen ununterbrochen zu regnen und wir waren ruckzuck im Hochwassergebiet, auch wenn meine Familie zum größten Teil einigermaßen verschont blieb, sah man weggerissene Häuser, half dabei, Schlammmassen zu beseitigen und schippte in der Nacht Wasser. Letzteres trotz der Kälte und Nässe eine meiner liebsten Erinnerungen: Wasser schippen, nass bis auf die Knochen, irgendwann die Erkenntnis, wir haben es geschafft, der Keller wird diese Nacht nicht volllaufen, und dann an der Straße stehen, die ein reißender Fluss ist und gemeinsam Kölsch trinken mit allen Nachbarn. Man glaubt es nicht, wie viele Kölschkästen solche Leute in ihren Garagen und Kellern haben!! In dieser Nacht wussten wir noch nicht, dass um uns herum ganze Orte verschwunden waren, es war dunkel, wir sahen ja nur das Wasser auf unserer Straße, das langsam weniger wurde und feierten unseren Erfolg. Am nächsten Morgen kam ein böses Erwachen. Für mich der intensivste Moment war, als ich in Gmünd der Familie meiner Schwägerin half, aus ihrem zugeschlammten Keller Dinge wieder sauber zu machen, auf der Straße riesige Müllberge, schlammbedeckt, aus den Kellern und Häusern der ganzen Straße, Berge an Dingen, die einfach zerstört waren, kam eine Frau auf mich zu und erzählte mir in zwei Minuten, wie nebenbei, dass ihr Geschäft weggeschwemmt worden sei, das Haus ihrer Eltern, beide über 90, ebenfalls, mit ihm alle Erinnerungen, das ganze Leben dieser Eltern, und der beste Freund der Eltern war in seinem Haus ertrunken. "Aber das haben wir meinen Eltern noch nicht gesagt. Die müssen das erstmal mit dem Haus verdauen." Dann ging sie weiter. Wünschte mir einen schönen Tag. Lächelte mich, unter Schock, so freundlich an, als hätten wir an einem normalen Tag auf einer normalen Straße geplaudert. Was ja irgendwie auch so war. </p><p>Mit meinen Freunden und meiner Tochter einen Tag durch Wien laufen, in der Buchhandlung <a href="https://www.shakespeare.co.at/">Shakespeare & Company</a> stöbern und asiatisch essen, das war ein sehr schöner Tag.</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi52875hCRNLCEMMWBtyEoVY1CBj5UD3a1saZkLrWTpJLk1td-MBLeqYVmJxWjyb6Y-URKSaxAoGfgHUjU1CKf-pZnWP79uWFDJj_K44k29kStzNCCOBzGzszgOXJ5yluKvQ_6GnNqVFhUkilccwI-yHXdt865Uz4JWXvj-W2NMSOa4jfLeFY21A5wZow=s4160" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4160" data-original-width="3120" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi52875hCRNLCEMMWBtyEoVY1CBj5UD3a1saZkLrWTpJLk1td-MBLeqYVmJxWjyb6Y-URKSaxAoGfgHUjU1CKf-pZnWP79uWFDJj_K44k29kStzNCCOBzGzszgOXJ5yluKvQ_6GnNqVFhUkilccwI-yHXdt865Uz4JWXvj-W2NMSOa4jfLeFY21A5wZow=s320" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Lilly bei Shakespeare & Company, Vienna</span></td></tr></tbody></table><br /><p><br /></p><p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiqO9zuhVfKr69kc6hRfycyssCNPgoVl-AM4RxZJJv_Jue5GdJ6_u2_YvXN9D1Z_Ylkyn2Fel1mT0G_9iKMlGS4bRvYs2XY39dIXAdrLM7riQ9DPUjsZ7WcwSUxbuTS9UqLacqC2KF0K4HPacQmtgakNa1fyTYKScOIhFwvizNGUgFvIBp4rPQADwSgig=s3264" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1836" data-original-width="3264" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiqO9zuhVfKr69kc6hRfycyssCNPgoVl-AM4RxZJJv_Jue5GdJ6_u2_YvXN9D1Z_Ylkyn2Fel1mT0G_9iKMlGS4bRvYs2XY39dIXAdrLM7riQ9DPUjsZ7WcwSUxbuTS9UqLacqC2KF0K4HPacQmtgakNa1fyTYKScOIhFwvizNGUgFvIBp4rPQADwSgig=s320" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Blick vom Falkenstein </span></td></tr></tbody></table></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><span style="text-align: left;">Im Oktober war ich dann noch eine Woche in den Bergen und in München und das war auch wunderschön. Die Wettervorhersage war so beschissen, dass ich kurz vorher darüber nachdachte, alles wieder abzusagen, aber dann fuhr ich und die Wettervorhersage stimmte zu 100% nicht. Es war warm, es war sonnig, es war ein richtig guter Urlaub. Bin auf einen Berg gestiegen, wenn es auch nur ein nicht ganz so hoher war. Aber für 2021 reichte das, fand ich. Das ganze Jahr war ja quasi ein Berg. Von einem Berg aus hat man eine grandiose Aussicht, wenn der Himmel klar ist. In das Tal und auf die anderen Berge. 2022 wird ein weiterer Berg, oder e</span>in Tal, das ist wohl noch offen, in jedem Fall spannend wird es werden.</div><p></p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiIE1PnV4TfrYmnPwkRzGKzrkMTAd4N3vS0T-Zg5yHlbLzAQlheuwbHFG3kjJdO4QKQn-n1N61i5WOFIck8BVdAlphUxdiy8H0_7zpXQI1ZRrg9gezoH2p3ax7yck9wXtqZ1eoPxr7WCX9ZYHKf5-HyQko4trMEtgrzBSNUyGSGs0zrODKP-wTvgh1XXQ=s4160" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3120" data-original-width="4160" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiIE1PnV4TfrYmnPwkRzGKzrkMTAd4N3vS0T-Zg5yHlbLzAQlheuwbHFG3kjJdO4QKQn-n1N61i5WOFIck8BVdAlphUxdiy8H0_7zpXQI1ZRrg9gezoH2p3ax7yck9wXtqZ1eoPxr7WCX9ZYHKf5-HyQko4trMEtgrzBSNUyGSGs0zrODKP-wTvgh1XXQ=s320" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Der Himmel über dem Hof meiner Freunde</span></td></tr></tbody></table><br /><p>Macht das Beste daraus!! Ich wünsche Euch viele schöne Erlebnisse. Kreiert wunderbare Erinnerungen, das macht Spaß! Umarmungen, Küsse, Sekt und Konfetti für alle! Prost Neujahr </p><p><br /></p><p>(c) Susanne Becker</p></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-72808551595875214702021-04-05T01:19:00.000-07:002021-04-05T01:19:11.417-07:00Buch der Woche - das kleingedruckte von Linda Vilhjálmsdóttir<p> und das verlangen nach vollkommenheit umgibt uns</p><p>wie eine burka oder eine nebelschwade</p><p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p><p class="MsoNormal">heißt es in einem der Gedichte von Linda Vilhjálmsdóttir. Mit dieser Aussage konnte ich auf der Stelle so viel anfangen, als wäre es eine kurze Zusammenfassung für mein Leben und das so vieler anderer Frauen, die ich kenne. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ein kleiner Band namens <a href="https://elifverlag.de/produkt/das-kleingedruckte-%c2%b7-linda-vilhjalmsdottir/">das kleingedruckte</a>, aus dem
isländischen übersetzt von <a href="https://wolfgangschiffer.wordpress.com/biografie/">Wolfgang Schiffer</a> und <a href="http://jonthorgislason.de/?cat=6">Jón Thor Gislason</a>, erschienen
im wunderbaren Elif Verlag. Wenn Lyrik, dann häufig dort. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Der Einband ist in meinem Lieblingsblau gehalten und lässt
mich immer wieder denken: blaue Wunder. Manche Bücher sind solche blauen
Wunder, die einem Hören und Sehen vergehen und dann wieder neu, aber anders, erlernen lassen.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ein Blick auf die Geschichte der Frauen und das Verhältnis
zwischen Frauen und Männern. Ein Blick auf die vielen unterschiedlichen Arten
von Frauen, die es gibt: bergfrauen und solche mit feuerrotem lippenstift, mit
beigen kostümen und nackten beinen, schlampen gibt es und hausfrauen und
mütter, großmütter und enkelinnen, doch bleibt für sie alle wahr, was in einem der Gedichte
steht:<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">nach<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">einem halben jahrhundert<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">blutigen kampfs<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">das zerbrechliche selbstbildnis<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">innerhalb einer akzeptablen fehlerspanne aufrecht zu
erhalten<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal">kann ich behaupten<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">dass frauen wie ich<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">immer noch unbekannte größen sind<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal">Wie könnten die Frauen auch bekannt sein, wo sie doch immer
noch darum kämpfen, in einer Männerwelt ganz ohne Scham sie selbst zu sein? Für
sich selbst. Nicht für irgendwen sonst. Wo sie immer noch darum kämpfen, auf
sich selbst mit Selbstvertrauen zu sehen. Dieses Buch ist ein zutiefst feministisches Buch. Es liest sich aber auch wie ein Hexentrank, von einer besonderen Frau uns anderen und den Männern dargereicht, um etwas zu verstehen. Mit Worten, und doch ohne Worte. Denn Vilhjálmsdóttirs Worte dringen in eine nonverbale Tiefenebene, bringen sie auf jeder Seite, mit jeder Zeile zum Schwingen. Man möchte eigentlich auf einen Besen steigen und davon fliegen.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Das Buch ist voller Zorn und Liebe und Leidenschaft und
obwohl es blau ist, sprüht es rote Feuerfunken der Bergfrauen hinunter ins Tal
und ist eine wahre Lektürefreude, poetisch und klar. Die Bilder, die sie
teilweise findet für die weibliche Situation, sind für mich ganz neu und
treffen sehr markant ins Schwarze. Keines der Gedichte verfehlt sein Ziel. Ihre
Kunst erinnert mich ans Bogenschießen. So elegant und mit scheinbar wenig Mühe
schießt sie ihre Wortpfeile ins Mark der Lesenden. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Die isländischen Originaltexte stehen in dieser
zweisprachigen Ausgabe links, die deutsche Übersetzung rechts. Glücklich, wer
beide Sprachen beherrscht. Ich kann nur die deutsche Version lesen und finde
sie brilliant. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Manche Gedichte scheinen über viele Seiten zu gehen, entfalten eine Erzählung, und doch
enthält jede einzelne Seite ein voll gültiges Gedicht. Es gibt in diesem Buch kein Fragment. Jede Zeile spricht einen
als Leserin ganz direkt an und enthält alles. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Eine große Leseempfehlung von mir für dieses wunderbare
Buch.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Danke, lieber <a href="https://elifverlag.de/">Elif Verlag</a>. Mit der Zusendung habt Ihr mir
eine große Osterfreude bereitet und ich habe ab sofort eine neue
Lieblingsdichterin in meinem Pantheon der inspirierenden Wortfrauen. <o:p></o:p></p><br /><p></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-17498442494889872562021-02-02T14:19:00.001-08:002021-02-02T14:21:27.534-08:00Corona Tagebuch (66)<p> Am Samstag lag endlich auch in Berlin Schnee. Nachdem ich voller Neid seit Wochen Bilder aus Madrid, München oder der Eifel anschaute, auf denen die Menschen Schneemänner bauten und sich Schneeballschlachten lieferten oder mit Langlaufskiern auf normalerweise dicht befahrenen Straßen entlang glitten, lagen auch bei uns, nun, ich würde schätzen, fünfundzwanzig bis dreissig Zentimeter Neuschnee, der ab 8 Uhr auch wieder anfing, laut tropfend zu tauen.</p><p>Egal. Ich überredete die Tochter, morgens mit mir zum Bäcker zu gehen, wir machten eine Schneeballschlacht und fanden einen Baum, an dem mit blauer Flüssigkeit gefüllte Flaschen hingen. Es sah magisch und wunderschön aus vor dem Hintergrund des weißen Schnees.</p><p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZNj1lGpBAVcQkA4P-bjlY_1RfZaWMKI_kVK-0AhxIc7Q1ddsfnr0Nmn0lCpY-T1KNwPFu7X3UqDGW0D3ZPceRSKQO1OzMIkDMpApUkWGtbgUYUfxNqMQGlqBk9kXgkUH-LaWtcVAG4Ql8/" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img alt="" data-original-height="1350" data-original-width="1080" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZNj1lGpBAVcQkA4P-bjlY_1RfZaWMKI_kVK-0AhxIc7Q1ddsfnr0Nmn0lCpY-T1KNwPFu7X3UqDGW0D3ZPceRSKQO1OzMIkDMpApUkWGtbgUYUfxNqMQGlqBk9kXgkUH-LaWtcVAG4Ql8/w320-h400/image.png" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Irgendwie erinnert mich dieser Baum <br />an Pipi Langstrumpfs Flaschenbaum</span></td></tr></tbody></table><br /><br /></p><p>Am Sonntag schien dann sogar die Sonne. Der Schnee war noch nicht ganz geschmolzen und den ganzen Tag über war der Himmel knallblau. Keine Ahnung, wann wir den letzten wirklichen Sonnentag hier gehabt haben, aber ich würde schätzen: Anfang Dezember.</p><p>Ich fuhr also Richtung Treptower Park, stellte mein Fahrrad ab und bewegte mich mit gefühlt zwei Millionen weiteren sonnensüchtigen Berlinern um den Karpfenteich herum. Dort ging ein Mann mit roter Badehose schwimmen. So etwas beeindruckt mich immer wahnsinnig. Weil ich es gerne tun würde, aber es nicht tue. Das ist so, wie mein allabendlicher Plan, am nächsten Morgen und ab dann jeden Morgen, um halb 6 Uhr aufzustehen. Sobald der Wecker morgens klingelt, finde ich diesen Plan hanebüchen, offensichtlich von einer Irren gefasst. Ich stehe dann wieder, wie immer, erst um halb 9 auf und ärgere mich, weil ich die herrlichen frühen Morgenstunden verpasst habe. Genauso ärgere ich mich im Sommer sicher wieder darüber, dass ich im Winter nicht ein einziges Mal schwimmen war und ich denke, ich sollte eventuell langsam akzeptieren, wer ich bin: eine Frostbeule, die gerne ausschläft und sich am wohlsten ab 9 Uhr morgens und bei mindestens 25 Grad Celsius fühlt. Mein Selbstbild ist anders und gerade erst wird mir das so richtig bewusst. In meinem Bild von mir selbst gehe ich natürlich im Winter quasi täglich schwimmen und zerschlage im Notfall das Eis mit einem eingesteckten Hammer und ich stehe auch selbstredend jeden Morgen früh auf, meditiere, grüße die Sonne mit Yoga beim Aufgehen und sitze ab 7 poetisch am Schreibtisch. </p><p>Frage: Belügen sich alle so, oder bin es nur ich?</p><p>Antwort: Egal. Lass es in jedem Fall. Es stresst nur unnötig.</p><p>Könnte ich mich einfach so akzeptieren, wie ich bin und ab jetzt auch dementsprechend leben?</p><p>Ich sage es ganz ehrlich, dass mir Corona und die entsprechenden Maßnahmen langsam ans Eingemachte gehen, weil ich das Ende nicht sehe. Würde mir jemand klipp und klar sagen, im Sommer 2022 haben wir die Sache im Griff, wäre ich unter Umständen bereit, mich noch weitere anderthalb Jahre zusammen zu reißen. Das kann aber niemand. Niemand kann wirklich etwas sagen. Ist hier gerade extremes learning by doing. Für alle. Deshalb mache ich auch niemandem Vorwürfe. Aber ich merke in mir selbst, wie mir der Atem ausgeht und ich bin ein geduldiger Mensch und also gebe ich mich nicht damit zufrieden, dass er mir ausgeht, sondern denke darüber nach, was ich tun kann, um ihn zu verlängern.</p><p>Heute besuchte ich eine Freundin, die einen Laden hat. Er heißt <a href="https://www.friedahain.de/">Friedahain</a> und es gibt dort Stoffe und tausend andere wunderbare Dinge. Ihr könnt dort übrigens bestellen, falls Ihr nähen wollt. Nähen ist ja auch eine tolle Beschäftigung für diese etwas trostlose Phase. Sie ist jeden Tag im Laden, um Onlinebestellungen entgegen zu nehmen et cetera. Ich holte sie ab und wir besorgten uns einen Kaffee und gingen in den Park auf dem Boxi, wo wir uns auf eine Bank setzten. Kaum hatten wir die Bank unserer Wahl gefunden, kamen drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf uns zu und meinten, mit todernsten Gesichtsausdrücken, aber freundlich, ich solle bitte meine Maske wieder aufsetzen. Ich so: Aber ich will den Kaffee trinken. Soll ich das durch die Maske machen?</p><p>Sie: Nein. Aber danach setzen Sie sie bitte sofort wieder auf.</p><p>Ich: Ist gut. Klar. Mache ich.</p><p>Etwas in mir wollte ihnen in jedem Fall das Gefühl geben, dass ich ihre Arbeit extrem wertschätzte.</p><p>Sie, auf den Tabak meiner Freundin blickend: Aber hier dürfen Sie nicht rauchen. Das geht nur auf den Bänken dort. Das hier ist ein Kinderspielplatz.</p><p>Gut, am Horizont stand eine Schaukel, ansonsten war es eine leere Wiese und weit und breit kein Kind. Aber klar. Wir trotteten brav zu den Bänken, die uns zugewiesen wurden und die sich außerhalb der Umzäunung befanden und die nass und schmutzig waren, aber ich fand das Ganze schon fast normal. Irgendwie taten die drei mir leid. Weil ich mir vorstellte, wie oft sie vermutlich von Leuten krass angemacht wurden für ihre Ermahnungen, die letztlich nur darauf abzielten, die Leute zum Einhalten der Regeln zu bewegen. Humorfrei und ordentlich. So halt eben. </p><p>Es war eisig, wir hielten es keine zehn Minuten auf der Bank aus. Der Kaffee war kalt, bevor ich ihn ausgetrunken hatte. Die Kälte kroch einem durch sämtliche Kleidungsschichten hindurch. Ich meine, habe ich jemals im Januar, bei nieseligem eiskaltem Wetter mit einer Freundin auf einer Bank gesessen, geraucht und Kaffee getrunken? Tja, vielleicht als Teenager, als man auf gar keinen Fall zuhause rumsitzen wollte. Freiwillig hatte man es da getan und null gefroren. Wir gingen zurück in ihren Laden. </p><p>Das Treffen war in jeder Hinsicht toll. So ungewöhnlich. Zusammen drinnen irgendwo sitzen und stundenlang quatschen, vorher vom Ordnungsamt gerüffelt werden, über die Kinder reden, über unsere Geburten, den Laden, meinen neuen Job. Normale Gespräche eigentlich, die plötzlich zu Monatshighlights werden, weil so unglaublich selten.</p><p>Ansonsten treffe ich Freunde draußen. Ich gehe soviel spazieren, dass meine Laufapp mir quasi täglich mit einem kleinen virtuellen Feuerwerk vermeldet: Sie haben ihr heutiges Ziel erreicht. Und derart laufend sind wir schon im Februar. </p><p>Letztens schlug ich einer Freundin einen Spaziergang vor. Sie so: Tja, also Spazierengehen ist mir heute nix. Ich wollte einen Powerwalk machen. Habe auch schon die Jacke an. Bist du dabei?</p><p>Ich: Aha.</p><p>Sie: Hast du dazu Lust?</p><p>Ich: Ich weiß, ehrlich gesagt nicht, wovon du sprichst.</p><p>Sie: Naja, ist schon ein Spaziergang, aber viel viel schneller.</p><p>Ich: Tja, weiß ich nicht, ob ich das durchhalte. Wir können ja mal loslaufen und wenn ich zusammenbreche, lass mich einfach am Straßenrand liegen. Kein Problem. Ich humpele dann irgendwann nachhause.</p><p>Sie: Haha. </p><p>Ich zog meine Wanderschuhe an und wir marschierten los, über die Spree und am Ufer in Friedrichshain entlang bis zur Oberbaumbrücke und dann zum Görli und zurück nach Treptow, in sehr strammem Tempo. Meine App war vollkommen geflasht von mir. Meine Freundin war hinterher erschöpft und meinte: Du bist sehr gut in Form. Ich glaube, ich hoffe, sie war auch von mir geflasht. </p><p>Ich so: Leucht. Strahl. Selbstbewusstsein aufgebaut.</p><p>Also, es sind die kleinen Dinge, die einen gerade am Leben erhalten, finde ich. </p><p>Ich habe gerade das Buch <a href="https://www.kiwi-verlag.de/buch/joachim-meyerhoff-hamster-im-hinteren-stromgebiet-9783462000245">Hamster im hinteren Stromgebiet</a> von Joachim Meyerhoff beendet. In diesem fünften Band seiner autobiografischen Reihe <a href="https://www.kiwi-verlag.de/buch/reihe/alle-toten-fliegen-hoch">Alle Toten fliegen hoch</a> schreibt er über seinen Schlaganfall, den er aus quasi heiterem Himmel kurz nach seinem fünfzigsten Geburtstag hatte. Da ich mich relativ hopplahopp mit Charakteren identifizieren kann, hatte ich beim Lesen ständig das Gefühl, gleich einen Schlaganfall zu bekommen. Ich horchte lesend in meinen Körper hinein und fand die Vorstellung eines Blutgerinsels auf dem Weg in mein Gehirn im Grunde wahrscheinlich. Es wunderte mich bis Seite 50 extrem, dass mir das bislang nie geschehen war, wo es doch so logisch klang und ich schon älter war als der Autor. Aber irgendwann konnte ich mich dann doch etwas von meinem Körper lösen und komplett ins Buch einsteigen und ich habe es wirklich geliebt. Weil er zum einen schnörkellos zeigt, wie das Leben mal eben so komplett aus der Bahn gerät (kennen wir ja im Grunde gerade alle so ein bisschen) und weil er zum anderen auch und selbst bei diesem Thema so irre komisch ist. Ich lag teilweise im Bett und konnte mich vor Lachen nicht mehr einkriegen. Ich konnte dann auch stundenlang nicht schlafen, weil die Geschichten über die Klinik am Stadtrand von Wien, seine Kinder und seine verschiedenen Urlaube so komisch waren und so lapidar von ihm erzählt wurden, dass sie noch ewig in mir nachklangen. Dieses Buch war somit auch sehr tröstlich und ich finde, ein bisschen Trost kann vermutlich gerade jeder gebrauchen, oder? Dann lest es!</p><p>Als nächstes werde ich noch einmal <a href="https://www.rowohlt.de/buch/wolfgang-herrndorf-arbeit-und-struktur-9783499268519">Arbeit und Struktur</a> lesen. Ich habe es vor einigen Jahren schon einmal verschlungen, es dann einem Kollegen geliehen und Freitag kehrte es zu mir nach etwa zwei Jahren zurück. Ich schloss es in meine Arme wie einen lange vermissten Freund, denn ich hatte in den letzten Wochen an dieses Buch gedacht und wollte es unbedingt noch einmal lesen. Für mich eine der ultimativen Lektüren auf meiner <a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/04/corona-tagebuch-39-ist-eine-corona.html">Coronaleseliste</a>, die ich heute Abend aktualisiert habe. <a href="https://www.ueberwolfgang.de/">Wolfgang Herrndorf</a> schrieb einen Blog, nachdem er erfahren hatte, dass er einen Hirntumor hatte und an diesem wohl auch sterben würde. Er schrieb sich dem Tod entgegen und protokollierte alles, was geschah, und dieses Buch ist vielleicht eines der lebendigsten, das ich je gelesen habe. Er gab seinem Leben Arbeit und Struktur, um es zu ertragen. Ich war beim ersten Lesen unglaublich beeindruckt von dem Mut und der Konsequenz, mit denen er das Leben umfasste, mit Worten seine Situation konfrontierte. Ich erinnere dieses Buch nicht als tröstlich und es ist auch nicht witzig. Aber es ist in seiner brutalen Akzeptanz dessen, was ist, wie eine Katharsis. Außerdem schreibt Herrndorf wahnsinnig gut.</p><p>"Angeblich wächst die Sentimentalität mit dem Alter, aber das ist Unsinn. Mein Blick war von Anfang an auf die Vergangenheit gerichtet." Wolfgang Herrndorf.</p><p>Ich glaube immer noch, dass alles gut werden wird. Aber ich denke, es wird auch anders werden. Immer weniger glaube ich daran, dass es irgendwann wieder so sein wird, wie es war vor dem 16. März 2020. Ich richte mich darauf ein, ein neues Leben zu leben und es ist wahr, ich schaue zurück, aber nicht nur einfach sentimental, sondern auch, weil ich verstehen möchte, was geschieht und was möglich ist. Möglich ist es, für mich, durch den Blick in die Vergangenheit meinen Atem zu verlängern. </p><p>(c) Susanne Becker</p><p> </p><p><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-62890033793719607082021-01-22T14:41:00.001-08:002021-01-22T14:47:19.525-08:00Corona Tagebuch (65)<p> „January 1</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The ground smells of spring. I am glad to be delivered once
more from the dark solstice into the turn toward growth. January is my
favourite month, when the light is plainest, least colored. And I like the
feeling of beginnings.“<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Aus <a href="http://www.annetruitt.org/books/daybook-the-journal-of-an-artist">Daybook von Anne Truitt</a><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Januar ist noch nie mein Lieblingsmonat gewesen, aber ich
mag diesen Monat mehr als, sagen wir zum Beispiel November. November ist für mich indiskutabel als Monat. Ich mag den Januar ein bisschen aus eben den Gründen, die Anne Truitt nennt: man ist
endlich aus den Klauen der zunehmenden Dunkelheit und der vielen Feiertage
entkommen und bewegt sich auf das Licht zu, auf die zunehmenden Minuten von
Helligkeit an jedem Tag und heute roch es wirklich nach Frühling, die Vögel
sangen bereits. Auch mag ich, genau wie sie, sehr das Gefühl von Anfang. Jedes Jahr im Januar habe ich das Gefühl, ein neues Buch aufzuschlagen, in dem noch kein Wort steht. Als könnte ich ein neuer Mensch werden. Das finde ich am Januar schon sehr aufregend und auch, dass ich Geburtstag habe natürlich.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Seit Wochen hat man hier in Berlin die Sonne nicht mehr gesehen.
Seit Wochen war der Himmel immer grau und es war sehr kalt, oft windig,
verregnet oder Schneeregen. Meine gewohnten Spaziergänge sind kürzer und seltener geworden, weil
es einfach keinen Spaß macht, bei einem solchen Wetter lange draußen herum zu
laufen.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Aber an den letzten beiden Tagen brach zumindest am Morgen,
während ich auf dem Weg in mein Büro war, die Sonne mit goldenen Strahlen am
östlichen Himmel durch die Wolken. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Sie ließ mich an das Gedicht von Amanda Gorman denken,
welches sie vorgestern bei der Amtseinführung von Joe Biden und Kamala Harris
vorgetragen hat und in dem es unter anderem hieß:<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">„… for there is always light if only we’re brave enough to
see it, if only we’re brave enough to be it.“<o:p></o:p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/Wz4YuEvJ3y4" width="320" youtube-src-id="Wz4YuEvJ3y4"></iframe></div><br /><p class="MsoNormal"><br /></p>
<p class="MsoNormal">Die Sonne, die Amtseinführung, und die Coronazahlen in
Deutschland gehen endlich, nach Wochen der Stagnation, runter. Ich war gestern
und heute richtig glücklich, weil ich plötzlich das Licht am Ende des Tunnels
sehen konnte und ich verstand, dass da wirklich immer ein Licht ist, und dass
es immer nur eine Möglichkeit gibt: sich auf dieses Licht zu konzentrieren und
darauf zuzugehen, und ja, dass diese Entscheidung, sich eben nicht auf die Dunkelheit zu konzentrieren, sondern auf dieses Licht, tatsächlich die mutigere Entscheidung ist. Eigentlich immer. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich lese also im Daybook von <a href="http://www.annetruitt.org/">Anne Truitt</a>. Sie war Malerin und
Bildhauerin und ich habe das Daybook zufällig durch Instagram entdeckt. Es
steckt voller Wahrheiten und Weisheiten über das Leben von Müttern und
Künstlerinnen und wie man beides vereinbart. Es handelt von den künstlerischen Prozessen und den finanziellen Problemen, von Ausstellungen und Hausarbeit. Ich lese es sehr langsam, damit ich lange etwas davon habe, denn es ist ein sehr reiches Buch. Ich
lese es an meinem Küchentisch, nachdem ich soeben von einem Spaziergang mit
einem Freund zurück gekommen bin. Wir sind 8 km durch die Dunkelheit in
Kreuzberg und Neukölln und Treptow gestapft, er hat dabei zwei alkoholfreie
Biere getrunken und wir haben viel gelacht und sind nur einer Ratte begegnet. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Der Mond scheint durch mein Küchenfenster auf meinen rechten
Arm, und ich sitze also an dem gleichen Küchentisch, an dem vor vielen Jahren
mein Vater jeden Mittag saß, wenn er eine Pause einlegte und sich etwas zu
essen machte. Er machte sich zunächst eine Tasse Instantkaffee, dann briet er
sich ein paar Eier und bereitete einen kleinen Salat zu. Dazu aß er ein paar
Brote mit Wurst und Käse und Zwiebelringen darauf. Wenn er alles aufgegessen
hatte, machte er sich noch eine Tasse Instantkaffee und zündete sich eine Reval
ohne Filter an. Er las beim Essen am Mittag immer in einer Zeitung. Es war
selten eine gute Idee, ihn dabei zu stören. Er wurde nicht wütend. Er
ignorierte einen einfach. Niemand konnte einen so gut ignorieren wie mein
Vater. Er las weiter in seiner Zeitung, als wäre man nicht im Raum.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Er war gerne allein. Er schwieg gerne. Er war kein Mensch, der es wagte, sich auf das Licht zu konzentrieren. Vielleicht war ihm auch irgendwann die Kraft dazu ausgegangen oder er hatte schlicht und ergreifend keine Ahnung, wie man das anstellte. Aber weil er in solcher Dunkelheit lebte, hat er mich mein Leben lang dazu inspiriert, das Licht zu suchen. Etwas, wofür ich ihm für immer dankbar sein werde.<o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">"Someone I loved once gave me a box full of darkness. It took me years to understand that this too, was a gift." <a href="https://www.poetryfoundation.org/poets/mary-oliver">Mary Oliver</a> </p>
<p class="MsoNormal">Ich esse beim Lesen und Tagebuch schreiben eine Portion
Nudeln mit anpüriertem Blumenkohl und Parmesan und schwarzem Pfeffer. Das Rezept
ist mir heute im <a href="https://www.zeit.de/zeit-magazin/2021/04/pasta-blumenkohl-napoli-rezept-wochenmarkt">Zeit Magazin</a> begegnet und es soll neapolitanisch sein.
Wahrscheinlich habe ich etwas falsch gemacht. Es schmeckt nach Nichts. Aber es
schmeckt lecker nach Nichts. Ich verputze den ganzen Topf und trinke dazu ein
kleines Glas Rotwein und hinterher einen winzigen Limoncello.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Beim Herum schauen auf Instagram stoße ich auf einen kurzen
Text über Joseph Beuys. 2021 ist <a href="https://beuys2021.de/de/homepage">Beuys Jahr</a>, denn er wäre im Mai 100 Jahre alt
geworden. Der Künstler als Schamane. Was bedeutet das?<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">In der <a href="https://www.monopol-magazin.de/monopol-januar-2021-beuys-der-schamane-kehrt-zurueck">Zeitschrift Monopol</a>, die ich mir jetzt bestellt habe,
gibt es darüber einen Artikel. Es hat damit zu tun, dass Künstler spirituell
arbeiten und nicht nur materiell. Sie heilen. Die Gesellschaft. Sich selbst.
Das Universum. ? Ich denke, im besten Falle all dies, denn sie bringen einen
heilenden Impuls in diese Welt. Das sieht man doch sehr deutlich an <a href="https://www.instagram.com/amandascgorman/?hl=de">AmandaGorman</a> und ihrem Gedicht. Sie wirkte wie eine Schamanin, als sie dort oben
stand und der Welt ihre Weisheit schenkte. Oder nicht?<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Mir fällt ein weiteres Zitat sofort ein, das mir ebenfalls
heute begegnet ist. Es stammt von dem Dichter <a href="https://www.poetryfoundation.org/poets/william-butler-yeats">W.B. Yeats</a> und es lautet:<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">„We can make our minds so still like water that beings gather
about us that they may see, it may be, their own images, and so live for a
moment with a clearer, perhaps even with a fiercer life because of our quiet.“<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich denke, dass Künstler (wir alle sind Künstler, jeder
Mensch ist ein Künstler! Auch das hat Joseph Beuys gesagt) nur heilen können,
wenn sie es schaffen, ihren Geist ganz klar zu machen. Da darf kein Wollen mehr
sein. Es muss ganz still sein, so dass es keine Frage mehr gibt, sondern die
Antworten wie von selbst kommen. In diesem Sinne bin ich davon überzeugt, dass jede eine Schamanin sein kann, dass aber vermutlich Künstlerinnen aufgrund ihrer Arbeit prädestiniert dafür sind. <o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Irgendwie ist dieses Corona Tagebuch ein Text über das Licht geworden und die Heilkraft der Kunst. Wie manchmal alles zusammen passt. Und dann steht der Bundespräsident auch noch am Fenster seiner Residenz und zündet <a href="https://www.tagesschau.de/inland/gedenkfeier-coronatote-101.html">eine Kerze für die Coronatoten</a> an und ich finde eigentlich, das sollten wir alle tun. Denn diese mehr als 50.000 Toten in Deutschland, sie erscheinen so seltsam unwirklich und werden nur spärlich so erwähnt, das sie nicht wie eine anonyme Zahl wirken, sondern wie Menschen, die eben noch aus Fleisch und Blut bestanden, ein Leben hatten, Freunde, Familie, Spaß, die oft alleine gestorben sind und deren Familien vermissen sie nun, trauern, konnten sich aber nicht verabschieden, konnten nicht bei ihnen sitzen, sich mit ihnen versöhnen, sie trösten, ihnen die Hand beim Sterben halten. Diese Menschen würden noch leben, wenn es die Pandemie nicht gäbe. </p>
<p class="MsoNormal"><o:p> Zum Schluss muss ich Euch noch bitten, bei Netflix eine Dokumentation zu schauen, die mich wirklich beglückt hat: Pretend, it's a city von Martin Scorsese. Es ist eine Dokumentation über die Schriftstellerin Fran Lebowitz und ich habe wirklich jede Minute davon geliebt. </o:p></p><p class="MsoNormal"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/MClMxqD-HNA" width="320" youtube-src-id="MClMxqD-HNA"></iframe></div><br /><o:p><br /></o:p><p></p>
<p class="MsoNormal">Bei tagesschau.de standen heute die Ergebnisse einer Umfrage, nach der die Deutschen die Einschränkungen langsam sehr anstrengend finden. Das hätten wir denen auch ohne Umfrage sagen können, oder? Ist doch klar, dass einem diese ganzen Belastungen langsam den letzten Nerv rauben. Auch die Unsicherheit, die Angst, dass man sich noch nicht mal mit Shoppen oder Kino oder Ausgehen ablenken kann. Ich schminke mich mittlerweile, wenn ich einen Block rüber zu Edeka gehe, so aufwändig, als würde ich eine Wochenendreise nach Paris antreten. Ehrlich! Es passiert ja nix. Man hat ein schlechtes Gewissen, wenn man doch mal jemanden umarmt oder sich mit einer Person zu viel trifft. Ich kenne jeden Winkel in meinem Wald. Jetzt dürfen wir auch keine hübschen Masken mehr tragen, sondern müssen alle mit diesen weißen Dingern rum laufen, mit denen man aussieht wie eine Ente. So halt. Klar geht einem das alles auf den Geist. Aber es hilft ja nichts. Irgendwie müssen wir durch und da ist es gut, sich auf das Licht am Ende des Tunnels einzuschießen. Ich sags ja nur 😘</p><p class="MsoNormal">Haltet durch! 💪💚</p><p class="MsoNormal">(c) Susanne Becker</p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p><p><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-2395291585037534612020-12-31T08:40:00.000-08:002020-12-31T08:40:23.110-08:00My list of favourites 2020<b><span style="font-size: medium;">Musik</span></b><br />
<br />Habe ich in diesem Jahr unglaublich viel gehört. Denn ich bin seit letztem Dezember bei Spotify. <a href="https://open.spotify.com/playlist/37i9dQZF1ELWsPwqOO8M8B?si=X_QtkaKUTs-7S4wTQZgiUA">Hier ist ein Link </a>zu den meistgehörten Songs. Das ist ein Service von Spotify, was ich extrem reizend fand. Danke. Diese 100 Songs habe ich also (angeblich) in 2020 am meisten gehört. Da ich alle 100 mag, könnte was dran sein. Dennoch hier eine Auswahl der Songs, die ich jetzt persönlich nennen würde, und es sind nur sechs.<div><br /><div>
Paradise Circus, Massive Attack<div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/jEgX64n3T7g" width="320" youtube-src-id="jEgX64n3T7g"></iframe></div><br /><div><br />
Soap&Skin Me and the Devil</div><div><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/xd9LpME3jnk" width="320" youtube-src-id="xd9LpME3jnk"></iframe></div><br /><div><br />
The Arcadian Wild, Rain Clouds</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/OR4UCbM-bOs" width="320" youtube-src-id="OR4UCbM-bOs"></iframe></div><br /><div><br />
Radio Head, Exit Music</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/16izdtkzEz8" width="320" youtube-src-id="16izdtkzEz8"></iframe></div><br /><div><br /></div><div><br />
Radio Head True Love waits</div><div><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/z2hZ9CTLICs" width="320" youtube-src-id="z2hZ9CTLICs"></iframe></div><br /><div><br /></div><div><div>Les Indes Galante, Rameau, Teodor Curentzis</div><div><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/j6QgaHInNkA" width="320" youtube-src-id="j6QgaHInNkA"></iframe></div><br /></div><div><br />
<br /><span style="font-size: medium;"><b>
Bücher</b></span></div><div><br />Gelesen habe ich nicht so viel wie in anderen Jahren. Aber es gab schon einige Bücher, die mich wirklich sehr beeindruckt haben. Hier ein paar davon:</div><div><br /></div><div>Tomas Espedal <a href="https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/das-jahr-ebook.html">Das Jahr.</a> Ich habe dieses Buch vom ersten Satz an wirklich geliebt. Ich weiß noch, wie ich dann darin diesen Satz las, der nicht der erste Satz in diesem Buch ist: "Ein Jahr kann ein ganzes Leben enthalten und kann völlig leer sein." mich aber geradezu elektrisierte und ich hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, wie wahr dieser Satz für das vor uns liegende Jahr werden würde.</div><div><br /></div><div>Obwohl, als ich einen Monat später am Strand von Sizilien entlang lief, kam mir immer wieder dieser Satz in den Kopf "everything will end", und ich fühlte mich sehr traurig und sehr schwer. Ich machte aus diesem kurzen Satz<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/02/the-attraction-of-emptiness.html"> eine längere Geschichte</a>. Im Rückblick kam es mir vor, als hätte ich dieses Jahr auf mich zurollen sehen, als hätte etwas in mir gespürt, wie schwer es werden würde. Dass kein Missverständnis aufkommt: für mich persönlich war es kein schweres Jahr. Es war ein wunderbares Jahr. Ich habe sehr viel gesehen, erreicht, verstanden, verändert. Ich werde auf dieses Jahr stets mit ganz besonderer Zärtlichkeit zurück blicken. Aber es war für die Menschen ein sehr schweres Jahr. Es hat für viele ein ganzes Leben enthalten an Hoffnung und Schmerz und Angst und Liebe und Tod und für andere war es völlig leer. Ein Warten vielleicht. </div><div>Hier ist noch ein Text, den ich im letzten Jahr <a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/01/tomas-espedal-das-jahr.html">über das Buch</a> geschrieben habe.</div><div><br />
Bernardine Evaristo <a href="https://www.klett-cotta.de/buch/Gegenwartsliteratur/Maedchen_Frau_etc./135435">Girl Woman Other</a> wird ab dem 23. Januar bei Klett Cotta unter dem Titel Mädchen, Frau, etc. erscheinen und es war eines der befriedigendsten Leseerlebnisse, die ich in diesem Jahr hatte. Das Buch hat mir großen Spaß gemacht und ich habe beim Lesen sehr viel gelernt. Die Autorin hat dafür <a href="https://thebookerprizes.com/booker-prize/news/margaret-atwood-and-bernardine-evaristo-winners-2019-booker-prize-announced">2019 den Booker Prize</a> gewonnen, da sich die Jury in diesem Jahr nicht entscheiden konnte, musste sie ihn mit Margaret Atwood für deren Buch <a href="https://thebookerprizes.com/books/testaments-by">The Testaments</a> teilen. Das gibt in etwa einen Eindruck, in welcher Liga Evaristo schreibt. </div><div><br />Nadja Spiegelman <a href="https://www.aufbau-verlag.de/index.php/was-nie-geschehen-ist.html">Was nie geschehen ist</a> Ist für mich eines der besten Bücher über eine Familiengeschichte, das mir je untergekommen ist. Gerade liest es meine jüngere Tochter und ich glaube, sobald sie durch ist, lese ich es noch einmal. </div><div><br /></div><div>
Ali Smith <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Fruehling/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529296.rhd">Spring</a> <a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/06/buch-der-woche-spring-von-ali-smith.html">Hier ist ein Text</a>, den ich über das Buch auf dem Blog geschrieben hatte. Im Grunde muss ich sagen, dass ich gar nicht nur dieses eine Buch empfehlen möchte, sondern das ganze Quartett. Außer Summer gibt es mittlerweile alle Bände schon auf Deutsch (<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/12/buch-der-woche-summer-von-ali-smith.html">hier ist der Text</a>, den ich erst letzte Woche über Summer hier veröffentlichte). Sie sind bei Luchterhand erschienen. Mir hat die Sprache gefallen, die Komplexität, die Poesie. Beeindruckt hat mich die Verflechtung, der Charaktere über die verschiedenen Bände hinweg miteinander, aber auch die elegante, wie selbstverständliche Verflechtung alles dessen, was gerade geschieht, mit allem, was geschehen ist, mit unserer Geschichte, mit der Vergangenheit unserer Welt. Für mich sind diese vier Bücher zusammen Meisterwerke und eigentlich müsstet Ihr mit <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Herbst/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e521729.rhd">Herbst</a> anfangen, denn das ist der erste Band. </div><div><br /><div>Karl Ove Knausg<span face="Calibri, sans-serif" style="font-size: 11pt;">å</span>rd, <a href="https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Kaempfen/Karl-Ove-Knausgard/btb/e543233.rhd">Kämpfen</a>, war vielleicht das schwierigste und schmerzhafteste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Aber es war auch ein unglaublich befriedigendes Leseerlebnis. Es handelt tatsächlich zu einem großen Teil vom Holocaust und von der Biografie Adolf Hitlers. Für dieses vollkommen abgedrehte Jahr 2020 konnte ich mir für mich keine bessere Lektüre denken. Denn Knaus<span face="Calibri, sans-serif"><span>g</span></span><span face="Calibri, sans-serif">ård</span><span face="Calibri, sans-serif" style="font-size: 11pt;"> </span><span style="font-family: inherit;">schaut sich die Menschen, und hier den Prototyp des schlimmsten Menschen, den man sich in unseren Breitengraden so vorstellen kann, derart unvoreingenommen und voller Offenheit an, dass es mir geholfen hat, meine Ängste vor den Menschen, die ich zur Zeit als eher verrückt betrachte (Antisemiten, Rassisten, Rechte und Unempathische aller Couleur) zur Ruhe zu bringen und mir die Courage zu geben, mir die Menschen genauer anzuschauen. Ohne Vorurteile. Die Menschen sind nicht nur gut. Auch das hat uns dieses Jahr gelehrt. Und weil ich dann also in dem Buch auf den Film Shoah traf, kaufte ich ihn mir und begann ihn zu schauen. Weil ich die Menschen verstehen will. Ganz. Nicht nur das, was mir an ihnen gefällt. </span></div><div><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><span face=""Calibri",sans-serif" style="font-size: 11pt; line-height: 107%; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: minor-latin; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: minor-latin;"></span><div><b><span style="font-size: medium;">Filme</span></b></div><div><br /><div>Shoah von Claude Lanzmann - Dieser Film ist wie ein Geschenk. Er zeigt uns die Menschen, wie sie sind. Ich kann mir nur schwer vorstellen, was es Lanzmann gekostet hat, diesen Film zu machen Wieviel Schmerz. Aber ich spüre deutlich, wieviel ihm dieser Film auch gegeben haben muss. Ich spüre eine unglaubliche Liebe, eine Großzügigkeit, die sich beim Zuschauen überträgt. Ja, so sind die Menschen, aber wir lieben sie trotzdem und wir geben niemals die Hoffnung auf und wir werden nicht bitter. Denn die Menschen haben es auch in sich, solche Filme zu machen über das, was geschehen ist. Es kann wieder geschehen. Aber es könnte auch ein Wunder geschehen und die Menschen erkennen, wie sehr wir alle miteinander verbunden sind und dass alles, was geschieht, auf alle anderen eine Auswirkung hat. Dass es deshalb wichtig ist, dass wir unsere Zeit niemals mit etwas vergeuden, das nicht pure Liebe ist.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/9MNUbt8HEaw" width="320" youtube-src-id="9MNUbt8HEaw"></iframe></div><br /><div><br /></div><div><br /></div><div>Der Himmel über Berlin, Wim Wenders</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/tYEHl_fV3x0" width="320" youtube-src-id="tYEHl_fV3x0"></iframe></div><br /><div><br /></div><div><br /></div><div>Milla meets Moses </div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/oRGd0EJDLCs" width="320" youtube-src-id="oRGd0EJDLCs"></iframe></div><br />Diesen Film habe ich in einem meiner Lieblingskinos gesehen und ich frage mich, ob es dieses Kino, <a href="https://ilkino.de/">Il Kino</a>, im nächsten Jahr noch geben wird. Ich war in 2020 zweimal im Kino. Beide Male dort. Ich war einmal mit meiner älteren Tochter (Wir haben uns La Verité angeschaut, auch sehr gut!) und einmal mit meiner jüngeren Tochter im Kino. Das wars! Unglaublich. Ansonsten haben wir Netflix und Amazon praktisch leer geguckt. Aber das ersetzt keinen Kinofilm. Vor allen Dingen nicht, wenn man auf meinem alten Laptop guckt. Haha. Was mir aber im Grunde nicht viel ausmacht und niemals würde ich mir eine Leinwand ins Zimmer hängen oder so einen riesigen Flachbildschirm. Könntet ihr mich mit jagen. Nein. Ich freue mich, ich freue mich so unbändig darauf, eines Tages wieder unbedarft ins Kino zu können und dann werde ich tun, was ich in meiner Jugend tat: Ich werde mindestens einmal die Woche ins Kino. Jede Woche. Aber nur in kleine Programmkinos. Ich werde mir die Karte kaufen und ein Bier und salziges Popcorn. Dann werde ich mir einen guten Platz aussuchen. Was in Berlin kein Kinderspiel ist. Denn selbst wenn man den besten Platz findet, kommt kurz nach Beginn des Films jemand rein, gerne mit einer Hochsteckfrisur und sowieso 1.90 m groß und setzt sich, obwohl es zwei Millionen leere Plätze gibt, genau vor deine Nase. Das Warten darauf lohnt sich!</div><div><br /><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiomlProGw_jAzKn7-ZqxSHLY6mlcFqHoQzRPJ56ebp9ajAQz7gIfdFqRDU8ivHc2wxW1hLh6Wo5cU49jv3IH6mVcieePUfuCQnPmTIc4mjs24G2SbG77u189R2C2rkBIJM8RAukA3lm2A2/s2048/purpleskysicily.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiomlProGw_jAzKn7-ZqxSHLY6mlcFqHoQzRPJ56ebp9ajAQz7gIfdFqRDU8ivHc2wxW1hLh6Wo5cU49jv3IH6mVcieePUfuCQnPmTIc4mjs24G2SbG77u189R2C2rkBIJM8RAukA3lm2A2/w400-h300/purpleskysicily.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Everything will end, Taormina Giardini, Wunderwolken über dem Hafen</span></td></tr></tbody></table><br /></div><div>
<br /><b><span style="font-size: medium;">
Orte</span></b><div><ul style="text-align: left;"><li>der Hof meiner Freunde im Burgenland </li><li>der Garten meines Bruders und meiner Schwägerin in der Eifel</li><li>aber der vielleicht allerliebste Ort für mich war der innere Raum, in den man sich jederzeit zurückziehen kann, in dem man nichts und alles sein und tun kann. Aus diesem Raum heraus habe ich unglaublich viel geschrieben, ich habe angefangen zu malen und weiter an meinen Collagen und kleinen Büchern gearbeitet, und er lässt sich vielleicht am besten beschreiben, wenn ich dieses Zitat der amerikanischen Künstlerin Helen Frankenthal hier wiederhole. Es war ein Teil ihrer Antwort auf die Frage: <a href="https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-helen-frankenthaler-artist?fbclid=IwAR32LomRLQujgovUaxVK9EeKfNVCZCAEWYpJmMWxwQ8Uy7ukCHEn81xA4UU">How to be an artist?</a>: "...taking risks, being surprised, experimenting, wanting to push painting further...." wobei ich painting hier mit living ersetzen möchte. Wieweit kann man sein Leben erweitern, vergrößern, intensivieren als Mensch? Wie weit kann man gehen? Das ist im Grunde für mich auch schon das Motto für 2021, bzw. die Frage, die ich in diesem neuen Jahr für mich weiter beantworten möchte. Ich habe den dunklen Verdacht: unendlich. Unendlich kann man es intensivieren und vergrößern, man kann unendlich oft überrascht sein, die Anzahl möglicher Experimente, sie ist unendlich. Und es fängt mit diesem Raum im eigenen Inneren an, der wahrlich keine Grenze hat, egal in welche Richtung man schaut. In diesem Sinne: Ich wünsche Euch allen ein ganz wunderbares, grenzenloses, aber vor allem gesundes neues Jahr. </li></ul></div><div><br />
<br /><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhl0ox96oesMZPq5rRJ_Dz_5f9zvQDjkCJhPHNDH0TMbO7ytfIT633yoQQexuIRj8pzXusjakQMnGqG8mawxHe0fIrgmfQwz_yxqs7zNJL7bAXTdXsRY6Xy6xsC24V1u_IzaJEDfE0w9HLF/s2048/IMG_20200721_210615545_HDR.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhl0ox96oesMZPq5rRJ_Dz_5f9zvQDjkCJhPHNDH0TMbO7ytfIT633yoQQexuIRj8pzXusjakQMnGqG8mawxHe0fIrgmfQwz_yxqs7zNJL7bAXTdXsRY6Xy6xsC24V1u_IzaJEDfE0w9HLF/w400-h300/IMG_20200721_210615545_HDR.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">der Garten meiner Träume</span></td></tr></tbody></table><br /></div></div></div></div></div></div></div></div><div>Ach, noch eine Sache möchte ich erwähnen, was wirklich auch sehr wichtig für mich in diesem Jahr war: das Schreiben des <a href="http://lobedentag.blogspot.com/search?q=Corona+Tagebuch">Corona Tagebuches</a> hier auf diesem Blog. Es gibt davon mittlerweile 64 Teile und ich möchte mich sehr dafür bedanken, dass ihr es immer gelesen habt und für all eure wunderbaren Nachrichten dazu. Sicher werde ich auch daran weiter schreiben, wann immer mir ein passender Gedanke kommt. Danke und vergesst es nie und niemals nicht: alles wird gut werden!!</div><div><br /></div><div>Prost 🍸🍹🍸und soviel Glück wie ihr tragen könnt im neuen Jahr! 🐷🐷🐷</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-35686355741231398712020-12-24T02:40:00.003-08:002020-12-24T02:43:06.412-08:00Buch der Woche - Summer von Ali Smith<p> So here's another fragment of moving image from across time.</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_4E7K_1w1sqGr3054VoeVH573dbIH0JkCTtsGbTDBXjM7xl9EPyI9sgxnMvJqothXv_4ByAcOrS8AgTHPEqKpO5hDEZNMrKbPY_5oqmwceV68VzTj_HO4I4_PBSSzATBoInszpEpEJbBO/s708/Ali+Smith.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="708" data-original-width="440" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_4E7K_1w1sqGr3054VoeVH573dbIH0JkCTtsGbTDBXjM7xl9EPyI9sgxnMvJqothXv_4ByAcOrS8AgTHPEqKpO5hDEZNMrKbPY_5oqmwceV68VzTj_HO4I4_PBSSzATBoInszpEpEJbBO/w249-h400/Ali+Smith.jpg" width="249" /></a></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br />Man nennt es den ersten Coronaroman und auf jeden Fall ist es ein Coronaroman. Aber <a href="https://www.penguin.co.uk/books/285/285183/summer/9780241207062.html">Summer</a> ist auch ein Brexit Roman und ein Buch, welches all das, was gerade jetzt geschieht, mit dem verknüpft, was im Verlauf des zweiten Weltkrieges geschehen ist. Es verknüpft die Gegenwart mit der Vergangenheit, die Klimakatastrophe mit der Verlorenheit eines englischen Teenagers, das obsessive Spielen von Videogames mit einem Gefühl unendlicher Sehnsucht in dieser Komplexität, die niemand von uns verstehen kann, und es verknüpft das Verhalten von Schwalben mit der Situation eines afrikanischen Menschen, der seit drei Jahren in England in Abschiebehaft sitzt, wo er den ganzen Tag nichts tun kann und auch nicht hinaussehen kann, da sein Fenster oval geformt ist. Er steht damit in direkter Verbindung zu den deutschen Juden, die im Verlauf des zweiten Welkrieges in England interniert wurden und unter furchtbaren Bedingungen wie Feinde behandelt wurden. Das war zum Beispiel ein Teil der Geschichte, den ich nicht kannte.<p></p><p>Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass dieses Buch leichte Kost ist. Aber das waren auch die drei Vorgänger <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Herbst/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e521729.rhd">Autumn</a>, <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Winter/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529291.rhd">Winter</a> und <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Fruehling/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529296.rhd">Spring</a> nicht. Weil sie es nicht sein können. Wenn man unsere Zeit porträtieren möchte, dann darf man nicht allzu ängstlich sein. Man muss hinschauen wollen und dahin gehen, wo der Schmerz kaum zu ertragen ist. Das tut sie. In allen vier Büchern. </p><p>Die vier Bücher ergeben zusammen eine Art Collage unserer Zeit. Eine Art Mind Map.</p><p>Es ist so faszinierend zu lesen, weil Ali Smith so viele verschiedene Dinge miteinander zu verknüpfen wagt und es erfolgreich tut. Barbara Hepworth und Einstein, Liebe und Schmerz, Folter und politischen Protest. Sie zeigt, ohne dass sie es ausdrücklich sagt, wie sehr wir Menschen miteinander verbunden sind und wie sehr ein ganz großer Teil dessen, was unsere Leben so traurig macht, damit zusammen hängt, dass wir nicht in der Lage sind, in den Schuhen eines anderen zu gehen und seinen Schmerz zu fühlen. Und wäre es nur für eine Viertel Stunde. Es zeigt, dass Liebe immer alles verändert. In dem Augenblick, in dem sie aufleuchtet, ist das Leben immer ein Wunder.</p><p>Summer ist noch sehr neu und leider als einziges der vier Bücher noch nicht auf Deutsch erschienen. Aber ich habe keinen Zweifel, dass dies im frühen Verlauf von 2021 geschehen wird. Die Bücher sind alle bei <a href="https://www.randomhouse.de/Autor/Ali-Smith/p152502.rhd">Luchterhand</a> erschienen und ich würde jedes einzelne aus vollem Herzen empfehlen.</p><p>Hier meine frühere Besprechung von <a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/06/buch-der-woche-spring-von-ali-smith.html">Spring</a>, bevor es auf Deutsch erschienen ist. </p><p>Nein, diese Bücher sind keine leichte Kost, aber sie sind ein mehr als gelungener Versuch, unser Hier und Jetzt und seinen seelischen Raum in Literatur zu verwandeln. Da in dem vierten Band wieder ein paar der Charaktere auftauchen, die auch schon in früheren Bänden eine Rolle spielten, möchte ich über die Feiertage alle vier Bücher noch einmal lesen. Denn ich habe das Gefühl, dass mir das Gesamtbild noch entgangen ist. Für mich sind diese vier Bücher ein gemeinsames Meisterwerk. Wirklich große Literatur. Danke Ali Smith!</p><p>(c) Susanne Becker</p>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-83490725796786907022020-12-22T09:46:00.001-08:002020-12-22T09:49:54.399-08:00Corona Tagebuch (64)<p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjREItYOzS3SbHPhsW7o-JnjoNxMa8iDFnztjjLRBiRzutntqhzlHmw_GDOm_CuBCT3q1z69OJNyJWCDm1OTQOgpfc9b6arQel6RSxEysZC0hUh68qHt33fJUVU8raF1cxtC7yr9x7JR1Iv/s960/Arenaheller.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="720" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjREItYOzS3SbHPhsW7o-JnjoNxMa8iDFnztjjLRBiRzutntqhzlHmw_GDOm_CuBCT3q1z69OJNyJWCDm1OTQOgpfc9b6arQel6RSxEysZC0hUh68qHt33fJUVU8raF1cxtC7yr9x7JR1Iv/w300-h400/Arenaheller.jpg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Arena, Treptow</span></td></tr></tbody></table><br />Everything needs to be unmasked, right now.... aus: Summer von Ali Smith<div><br /></div><div>Verrückt, heute wollte ich meine Mutter anrufen. Nach dem Bruchteil einer Sekunde eigentlich nur, aber dieser Bruchteil war unglaublich real und der Gedanke an meine Mutter war vollkommen ungetrübt, fiel mir ein, dass sie seit fast sieben Jahren tot ist. Es traf mich wie ein überraschender Schlag. Ich hatte diese simple Tatsache für den Bruchteil einer Sekunde vollkommen vergessen und es war kurz, als wäre ich eine andere, als würde durch diese Möglichkeit, eine so simple und doch lebenswichtige Tatsache vollkommen vergessen zu können, die Tür zu einer Unzahl weiterer Möglichkeiten geöffnet, die sich alle in meinem Bewusstsein befinden und die alle ich sind.<p></p><p>Eine Kollegin sagte mir heute, dass man Corona nicht bekommt, wenn man nicht so hysterisch daran denkt. Ich sagte: "Nun, das glaube ich ehrlich gesagt nicht."</p><p>Sie darauf: "Oh doch."</p><p>Ich darauf zu mir selbst: "Wow! Irre! Wir sollten diese Neuigkeit, diese Tatsache ganz schnell verbreiten, weil dann können wir das Virus ja sofort eindämmen." Haha. Dass der Drosten das nicht weiß und all die anderen. Kopfschüttel!</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigoCYvK0hlb88-4xrA4iCZK8vOyZ_dxUK2ybkldzwSPkkJ8TzfBZxuhaE1Cau2XDLSjoVzSqqiqasogZsLu_Aslu6KZ_gWF5lxKNPmPUFoNpFuf7bQHMwNBWRgqn_fosmqxUQ_nFfJxmE4/s960/WinterFernsehturm.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="720" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigoCYvK0hlb88-4xrA4iCZK8vOyZ_dxUK2ybkldzwSPkkJ8TzfBZxuhaE1Cau2XDLSjoVzSqqiqasogZsLu_Aslu6KZ_gWF5lxKNPmPUFoNpFuf7bQHMwNBWRgqn_fosmqxUQ_nFfJxmE4/w300-h400/WinterFernsehturm.jpg" width="300" /></a></div><br />Ich habe den Weihnachtsbaum rein geholt. Er stand jetzt seit zwei Wochen auf dem Balkon aber heute regnet es sehr stark und ich wollte nicht, dass er vollkommen einsaut. Jetzt steht er, grün und klein und unglaublich schief, auf einem Höckerchen, auf dem meine Großmutter in ihrem Wohnzimmer eine Zimmerpflanze stehen hatte. Er steht in meinem Zimmer, das Wohnzimmer ist und Arbeitszimmer und Schlafzimmer, wenn meine Tochter bei mir ist, Studio, wenn wir beide malen oder schreiben oder kleben, Büro, wenn ich im Homeoffice bin, Schulstube, wenn sie im Zoom/Onlineunterricht ist, Yogaraum, Meditationsraum undsoweiter. Dieser Raum ist einer der besten Räume, in denen ich je gelebt habe. Keine Ahnung warum, aber die Energie ist einfach toll darin. Ich glaube, ich hatte noch keine miese Minute in diesem Raum. Selbst wenn ich traurig bin, fühlt es sich in diesem Raum gut an. Und ich habe in vielen Räumen gelebt. Kennt ihr das, dass ihr die Wohnungen und Häuser Eures Lebens Revue passieren lasst?<p></p><p>All die Schreibtische, an denen man saß, all die Fenster, aus denen heraus man von seiner Arbeit sich davon träumte, all die Betten, in denen man geschlafen hat, all die Küchen, in denen man Essen zubereitet hat, die Duschkabinen und Badewannen. Am wichtigsten sind mir aber immer die Schreibtische gewesen. Als ich in Amerika lebte, hatte ich keinen Schreibtisch und meine Mitbewohnerin Greta baute mir einen. Er war sehr schmal und passte genau in die Lücke zwischen Fenster und Bett. Ich saß daran täglich und schrieb an einem Manuskript, das ich Blaue Wunder nannte. Dort schnitt ich mir auch die Haare ganz kurz und färbte sie orange. Es sah nicht so gut aus. Aber es war eine verrückte Zeit.</p><p>Ich lese gerade das erste Buch, das man wohl als Coronavirusroman bezeichnen könnte. Es ist der vierte Band der Jahreszeitenbücher von Ali Smith, <a href="https://www.penguin.co.uk/books/285/285183/summer/9780241207062.html">Summer</a>, und es ist noch nicht ins Deutsche übersetzt. <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Winter/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529291.rhd">Winter</a> <a href="https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Herbst/Ali-Smith/btb/e581679.rhd">Herbst </a>und <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Fruehling/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529296.rhd">Frühling</a> gibt es bereits bei Luchterhand, aber Sommer ist noch nicht einmal angekündigt.<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2020/06/buch-der-woche-spring-von-ali-smith.html"> Über Frühling hatte ich auch einmal hier im Blog</a> geschrieben. Die vier Bücher sind zwar unabhängige Romane, funktionieren aber wie eine Collage, eine miteinander verbundene vierteilige Schilderung unserer Situation. </p><p>Das Buch Summer ist verstörend, denn es spielt so sehr im Hier und Jetzt, dass man es kaum glauben kann und es kommt einem dadurch unerträglich nah. Mir haben die anderen drei Bücher ausnehmend gut gefallen. Die Verortung unserer Gegenwart in ein Netz aus kulturellen und künstlerischen Landschaften, ein Deutlichmachen dessen, wo wir als Menschen gerade stehen, in einem seelischen Raum. Das ist in diesem Fall genauso gut wie in den anderen, aber extrem verstörend, weil so nah, dass man es im Grunde beim Lesen kaum aushält. Ich lese immer abends im Bett und normalerweise nehme ich mir vor, ganz lange zu lesen und schlafe nach 2 Seiten ein. Hier aber lese ich sehr lange, bis ich irgendwann beschliesse, jetzt dann doch mal das Licht auszumachen, weil es ein Uhr nachts ist und dann kann ich nicht einschlafen, weil mir die Charaktere aus dem Buch, das Schildern von Folterszenen (aus dem Mittelalter und aber auch jetzt, bei der CIA oder in Computerspielen, die 13jährige spielen, wisst Ihr, was Eure Kinder treiben, wenn sie stundenlang, tagelang, wochenlang, lebenslang an ihren PCs rumhängen?) nicht aus dem Kopf gehen. Also, ich sehe schon, dass auch dieser vierte Band phantastisch ist und ich freue mich auf heute Abend, wenn ich endlich weiter lesen kann. </p><p>Dies ist eine Zeit, in der man an all jene denkt, denen es schlechter geht als einem selbst. Deshalb möchte ich Euch von einer Frau erzählen, die mich schon lange immer wieder berührt hat mit ihrem heroischen Mut. Sie ist eine Märtyerin der heutigen Zeit, würde ich voller Pathos und ohne Angst davor sagen, und sie lebt im Iran. Dort hat sie eine Familie, zwei Kinder etwa im Alter meiner Kinder, sie arbeitet als Anwältin und verteidigt die Rechte all jener, die vom iranischen Regime zu Unrecht verfolgt werden, vor allen Dingen sind dies immer wieder Frauen. Sie tut dies, indem sie sich buchstabengetreu ans Gesetz hält. Aber das hat ihr nichts genützt. Seit 2010 war sie immer wieder im Gefängnis. Aktuell ist sie zu einer Haftstrafe von 38 1/2 Jahren und zu 148 Peitschenhieben verurteilt. Ihre Familie wird schikaniert und sie selbst kämpft vom Gefängnis aus, z.B. mit Hungerstreiks, gegen das Unrecht, das im Iran geschieht. Sie hatte vor kurzem einen Hafturlaub, weil sie krank ist und sich im berüchtigten Teheraner Evin Gefängnis mit Corona infiziert hatte. (<a href="https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/iran-gefaengnisse-im-iran-haeftlinge-sind-dem-coronavirus-schutzlos">Hier Infos </a>zur Situation in Gefängnissen im Iran von Amnesty International). Nun musste sie aber Anfang Dezember zurück in dieses Gefängnis. </p><p>Es gibt einen Film über sie, <a href="https://www.nasrinfilm.com/">Nasrin</a>, den man hoffentlich bald in den Kinos wird sehen können. <a href="https://www.igfm.de/nasrin-sotoudeh/">Hier</a> noch ein paar Infos über sie auf der Seite der IGFM. Und <a href="https://www.amnesty.de/mitmachen/urgent-action/iran-sorge-um-inhaftierte-anwaeltin-2020-09-28">hier die Seite für Nasrin</a> bei Amnesty International, wo es einen vorgeschriebenen Brief gibt, den man an die iranische Botschaft und deren Vertreter bei der UN schicken kann, um sich für ihre sofortige Freilassung einzusetzen. Weihnachten halt. Briefe statt Postkarten. </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/UHW1ltS7xVE" width="320" youtube-src-id="UHW1ltS7xVE"></iframe></div><br /><p>Bleibt gesund! Passt auf Euch auf und haltet Abstand. 💪💚</p><p>Nach Auskunft meiner Corona App habe ich übrigens durch strikte Einsamkeit meine ungefährlichen Kontakte wieder von 6 auf 0 runter gedrückt, innerhalb einer Woche. Erfolg in Zeiten von Corona = Niemanden treffen, Kontakte reduzieren. Ist irgendwie vollkommen verrückt.</p><p><br /></p><p>(c) Susanne Becker </p></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-12797747678162880722020-12-16T09:43:00.003-08:002021-05-22T07:04:58.664-07:00Corona Tagebuch (63)<p>"Manchmal können wir etwas nur dadurch klären, dass wir uns dem stellen, was wir nicht wissen."</p><p>Pina Bausch</p><p><br /></p><p>Erster Tag des zweiten Lockdowns. Ich war circa eine Stunde draußen, um in meinem Bioladen einzukaufen. Es war so voll da draußen auf den Straßen und im Görlitzer Park, als hätte jemand gerufen: Lockdown, alles raus! Es sind tausend Leute an einem Tag gestorben an Corona, geht raus, bevor sie uns ganz einsperren! Alle waren natürlich tierisch beschäftigt, mit Bällen, Frisbeescheiben, Rollerblades, Hunden, Einkaufstaschen....Riesiger Unterschied zum ersten Lockdown im März, als die Straßen wirklich wie leer gefegt waren. </p><p>Meine Corona App macht mich langsam wahnsinnig, denn in den letzten Tagen kommen immer mehr Kontakte hinzu, die zwar bislang ungefährlich also grün sind, aber es macht mir deutlich, wie viele Menschen diese App offensichtlich nutzen und wie viele Kontakte ich habe, obwohl ich quasi (gefühlt) nichts mache.</p><p>Gut, bis gestern bin ich arbeiten gegangen. Dort gab es auch noch einen weiteren Coronafall, aber ich hatte zu dieser Person null Kontakt. Ich gehe einkaufen, aber ich bummele jetzt nicht. Ich habe zackzack meine Weihnachtseinkäufe erledigt und war im Grunde gestern damit fertig. Ich war mal bei Aldi, mal bei Edeka, einmal bei Kauf dich glücklich, mehrmals bei meinem Biobäcker, wo ich je alleine im Laden war. Ich bin 2 x S-Bahn gefahren, jeweils 2 Stationen. Ansonsten Fahrrad, durch den Wald stapfen, allein durch die Gegend latschen, (gut, letzte Woche habe ich tatsächlich insgesamt drei Freunde getroffen, zum ersten Mal seit einem Monat Verabredungen, aber keiner davon hat ein positives Testergebnis, das wüsste ich ja mittlerweile) telefonieren, whatsappen, mailen, facetimen, thats my life, baby.... als heute innerhalb von 24 Stunden meine grünen Kontakte von 2 auf 6 hochschnellten, war ich schon geschockt. Weil es mir noch einmal bewusst gemacht hat, wie vielen Leuten ich begegne, obwohl ich denke, ich mache nix.</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLpbUGdfFw4rQgZ0Zag7XH1LOUNlfol0O8p-Zez0GOWjOrA5KU18qvod116L8k4Nt0hZNt_L9pS1pv0ZQVbwlXc9PTHJh5lJbnq80PhT0nonFhf1uADnW61rIy82va2pAFHjCRU2m9okJ9/s2048/IMG_20201114_163216038.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLpbUGdfFw4rQgZ0Zag7XH1LOUNlfol0O8p-Zez0GOWjOrA5KU18qvod116L8k4Nt0hZNt_L9pS1pv0ZQVbwlXc9PTHJh5lJbnq80PhT0nonFhf1uADnW61rIy82va2pAFHjCRU2m9okJ9/w300-h400/IMG_20201114_163216038.jpg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Eine gute Seite des Winters, die Sonnenuntergänge</span></td></tr></tbody></table><p></p><p>Ich lese jetzt <a href="https://www.suhrkamp.de/buecher/outline-rachel_cusk_46972.html">Outline</a> von Rachel Cusk und bin darin noch ganz am Anfang, aber ich liebe es bereits. Eine Schriftstellerin ist in Athen, um dort einen Schreibkurs zu geben und erzählt uns die Geschichten der Menschen, denen sie begegnet und die ihr diese Geschichten erzählen. Sie saugt sie auf, als wäre sie ein Schwamm. Offensichtlich ist sie eine begnadete Zuhörerin und virtuose Fragenstellerin. Beim Lesen wird mir bewusst, wie sehr ich selbst rede anstatt zuzuhören und Fragen zu stellen und dass ich diesbezüglich schonmal mein erstes Ziel für 2021 habe: zuhören und Fragen stellen, nix erzählen. Die Geschichten, die Cusk erzählt, handeln von Liebe und Verlust. Dem Sinn des Lebens? Möglicherweise. </p><p>Ich mache gerade ein Meditationsprogramm. Es ist wie ein Kurs, aber online, und er dauert insgesamt zwölf Wochen, ich bin schon bei Woche zehn. Ich hatte ihn zu Beginn des Herbstes im Oktober, begonnen, als mir klar wurde, dass es jetzt wettermäßig bergab geht und immer dunkler werden wird. Diese Zeit fällt mir regelmäßig schwer, auch ohne Corona. Ich mag Kälte nicht. Ich mag Dunkelheit nicht. Im Grunde, wenn ich ehrlich bin, mag ich Kerzenlicht auch nicht besonders. Ich trinke keinen Tee und finde es absolut anstrengend, mich vor jedem Rausgehen eine Viertelstunde anziehen zu müssen. Ich finde den späten Herbst und den Winter grundsätzlich anstrengend und obwohl ich sogar Geburtstag in dieser Zeit habe, ist es nicht meine Jahreszeit.</p><p>Also habe ich schon öfter irgendwelche Kurse in dieser Phase gemacht, um sie zu nutzen und auch, um sie schneller vorüber gehen zu lassen. Fast unbemerkt. Och, der Kurs ist ja vorbei und es ist auch schon März! Wie ging das denn so schnell? Es ist schon so, dass diese Zeit natürlich eine Art umgekehrter Frühling ist in dem Sinne, dass die Innenwelten in diesen Monaten erblühen. Man hat viel mehr Zeit, still zu sein und in sich hinein zu horchen. So waren die Kurse, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, eigentlich immer Meditationskurse. Ich wollte diese Kunst besser durchdringen, mehr darüber lernen und auch einfach besser darin werden. </p><p>Der Kurs besteht aus Talks von Sharon Salzberg und Joseph Goldstein, aus geführten Meditationen, aus Aufgaben und kurzen Texten, jede Woche zu einem anderen Thema, aufeinander aufbauend im Schweregrad. Die Aufgaben sollen einen meistens dazu anregen, über seine Erfahrungen zu schreiben. Wen es interessiert, diesen Kurs gibt es auf der Seite <a href="https://www.soundstrue.com/">Soundstrue</a>. Er kostet allerdings Geld. Aber wenn man ihn gekauft hat, gehört er einem für immer. Ich mache ihn jetzt schon zum zweiten Mal. Man entdeckt immer wieder neue Lektionen in sich. Er ist nicht billiger, aber billiger, als nach USA zu einem Kurs der beiden zu fliegen :-) </p><p>Im Moment bin ich bei der Lektion Big Mind, wo es darum geht, eine Verbindung herzustellen zu seinem reinen, klaren Bewusstsein, das von keinen Gefühlen, Gedanken oder ähnlichem durcheinander gewirbelt wird, sondern diese einfach wahrnimmt als vorübergehende Phänomene. Heute morgen gab es eine geführte Meditation zu diesem Thema. Draußen hämmerten die Bauarbeiter und interessanterweise fiel es mir nicht schwer, diesen Lärm als leuchtende Sterne im riesigen, ungetrübten Universum meines Bewusstseins wahrzunehmen. Das ist für mich ziemlich bemerkenswert, denn ich war jahrelang Meisterin darin, mich durch Geräusche komplett aus der Fassung bringen zu lassen. Ein hämmernder Nachbar, und der Tag war für mich gelaufen. </p><p>Ich merkte, wie ich positive Gefühle oder Gedanken eigentlich nicht vorüberziehen lassen wollte, obwohl Goldstein sagte, dass man es solle, weil ich es begrüße, dass ich sie habe und ich möchte, dass sie mich ausmachen. Sobald Wut oder Angst hoch kamen, wollte ich sie sehr gerne als kleine unbedeutende Sterne sehen, die zwar in meinem Bewusstsein einen Platz haben, es aber nicht ausmachen und huschhusch vorüberziehen. </p><p>Zum Beispiel der Gedanke heute, dass ich unglaublich naiv war im März und lange darüber hinaus, zu glauben, Corona sei irgendwann vorüber und wir würden wieder leben wie zuvor. Heute dachte ich plötzlich, dass es vielleicht doch wahr ist, was viele schon damals unkten, dass dieser Virus unser Leben komplett verändern wird, und dass es nie wieder ein Zurück zu dem Davor geben wird. Der 16. März 2019 stellt eventuell eine Zäsur dar, so wie andere wichtige Daten in der Geschichte von uns Menschen. Diesen Gedanken finde ich extrem beunruhigend. Vor allen Dingen, weil ich Angst habe, dass die Folge dieses Datums peu à peu eine Zersetzung unserer demokratischen und sehr liberalen Gesellschaft mit sich bringen wird. Es war daher wunderbar, ihn loszulassen und als kleinen Stern, leuchtend aber unbedeutend, in meinem Bewusstsein, das groß und unendlich ist wie das ganze Universum, seine Bahnen ziehen zu lassen. Akzeptieren, dass er immer wieder kommen wird, so wie die Freude, und die Sehnsucht, wie die Wut und die Angst, die Unruhe, die schmerzenden Knie, der Bauarbeiter mit der Kreissäge oben auf dem ausgebauten Dachstuhl....Er kann meinem Bewusstsein, das ewig ist und wunderbar, nichts anhaben.</p><p>Spotify hat mir meine Playlist der meistgehörten 100 Songs 2020 zur Verfügung gestellt. Ich muss sagen: toller Service! Und darunter war auch dieses Lied von Coldplay. Ich wusste gar nicht, dass ich es so oft gehört habe, aber ich finde, zu diesem Universum und den leuchtenden Sternen passt es natürlich wie die Faust aufs Auge, vor allem, weil es eine Zeit vor dem 16. März zeigt. Ich liebe das Video! Keine Masken, Menschenaufläufe, die Oberarme von Chris Martin (sorry, just sayin') PARTY!!! Ich könnte es mir immer immer wieder anschauen und mir vorstellen, dass ich mittendrin bin und ekstatisch tanze und mitsinge. Karneval. Aber ohne Alaaf halt! Ich bin so ready dafür. </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/VPRjCeoBqrI" width="320" youtube-src-id="VPRjCeoBqrI"></iframe></div><br /><p>Der nächste Film, den ich mir anschaue, wird Pina sein, von Wim Wenders. Ein Film für <a href="https://www.pinabausch.org/de/pina/was-mich-bewegt">Pina Bausch</a>, der ich mich nicht nur verbunden fühle, weil ich in Wuppertal immer umsteigen musste, wenn ich von Berlin zu meiner Mutter nach Opladen fuhr. Sondern auch so. Weil sie eine geniale Frau war, eine Meisterin und das Lernen von ihr wird niemals enden. </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/cXpFD7gi8R0" width="320" youtube-src-id="cXpFD7gi8R0"></iframe></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br /><p>Haltet durch. Alles wird irgendwann irgendwie wunderbar werden. Daran hege ich keinen Zweifel.</p><p>(c) Susanne Becker</p><p><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-70857231189317654362020-12-13T13:18:00.004-08:002020-12-14T00:40:29.740-08:00Corona Tagebuch (62)<p></p><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div>"Sie müssen ihre Angstvorstellungen überwinden" heißt es in der Geschichte "<a href="http://www.zeno.org/Literatur/M/Poe,+Edgar+Allan/Erz%C3%A4hlungen/Hinab+in+den+Maelstr%C3%B6m">Hinab in den Maelström</a>" von Edgar Allen Poe. <div><br /><div>Diese Geschichte spielt in Norwegen und handelt von einem Bootsunglück, von welchem der Überlebende einer Gruppe von Bergwanderern berichtet. Er und seine Brüder waren mit ihrem Boot in einen unendlich tiefen Strudel, den Maelström, geraten. Dieser Strudel war so tief, es gab Gerüchte, dass er durch den Ozean auf die andere Seite der Erde führe. Alles, was von ihm verschlungen wurde, wurde zerstört. </div><div>Der eine der Brüder überlebte das Unglück im Grunde deshalb, weil er keinen Widerstand leistete. Er ergab sich dem Maelström, geschmeidig, passte sich seiner Form an, ließ sich in die Tiefe ziehen und wurde vom Strudel praktisch äußerlich unversehrt, im Inneren aber auf traumatische und vollkommene Weise verändert wieder ausgespuckt.<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen='allowfullscreen' webkitallowfullscreen='webkitallowfullscreen' mozallowfullscreen='mozallowfullscreen' width='320' height='266' src='https://www.blogger.com/video.g?token=AD6v5dy96M2tegUT6NgeGsl__QZXsfOvKWmRlYeC0tr46rtcO0U-LeaCgFU2cui2OXuevi7k5VU86JUKv2R7UP3K6w' class='b-hbp-video b-uploaded' frameborder='0'></iframe></div></div><div>Ein Bekannter von mir, der in Granada lebende Künstler <a href="https://robertourbano.com/">Roberto Urbano</a> hat sich von dieser Geschichte zu einer Ausstellung inspirieren lassen. Schon irgendwann im Frühsommer schickte er mir das Konzept. Man muss dazu wissen, dass Urbano mit teilweise gigantischen, teilweise filigranen Gebilden, häufig aus Metall, Innenwelten des Menschen, des Menschseins darstellt, oder auch philosophische Gedanken. Seine Ausstellungen erzählen immer, so finde ich, eine Geschichte, eine oft archaische Geschichte. Es geht in dieser Ausstellung darum, das Scheitern wie ein kreatives Werkzeug zu verstehen und zu nutzen. Wer bin ich, wenn ich ganz scheitere? Die Verzweiflung, das Dunkel des Scheiterns hebelt unsere Vernunft aus und lässt uns, wenn wir uns öffnen können, Situationen mit einem tieferen Verständnis beurteilen. </div><div>Die Ausstellung wurde im November in Granada mitten im spanischen Lockdown eröffnet und erst seit einer Woche dürfen Zuschauer zumindest am Vormittag, einzeln, mit Maske, zurück in die Museen. Was bedeutet es für die Künstler, wenn sie möglicherweise jahrelang an einem Werk, an einer Ausstellung gearbeitet haben und dann kann kaum jemand sie sehen? Das stelle ich mir sehr schwer vor. </div><div>Vor ein paar Tagen schenkte mir der Künstler einen Rundgang durch die Ausstellung, per Video. Ich wollte gerne sehen, wie es wäre, hindurch zu gehen, weil ich bislang nur die einzelnen Stücke als Fotos gesehen hatte. Ich habe euch hier den ersten Teil kopiert. Vielleicht geht es ja nur mir so, aber ich empfand die ganzen Stücke so passend, gerade für jetzt. Die einzelnen Kunstwerke, die Atmosphäre, das Thema, der Titel, alles scheint mir wie eine Metapher für das, was gerade geschieht. Er erzählt uns auf eine Weise, wie wir hindurch kommen. Als befände sich die Menschheit in einem Maelström und wir kommen hindurch, wenn wir uns dem Strudel ergeben. Vielleicht geht es euch auch so. Und wenn jemand aus Granada den Blog liest, dann geht in die Ausstellung!! Maelström ist im Palacio Condes de Gabia zu sehen. </div><div><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEif4W-dt_2gDkHCVWwAupodhyphenhyphenhRL0bWi_-TjqrL63WZQMFHVQa_Y3WmvoOebq7JeBVf_jeYB04TPdGDN8moxlDlD9B6RZ4akOQI1RaabRNxS_zqtylx17aw0SeMSUZu-3AfMtU-WeNpcsqJ/s1600/RobertoMaelstrom.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="900" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEif4W-dt_2gDkHCVWwAupodhyphenhyphenhRL0bWi_-TjqrL63WZQMFHVQa_Y3WmvoOebq7JeBVf_jeYB04TPdGDN8moxlDlD9B6RZ4akOQI1RaabRNxS_zqtylx17aw0SeMSUZu-3AfMtU-WeNpcsqJ/w225-h400/RobertoMaelstrom.jpg" width="225" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">(c) Roberto Urbano</span></td></tr></tbody></table><div><br /><br /></div><div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="text-align: left;">Und sonst heute so? Spaziergang, diesmal allein. Lediglich traf ich zufällig eine Bekannte, sie ist Mutter einer Fußballfreundin meiner Tochter. Es wurde mir durch diese Begegnung einmal mehr bewusst, wie schlimm ich es finde, dass die Sportvereine der Kinder nicht trainieren dürfen. Dabei haben sie so unglaublich gut bewiesen, wie man mit Abstand und Gruppenteilungen wunderbar draußen trainieren könnte. Dass die Bundesliga lustig spielt und sich umarmt und kuschelt, während die Kinder es nicht dürfen, das stößt mir manchmal sauer auf. Ich vermute, es hat mit Geld zu tun und auch damit, dass man mit den Bundesligaspielen einen großen Teil der Bevölkerung hin und wieder ruhig stellen kann. Opium fürs Volk, sozusagen. Ist aber nur ne Vermutung. Aber ich möchte mich gar nicht beschweren. Denn auch ich frohlocke gerade bei dem Blick auf die Tabelle, wo Leverkusen an Bayern München vorbei gezogen ist. Denn ich weiß, dass mein Chef mir morgen unterstellen wird, ich käme aus niederträchtigen Beweggründen aus Leverkusen, hätte im Grunde schon bei meiner Geburt geplant, ihn zu quälen (ja, er ist Bayern Fan und ja, er ist diesbezüglich etwas obsessiv!) und natürlich werde ich genau deshalb circa 25 Mal wie nebenbei darauf hinweisen, </span><u style="text-align: left;">dass</u><span style="text-align: left;"> ich aus Leverkusen komme, dass ich diese Weihnachten leider nicht nach </span><u style="text-align: left;">Leverkusen</u><span style="text-align: left;"> fahren kann, wie schön der Rhein in </span><u style="text-align: left;">Leverkusen</u><span style="text-align: left;"> ist</span><span style="text-align: left;">, so halt. </span><span style="text-align: left;">Wenn das langweilig wird, werde ich erwähnen, dass ich Union Fan bin (außer wenn sie gegen Hertha spielen, dann bin ich Hertha Fan). Das Unentschieden hatte er mit Sicherheit noch nicht verwunden, als Leverkusen vorbeizog. Prima! Morgen auf der Arbeit wird es lustig! </span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Ich höre momentan sehr viel Einaudi. Eigentlich war er mir häufig zu kitschig. Es gibt aber eine Platte, die ich unglaublich liebe und seit Monaten höre. Also, eigentlich sind es sieben Platten, unter dem Titel "Seven Days Walking" werden je elf oder zwölf Stücke auf den Platten variiert, sehr ruhig, fast meditativ, transportiert diese Musik für mich eine unglaubliche Mischung aus Konzentration und Emotion, dem Gefühl von Gehen und der Natur und es ist für mich eine perfekte Musik, immerhin sechs Stunden insgesamt, die mir hilft, durch diese Zeit zu gehen. Abgesehen davon gehe ich sowieso sehr viel spazieren. Das habe ich immer schon getan. Hier ist nur mal ein Beispiel. Wenn es Euch gefällt, auf Youtube kann man die ganzen sechs Stunden hören. Dieses Stück heißt Gravity Day 1</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Gravity, Schwerkraft, auch so ein irres Konzept, denke ich gerade. Gute Nacht!</div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/TXLowibSVMw" width="320" youtube-src-id="TXLowibSVMw"></iframe></div><br /> <div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Passt auf euch auf, bleibt gesund und haltet Abstand.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">💚</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">(c) Susanne Becker</div><br /><p></p></div></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-9705323313950845792020-12-13T04:35:00.001-08:002020-12-13T04:44:09.838-08:00Corona Tagebuch (61)"Wir haben mehr als ein Leben. Wir haben zwar oft das Gefühl, wir könnten manche Ereignisse nie vergessen und über bestimmte Dinge nie hinwegkommen. Aber wir tun genau das - wir tun es die ganze Zeit, in der Regel, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, und manchmal, ohne es uns einzugestehen." aus Daniel Schreiber, Zuhause<div><br /></div><div>Ich habe das Buch gestern beendet. Aber das war eher nicht der Grund, das ich nicht zum Schreiben kam. Eigentlich wollte ich den ganzen Tag Yoga machen, vielleicht mal einen kurzen Spaziergang unternehmen, lesen und natürlich schreiben. Aber dann entwickelte der Samstag eine Art Eigendynamik, wie ich es an einem harmlosen Tag, mitten in einer Pandemie zumal, selten erlebt habe und ich lag leicht angetrunken im Bett, halb 12, bevor ich mich versah, obwohl es eben gerade erst 9 Uhr morgens gewesen war und ich war glücklich. Denn der Tag war von A-Z klasse gewesen. Ich war halt nur nicht dazu gekommen, zu schreiben, oder Yoga zu machen. Was solls. Deshalb gibt es das Corona Tagebuch von gestern heute Mittag und vielleicht dann heute Abend noch eines. Das verspreche ich aber nicht. Wer weiß, wie sich dieser Tag wieder entwickeln wird 😁</div><div><br /></div><div>Gestern habe ich zwei sehr lange Telefonate geführt. Zum einen mit meiner wunderbaren Schwägerin, die Geburtstag hatte und in NRW an einer Schule als Lehrerin arbeitet, wo sie seit dem Sommer täglich ihre Frau gestanden hat und teilweise vier unterschiedliche Klassen an einem Tag unterrichten musste, eine Referendarin betreut, Noteinsätze stemmte, weil so viele andere Lehrer*innen krank waren, Atteste hatten, einfach nicht mehr konnten. Ich war so voller Bewunderung für sie und weiß gar nicht, ob irgendjemand all diesen Lehrer*innen, die hier seit März den Laden zusammen halten, mal eine Parade organisiert oder sich angemessen bei ihnen bedankt. Ist das in Planung? Sie waren die ganze Zeit, und werden es nach dem Lockdown auch wieder sein, einem großen Risiko ausgesetzt und machen es einfach und ich habe bislang von ihnen noch keine Klagen gehört. Für die Kinder letztlich. Die dankenswerterweise trotz Pandemie zur Schule gehen konnten und eine Stabilität und auch Normalität erleben durften in all dem Wahnsinn. Ich sehe das ja auch an der Schule meiner Tochter, was dort geleistet wird. Das macht mich seit Monaten sprachlos und noch viel sprachloser macht es mich dann, wenn ich wieder irgendwelche Eltern treffe, die das alles im Grunde viel besser hinkriegen würden und sich ständig beschweren. Dieses Gemeckere produziert soviel negative Energie, die das System in meiner Wahrnehmung nur unnötig schwächt. Meistens drehe ich mich mittlerweile dann einfach um und beende solche Gespräche kommentarlos. Ich bin irre kompromisslos darin geworden, mir Sachen vom Leib zu halten, die mir meine Energie rauben. Auch das ein Resultat von Corona, für das ich im Grunde nicht undankbar bin. </div><div>Das andere Telefonat war mit meiner Freundin in Wien, die dort seit Sommer lebt. Wir haben über unsere Arbeiten gesprochen, über Bücher, darüber, wie wir die letzten Monate empfinden und was es mit uns macht. Eigentlich hatte ich sie und meine Freunde im Burgenland in den Herbstferien besuchen wollen. Aber das ging ja schon nicht mehr. </div><div>Dann war ich noch mit einer anderen Freundin zwei Stunden im Park und im Wald spazieren.</div><div>Als wir an der Spree ankamen, machte sich gerade ein Mann mit schwarzem Schwimmanzug bereit, in die Fluten zu steigen. Er verstaute seine Sachen in einem kleinen orangen Rucksack und zog sich Handschuhe, eine Haube, Kapuze und eine Art Schuhe an, so dass schlussendlich nur noch sein Gesicht zu sehen war und dann stapfte er über die Wiese an den Rand des Wassers und stieg hinein. Er schwamm mit kräftigen, sehr ruhigen Zügen Richtung Insel der Jugend, parallel zu unserem Spazierweg, so dass wir eine Weile mit ihm mit liefen. Sein oranger Rucksack war an einem Band um seine Hüfte befestigt und schwamm wie eine kleine Boje hinter ihm her.</div><div>Dieser Mann erinnerte mich daran, dass ich mir eigentlich in jedem Sommer, wenn ich regelmäßig in den Seen hier schwimme vornehme, das den ganzen Winter über durchzuhalten. Diesen Sommer las ich sogar ein Buch (<a href="https://www.penguinrandomhouse.ca/books/549182/turning-by-jessica-j-lee/9780735233287">Turning von Jessica J. Lee</a>), das mich in meinem Unterfangen inspirieren sollte. Bei 28 Grad leger im Wasser treibend, kann ich mir immer sehr gut vorstellen, auch noch bei 2 Grad anstandslos alle Kleider fallen zu lassen, und unter den bewundernden Augen frierender Passanten wie selbstverständlich ins Wasser zu steigen. Kaum beginne ich zu frieren, was bei ca. 20 Grad einsetzt, halte ich die sommerlichen Phantasien alljährlich für überambitioniert und im Grunde absurd. Ich war in diesem Jahr folgerichtig das letzte Mal am 23. September in einem See und dieser Tag war auch der letzte heiße Sommertag hier in Berlin. Umso beglückender fand ich diesen Mann. Ich finde es einfach toll, dass Menschen so etwas tun, was ich offensichtlich nicht hinkriege, und ich fand es noch toller, dass ich ihn gesehen habe dabei. Sein Mut hat mich irgendwie mit Energie gefüllt. Kann ich nicht anders erklären. Ich werde jetzt trotzdem nicht morgen früh schwimmen gehen, aber ich werde bestimmt etwas anderes tun, was mir offensichtlich mehr entspricht, als im Winter zu schwimmen. Grenzen, die er weiter stecken kann, hat schließlich jeder. </div><div>Meine Freundin und ich liefen dann durch den Plänterwald und sprachen über die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Kinder, auf uns und wie wir uns fühlen. Es war unglaublich schön und ich merkte, wie ich nach solchen Begegnungen gerade doch lechze und sie viel zu selten habe. Als wir aus dem Wald wieder an die Insel der Jugend kamen, schipperten gerade circa zwanzig Weihnachtsmänner und -frauen auf Standup Paddelbrettern über die Spree. Nach dem Schwimmer war das für mich das zweite Geschenk des Tages. Es war noch nicht zwei Uhr und ich fühlte mich schon total beschert.</div><div>Danach ein paar Kleinigkeiten einkaufen, unter anderem Lorbeerblätter und Aperol Spritz. Habe ich noch nie besessen. Aber irgendwie dachte ich, wo jetzt ab Mittwoch (und das war ja irgendwie gestern schon klar, auch wenn es heute erst bekannt gegeben wird) harter Lockdown kommt, kann man ruhig ein paar leckere Getränke auf Vorrat kaufen. Ein Aperol Spritz im richtigen Moment kann auch mal die Lösung sein.</div><div>Dann kochte ich mir weiße Bohnen. Ebenfalls ein First. Ich habe noch nie weiße Bohnen gekocht. Aber in einem älteren Zeitmagazin fand ich ein superlecker klingendes Rezept von <a href="http://lailagohar.com/">Laila Gohar</a>.</div><div>Hier kommt es: Man kocht die Bohnen, die man vorher, wenn sie getrocknete Bohnen waren, über Nacht in Wasser eingelegt hat, ca. 30 Minuten lang in Wasser mit einer halbierten Zwiebel und einer halbierten Knoblauchzehe, also beide Hälften kommen jeweils mit ins Wasser, ist klar, oder? Dazu etwas Salz, Olivenöl, zwei Lorbeerblätter, etwas Weißweinessig. Zum Servieren überstreut man sie mit entweder Liebstöckel oder Petersilie, nochmal etwas Olivenöl und abgeriebene Schale einer Biozitrone.</div><div>Also ich hatte auch noch einen Brokkoli und habe die Knöllchen für die letzten zehn Minuten mit rein geschmissen, und Sumak habe ich ebenfalls ins Wasser gegeben, weil es mein Lieblingsgewürz ist und ich es praktisch in alles gebe.</div><div>Das war eine Mahlzeit und genau so hatte Laila Gohar es im ZeitMagazin auch angepriesen: Wer Bohnen hat, hat eine Mahlzeit. Ich habe nichts anderes dazu gegessen und verstand: weiße Bohnen sind immer eine Lösung. Merken!</div><div><br /></div><div><br /></div><div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjK2BEqRZE-yzXPejZmEmvUU0sxemXNWqcw8bVaFu1fMHS53ZajCEBLn3UKQP-eJ0a8ikR37j90b_1hey4mR7zAOmk6fUs7ECA2cykYNI9kjkBfMeiB0TZ2-E3UPvCc_B7G-m4nUsfkBEmL/s2048/IMG_20201212_183319300.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjK2BEqRZE-yzXPejZmEmvUU0sxemXNWqcw8bVaFu1fMHS53ZajCEBLn3UKQP-eJ0a8ikR37j90b_1hey4mR7zAOmk6fUs7ECA2cykYNI9kjkBfMeiB0TZ2-E3UPvCc_B7G-m4nUsfkBEmL/w300-h400/IMG_20201212_183319300.jpg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Aperol Spritz kann eine Lösung sein</span></td></tr></tbody></table><br /><strike></strike><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh2m1mFMX-uS2zjGlmfRbblqoUX9gaD3kJPfwsGvN-EEv7kgQT5H0Vn7TLADVeniYpN92FLBGLb-62QAnKiKfE7dyOaEFLMUVvCDE8DxlcFxBw0uYi1eGhwFKj6zK7gHCjQ1iDl-C-lePMH/s2048/IMG_20201212_184011262.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh2m1mFMX-uS2zjGlmfRbblqoUX9gaD3kJPfwsGvN-EEv7kgQT5H0Vn7TLADVeniYpN92FLBGLb-62QAnKiKfE7dyOaEFLMUVvCDE8DxlcFxBw0uYi1eGhwFKj6zK7gHCjQ1iDl-C-lePMH/s320/IMG_20201212_184011262.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Weiße Bohnen sind eine Lösung</span></td></tr></tbody></table><br />Am Abend klingelte dann noch der Mann meiner Wiener Freundin, der vor seiner Rückfahrt ein paar Bücher von mir für sie abholen wollte. Anstatt die Bücher im Hof zu übergeben, haben wir dann spontan beschlossen, extrem wagemutig zu sein und er kam hoch und wir saßen, mit anderthalb Metern Abstand und einer Flasche Wein zwischen uns im Wohnzimmer. Wenn man im Grunde fast nie mehr Freunde trifft, hat man sich, wenn man sich dann trifft, so viel zu erzählen. Das ist schon irre, wie man da sozial ausblutet. Das ist mir gestern Abend bewusst geworden. Obwohl ich eigentlich sogar vergleichsweise oft Menschen sehe, sowieso durch meine Arbeit, meine Kinder, aber dieses sich treffen, eine Flasche Wein leeren, über tote Mütter, die Verhältnisse in Amerika, Architektur und Fotografie sprechen, von Hölzchen auf Stöckchen kommen, entspannt, das hat man ja nur noch sehr selten. Ich weiß auch im Grunde nicht, ob wir jetzt mit unserem spontanen, ungeplanten Treffen eine Coronaregel gebrochen haben (2 Personen aus 2 Haushalten müsste eigentlich okay sein, oder?). Aber was ich weiß, ist dass ich jetzt unsicher bin. Was? Wenn sich morgen rausstellt, dass ich Corona positiv bin und er muss wegen mir in Quarantäne? Solche Gedanken hat man plötzlich.</div><div>Der Mann meiner Freundin heißt übrigens <a href="https://ralfholzem.zenfolio.com/about.html">Ralf</a> und hat auch einen Blog und macht ziemlich tolle Fotos. </div><div><br /></div><div>Naja, ich war also, dank Aperol Spritz vor den Bohnen (Aperitif halt!) und Weißwein (spanisch) mit dem Freund zwar nicht direkt betrunken, aber ich hatte die nötige Bettschwere. Passenderweise griff ich dann zum nächsten Buch von Daniel Schreiber, es heißt <a href="http://daniel-schreiber.org/?page_id=85">Nüchtern</a>. Haha. </div><div><br /></div><div>Gut soviel für jetzt. Später mehr. Haltet durch. Es ist der dritte Advent und schon sehr sehr bald werden auch die Tage wieder länger.</div><div>I love you 💗</div><div><br /></div><div>(c) Susanne Becker<br /><div><br /></div></div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-80799740709513851082020-12-11T13:39:00.004-08:002020-12-11T13:39:56.231-08:00Corona Tagebuch (60)<p> There is transformative magic in accepting things as they are. Lama Surya Das </p><p>Wenn es so weiter geht, schaffe ich irgendwann vielleicht noch Corona Tagebuch Teil 2000 oder so. </p><p>Ich werde also wieder zuhause bleiben und mich durch meinen Winterschlaf lesen und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir einen solchen völlig aktivitätslosen Winter schon immer gewünscht. Einmal sich ganz legitim auf sein Sofa verziehen, mit dem Stapel Bücher neben sich und man darf nirgendwo hin. </p><p>Ich arbeite an einer Bildungseinrichtung und wir haben es tatsächlich geschafft, ohne jeden Ausbruch von August bis jetzt, unter Einhaltung aller möglichen und unmöglichen, strikten Regeln, Unterricht vor Ort anzubieten. </p><p>Es war sehr anstrengend und sehr lohnenswert. Abstand halten, Masken tragen, manche Angebote über Zoom, Gruppen teilen, Desinfektionsmittel in allen Räumen, Anwesenheitslisten lückenlos führen, das ganze Programm. Aber es war die Sache wert. Die Menschen bei uns waren heute alle so dankbar und erfüllt. Begegnung ist so unendlich wichtig. Sie geht auch mit Maske und Abstand. Da ist immer noch sehr viel Nähe möglich. Ich kann es nicht fassen, dass ich nicht ein einziges Mal in Quarantäne musste. Auch das empfinde ich als Glück!</p><p>Wir stehen vor dem nächsten harten Lockdown. Deshalb dachte ich heute, ich glaube, ich mache mit dem Corona Tagebuch jetzt nochmal weiter. Mindestens der nächste Monat wird wieder einer des Alleinseins, der Isolation, des Lesens, des Zuhauseseins sein, und also hoffe ich, auch wieder Zeit zu finden, um darüber zu schreiben. Mal sehen, wie lange ich durchhalte. </p><p>Die Monate seit den Sommerferien waren unglaublich anstrengend, weil man ja täglich mit dem Anruf rechnete, entweder auf der Arbeit oder an der Schule der Tochter, dass es einen Ausbruch gibt und alles sofort, auf der Stelle, mit quietschenden Bremsen, angehalten werden muss. Als der erste Fall bei uns auftauchte, waren wir zunächst wie erstarrt. Ich weiß noch, wie mir das Blut zunächst aus dem Kopf heraus schoss und dann wieder hinein strömte und ich absolut nicht wusste, was ich als erstes tun sollte? Alles desinfizieren? Alle in Quarantäne schicken? Wen informieren? Wo anrufen?</p><p>Es lief dann sehr glimpflich ab. Wegen unserer strikten Regeln gab es praktisch keine Kontaktpersonen 1. Grades und es gab keinen weiteren Fall in dieser Gruppe. </p><p>Man erlernt auch darin eine Routine, mit Coronafällen umzugehen. Oder damit, dass das Kind samt ganzer Klasse in Quarantäne muss und zwei Wochen Onlineunterricht hat. </p><p>Es ist schwer, eine Routine darin zu erlangen, dass man immer, jede Sekunde, damit rechnen muss, dass alles sofort anhält. Es geht leichter, wenn man sich daran erinnert, dass das eigentlich im Leben immer so ist und immer schon so gewesen ist. Aber ich glaube, es zehrt den Menschen am meisten an den Nerven, dass diese Ungewissheit nun so prall vor unseren Leben stand, zunächst, und sich dann in ihnen breit gemacht hat, ohne jede Möglichkeit, sie zu verleugnen. Na gut, man kann Corona verleugnen, oder die Gefahr, die davon ausgeht. Man kann Frau Merkel für alles verantwortlich machen, oder die Wissenschaft oder Prof. Drosten. So, genau so erkläre ich mir auch, dass dies so häufig geschieht. Viele suchen weiter nach einer Möglichkeit, die Unsicherheit zu verleugnen. </p><p>Aber wenn man genau hinschaut, ist das unsere Situation gerade. Alles ist vollkommen unsicher. Es kann sie eigentlich niemand erleichtern. Das können wir nur selbst, indem wir versuchen, zu akzeptieren, dass es so ist. Wir hatten einen guten Sommer, verglichen mit zum Beispiel meinen Freunden in USA, die keine Unterbrechung hatten, die seit März teilweise in selbst auferlegter Quarantäne leben, weil man sich dort auf nichts verlassen kann. Wir konnten reisen. Wir konnten uns frei bewegen. Wir konnten ein relativ normales Leben führen. Jetzt ist damit erstmal wieder Schluss und das kommt ja nicht aus heiterem Himmel.</p><p>Wir hatten einen wunderbaren Sommer verglichen mit den Flüchtlingen auf Moria oder all den Menschen, die in USA als Folge dieser Pandemie ihre Jobs und ihre Wohnungen verloren haben.</p><p>Wir hatten ein ganz großartiges Jahr verglichen mit all den Menschen, die vorher schon nichts hatten und jetzt noch weniger haben.</p><p>Wir hatten auch ein großartiges Jahr verglichen mit all jenen, die an Corona gestorben sind oder die geliebte Menschen an diese Krankheit verloren haben.</p><p>Es gibt so viele Gründe, dankbar zu sein.</p><p>Ich möchte sie nicht vergessen.</p><p>Aber ich möchte auch nicht die Menschen vergessen, die aufgrund dieser Coronakrise einsam sind, verzweifelt, depressiv, suizidgefährdet. Ich weiß nicht, ob wir als Gesellschaft auf diese Menschen gerade wirklich genug achten. Lieber einmal zu viel seine Hilfe anbieten!</p><p>Heute schenkte mir einer meiner allerliebsten Kollegen diesen Gedichtauszug von <a href="https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wisawa-szymborska/">Wislawa Szymborska</a>, handgeschrieben in den Farben des Regenbogens, ein Gruß zum Advent, zum Lockdown, zum Abschied:</p><p>"Ich bevorzuge es für alle Fälle Nadel und Faden griffbereit zu haben.</p><p>Ich ziehe es vor, nicht zu fragen, wie lange noch und wann.</p><p>Ich ziehe es vor, sogar die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Existenz ihren eigenen Daseinsgrund hat."</p><p>Denn in zwei Tagen fliegt er in seine alte Heimat, Südafrika. Und in diesen Zeiten ist es immer sonderbar, sich von Menschen zu verabschieden. Man weiß einfach nicht, was als nächstes geschehen wird. Wird er tatsächlich, wie geplant, am 27. Januar wieder ins Büro kommen?</p><p>Ich werde dann nur noch einen Monat dort arbeiten. Denn mitten in dieser Pandemie, in diesem vollkommen verwirrten Jahr, habe ich einen neuen Job gefunden, ohne zu suchen, und es ist für mich wie die Erfüllung eines Traums, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn träume.</p><p>Ich erzähle ein andermal mehr darüber. Aber nach siebzehn Jahren an meiner jetzigen Arbeitsstelle ist dies ein großer Schritt und einer, der mich sehr beglückt und gleichzeitig mit Trauer erfüllt. </p><p>Ich ziehe es vor, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Existenz ihren eigenen Daseinsgrund hat. Ja! Absolut. Ich ziehe sogar die Möglichkeit in Betracht, dass wir Menschen bei der Erörterung dieses Grundes nicht die unglaublich große Rolle spielen, die wir uns manchmal anmaßen oder zumuten. </p><p>Ich lese gerade das Buch <a href="https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/zuhause/978-3-446-25474-9/">Zuhause von Daniel Schreiber</a>. Es hat den Untertitel "Die Suche nach dem Ort an dem wir leben wollen" und handelt davon, klar, der Titel verbirgt es nicht gerade, was unser Zuhause wohl ist. Ein Ort? Ein innerer Zustand? Die Geschichten aus der Vergangenheit? Der Ort der Kindheit?</p><p>In den Kapiteln wandert Schreiber durch all diese Themenkomplexe und erzählt sehr persönlich von seinem eigenen Leben, seiner Suche und Sehnsucht nach einem Zuhause. Gleichzeitig stellt er der Leserin viele andere Schreibende und Philosophen vor, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Er setzt sich persönlich und theoretisch mit dem Konzept "Zuhause" auseinander. Die Literaturliste am Ende des Buches ist eine weitere Quelle der Inspiration, so wie das ganze Buch. Ich denke seit Tagen darüber nach, was mein Zuhause ist. In den letzten Jahren hat sich in meinem Leben viel verändert und ich lebe nicht mehr in der Wohnung, in der ich zwanzig Jahre mit meiner Familie lebte. Ich werde meinen Job verlassen, der ebenfalls viele Jahre eine Art Zuhause für mich war. Obwohl das Jahr so langsam war, so fast ereignislos, im Außen, im Schock und Stillstand der Pandemie, ist für mich persönlich sehr viel geschehen und ich habe das Gefühl, kein Zuhause zu haben gerade. Aber das ist ein tolles Gefühl. Weil alles möglich zu sein scheint. </p><p>Auch wurde mir noch einmal deutlich, wie sehr ich eine innere Haltung als Zuhause empfinde und nicht etwas im Außen. Immer schon konnte ich mir vorstellen, an den verschiedensten Orten sofort meine Zelte aufzuschlagen. Ich würde nicht davon ausgehen, dass ich den Rest meines Lebens in Berlin verbringe. Mein Zuhause war vielleicht immer schon auch eine gewisse Abenteuerlust. Neue Orte, die noch keine Geschichte mit mir haben, wo ich niemanden kenne, wo ich keine altbekannten Pfade gehen kann, sie üben auf mich eine große Faszination aus. Es gab davon immer solche, wo ich schon beim Aussteigen aus dem Zug oder Flugzeug wusste: Hier könnte ich sofort leben.</p><p>Mein Zuhause ist vielleicht am ehesten der kreative Raum, in welchem ich lese und schreibe und denke, Collagen mache, mich stundenlang herum treibe. Er ist ein sehr positiver Raum, voller Licht und Energie. Es gibt darin keine Grenzen und alles ist möglich. Es ist ein wilder Raum, voller Magie. Ich bin darin ganz ich selbst und fühle mich vollkommen geborgen. Ja, das ist mein Zuhause. Denke ich.</p><p>Was ist euer Zuhause? Wisst ihr es?</p><p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3wG5i4KFHOfx7iGD5yzfk0Eoic8hAtbNTzHcjG2JAGwSgM2-TGMeh1u6u5WZ2sbQKryIKR11zIR-7CdsZi1Y9f0t3Ip9s3TEl2MLhobnM9YXPbjZa_1JRyaaFRyIkoN45ziIIELAqGMWg/s2048/ArenaTreptow.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3wG5i4KFHOfx7iGD5yzfk0Eoic8hAtbNTzHcjG2JAGwSgM2-TGMeh1u6u5WZ2sbQKryIKR11zIR-7CdsZi1Y9f0t3Ip9s3TEl2MLhobnM9YXPbjZa_1JRyaaFRyIkoN45ziIIELAqGMWg/w300-h400/ArenaTreptow.jpg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Treptow, Arena, Winterspaziergang</span></td></tr></tbody></table></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div>Hier noch ein kleines Stück Unterhaltung und/ oder Inspiration: Die <a href="https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-morning-routines-famous-artists-andy-warhol-louise-bourgeois?fbclid=IwAR0sWF0XHJCy1pex_AtQ3AXCpZiy3g5QWdFr2srOkMXMEps2TRUA1-Ya-IQ">Morgenroutinen </a>von Künstlern wie Andy Warhol, Louise Bourgoise, Georgia O'Keeffe und vielen anderen. Wenn man jetzt so viel zu Hause ist, kann man ja eventuell auch eine entwickeln. Oder man hat schon eine. Dann würde ich supergerne darüber mehr erfahren. Schreibt mir!<p></p><p>Ich wünsche euch einen wunderbaren Abend. Zuhause. Mit vielleicht einem guten Film, einem Glas Wein, einem Buch. Haltet durch. Es wird wieder gut werden. Ich habe daran nicht den geringsten Zweifel. 💪💙</p><p><br /></p><p>(c) Susanne Becker<br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-20486630499560114522020-11-07T14:18:00.001-08:002020-11-07T14:18:37.720-08:00Blaue Wunder<p>I want to live in the realm of possibility</p><p>not in a place, where everything has already happened.</p><p><br /></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEje3vxoZohwJDzNoyMPcqalk5QdaGcF1QzpA11na9DcinDe2e3xdkraRTjjsuWz3ZTZK6KrT9Q0Rb4mm9ptYghoGD307Yt1agjJ9Asz6CFnegNzUrXhgynAi8AwPD-tYkaxmLNRzdeVeGaf/s1080/SonnenuntergangSpree.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="866" data-original-width="1080" height="321" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEje3vxoZohwJDzNoyMPcqalk5QdaGcF1QzpA11na9DcinDe2e3xdkraRTjjsuWz3ZTZK6KrT9Q0Rb4mm9ptYghoGD307Yt1agjJ9Asz6CFnegNzUrXhgynAi8AwPD-tYkaxmLNRzdeVeGaf/w400-h321/SonnenuntergangSpree.jpg" width="400" /></a></div><br />Diese Woche ist in vieler Hinsicht sehr aufregend. Ich ahnte es schon vorher, und habe sie deshalb letzten Sonntag Abend mit zwei Gin Tonics und zwei Freunden im <a href="https://www.suedblock.org/wp/">Südblock </a>eingeläutet. Der Südblock ist eine der tollsten Kneipen in Berlin und muss natürlich seit Montag geschlossen bleiben. Ich wollte mich an diesem Abend also selbst trösten, dabei ist mir wieder aufgefallen, wie unglaublich gut ich Gin Tonic vertrage und dass es einfach der leckerste Drink ist. Meine Meinung! Ich wollte aber auch noch einmal in die Kneipe, in eine Kneipe, die ich so richtig mag. Keine Panik: Wir waren draußen, wir haben Abstand gehalten, das ganze Hygienekonzept ist sicher tausendmal besser als in jeder orthodoxen Kirche, wo, ich hörte es kürzlich von einem Mitglied, immer noch aus einem Kelch getrunken wird. <p></p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Wir sind wieder in einer Art Lockdown. Aber ehrlich gesagt
fällt es hier in Berlin, abgesehen von den geschlossenen Kneipen, kaum auf, und sowieso: anstatt jeden
Morgen auf die Zahlen vom Robert Koch Institut zu starren, starren wir alle
seit Mittwoch auf die Zahlen von CNN. Ich kenne im Grunde niemanden, der nicht
darauf hofft, dass dieses orangene Riesenbaby mit falschen Haaren endlich nicht
mehr ständig in den Nachrichten ist. Allerdings hat besagtes Riesenbaby bereits
am Mittwoch in einer Pressekonferenz erklärt, dass er die Wahl gewonnen habe
und seine kriminelle Familie sowie seine Anhänger wollen die Lüge glauben, so
wie die gesamte Präsidentschaft hindurch Lüge und Unwahrheiten, Unanständigkeit
und Gemeinheit regiert haben. Der Sohn des orangen Monsters rief gar zum „totalen
Krieg um das Wahlergebnis auf“, und keiner kann mir erklären, dass die verbale Anlehnung
an Joseph Goebbels ein dummer Zufall gewesen ist. Es war ein weiteres
Austesten, wieweit man die Menschen in einen Krieg pushen kann, um den eigenen Hunger nach Macht und Geld zu stillen. Die Anhänger
Trumps gegen die Anhänger der Demokratie. Für mich ist dieser Kampf auch noch
nicht ausgestanden. Ich traue Trump und seinem Clan jede kriminelle Handlung
zu, auch das gewaltsame Stehlen des Wahlsiegs. Ihm wird jeder schmutzige Trick recht sein. Bis Januar ist noch sehr lange hin. 74 Tage bis zur Vereidigung Bidens. </p>
<p class="MsoNormal">Um etwas von dem Phänomen zu verstehen, sah ich mir auf Arte
eine <a href="https://www.arte.tv/de/videos/089127-000-A/melania-trump-dieses-obskure-objekt-der-macht/">Dokumentation über Melania Trump </a>an, seine 3.? Ehefrau, oder ist sie schon die 4.? Wen interessiert es auch. Sie wäre, nach
Aussage meines Kollegen und ich stimme ihm zu, eine fabelhafte KGB Agentin. Ein
gefühlloser Roboter mit makellosem Äußeren, die davon profitiert, dass man sie
ständig unterschätzt.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Nach dieser Doku, vor allem dem Auftritt der Trumpettes, war
ich mir sicher, dass Bidens Wahlsieg nicht sicher ist. Der Film lässt tief blicken in die amerikanische Seele und kann noch bis zum 31. März 2021 angeschaut werden. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Daraufhin sah ich mir noch eine weitere Doku an, über <a href="https://www.arte.tv/de/videos/092156-000-A/toni-morrison-amerikas-gewissen/">Toni Morrison, Amerikas Gewissen</a>, (noch zu sehen bis zum 1. Februar 2021) und sie erinnerte mich daran, wie wichtig Joe Bidens und Kamala Harris` Wahlsieg
sein würde. Sie erinnerte mich auch daran, wie sehr Trumps Präsidentschaft mich
vier Jahre lang emotional und seelisch belastet hat. Jeden Tag kam irgendeine
Nachricht, über die ich mich ärgerte, die mich zutiefst verunsicherte, die mir
Angst machte und mich an einen Fortbestand dieser Welt teilweise kaum noch
glauben ließ. Wenn das unverfroren charakterlose so offen die Macht hat und tut, was es will, das verletzt uns alle, es erschüttert uns alle in unserem tiefen Hoffen und dem Wunsch, an das Gute, an die Menschen zu glauben. Ich dachte oft an meine Töchter und ob sie wohl, unter anderem auch
dank Trump, einen 3. Weltkrieg erleben würden. Das schien mir nicht abwegig. Trump gehört zur dunklen Seite. Ich nannte ihn immer, "der, dessen Namen wir nicht nennen", weil ich 1. wusste, dass Menschen wie er die Aufmerksamkeit aufsaugen wie Vampire das Blut und davon leben, 2. wegen Voldemort und 3. weil er ein Lord der Dunkelheit ist, so wie bei uns die AfD. Ist ja kein Zufall, dass diese Partei mal wieder die einzige war, die auf einen Sieg dessen, dessen Namen wir nicht nennen, hoffte. Hätte er gewonnen, dann wäre das eine weitere Energiespritze für die Dunkelheit gewesen. Dass er verloren hat, füttert das Licht. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich las ein Buch von James Baldwin, <a href="https://www.dtv.de/buch/james-baldwin-nach-der-flut-das-feuer-14736/">Nach der Flut das Feuer</a>, das er 1963 geschrieben
hat und ich war erneut schockiert, wie wenig sich letztlich geändert hat. Seine
Bücher wurden neu übersetzt und sind alle bei <a href="https://www.dtv.de/autor/james-baldwin-21566/">dtv</a> erschienen. Lohnt sich! Wie
sehr dieses hässliche Amerika, das Baldwin in einer Sprache schildert, die
einen zum Weinen bringt mit ihrer klirrenden Präzision und ihrer waghalsigen Schönheit, in den vier Jahren unter Trump sein Gesicht offen
zur Schau stellte, stolz und sich kaum unterschied von jenem von Baldwin
gezeigten Fratzengesicht. Aber ich musste auch an die Worte einer neuen
Kollegin denken, die sagte, dass das ja gerade das Gute sei: Es war immer da, vor
allem auch in den Jahren unter Obama, als man in dem Wahn lebte, es sei nicht
da, aber jetzt sieht man es offen und das macht es viel leichter, etwas dagegen
zu tun und es hat die Gegenseite enorm erstarken lassen. <o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">In dem Buch von Baldwin las ich unter anderem dies:".... dass eine Zivilisation nicht von Bösewichtern zerstört wird; der Mensch muss nicht böse sein, nur rückgratlos." </p>
<p class="MsoNormal">Ich lese ein Buch von <a href="http://www.tejucole.com/">Teju Cole</a>, mal wieder, diesmal ist es <a href="https://www.penguinrandomhouse.com/books/535446/known-and-strange-things-by-teju-cole/9780812989786/">Known and strange things</a> (Auf Deutsch ist es bei <a href="https://www.hanser-literaturverlage.de/">Hanser</a> unter dem Titel <a href="https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/vertraute-dinge-fremde-dinge/978-3-446-25294-3/">Vertraute Dinge, fremde Dinge</a>, erschienen). Ich liebe Teju
Cole. Ich liebe alle seine Bücher. Er ist so unglaublich klug und weiß so viel. Einer meiner schönsten Abende in 2019 war der Abend auf der Dachterrasse der Schwangeren Auster hier in Berlin, als er die Rede hielt zur Verleihung des <a href="https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2019/internationaler_literaturpreis_2019/internationaler_literaturpreis_2019_start.php#:~:text=Der%20Internationale%20Literaturpreis%202019%20geht,Armut%20im%20Globalkapitalismus%20des%2021.">Internationalen Literaturpreises</a>. Hier ist der <a href="https://hkw.de/de/app/mediathek/audio/70709">Link zu dieser Rede</a>. Sie war wunderbar!</p><p class="MsoNormal"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUXsPNFodH4tUjNXUJjc5VhvsoNKrPHou8q5uoXml5lGsJVxlutzCAhyphenhyphenYo4J7DMB0xC2CSLECAQQoQSlyVWBaZrzs9MwLzcZZt2Q2iuIW2awWzE7VDWS1ugAEolrdWyxlLrIVKFTC6h0QG/s2048/IMG_20190618_192435181.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUXsPNFodH4tUjNXUJjc5VhvsoNKrPHou8q5uoXml5lGsJVxlutzCAhyphenhyphenYo4J7DMB0xC2CSLECAQQoQSlyVWBaZrzs9MwLzcZZt2Q2iuIW2awWzE7VDWS1ugAEolrdWyxlLrIVKFTC6h0QG/s320/IMG_20190618_192435181.jpg" /></a></div><br /><o:p></o:p><p></p>
<p class="MsoNormal">In einem kurzen Text über den Film <a href="https://www.youtube.com/watch?v=9doKv8AQlzw">Rot</a> von Krzysztof
Kieslowski, den Cole als seinen Lieblingsfilm bezeichnet und den ich jetzt,
zusammen mit seinen Partnerfilmen <a href="https://www.youtube.com/watch?v=HIAoLcQYxiU">Weiß</a> und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ieVJW-seDus">Blau </a>unbedingt noch einmal sehen
möchte, schreibt Cole: „I learned from Kieslowski, how unforeseen encounters
can subtly pile up and determine the course of a person’s life.“<o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Es gibt Sätze, die mich wie ein Blitz treffen, während ich
sie lese. Dieser Satz gehört dazu. Mir war sofort klar, dass er mich dazu
anregen wird, lange und intensiv über all die unvorhergesehenen Begegnungen in
meinem Leben nachzudenken, die mein Leben tief beeinflusst, geformt und
bestimmt haben. Es gibt so unglaublich viele Begegnungen, aber die wenigsten sind von Bedeutung. Jene, die das Leben wirklich bestimmen, sind am Ende vielleicht an höchstens zwei Händen abzuzählen, wenn überhaupt. Je älter man wird, desto klarer sieht man ja auch Kausalitäten
im Lebensweg und dazu gehört es für mich, an jene Menschen zu denken, die
mein Leben bestimmt haben. Sei es im Rahmen langer Beziehungen oder im
Rahmen kurzer Begegnungen.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Die unvorhergesehenen Begegnungen, die sich ansammelten und den
Kurs meines Lebens bestimmt haben, indem sie mich über alle Maßen öffneten oder mich an Orte führten, zu anderen Menschen und es weiterhin tun, gerade in den letzten Wochen und Monaten, in dieser
Coronawüste ohne Abenteuer, wurden sie wieder bedeutungsvoller.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Manchmal kommt es mir vor wie Magie, ein Wunder, Schicksal,
Karma, kleine Momente und größere, und an sie alle zu denken, machte mir klar,
dass ich immer jemand gewesen bin, die an Wunder geglaubt hat. Ich könnte
beinahe sagen, dass ich mein Leben lang geradezu hysterisch an Wunder geglaubt
habe. In einem Ausmaß habe ich daran geglaubt, dass mir nicht nur einmal
vorgeworfen wurde, ich trüge eine rosarote Brille, ich sei nicht erwachsen,
unvernünftig, unreif. Im Laufe der Jahre bemühte ich mich deshalb,
so wenig wundergläubig wie wenig zu sein, also einfach mal ein bisschen
vernünftiger zu werden. Aber es gelingt mir nur schwer und die Wahrheit ist,
dass ich immer noch denke, dass die unwahrscheinlichsten, die magischsten Dinge
praktisch jederzeit geschehen können. Man muss nur daran glauben. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Meine Tochter war als kleines Mädchen zwischen 2 und 5
Jahre in einem ziemlich wilden Kinderladen in Neukölln. Keines der anderen Kinder
glaubte beispielsweise an das Christkind. Ich fürchtete um ihren Seelenfrieden. Sie glaubte an Elfen, Feen, das Christkind, Wunder, Magie, den
üblichen Kram. Ich hatte Angst, dass ihr diese magische Welt zerstört würde. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen, denn sie war vollkommen unbeeindruckt von den Meinungen der
anderen und erklärte ihnen eines schönen Advents, dass sie großes Mitleid für sie
alle empfinde, denn leider sei es beim Christkind nunmal so, dass es nur zu den
Leuten käme, die auch an es glaubten. Mit anderen Worten: Sie rechnete fest mit seinem Besuch, während die anderen leider und sehr offensichtlich darauf verzichten müssten!<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Tja. Genauso ist es! Und genauso ist es auch mit Wundern, Magie,
Glück, Liebe. Solche Dinge widerfahren nur jenen, die daran glauben, dass es
sie überhaupt geben kann. Sie widerfahren natürlich auch nur jenen Menschen,
die wollen, dass sie ihnen widerfahren. Denn sobald Magie, Glück, Wunder ins Spiel kommen, bleibt kein Stein auf dem anderen. Das ganze Leben bewegt sich und wird ein wenig unvorhersehbar. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich muss an ein weiteres Zitat denken, das ich in einem Artikel über die Künstlerin Louise Bourgeois gelesen habe. „Memories
are like architecture. You pile up memories like you pile up bricks.“<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Die Erinnerungen sind die Steine, mit denen wir das Haus
unseres Leben bauen. Das ist so ein schönes Bild, finde ich. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Nun steht es also fest, dass Joe Biden und Kamala Harris der
46. Präsident und die 46. Vizepräsidentin der USA sein werden und natürlich
twittert das orange Wesen, dass er deren Wahlsieg nicht anerkennt.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Das ist keine Überraschung ich fürchte, bis zum 20. Januar
werden wir noch ein ziemliches Affentheater erleben und ein Teil von mir hat
immer noch Angst, dass das Böse gewinnen könnte, allem Wunderglauben zum Trotz.
<o:p></o:p></p><p class="MsoNormal">Aber wenn ich die Menschen feiern und tanzen sehe in den Straßen der USA, dann werde ich sehr zuversichtlich und sehr froh. 💙💙💙</p><p class="MsoNormal">P.S. Plan für die nächsten 10 Tage: alle Filme von Wim Wenders (nochmal) schauen! Denn dass Teju Cole seinen Lieblingsfilm erwähnte, ließ mich an meine Lieblingsfilme denken und an <a href="https://www.wim-wenders.com/">Wim Wenders</a>. </p><p class="MsoNormal"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/FZN0J0No6UU" width="320" youtube-src-id="FZN0J0No6UU"></iframe></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/q8ww7nqVB1g" width="320" youtube-src-id="q8ww7nqVB1g"></iframe></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/tYEHl_fV3x0" width="320" youtube-src-id="tYEHl_fV3x0"></iframe></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div>(c) Susanne Becker<p></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-32932257714174056982020-10-03T14:35:00.003-07:002020-10-03T14:35:45.032-07:00Lesen heißt, die Worte als Lichter zu sehen<p>"Lesen heißt, die Worte als Lichter zu sehen, sie leuchten in der Dunkelheit, eines nach dem anderen, und Lesen bedeutet, den Lichtern ins Innere zu folgen." Karl Ove Knausgård</p><p><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzhbgmGi_73Q91Qr4e-qYAzHr-ni_T4QnmFoozBvaT2LbQb1cObzkplmeJsjsSnF7wGp6LS7nW-cdiyV9tzHi52lSpyk5BamE5m-7uKjcen-jSFu-t7UYAGDA_DlB0TqzhVedWmmeD6Lk6/" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="" data-original-height="479" data-original-width="300" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzhbgmGi_73Q91Qr4e-qYAzHr-ni_T4QnmFoozBvaT2LbQb1cObzkplmeJsjsSnF7wGp6LS7nW-cdiyV9tzHi52lSpyk5BamE5m-7uKjcen-jSFu-t7UYAGDA_DlB0TqzhVedWmmeD6Lk6/" width="150" /></a></div><br />Für mich sind oft Bücher wie Lichter. Mein Lebensweg in die Zukunft gerichtet noch ein großes Fragezeichen, taste ich mich oft an den Büchern entlang, von Woche zu Woche, so dass das Lesen eine Spur wird, der ich folge. Ein Buch führt mich zum nächsten, gemeinsam ist ihnen, dass ich mit ihrer Hilfe versuche, das Leben im Allgemeinen, aber auch mein individuelles Leben zu begreifen. So war es auch ein bisschen in diesem Sommer. Ich las die <a href="https://www.piper.de/buecher/simone-de-beauvoir-isbn-978-3-492-07033-1">neue Biografie über Simone de Beauvoir</a> von Kate Kirkpatrick. Sie ist im
April im Piper Verlag erschienen. Das Buch führte mich auch in meine Teenagerzeit zurück, als ich Beauvoir zum ersten Mal begegnete.<p></p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich habe früher alles über und von Simone de Beauvoir gelesen. Dabei war ich nie ein Fan ihres Schreibens, sondern immer eher begeistert von ihrer Person und ihrem Denken. Ihr gesamtes Leben faszinierte mich. Nachdem ich im
Philosophieunterricht zunächst Sartre begegnet war, entdeckte ich natürlich sehr schnell auch sie und ihre ungewöhnliche Beziehung zueinander.
Ich kam aus einem Zuhause, in welchem Frauen gar nicht arbeiteten,
geschweige denn Abitur machten oder studierten. Auch Männer machten in
meiner Familie nicht Abitur oder studierten. Dass ich aufs Gymnasium kam, im
Philosophieunterricht Jean Paul Sartre und daraufhin auch Simone de Beauvoir
begegnet bin, das ist eine Art Quantensprung gewesen. Die Frauen in meiner Familie machten die Hausarbeit, sie kochten, sie wuschen
Wäsche, sie arbeiteten im Stall, im Garten und auf dem Feld und sie trugen dabei
Kittelschürzen, die bunt gemustert waren und die Kleidung vor dem Dreck der
Arbeit schützen sollten. Ich sah niemals eine der Frauen meiner Familie
irgendwo sitzen und ein Buch lesen oder etwas anderes als einen Einkaufszettel
schreiben. Wie ich überhaupt auf die Idee kam, dass es für Frauen ein anderes
Leben geben könnte, ist mir nicht ganz klar, aber Simone de Beauvoir bewies mir
als Teenagerin, dass mein kindischer Verdacht richtig gewesen war. Es gab solche Frauen.
Vielleicht momentan nur in Paris, aber das war okay. Ich konnte dorthin ziehen,
es war nur circa vier Stunden von meinem Zuhause entfernt.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich las alles über sie, was ich in die Finger bekommen
konnte, und das war zu diesem Zeitpunkt nicht sehr viel, und es stand immer in
direktem Zusammenhang zu Sartre. Warum ich dennoch als Teenagerin
nicht eine Sekunde davon ausging, dass sie sein Anhängsel oder weniger wert sein könnte, weiß
ich nicht. Ich wusste einfach, dass sie die Art Frau
war, die ich sein wollte, und dass sie die Art Beziehungen führte, die ich
führen wollte, und das meinte für mich damals Sartre und Nelson Algren und die Clique von Intellektuellen in Paris. Im Café schreiben, debattieren, lesen, reisen, das sollte meine Zukunft werden. Ich
wusste nichts von all den anderen Beziehungen, die sie hatte. Wie man der neuen
Biografie entnehmen kann, steckt dahinter eine gewisse Absicht. Sie hat vieles
verborgen und auch gelogen. Man erfährt durch die Lektüre nun einiges über diese anderen Beziehungen, über die Frauen und Männer, die in ihrem Leben eine Rolle spielten. Ich wusste zum
Beispiel nicht, oder hatte es wieder vergessen, dass Simone de Beauvoir jahrelang
mit Claude Lanzmann zusammen gelebt hat. Er war der einzige Mann, mit dem sie
je eine Wohnung geteilt hat. Er war siebzehn Jahre jünger als sie und die
beiden verliebten sich schlagartig ineinander. Sie unterstützten und
inspirierten sich bis zu ihrem Tod, auch als sie längst getrennt waren. Simone de Beauvoir half ihm, unter anderem auch finanziell, bei der Realisierung seines Films Shoah.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Man erfährt aus der Biografie sehr viel darüber, was
Simone de Beauvoir als Philosophin geleistet hat, und dass das Werk Sartres ohne
sie absolut undenkbar wäre. Er war nicht der originäre Denker der menschlichen Freiheit, für den man ihn
hielt. Möglicherweise war sie es. Oder aber ihr gemeinsames Denken produzierte beider Werke. Sie konnten nicht arbeiten, ohne sich ständig miteinander auszutauschen. Mich
faszinierten beide. Ich liebte die Bücher von Sartre. Die von de Beauvoir
langweilten mich, ehrlich gesagt, manchmal. Aber der Gedanke, dass man als Mensch frei, ja, zur Freiheit geradezu gezwungen ist, gefiel mir auf der Stelle. Ich weiß nicht, warum. Ich sah die beiden nie als Einheit, aber doch
als Paar, das mich inspirierte, jeder auf seine Art und für meine Entwicklung,
und für meinen Blick auf die Welt gab es kaum wichtigere Menschen in meinen
Teenagerjahren. Ich sah sie als Individuen, die ein Paar bildeten. Genau
das war das Faszinosum, dass sie sich nicht aufgeben mussten, um ein Paar sein
zu können. Dass man als Frau man selbst und klug sein und dennoch eine Beziehung haben konnte, und dass eventuell unsere Gesellschaft, unsere Familien, nicht so begeistert davon sind, wenn Frauen ihre Kittelschürzen ablegen und den Haushalt Haushalt sein lassen.</p><p class="MsoNormal">"Seit Platon haben sich Philosoph*innen mit der Bedeutung der Selbsterkenntnis auseinandergesetzt, die zu einem guten Leben führt. Sokrates forderte "Erkenne dich selbst!", um Weisheit zu erlangen; "Werde, der du bist!" sei die Aufgabe eines jeden Menschen, schrieb Nietzsche. Doch Beauvoirs philosophische Erwiderung lautete: Was, wenn "der du bist" für eine Frau verboten ist? Was, wenn du selbst zu werden so angesehen wird, als scheiterst du, das zu werden, was du sein solltest - ein Scheitern als Frau, als Liebende, als Mutter? Was, wenn du selbst zu werden dich zur Zielscheibe von Gespött, Bosheit und Scham macht?"</p><p class="MsoNormal">An vielen Stellen klang das Buch wie eine Verteidigung Simone de Beauvoirs, endlich soll sie so gesehen werden, in all ihrer Größe und
Originalität, wie sie bislang nicht gesehen wurde. Für meine persönliche Wahrnehmung von ihr war das nicht nötig. Für mich war sie immer groß (und die klein, die das nicht sahen). Aber es ist natürlich absolut
verständlich vor dem Hintergrund all der Diffamierungen und Anfeindungen, der
Diskriminierungen und misogynen Bemerkungen und Attacken, denen sie immer wieder ausgesetzt war. Wieder und wieder wird sie als nichts
anderes bezeichnet, als die Freundin Sartres. Ihre Gedanken werden Sartre zugeschrieben. Es wird ihr unterstellt, dass ihre Bücher von Sartre quasi geschrieben oder abgeschrieben seien. Dabei ist die Wahrheit, dass es in vielen Fällen umgekehrt war. </p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Nachdem es vor kurzem in der Zeit einen Artikel über die
<a href="https://www.dhm.de/ausstellungen/hannah-arendt-und-das-20-jahrhundert.html#/">Hannah Arendt Ausstellung</a> hier in Berlin gab (sie ist nur noch bis zum 18. Oktober zu sehen, falls es jemanden interessiert) , in der sie in der Schlagzeile ("Wie ich begriff, warum die Deutschen die Ex-Geliebte von Martin Heidegger lieben") als
frühere Geliebte Heideggers charakterisiert wurde, kam ich zu dem Schluss, dass sich seit Beauvoirs Tod nicht so viel verändert hat. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">De Beauvoir ist eine Feministin gewesen. Sie hat der Welt vermittelt, dass man nicht als Frau geboren, sondern durch die Umstände zu einer gemacht wird. Sie hat viele Anliegen unterstützt, die nie selbstverständlich waren, wie z.B. legale Abtreibung, aber jetzt wieder so bedroht werden, dass die Befreiung der Frauen in der westlichen Welt eine Rolle rückwärts machen könnte, und zwar sehr bald. Dass sie meine
persönliche Feministin war, also meine Wegbereiterin in eine Art von Freiheit für mich als junges Mädchen, das in meiner Familie bislang keine andere Frau gekannt hatte, das
hätte ich damals nicht so formulieren können. Erst in der Rückschau erkenne ich, wie wichtig sie für mich war. Nach dem Abitur habe ich sogar Philosophie studiert, wegen ihr und Sartre, weil
ich wie sie sein wollte und weil mich nichts anderes interessierte, als die Welt
zu begreifen und in Cafés zu sitzen, um darüber zu sprechen. Aber ich war dabei unreflektiert. Ich habe meine
Magisterarbeit über Sartre, Nietzsche und Camus geschrieben, auch Beauvoir einzubinden, der Gedanke kam mir gar nicht. An meiner Universität handelten alle Philosophiekurse von Männern und deren Gedanken. Das fiel mir damals nicht weiter auf. Es war die Norm. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ich möchte diese Biografie sehr empfehlen. Sie schließt
viele Lücken des Wissens über sie und sie bringt sie noch einmal in ihrer vollen Größe ins Bewusstsein. Das hat mich gefreut, weil sie mit Sicherheit eine der
wichtigsten Philosophinnen des letzten Jahrhunderts gewesen ist. Es hat mich allerdings auch desillusioniert. Ich hielt sie für ziemlich perfekt. Das Buch zeigt: sie war es nicht. 😇</p><p class="MsoNormal">Ich lese mich also quasi durch mein Leben. Daher möchte ich weiter machen mit meiner aktuellen Lektüre, wobei ich einen ganzen Stapel Bücher
überspringe, die ich seit de Beauvoir gelesen habe. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: center;"><img alt="Trauerhalle Jüdischer Friedhof Weißensee" border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbr8YA8MXkWxYY7eTrOUi7LG0UzgbrLgE7wdByRghoUkOqhy7ha06zy4Le-TzsLDyA9EtoXp3CcyCL4-xC8Mep0MxeN6n6j8lmZ_66DM67NIhRadf8o-xn0ecMwgt5WxUjFOiVMZFnbt2H/w300-h400/IMG_20200419_135631502.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="300" /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Trauerhalle Jüdischer Friedhof Berlin Weißensee</span></td></tr></tbody></table><p class="MsoNormal"><br /></p><p class="MsoNormal">Ich lese zur Zeit ein Buch von <a href="https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Kaempfen/Karl-Ove-Knausgard/btb/e543233.rhd">Karl Ove Kn</a><a href="https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Kaempfen/Karl-Ove-Knausgard/btb/e543233.rhd">ausgård,
Kämpfen</a>, und ich weiß, der Übergang ist harsch, und dennoch sah ich gestern Abend den Zusammenhang zwischen beiden Lektüren, weshalb ich diesen Text schreibe. Und ich hoffe, ich kann mich euch verständlich machen. </p><p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Ich ging lange nicht davon aus, dass dieses Buch mich interessieren würde.
Aber da ich selbst sehr viel autofiktional schreibe und gerade wieder mit einem
neuen Projekt begonnen habe, kam es mir in den Sinn. Ich hatte einige der anderen Teile von Mein Kampf bereits gelesen und teilweise gemocht und dachte zu wissen, worauf ich mich einlasse. Schon nach
wenigen Zeilen konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Es ist der letzte Band
seiner sechsteiligen Reihe <a href="https://www.randomhouse.de/KNAUSGARD-KARL-OVE/s858.rhd#858-subserie-5003427">Mein Kampf</a> und ich hätte es nicht erwartet, da ich nie genauer recherchiert habe, wovon dieses Buch handelt, aber es
handelt tatsächlich von Hitler und dem Holocaust. Ich hatte wirklich bis zum Beginn der
Lektüre dieses Bandes gedacht, dass der Titel Mein Kampf, nichts, aber auch gar
nichts, mit der deutschen Geschichte zu tun hätte. Da ich niemals eine Rezension oder ähnliches über diesen letzten Band gelesen habe, habe ich innerlich den
Autor jahrelang sogar dafür gescholten, dass er ausgerechnet diesen Titel gewählt hat. Ich habe Knausgård unterschätzt. Denn mit
diesem letzten Band legt er meiner Ansicht nach eine Art Superwerk vor, das ich so von ihm nicht
erwartet hatte. Ich habe viele seiner Bücher gelesen, auch einige davon geliebt, manchmal, aber mit einem solchen
Abschluss hätte ich nicht gerechnet. Er ist in so vieler Hinsicht so ungewöhnlich, auch mutig.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Ausgangspunkt ist die Situation kurz vor Veröffentlichung seines
ersten Bandes von Mein Kampf, <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Sterben/Karl-Ove-Knausgard/Luchterhand-Literaturverlag/e340898.rhd">Sterben</a>, als sein Onkel mit allen Mitteln versucht, die
Veröffentlichung zu verhindern. Diese offene Feindschaft des Onkels belastet
Knausgård sehr und als dieser verlangt, dass er bestimmte Namen weg lässt oder
verändert, beginnt er mit einer Meditation darüber, was Namen sind und
bedeuten. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Vom Namen seines Vaters ausgehend wandert er bis zu einem Namen für das Grauen,
den es im Grunde nicht geben kann.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">In diesem Text wird auch wieder Claude Lanzmann erwähnt. Denn Knausgård
hat seine neunstündige Dokumentation </span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/9MNUbt8HEaw" width="320" youtube-src-id="9MNUbt8HEaw"></iframe></div><br />Shoah angeschaut. "Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll." Jesaja 56,5<o:p></o:p><p></p>
<p class="MsoNormal">Der Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust
ist ein Gedicht von Paul Celan, <a href="https://www.lyrikline.org/de/gedichte/engfuehrung-159">Engführung</a>, das Knausgård auf
vielen Seiten Wort für Wort analysiert, ohne je Worte wie Auschwitz oder Gaskammer zu erwähnen. Kein Name. </p><p class="MsoNormal" style="text-align: center;">Der Ort, wo sie lagen, er hat</p><p class="MsoNormal" style="text-align: center;">einen Namen - er hat</p><p class="MsoNormal" style="text-align: center;">keinen Namen. Sie lagen nicht dort </p><p class="MsoNormal">So wie das Gedicht diese Worte ja auch nicht
verwendet, denn den Worten kann nicht mehr vertraut werden. Sie wollten leuchten, aber sie wurden missbraucht. Für das, was geschehen ist, kann es keine Worte geben. Es ist aus der Sprache gefallen. Erst am Ende der Analyse benennt er es und kommt er zu dem Film Shoah und
dann auch bald zu Mein Kampf von Adolf Hitler, das er liest, und das er an vielen Stellen zitiert und an dem entlang er sich durch das Leben Hitlers tastet. Dies tut er nicht aus der Distanz, sondern er fühlt sich geradezu ein in den jungen Menschen Adolf Hitler, bei dem er sogar Parallelen zu sich selbst entdeckt. Das liest sich manchmal wie ein Tabubruch. Hitler wird als Mensch gesehen, nicht als Monster. Er wird als jemand geschildert, der auch Qualitäten hatte, der sich um seine sterbende Mutter liebevoll kümmerte. Es liest sich dennoch hunderte von Seiten lang wie eine Tortur. Ich konnte das Buch manchmal tagelang nicht in die Hand nehmen, weil ich diesen Menschen Adolf Hitler einfach nicht treffen wollte, auch nicht, gerade nicht an dem Punkt, an welchem er noch eine Wahl gehabt hätte. Jemand zu werden, der nicht Millionen Menschenleben vernichtet. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Dies ist auch meine erste Begegnung mit dem Originaltext Mein Kampf, einem Text, dem
ich mich immer entzogen habe, ich habe mich davor geekelt, denn allein der
Gedanke, dieses Buch zu lesen, brachte mir etwas nahe, das ich mir vom Leib
halten wollte und aus der Seele. Die Möglichkeit des Menschen, sich abgrundtief
unmenschlich zu verhalten und noch viel schlimmer, anderen ihre Menschlichkeit
durch komplette Entwürdigung und Vernichtung zu nehmen. Das ist so schrecklich,
und obwohl ich viele Bücher über den Holocaust gelesen, obwohl ich mich immer
wieder mit dem Thema beschäftigt habe, hat mir doch erst die jüngere Zeit
gezeigt, wie es geschehen konnte. Denn das war immer meine motivierende Frage: Wie konnte so etwas geschehen? Hinter dieser Frage stand die Überzeugung: Es würde nie wieder geschehen. Nichts dergleichen würde noch einmal geschehen, weil die Menschen lernten und sich entwickelten, weil sie in ihrer Freiheit das Gute wählen würden. Das war natürlich naiv. Es geschah die ganze Zeit. Nur nicht in meinem direkten Umfeld. Das ist die Veränderung, die es noch unerträglicher macht. Jetzt geschieht es in meiner Welt. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Denn seit einigen Jahren geschieht ja wieder etwas. Die
Entmenschlichung wird vorangetrieben, und sie beginnt, wie auch schon bei den Nationalsozialisten,
in der Sprache. Wie Politiker in unserem Umfeld durch ihre Sprache Tabus brechen und langsam
das Terrain dessen<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>erweitern, was
möglich ist (vieles was vor wenigen Jahren noch undenkbar erschien), was sagbar ist und was man in der Konsequenz (an)tun kann, anderen, dem Land, der Menschheit, dem
Planeten, Was geht? Das wird mit Sprache ausprobiert und man kann an manchen Stellen auch schon die Taten erkennen, die aus dieser Sprache hervor steigen. </span></p><p class="MsoNormal">Knausgårds Worte zu lesen, die poetisch sind, glasklar und sehr
klug, schmerzt, weil sie mir viel näher kommen, als ich es will. Es wäre
eine Sache, diese Analyse Zuständen der weit zurückliegenden Vergangenheit zuzuordnen.
Es ist etwas ganz anderes, dass alles, was er schreibt, im Heute zu lesen und zu spüren, wie sehr es unter Umständen in unsere Zukunft weist und nicht einfach die Vergangenheit betrifft.</p>
<p class="MsoNormal"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Die geistige Welt, die sich mir damals durch Simone de Beauvoir
eröffnete, war getragen von Vernunft, Freiheit, der realistisch erscheinenden
Möglichkeit von Gleichheit aller Menschen, soziale Werte standen nicht in
Frage, sondern wurden gerade immer konsequenter implementiert und wurden während meiner
Lebenszeit kaum hinterfragter Bestandteil der gesellschaftlichen Ordnung. Es ging eher darum, ihren Einfluss zu vergrößern. Als ich begann, Simone de Beauvoir zu lesen, hatte ich keinen Zweifel daran, dass wir alle aus der Vergangenheit das gleiche gelernt haben. Simone de Beauvoir war für mich eine der Vertreterinnen einer Welt, die anders sein würde, klug, sozial, mitmenschlich, gleiche Rechte für alle. Jedes ihrer Worte war für mich ein Licht. Ich war voller Hoffnung. </span></p><p class="MsoNormal">Auch Knausgårds Worte sind Lichter, die zeigen, wo die Dunkelheit ist. Bewundernswert seine Kraft und sein Mut, mit denen er in Kämpfen bis an den Rand dessen geht, was Menschen sein und tun können. Aber die Wahrheit ist auch, dass da wenig Hoffnung ist, und eher Sorge. </p><p class="MsoNormal">Lesen heißt, die Worte als Lichter zu sehen, und doch ist es die Sprache, die uns als erste in die Dunkelheit führt. Diese beiden Bücher markieren für mich so ein wenig den Beginn und das Ende meiner Naivität in Bezug auf den Zustand der Welt. </p><p class="MsoNormal">Also auch Kämpfen möchte ich euch empfehlen. Es hat über 1200 Seiten. Man liest es nicht im Vorübergehen. Aber es ist die Mühe wert.</p><p class="MsoNormal">P.S. Ich habe den Film Shoah von Claude Lanzmann nie gesehen. Heute habe ich ihn mir besorgt.</p><p class="MsoNormal">(c) Susanne Becker</p><p class="MsoNormal"><br /></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-18767148248678733152020-09-09T10:14:00.001-07:002020-09-09T10:19:01.126-07:00If failure were a victory?<p><span style="background-color: white; color: #222222;">I need my memories, they are my documents. #Louise Bourgeois</span></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKsk3Lv0wrFfOYt7ceSKaatavcCHih4x5Pbq1-vsBjNvmRfLgLiM5Oi-Mg9j2vR93GT1Yrb20QMo3gg5YDwkixn6ReOGSTwVKmqJXZGHOAuBslmWZNNgyH6JXPoKdbY4ujHw8YQYQmbfxt/s2048/IMG_20200211_125831365.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKsk3Lv0wrFfOYt7ceSKaatavcCHih4x5Pbq1-vsBjNvmRfLgLiM5Oi-Mg9j2vR93GT1Yrb20QMo3gg5YDwkixn6ReOGSTwVKmqJXZGHOAuBslmWZNNgyH6JXPoKdbY4ujHw8YQYQmbfxt/w400-h300/IMG_20200211_125831365.jpg" width="400" /></a></div><br /><span style="background-color: white; color: #222222;"><br />Over the past weeks. failure was a very vivid motive in my thinking and writing. I am still not done with it. I think, it will go into longer writing projects. But I liked this one and thought, it is good enough right now, to share it here.</span><div><span style="background-color: white; color: #222222;">Also, I made a playlist on Spotify with the same title: <a href="https://open.spotify.com/playlist/0fF8RSaYGoI9fvu1b2Hg53">If failure were a victory.</a> Enjoy the words and the music.<br /></span><p></p><p><span style="background-color: white; color: #222222;">The
attraction of empty spaces.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">In my
mind.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">You are
my favourite poem.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Between
my every word lingers my silence.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">My
silence is the space, in which I wait for you.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">The
waiting has been very long.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">You
have not come.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">I told
myself stories.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Between
every word of every story was silence,<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">the
silence, in which I told myself more stories about why you never came.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">The
stories are easier to bear, than the uncertainty.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">The
nothingness, in which my waiting turned. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">It is
in boredom, in this nothingness, that we no longer can avoid ourselves.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">A complete
lack of knowledge about what will happen. There is nothing. Just me, lying on
my floor, listening to the breathing at my right nostril. Waiting. The
stories I tell myself, to find distraction from this nothing, that life has become, are flooding my brain. They become so vivid. They are more my life than my life itself
ever was. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">What is
the next step?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">I dont
know.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">I dont
know, what shall happen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Is this
bad? <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">An absolute openness. It has to be there. For things to develop. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Listen to
the silence in your own mind. It is there. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">To be
with the uncertainty, to not fight it. Could uncertainty become a friend?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">To
endure it. This emptiness. This silence. This silence of my past into the here
and now. From this empty room, my future will be created. No, it will unfold. To
let it walk out, without interference. Effort was probably not necessary. Just
listening. To be quiet, again and again. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Don’t
try, just respond. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Listen to the breeze. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Whoever you want to be. But do not
force it. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Everything is possible. And not. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Who does she want to be?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: normal;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">The next step will be, to answer this
question in all available colours. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Suddenly<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>she arrived at a point, like a zero. Everything could vanish and restart, like nothing ever happened before. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">What is the next step?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">One day, your comfort zone will kill
you <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">To ask nobody for permission to be
your self.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">All life long waiting to be
disvovered. To discover and manifest yourself. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Not waiting for anybody to tell you,
how wonderful you are. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">You are wonderful.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">What is the next step? <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">To find my love. What do I love? Whom
do I love?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;"><span style="mso-spacerun: yes;"> </span>„The Fact, that we are only briefly on this
earth and that we do not get, what we wish for. This is a memento mori.“ Anselm
Kiefer<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">All desires, unfullfilled, the
possible lifes, the designs to live, which fall into nothingness, but remain
part of you, forever. Everything you wished for, and did not get, it will still
design your life, from behind the curtain. You are not simply, what you do,
what you create, but also, what you dismiss, or what dismisses you. Or who. <span style="mso-spacerun: yes;"> </span>A life, that does not happen, and still
remains in the shadows of all that happens. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">All the dreams, which go down with
every person, but still remain in the atmosphere, like stardust. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">The failing. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">We are all stardust.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">All those unfullfilled desires. Everything
you did not get, though you really wanted it. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Experience the failing and the loss
fully, the being lost in all of this, which you dreamed, and which never turned
into reality.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">To go into this storm, which can last
six hours, or six weeks or even six years. Which can last forever. This
failing, it is your victory. For the first time, you hear your own voice, which
was shaped through the pain. It is your victory. Everything which remains, is
yours now. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Listen carefully to what remains.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Look at the beach for all the little
things, that are still there, or that are there because of the loss. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">To stand up into your true magnitude,
which is the sum of your losses and what you did with them. Everything you
learned. Everything you found on the way. The little treasures, which seemed
like nothing, they are everything. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: 150%;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">This is what makes you human, that you
can loose so thoroughly and with what kind of attitude you stand up again, or
not.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal">To fail.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">To loose everything.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">All your desires, unfullfilled. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The shame about it. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The shame to have failed in the presence of others. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The lifes, you could have lived.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The dreams, you had and never realized. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The plans, that turned into nothing and left a sour taste on
your lips. This sour taste, which turned bitter over many years. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">The failing. The loosing. The not getting what you so deeply
desired, again and again. It is a storm.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">This storm can last six hours, or six weeks. This storm can
last an entire life.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">It is, what gives you your deepest voice.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">It will change you. It will change your perspective on
everything.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Forever.</p><p class="MsoNormal">Is a long time. <o:p></o:p></p><p class="MsoNormal"><br /></p><p class="MsoNormal">(c) Susanne Becker</p>
<p class="MsoNormal"><o:p> </o:p></p></div>Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-58395781055538457852020-09-03T09:42:00.004-07:002020-10-12T10:11:23.686-07:00Corona Tagebuch (59)<div class="separator"></div><p> Jeder normale Tag ist unglaublich fragil und kann im Grunde jeden Moment aus dem Gleis laufen. Das ist etwas, das mir durch Corona klar geworden ist.</p><p>Gut, das war auch vor Corona schon so. Aber seit Corona ist es deutlicher, zumindest für mich. </p><p>Ich muss jetzt mal was sagen: Seit Corona habe ich auch ein verändertes Verhältnis zu Alufolie. Jedesmal, wenn ich das Schulbrot meiner Tochter in Alufolie einwickele, wird mir komisch. Weil ich dann an die denken muss, die gegen die Coronamaßnahmen demonstrieren. Und weil ich welche kenne, die da mit rennen. Und ich fühle mich mal wieder wie vor ein paar Jahren, als ich verstand, dass jemand, den ich sehr gut kenne, zur AfD abrutscht.</p><p>Ich habe einen Bekannten, der ernsthaft solche Sachen sagt wie: "Ich habe mir die wissenschaftlichen Daten genau angeschaut und ich habe erkannt, dass es gar nicht mehr Coronafälle gibt, das ist eine Lüge, es gibt nur mehr Tests. Die Presse will lediglich Angst schüren."</p><p>Ich so: "Ist ja toll, wenn man plötzlich mit der AfD und Dumpf-Trump einer Meinung ist, oder? Ich meine, spätestens, wenn das so ist, meinst Du nicht, du solltest deine Forschungen dann in Frage stellen? Die Wissenschaftlichen Daten quasi nochmal neu prüfen?" (Und ich frage ihn nicht, weil ich ihn nicht komplett schrotten möchte, wie er als ausgebildeter Künstler überhaupt die Expertise hat, um wissenschaftliche Daten auszuwerten? Ob er noch nebenbei Virologie oder sowas studiert hat und wir haben es alle nicht bemerkt? Nein, das frage ich nicht, weil ich weiß, durch den AfD Freund, dass Menschen, die so derart abdriften, durch knallharte Argumente, die in sich stimmig sind, lediglich noch weiter weg gejagt werden, in eine Radikalität der Unlogik und der Opfermentalität getrieben werden, dass sie sich gedemütigt fühlen durch Intelligenz und Logik, dass es also nichts bringt, oder das Gegenteil bewirkt. Man muss bei ihnen auch noch freundlich bleiben, weil man ja immer die Hoffnung hat, so jemand, mit dem man sich jahrelang supergut verstanden hat, der kann nicht wirklich so abdriften, der kommt wieder zurück, wenn man ihn nicht allzu sehr verletzt. Der wird sich wieder fangen.</p><p>Der Bekannte antwortete mir, dass er es auch krass fände, dass plötzlich die falschen Leute die richtigen Meinungen vertreten würden.</p><p>Soviel zu Logik.</p><p>Soviel zu Freundlichkeit, die man sich abringt, obwohl man eigentlich zusammen brechen möchte.</p><p>Er war einer meiner Lieblingsbeannten, haarscharf an der Grenze, ein Freund zu sein und ich befinde mich genau genommen in Trauer. Weil mir das zum zweiten Mal passiert, dass jemand, den ich im Grunde schätze, so derart abdriftet.</p><p>Gestern traf ich auf der Straße einen Bekannten, wir redeten ein bisschen, wagten uns erst kaum ans Thema heran und dann sagte er plötzlich und lächelte dabei peinlich berührt: "Du gehst aber nicht demonstrieren, oder?" </p><p>Ich so: "NEIN!! DU ETWA?""</p><p>Er so: "NEIN NEIN NEIN!!"</p><p>Ich meine, solche Dialoge hat man plötzlich, weil es sein kann, dass einer, den du lange nicht getroffen hast, plötzlich Aluhut trägt. Und weil Du bei manchen das Thema lieber gar nicht anschneidest, weil du auf das Gespräch sehr gerne verzichten möchtest. Aber ich denke immer mehr, man kann auf diese Gespräche nicht verzichten. Man muss ran an den Abgrund und in die Konfrontation.</p><p>Vor ein paar Monaten hatte ich ein solches Gespräch mit einer Bekannten. Das war noch am Anfang der Hygiene Demos am Rosa-Luxemburg-Platz und sie erzählte mir stolz, dass sie hin ginge und ich so: "Ach, interessant, da kann ich ja mal jemanden direkt fragen, wie es sich anfühlt, plötzlich Seite an Seite mit Nazis zu latschen."</p><p>Sie so: "Also, das schreibt vielleicht die Presse, die sie lesen. Aber ich habe keine Nazis gesehen. Was lesen Sie denn so?"</p><p>Ich so, und ich muss sagen, ich fühlte mich wie eine Angeberin, but in a good way: "Spiegel, Tagesschau, taz, Zeit, Guardian, New York Times ... die sagen alle, da waren Nazis. Aber ich vermute, dass sind all die Organe, die bei Ihnen unter "Lügenpresse" (Achtung: Naziausdruck!!) gehandelt werden, oder? Ich nehme an, Sie holen sich ihre Infos bei Ken FM?"</p><p>Es war dann kurz so, dass wir nicht weiter wussten. Dann sagte sie: "Tja, wir haben ja krass unterschiedliche Standpunkte. Aber ich mag sie so und ich denke, man muss versuchen, einander zu verstehen"</p><p>Und da hakte es dann bei mir und ich sagte: "Sorry, aber ich will das nicht verstehen. Ich will niemanden verstehen, der mit Nazis kuschelt, die Wahrheit verdreht, Fakten als Lügen hinstellt, die Demokratie untergräbt, Antisemitismus stillschweigend gestattet und sich generell auf einer Seite befindet, die ich einfach nur Scheiße finde. Und ich denke, nein, wir müssen gar nicht versuchen, einander zu verstehen, sondern es ist an der Zeit, den Abgrund einfach mal auszuhalten, der da zwischen uns ist und der ist unüberbrückbar, und der ist wirklich tief, da kann man abstürzen darin auf fucking Nimmerwiedersehen, und ich habe auch keine Lust, mich ranzukuscheln, damit er überbrückbarer scheint. Sie sind eine nette Person, ich weiß, dass sie ein gutes Herz haben, aber ihre Ansichten sind unterirdisch und ganz ehrlich, ich möchte damit nichts zu tun haben."</p><p>Und wisst ihr was: Diese glasklare Konfrontation, sie fühlte sich super an. Wir haben uns dann sehr freundlich voneinander verabschiedet. Unser Kontakt, wenn wir uns begegnen, ist seitdem zurückhaltender, aber freundlich. </p><p>Diese Konfrontation gab mir die Richtung vor, wie ich ab jetzt solche Begegnungen händele. Aber klar, man ist nicht immer für diese krasse Konfrontation in Form. Deshalb fragt man manchmal lieber gar nicht: Und? Auf welcher Seite stehst Du? Weil man einfach nicht den Nerv hat, in eine solche Diskussion zu gehen, wo das Gegenüber im Grunde auf einer anderen Realitätsebene denkt und eine Verständigung vom Beginn an ausgeschlossen ist. </p><p>Das, auch das ist Corona. Diese Auseinandersetzungen vor unsere Nase postiert zu bekommen, dass man nicht mehr wegschauen kann, egal, wie sehr man die Augen schließt, dass wir es hier mit Irren und gefährlicher Dummheit zu tun haben, die perspektivisch unser System zersetzen und schon ganz schön weit dabei vorgedrungen sind, das ist ein Ergebnis der Coronazeit, dass man das sehen kann, weil die Angst vor dem Virus den Irrsinn gesteigert und ans Tageslicht befördert hat. So wie alle Angst Befindlichkeiten steigert und Balancen aus dem Gleichgewicht bringt. Und natürlich haben die Leute Angst. Um ihre Existenz, um ihre Gesundheit, um ihre Zukunft. Dank Corona ist es schwieriger geworden, sich zu betäuben und von der Angst abzulenken.</p><p>Aber für mich, das merke ich immer deutlicher, ist der Virus eigentlich ein Nebenschauplatz. Ich las es so wunderbar in einigen Texten heute: Unsere Demokratie wurde nicht ins Herz getroffen durch diese Reichskriegsflaggen auf den Treppen vorm Reichstag und dass da, im Gegensatz zu allen Demos, auf denen ich in meinem Leben war und die vermutlich eher links als rechts waren, keine Wasserwerfer auf die Demonstranten gerichtet waren, sondern drei Polizisten dem Mob gegenüberstanden. Das zeigt, wie sehr die Staatsorgane sich immer schon dazu entschieden haben, auf dem rechten Auge blind und auf dem rechten Ohr taub zu sein. Bei einem normalen 1. Mai Aufmarsch in Kreuzberg sind mehr Wasserwerfer. Unsere Demokratie wurde viel früher getroffen und für mich war diese Verletzung deutlich zu sehen an der Tatsache, dass die Angehörigen der Opfer von Hanau nicht öffentlich trauern durften, aber die Rechten und Dummen dürfen marschieren, wie es ihnen gefällt. Das trifft für mich mitten ins Herz unserer Gesellschaft und die ist angeschlagen. Massiv. Über solche Sachen denke ich schon morgens nach, wenn ich das Schulbrot meiner Tochter in Alufolie einschlage, damit es sich in der Papiertüte nicht auflöst. Freie Assoziation vom Feinsten. </p><p>Aber es gibt auch eine wirklich gute Nachricht: Prof. Drosten ist aus der Sommerpause zurück! Er hat gestern nochmal erklärt, warum Masken super sind. Zum Beispiel, ich verdrehe hier ein klitzekleines bisschen seine Aussage: Weil man den Mundgeruch der anderen nicht mehr riecht. Und weil Mundgeruch Aerosole sind, heißt das übersetzt: die kommen auch nicht zu einem.</p><p>Gut, man riecht jetzt deutlich sich selbst unter der Maske, aber das bewegt einen auch dazu, sich öfter mal um die eigene Mundhygiene zu kümmern, oder?</p><p>Ich war heute übrigens im Jüdischen Museum Berlin und möchte Euch die neue Dauerausstellung, die seit Mai geöffnet ist, sehr empfehlen. Darin kann man auch dieses Werk von Anselm Kiefer sehen. Ich sitze sicher zehn Minuten davor und bin vollkommen geflasht von der Schönheit des Bleis und der Glasscherben als meine Tochter kommt und sich zu mir setzt. Ich sage: Mein Gott, es sieht aus wie die Sachen von Anselm Kiefer. Meine Tochter so: Es ist ein Werk von Anselm Kiefer, Mama. Ich saß tatsächlich davor und dachte, jemand hat Anselm Kiefer quasi kopiert. Haha. </p><p>Jedenfalls heißt es : Breaking the Vessels und ist Resultat von Kiefers intensiver Auseinandersetzung mit der Kabbala. Seine Bedeutung würde ich vielleicht wie folgt zusammen fassen: Die Welt wurde nie geschaffen, damit sie perfekt ist. Die Fehler, alles was zu Bruch geht, es ist immer schon Teil des Ganzen. Dein Scheitern ist dein Weg und somit möglicherweise dein Sieg.</p><p>(c) Susanne Becker</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br /><p></p><p><br /></p><p><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-12043126506554511012020-08-22T08:34:00.000-07:002020-08-22T08:34:07.050-07:00Corona Tagebuch (58)<p> <a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvRUS-BHTeotYcUvXA3WZ89veV2ikYC-VPQ57tno8nF78TxaJ87MDr0vPQxPMsyA-6c2lSxxP1BFaraCw44UG_-4V_NXiN5bJwGKbLcba_bcFYdPp6W3pYD7NmXIfr55MumS42hJnJzlYw/s2048/IMG_20200501_134933499.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvRUS-BHTeotYcUvXA3WZ89veV2ikYC-VPQ57tno8nF78TxaJ87MDr0vPQxPMsyA-6c2lSxxP1BFaraCw44UG_-4V_NXiN5bJwGKbLcba_bcFYdPp6W3pYD7NmXIfr55MumS42hJnJzlYw/s640/IMG_20200501_134933499.jpg" /></a></p><p><span style="background-color: white; color: #1c1e21;">August.</span></p><p><span style="background-color: white; color: #1c1e21;">Schon August.</span></p><p><span style="background-color: white; color: #1c1e21;">Ein Sommer, der als Lockdown begann, scheu und sehnlich erwartet, geht schon wieder seinem Ende entgegen und ich bin nicht dafür bereit. Ich möchte noch so viele Male schwimmen gehen und meine Füße im Gras spüren. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><o:p>Seit Wochen arbeite ich mich durch ein Buch von Joseph Goldstein. Ich hatte ihn hier schon mehrfach erwähnt. Er ist für mich ein großer Lehrer, obwohl ich ihn noch nie persönlich treffen konnte. Aber ich höre seine Talks auf Spotify oder anderen Seiten und das Buch<a href="#" id="https://www.goodreads.com/book/show/17689433-mindfulness" name="https://www.goodreads.com/book/show/17689433-mindfulness"> Mindfulness. A Practical Guide to Awakening</a> nährt meine Gedanken und auch mein Schreiben. </o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><o:p>Heute fand ich darin ein wunderbares Zitat, das ich mit euch teilen möchte: "One of the many misconceptions we often carry throughout our lives is that our perceptions of ourselves and the world are basically accurate and true, that they reflect some stable, ultimate reality. This misconception leads to tremendous suffering, ...."</o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><o:p>Was, wenn immer alles anders wäre, als wir denken?</o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Schon August.</span></p><p class="MsoNormal" style="line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Der Sommer neigt sich dem Ende. Was diese Zeit
kennzeichnet, ist der komplette Mangel an Normalität. Alles ist irgendwie aus
der Bahn geworfen. Die Regeln gelten nicht mehr.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Das ist beängstigend. Aber es ist auch spannend.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Der Fehler ist vielleicht, ich spiele mit diesem
Gedanken, sich an all dem, was eben noch galt, krampfhaft festhalten zu wollen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Angesagt wäre es vielleicht, und auch hier spiele ich
bislang nur mit dem Gedanken, sich in die Möglichkeiten zu stürzen, die sich
ungeahnt aus dieser Unnormalität ergeben.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Für manche Menschen in meinem Umfeld beginnt durch
Corona ein neues spannendes Leben. Sie verändern mit einem Schlag alles,
wechseln Länder, kündigen Jobs, fangen nochmal bei Null an.<o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Das Wort Nullpunkt fällt häufig in Konversationen.</span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Menschen lösen alte Verstrickungen.</span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Sie trennen sich. Sie ziehen um. Sie kündigen Jobs. Diese Zeit ist wie ein unglaubliches Gewitter und für manche brechen ihre Häuser unter der Last des Unwetters zusammen, sie verlieren alles. Für manche ist das gut. Für einige ist die Luft danach klar und vollkommen rein. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Es macht keinen Sinn, auf das Ende der Coronazeit zu
warten. Dieses Ende wird möglicherweise niemals kommen, oder wenn es kommt,
wird es nicht mehr wie vorher sein.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Die Coronazeit ist wie ein leerer Raum, irgendwie noch
unbelebt. Unsicher tastet man sich durch die riesigen Räume, an denen noch niemand seine Spuren hinterlassen hat. Sobald man sie mit Vertrautem füllt, gibt es Disharmonie. Es wird offenbar, dass man sich vollkommen neu wird einrichten müssen und können.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Könnte man plötzlich alles neu denken?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Radikale Gedanken denken. Was ist der nächste Schritt in diesem noch unbelebten Raum, in dem es noch nicht so viele Rituale gibt, außer vielleicht jene der Verdrängung? Verdrängung von Angst. Existenzangst. </span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Welche Gedanken, welche Schritte wären es für Euch, in diesem Moment Eures
Lebens, wenn alles möglich wäre? <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Der Angst die kalte Schulter zeigen und sich trauen,
die zu sein, die man immer schon sein wollte.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Wer wäre diese Person und wie würde sie sich in die Zukunft entwerfen?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Möglicherweise werden wir nie wieder einen solchen
Freiraum geschenkt bekommen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Ich glaube, es kann befreiend sein, sich damit
abzufinden, dass sich alles tatsächlich für immer verändert hat. Wir sind im
freien Flug.</span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Alles ist dadurch möglich.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Man kann eventuell einfach das tun, was man schon die
ganze Zeit tun wollte.<o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;">Ich weiß noch nicht genau, was das für mich sein wird. Aber ich merke, wie ich etwas auf der Spur bin. </span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Es ist so wunderbar, mit den offenen Fragen zu sein.</span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Meine lautet gerade: Was ist der nächste Schritt? Ich genieße es, mit der Ungewissheit zu sein. Der Antwort erlauben, sich langsam zu enthüllen und sie nicht herbei zu zwingen. </span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Ansonsten habe ich heute Morgen begonnen, das Buch "<a href="#" id="https://www.suhrkamp.de/buecher/die_scham-annie_ernaux_22517.html" name="https://www.suhrkamp.de/buecher/die_scham-annie_ernaux_22517.html">Die Scham</a>" von Annie Ernaux zu lesen. Es ist vor fünf Tagen bei Suhrkamp erschienen und handelt von einem Schlüsselerlebnis ihrer Kindheit: ein Sonntagmittag, an dem ihr Vater ihre Mutter töten wollte. Dieser Vorfall hat in ihr eine große Scham ausgelöst, die ihr Leben geformt hat. Denn von diesem Moment an war ihr klar, dass sie nicht zu den feinen Leuten gehörte, wo so etwas niemals geschehen würde. Wo alle in Sicherheit und Glück leben. Ein Gefühl der eigenen Unwürdigkeit. Man sollte wirklich alle ihre Bücher lesen. Sie ist großartig.</span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Beendet habe ich gestern Abend "<a href="#" id="https://www.randomhouse.de/Buch/Winter/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529291.rhd" name="https://www.randomhouse.de/Buch/Winter/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529291.rhd">Winter</a>" von Ali Smith. In dieses Buch bin ich zunächst sehr schwer hinein gekommen. Aber irgendwann packte es mich, die Geschichte einer Familie, die gleichzeitig die Geschichte von heute ist. Niemand, so scheint es mir, schreibt gerade so aktuell über das Hier und Jetzt, politisch und dennoch zutiefst persönlich. Jetzt fehlt mir nur noch "Sommer", das ja erst noch erscheinen muss, dann habe ich die Jahreszeitenbände von Ali Smith durch. Auch sie eine ganz große Wortkünstlerin. </span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Heute morgen war ich schwimmen. Im Regen. Es war so schön. Wir hatten die Badestelle komplett für uns. Das Wasser war warm. Zwischendurch kamen Sonnenstrahlen durch und es war nicht kalt. Eigentlich hatte ich mir diesen Sommer vorgenommen, in zwanzig verschiedenen Seen zu schwimmen. Aber bis jetzt sind es erst fünf gewesen und ich kehre immer wieder zu der vertrauten Badestelle zurück, an die ich schon fahre, seitdem meine Kinder sehr klein waren.</span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;">In Österreich hat mir mein Freund Robert übrigens dieses unglaublich schöne Musikstück vorgestellt. Rameau: Les Indes galantes, dirigiert von Teodor Currentzis. So wunderbar!</p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/j6QgaHInNkA" width="320" youtube-src-id="j6QgaHInNkA"></iframe></div><p></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;">Und wer von ihm nach dieser Kostprobe noch nicht genug hat, hier noch einmal fast anderthalb Stunden. Rameau und Currentzis</p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/rZKDK_hR6x0" width="320" youtube-src-id="rZKDK_hR6x0"></iframe></div><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><br /></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">Ich wünsche Euch ein sehr schönes Wochenende.</span></p><p class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: 0cm;"><span style="color: #1c1e21;">(c) Susanne Becker</span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><p></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-46541666813469287642020-08-12T07:24:00.000-07:002020-08-12T07:24:12.127-07:00Wut und Gehen, Lesen und Rebecca Solnit: Wanderlust<p> </p><p class="MsoNormal">An Eskimo custom offers an angry person release by walking the
emotion out of his or her system in a straight line across the landscape, the
point at which the anger is conqered is marked with a stick, bearing witness to
the strength or length of the rage.“ <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Lucy_R._Lippard">Lucy Lippard</a> in <a href="https://www.goodreads.com/book/show/848657.Overlay">Overlay</a>, quoted nach
<a href="http://rebeccasolnit.net/">Rebecca Solnit</a>, <a href="http://rebeccasolnit.net/book/wanderlust/">Wanderlust</a><o:p></o:p></p><p class="MsoNormal"><img src="http://rebeccasolnit.net/file/2014/01/wanderlust-34.jpg" /></p><p class="MsoNormal">Heute bin ich nicht wütend. Aber ich war es schon sehr oft in meinem Leben. Es ist in meiner Erfahrung ein eher unfruchtbares Gefühl, das einen innerlich verbrennt und einem äußerlich keinerlei Lösung bringt. Auf der anderen Seite ist sie oft gerechtfertigt und es ist wichtig, sie ihre wunderbare Energie auf gute Weise nutzen zu können. Mich hat diese Idee, seine Wut aus sich heraus zu laufen, möglicherweise immer auf der gleichen Strecke, so dass man jedes Mal die Möglichkeit hat, im Vergleich die Stärke und Intensität seiner heutigen Wut mit der von gestern und mit jener von vor einem Jahr zu vergleichen, ungemein fasziniert. Vermutlich weil ich mich beiden Phänomenen nahe fühle: Wut und Gehen.</p><p class="MsoNormal">Gehen ist eine großartige Form von Protest. Gleich zu Beginn des Buches berichtet Solnit von der 89jährigen Doris Haddock, die 1999 durch die USA gelaufen ist, um für eine finanzielle Reform des amerikanischen Wahlsystems zu demonstrieren.</p><p class="MsoNormal">Wenn man seine Wut ausläuft, dann wird am Ende, davon gehen die Eskimos aus und auch Rebecca Solnit, eine Klarheit stehen. Denn Gehen hat etwas von Meditation und die Intensität der Wut macht diese Meditation umso wirkungsvoller.</p><p class="MsoNormal">Jean Jacques Rousseau sagte, dass er nur meditieren könne, während er gehe. Sein Kopf arbeite nur in Zusammenhang mit seinen Beinen.</p><p class="MsoNormal">Man hört solche Sätze öfter, von Schriftstellern und Denkerinnen, die im Laufen Lösungen für ihre Schreibfragen und philosophischen Untersuchungen finden.</p><p class="MsoNormal">In diesem Sommer bin ich mit meinem Bruder an einem Tag 25 km durch die Eifel gewandert. Ich weiß nicht, wie viele Höhenmeter wir dabei überwunden haben, aber es ging im Grunde zu 80% auf dieser Wanderung entweder steil bergauf oder steil bergab. Zugspitze? Oder sogar Mount Everest? Das Verbrennen negativer Gefühle, nicht nur Wut, auch Ängste oder Unsicherheiten, war mir bei dieser Wanderung deutlich bewusst. Auch die Möglichkeit, seine Gedanken schweifen zu lassen, während man in einer wunderschönen Landschaft unterwegs ist und von ihr genährt wird. Die Stärke seines eigenen Körpers zu spüren und dass man in der Lage ist, ein Ziel durch eigene Kraft und nicht mit der Hilfe eines technischen Geräts zu erreichen, es ist ungemein befriedigend.</p><p class="MsoNormal"><img alt="Wanderlust" height="320" src="https://www.matthes-seitz-berlin.de/cache/buch/covers/9783957575845-x160xx400x-1593154822.jpg" width="201" /></p><p class="MsoNormal">Wanderlust, A History of Walking ( auf Deutsch: <a href="https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/wanderlust-ebook.html">Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens</a>, bei Matthes & Seitz im letzten Jahr erschienen) dieses Buch von Rebecca Solnit, begleitete mich innerlich bereits auf dieser Wanderung. Ich gehe so gerne. Ich gehe manchmal durch halb Berlin, von meiner Wohnung bis zu meiner Arbeitsstelle, das sind immerhin etwa acht Kilometer eine Strecke. Das macht mir nicht soviel. Häufiger fahre ich mit dem Fahrrad. Aber das ist in letzter Zeit oft gefährlich, vielleicht werde ich auch alt. Aber ich fühle mich schneller als früher bedroht von anderen Radlern, die mich rechts überholen und von Bussen, die sich links an mir vorbeidrängen und mir dann den Weg abschneiden. Eigentlich vergeht selten eine Fahrt durch Berlin, ohne dass ich kurz denke, ich sterbe eventuell gleich. </p><p class="MsoNormal">Beim Laufen ist das ganz anders und man sieht natürlich auch viel mehr und viel deutlicher, weil man um so vieles langsamer ist. Gerade jetzt in Coronazeiten ist es darüber hinaus ein, im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln, sicherer Weg, sich fortzubewegen. Wenn ich in anderen Städten bin, versuche ich immer, mir eine Unterkunft zu organisieren, von der aus ich alles erlaufen kann, was wichtig ist. Ich habe mir Prag erlaufen, Rom und Lissabon, auch Wien. Besonders gerne laufe ich aber in der Natur: an Stränden oder in Wäldern. Im letzten Jahr habe ich mich von meinem Auto getrennt, das ich nicht lange besessen habe, das aber in Berlin durchaus praktisch sein kann, weil man damit leicht vor die Tore der Stadt kommt. Aber nachdem ich meinen Garten in der Uckermark ebenfalls aufgegeben habe, machte das Auto keinen Sinn mehr. In der Stadt bin ich damit nie gefahren, nachdem die Kinder aus dem Alter heraus waren, in dem sie mich als Chauffeurin brauchten.</p><p class="MsoNormal">Wanderlust handelt vom Gehen in allen Schattierungen. Es zeigt, dass das Gehen ein revolutionärer Akt ist, vor allen Dingen in einer Zeit, in der so viele Abläufe immer stärker darauf ausgerichtet werden, dass man sie ohne jede Bewegung erledigen kann. Da wird das Gehen zum Supermarkt zu einer verlorenen Zeit, die man dringend noch mit anderen Dingen (Whatsappen, Musikhören oder ähnliches) füllen muss. Wie praktisch, wenn man online seine Einkäufe bestellen kann, ohne sich selbst fortzubewegen. Rebecca Solnit ist natürlich Amerikanerin. Der Drang, sich gar nicht mehr zu bewegen außer mit seinem eigenen Auto, ist dort noch viel ausgeprägter und formt auch die Landschaft der Städte sowie die Kultur ungemein aggressiver. Schon vor vielen Jahren, als ich dort lebte und mich hauptsächlich mit einem Rennrad fortbewegte oder zu Fuß, fand ich bei den Malls für mein Fahrrad keinen Platz, es abzustellen, aber bis zum Horizont erstreckten sich die Parkplätze für Autos. Ich erinnere mich noch gut an die erstaunten Blicke, die mich trafen, wenn ich mit meinem Fahrrad vorfuhr.</p><p class="MsoNormal">Aber dennoch ist diese Tendenz ja auch hier spürbar. Gehen wird eher als Fitnesstraining denn als natürliche Art und Weise, sich fortzubewegen, betrachtet. Alles ist auf Effizienz ausgerichtet, auf Schnelligkeit, auf Produktivität. Gehen, und zwar nicht als Sport betrieben, findet auf einer anderen, soll ich sagen, Straße?, statt? Vielleicht eher auf einem anderen Weg. Aber man kann ja überall laufen. Es fiel mir wieder im Februar auf Sizilien auf, dass auch die archaischeren Regionen zum Beispiel Europas, eher dem Auto als dem Fußgänger huldigen. Mit unseren Rollkoffern vom Bahnhof kommend, mussten wir in Taormini Giardini quasi auf der Fahrbahn laufen, denn die Häuser sind, ohne Bürgersteig, direkt an den Straßenrand gebaut. Die Autos pfiffen ungerührt an einem vorüber. Wenn es dann doch Bürgersteige gibt, sind sie so schmal dass man mit der Hälfte seines Körpers eigentlich doch auf die Fahrbahn hinaus ragt. Sizilianische Autofahrer sind temperamentvoll und schnell und ich ging dann einfach davon aus, dass sie an plötzlich auftretende Fußgänger gewöhnt sind und auch in einer scharfen Kurve so schnell ausweichen können wie sie fahren. In Rom mussten wir durch eine Art Autobahntunnel laufen, mitten in der Stadt, um von einem Viertel ins andere zu gelangen. Es gab keinen anderen Weg dorthin. Der Tunnel war sehr lang, sehr dunkel und sehr laut. Immer wieder frage ich mich, wie unsere Städte aussähen, wenn sie für Fußgänger und nicht für Autos gebaut wären?</p><p class="MsoNormal">Dieses Buch ist klug und beweglich, es führt einen auf eine lange Wanderung durch die Geistesgeschichte und politischen Aktivismus, durch Literatur und Philosophie und durch die Landschaften, die sich die Autorin erwandert. Aber es führt einen auch in die eigene Erinnerung und in die Welt der eigenen Gedanken. Ich könnte ab jetzt jedes Mal, wenn ich wütend werde, einfach los laufen, immer die gleiche Strecke, an der Spree entlang durch den Treptower Park bis zum Plänterwald und abmessen, wie wütend ich bin an der Strecke, die ich je zurück lege. Manchmal würde ich, so fürchte ich, bis Köpenick kommen. </p><p class="MsoNormal">Aber wie gesagt, heute bin ich ja nicht wütend.</p><p class="MsoNormal">Große Leseempfehlung! Es gibt wirklich wenige Autorinnen, die mich so inspirieren wie Rebecca Solnit.</p><p class="MsoNormal"><br /></p><p class="MsoNormal">(c) Susanne Becker</p><p class="MsoNormal"><br /></p><p class="MsoNormal"><br /></p>Unknownnoreply@blogger.com0Berlin, Deutschland52.520006599999988 13.40495425.849265456547911 -21.751296 79.190747743452064 48.561204000000004tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-75664512390638291592020-07-05T09:50:00.001-07:002020-08-12T07:29:55.627-07:00Corona Tagebuch (57)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiV0YKGwE1XevMPE4JkoCAqEeaT2qz1pZHlWF-kvFwirmwXdQAV2X-f3fMJ627JREj8_bx-yJYyDJsq66-lVpMKzLTffa00JIhmWDRyZHdT8KYG-inwO1VHfOzIQob6FvsYYzin1dXSGwJ5/s1600/Liepnitzsee.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1080" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiV0YKGwE1XevMPE4JkoCAqEeaT2qz1pZHlWF-kvFwirmwXdQAV2X-f3fMJ627JREj8_bx-yJYyDJsq66-lVpMKzLTffa00JIhmWDRyZHdT8KYG-inwO1VHfOzIQob6FvsYYzin1dXSGwJ5/s400/Liepnitzsee.jpg" width="400" /></a></div>
"Tell me what it is you plan to do with your one wild and precious life?"<br />
<br />
Mary Oliver<br />
<br />
In wenigen Tagen fahre ich zum ersten Mal seit Februar mit dem Zug richtig weit weg. Langsam werde ich etwas nervös, ob das nicht ein zu großes Risiko ist, ob es nicht besser wäre, mir ein Auto für meine Rundreise zu mieten.<br />
Ich lese und höre, dass die ICEs sehr voll sind, kein Abstand gehalten werden kann und es auch eine Menge Leute dort gibt, die keine Gesichtsmaske tragen.<br />
Auf der anderen Seite gehe ich nicht davon aus, dass in Deutschland gerade wahnsinnig viele Infizierte herum laufen und ausgerechnet in meinem Zug sein werden. Ich war die ganze Coronazeit über nie wirklich isoliert. Ich habe mehr oder weniger durchgearbeitet und immer Leute getroffen, vor allem in meinem Büro. Das hat in den letzten Wochen auch zugenommen. Ich war sogar auf der riesigen Black Lives Matter Demo hier in Berlin vor vier Wochen. Ich fühle mich seit Februar, als ich auf Sizilien krank war, kerngesund.<br />
Welche Faktoren kommen zusammen, damit es zu großen Infektionsherden kommt? Also ich gehe jetzt mal von den Nachrichten aus: Schlachthaus, dort vor allem in der Zerlegung; wenn religiöse Gemeinden oder Chöre in relativ kleinen Räumen, ungelüftet, miteinander singen und beten, bei Parties, beim Après Ski. Solche Sachen. Viele Körpersäfte (Schweiß, Atem, Spucke etc.) im möglichen Austausch, auf engem geschlossenem Raum. Dann gehört wahrscheinlich auch eine persönliche Disposition dazu, wie immer, wenn man sich ansteckt. Diese Disposition kann man vermutlich in bestimmten Grenzen beeinflussen durch einen gesunden Lebenswandel und positive Einstellung. Aber das wird immer notwendig vage bleiben und nur im Ansatz in der eigenen Macht liegen. Aber ich denke, es macht schon sehr viel Sinn, auf sich zu achten. Dinge zu tun, die einem gut tun. Das stärkt mit Sicherheit das Immunsystem.<br />
Dann wären da einfach die Dinge, die jeder tun kann: Masken tragen, Hände waschen, ab und an mal desinfizieren, und in die Armbeuge niesen anstatt in die Handfläche. An Orten, wo solche Regeln flächendeckend nicht eingehalten werden, sieht man gut, was geschieht. Das Virus gerät vollkommen außer Kontrolle.<br />
<br />
Diese Woche war ich zum ersten Mal im Kino. Die Kinos hier haben am 2. Juli erst wieder aufgemacht und am 2. Juli saß ich sofort im <a href="https://ilkino.de/" target="_blank">Il Kino</a>, einem kleinen Programmkino mit nur einem Saal in der Nansenstraße, Ecke Maybachufer. Ich wollte dort immer schon hin. Es waren fünf Leute in dem relativ kleinen Saal. Die meisten Plätze waren durch rote Bänder abgesperrt, so dass man dort nicht sitzen durfte. Es war eine feierliche und auch leicht unsichere Stimmung. Keiner wusste genau, wie er sich verhalten sollte. Der Mann am Tresen sagte: "Das ist unser erster Tag. Wir wissen noch nicht genau, wie die Abläufe funktionieren." Das Il Kino hat ein sehr schönes Programm. Es läuft dort unter anderem auch der Film <a href="https://www.youtube.com/watch?v=S9eDwD9xwvw" target="_blank">For Sama</a>, über Syrien, eine Dokumentation einer Mutter für ihr Kind, eine Dokumentation über den Krieg aus weiblicher Perspektive. Ich denke, wir sollten ihn alle sehen, um zu verstehen, was in Syrien geschehen ist und immer weiter geschieht. Was diese Menschen, von denen so viele heute hier bei uns sind, aber auch so viele in irgendwelchen unwürdigen Lagern vor sich hin vegetieren, erlebt und durchgemacht haben.<br />
<br />
Meine Tochter und ich haben uns allerdings einen französischen Film angeschaut, La Verité mit Catherine Deneuve und Juliette Binoche. Ein wirklich großartiger SchauspielerInnenfilm. Er hatte etwas magisches, etwas sehr emotionales, und war absolut französisch.<br />
Da ich gerade auch, und das ist ein Zufall, ständig französische Bücher lese und eine Freundin sich während der Coronazeit ein Haus in Frankreich gekauft hat, habe ich das Gefühl, spätestens in 2021 steht mal eine Reise dorthin an. In diesem Land war ich früher, als ich noch in Köln lebte, viel öfter. Natürlich. Es lag ja so nah.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/PEGS0Wv_reY/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/PEGS0Wv_reY?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br />
Ich lese gerade die <a href="https://www.piper.de/buecher/simone-de-beauvoir-isbn-978-3-492-07033-1" target="_blank">neue Biografie über Simone de Beauvoir</a> von Kate Kirkpatrick. Mir wird dabei noch einmal klar, dass diese Frau wirklich mein primäres Rolemodel war in meiner Jugend. Ich wollte werden wie sie. Frei und klug und nach einem langen Schreibmorgen wollte ich mich ins Café setzen und mit meinen unglaublich brillanten Freundinnen und Freunden über die Welt diskutieren. Ich wollte damals, das war mein größter Traum, eine Beziehung, so wie de Beauvoir sie mit Sartre hatte: tief und lebenslang, aber niemals unfrei, basierend auf Vertrauen und intellektueller Ebenbürtigkeit. Ich wollte Philosophin werden, so wie sie und habe ja dann auch konsequent Philosophie studiert. Meine Magisterarbeit habe ich aber dann über Sartre und Camus geschrieben. Es wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, über sie zu schreiben. Das ist so sonderbar, wenn ich jetzt im Rückblick darüber nachdenke.<br />
Allerdings muss ich gestehen, dass mir die literarischen Bücher von Simone de Beauvoir nie so viel gegeben haben. Ich fand sie immer zu trocken und kopflastig. Wenn ich sie beendet habe, hat es mich meist sehr viel Anstrengung gekostet. Es war ihre Person, es waren ihre Ideen, darüber was eine Frau ist, wer sie in absoluter Freiheit sein kann, auch was eine Beziehung sein kann, wenn man sich von den gesellschaftlichen Normen abwendet, diese Ideen haben mich wahnsinnig beeindruckt. Sie beeinflussen mich heute immer noch.<br />
<br />
Wir waren am See. An einem See, an dem ich noch nie vorher war.<br />
Bei der Fahrt hinaus durch das Umland Berlins wurde mir einmal mehr bewusst, wie privilegiert man in dieser Stadt ist, dass sie ein Paradies ist und eine Tür in unzählige weitere Paradiese besitzt. Diese Tür heißt S-Bahn, wahlweise auch Regionalbahn. Für 3,60€ kommt man von meiner Haustür aus ins Paradies. Das Umland, egal in welche Richtung man fährt, ist einfach ein Traum. Die Natur ist so leicht erreichbar und überall. Kiefernwälder, Seen... Der See, den wir entdeckten, heißt Liepnitzsee und er ist smaragdgrün. Sein Wasser ist so klar und weich, ich schwimme wirklich oft, und meine Töchter auch, aber wir konnten es alle drei nicht fassen. Wir schwammen vom Ufer weg und bestätigten uns circa zehnmal gegenseitig, dass wir noch nie zuvor in solch weichem Wasser geschwommen wären. Es fühlte sich an wie eine Liebkosung von Wassergeistern, smaragdgrünen Wassergeistern. Es war also ein magisches Erlebnis.<br />
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Ich habe diesbezüglich, also Schwimmen, Seen in Berlin und seinem Umland und was es bedeutet, wasser- und schwimmsüchtig zu sein, noch ein tolles Buch entdeckt, welches ich mir schon bestellt habe:<br />
<a href="https://www.waterstones.com/book/turning/jessica-j-lee/9780349008332" target="_blank">Turning von Jessica J. Lee</a>. Die Autorin ist ein Jahr lang jede Woche in einem anderen See in Berlin oder Umgebung geschwommen und hat darüber geschrieben. Sie ist auch im Winter geschwommen!!!! Dafür musste sie manchmal das Eis auf dem See zunächst zerstoßen. Ich werde es lesen. Mal sehen, was passiert. Vielleicht seht Ihr mich im Winter auch irgendwo das Eis zerstoßen ⛄ 🌊Meine Tochter hat es schon getan. Es liegt also ein gewisser Wagemut in dieser Familie und ich weiß noch nicht genau, woher sie ihn nimmt.<br />
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Was möchte ich also tun mit diesem wilden Leben? Oft ins Kino gehen, aber nicht in diese Multiplexe, sondern in die kleinen Programmkinos. Kein Mensch kann mir erzählen, dass es sich für diese gerade lohnt, für fünf Leute einen Film abzuspielen. Man sollte also Zeit vorher mitbringen und reichlich verzehren und einfach, wie früher, viermal die Woche ins Kino gehen. Vergesst Netflix. Das Abo können wir jetzt wieder kündigen.<br />
Ich möchte reisen und meine Freunde und meine Familie besuchen. Ich möchte die Freunde sehen, die wie ich Künstler sind und ich möchte mit ihnen gemeinsam Dinge kreieren.<br />
Ich möchte schwimmen, in so vielen Seen wie möglich und ja, vielleicht dafür auch das Eis zerstoßen. Ich möchte morgens schreiben und nachmittags im Café sitzen, mit meinen kreativen und intellektuellen Freunden. Ich möchte durch die Natur stapfen und meinen Gedanken und Ideen folgen, ohne dass ich mich dem beuge, was andere denken, das ich tun sollte.<br />
Eigentlich, wenn ich ehrlich bin, möchte ich gerade unglaublich gerne egoistisch sein und nicht bescheiden. 💚💙💚<br />
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(c) Susanne Becker<br />
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<br />Unknownnoreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-40631857844392235412020-06-28T12:23:00.000-07:002020-06-28T12:23:55.936-07:00Corona Tagebuch (56)<div style="background-color: white; color: #1d2129; font-family: Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 14px; margin-bottom: 6px;">
<span style="font-family: inherit;"><br /></span>
<span style="font-family: inherit;">"In die Mulde meiner Stummheit</span></div>
<div class="text_exposed_show" style="background-color: white; color: #1d2129; display: inline; font-family: Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 14px;">
<div style="font-family: inherit; margin-bottom: 6px;">
leg ein Wort<br />
und zieh Wälder groß zu beiden Seiten,<br />
dass mein Mund<br />
ganz im Schatten liegt."<br />
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Ingeborg Bachmann</div>
<div style="font-family: inherit; margin-bottom: 6px;">
Diese Woche war Ingeborg Bachmanns Geburtstag.<br />
Immer war sie eine meiner liebsten Schriftstellerinnen und Schriftsteller.<br />
Ich mag es, wie sie in die Tiefe taucht, ohne Rücksicht auf Verluste. Wie sie sich selbst verbrennt auf der Suche nach wahren Worten. Sie ist für mich eine literarische Heldin und Mutter. <span style="font-family: inherit;">( </span><a href="http://lobedentag.blogspot.com/2014/09/ingeborg-bachmann-ein-tag-wird-kommen.html" style="font-family: inherit;" target="_blank">Diesen Text</a><span style="font-family: inherit;"> </span><span style="font-family: inherit;">habe ich vor sechs Jahren über sie und ihre Bedeutung für mich geschrieben)</span><br />
Ich kann nicht durch Rom laufen, ohne daran zu denken, dass es ihre Stadt war. Also Rom ist für mich nicht die Hauptstadt Italiens, sondern die Stadt, in der Ingeborg Bachmann lebte und starb, möchte ich damit sagen.<br />
<br />
Diese Woche war ich nicht ein einziges Mal im Wald. Ich war auch in keinem See. Ich musste am Wochenende arbeiten, weil wir bei uns am Seminar eine Fortbildung hatten für 80 Lehrer*innen. Alle anderen Seminare hatten ihre Fortbildungen für Klassenlehrer*innen an Waldorfschulen abgesagt oder aber online geschaltet. Zu uns kamen Leute aus allen Gegenden Deutschlands.<br />
Was ich daran mochte: wie sie sich freuten, unter Menschen zu sein. Mit Abstandsregeln, Desinfektionsmitteln, ganz viel Unterricht draußen, in kleinen Gruppen. Thema war unter anderem: Onlineunterricht.<br />
Es wird auch darum gehen, in diesem Metier herum zu schwimmen wie ein Fisch im Wasser. Denn es wird noch lange ein Mittel der Beschulung sein. Vielleicht wird es nie mehr so werden, wie es noch Anfang März war.<br />
Eine Lehrerin sagte zu mir: "Nun sind die Lichter alle vom Baum genommen. Alles, was Spaß machte, ist plötzlich nicht mehr möglich."<br />
Ich überlegte, ob ich es genau so sehe und ich sehe es nicht so. Obwohl ich absolut verstehe, was sie meinte. Immer wieder empfinde auch ich Trauer über Dinge, die eben noch möglich waren, und es jetzt nicht mehr sind. Umarmungen. Gemeinsames Singen.<br />
Sind neue Dinge möglich, die auch schön, die vielleicht schöner sind?<br />
Also ich sage gleich: Ich fand den Lockdown mit mehr Homeoffice nicht schlecht. Aber ich gehe schon lange wieder normal arbeiten, und habe, weil ich an einer Bildungseinrichtung arbeite, eher mehr als weniger Arbeit. Die ständigen Verordnungen müssen ja umgesetzt werden. Das sind manchmal knifflige Organisationsfragen. Und immer ist da auch die Angst: Was, wenn von unserer Institution eine Welle ausgeht, weil irgendwer infiziert war und wir trotz aller Vorsicht eine Ansteckung nicht verhindern konnten, weil es absolute Sicherheit nur in absoluter Isolation geben kann.<br />
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<div style="margin-bottom: 6px;">
"We are no more and no less than the life that surrounds us."</div>
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aus dem Buch<a href="https://www.penguinrandomhouse.com/books/191449/refuge-by-terry-tempest-williams/" target="_blank"> Refuge</a> von Terry Tempest Williams, worin sie vom Sterben ihrer Mutter an Krebs, sowie von ihrer Heimat Utah, der Natur dort, erzählt und beides miteinander verknüpft. (<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2017/06/book-of-week-refuge-by-terry-tempest.html" target="_blank">Hier ist noch ein </a>früherer englischer Text von mir über dieses Buch, das es ja auch nur auf Englisch gibt.)<br />
Wir sind ein Teil von allem, was uns umgibt. Nicht mehr und nicht weniger.<br />
Wir sind dieses Virus und was es mit uns macht. Physisch und psychisch. Wie wir damit umgehen, das sind wir. Mit einem Kollegen sprach ich über die Abstandsregeln und er hält sie nicht ein. Er macht das nicht absichtlich. Er macht es, weil dieses Abstand halten ihn vollkommen aus seinem Gleichgewicht bringt. Er wirkt auf mich seit dem Beginn dieser Pandemie, als habe er sein Zentrum verloren. Er hält alle Maßnahmen und den Virus letztlich für eine Übertreibung. Er hält sich daran, wenn man ihn zwingt, aber natürlicherweise schafft er es nicht.<br />
Ich sagte zu ihm, dass ich ihn verstehe, dass ich aber denke, ohne die Maßnahmen müssten wir in Kauf nehmen, dass viel mehr Menschen sterben, Und es werden die Schwachen sterben: die Alten, die sowieso schon Kranken, die Armen. Das kann man gut in Ländern wie den USA oder Brasilien verfolgen. Es sterben nicht die reichen Weißen. Die meisten Toten sind Schwarze, Arme, Indigene, Menschen ohne Versicherung, ohne gute Nahrung. Ich denke, dass Staatsoberhäupter wie Trump sich im Grunde die Hände reiben, denn das Virus tötet jene, die er sowieso los sein will.<br />
Wir hier sind minimal gefährdet. Aber wir leben in einer Gesellschaft, die versucht, sozial zu sein, und in der jede jeden schützen soll. Das ist der Anspruch dieser Gesellschaft. Maske tragen als Dienst am anderen. Als Freundlichkeit jenen gegenüber, die in der Tat gefährdet aufgrund ihrer Kondition sind und die nur dann am sozialen Leben einigermaßen entspannt teilnehmen können, wenn andere bereit sind, sie zu schützen. Es ist interessant, wie eigentlich freundliche Menschen diese Regeln nicht einhalten wollen, können, weil sie die Nähe zu anderen und ihre "Freiheit" wichtig finden.<br />
Mein Kollege meinte, er habe früher vielleicht auch schon Leute mit einer Krankheit angesteckt. Das ist dann eben so. Er versteht die Übertreibung nicht.<br />
Ja, das ist dann eben so. Man kann eventuell einfach darüber hinweg gehen, dass man jemanden ansteckt, und der dann stirbt. Shit happens. Aber so richtig toll fühlt es sich für mich nicht an.<br />
Heute erzählte mir mein Bruder von jemandem in seinem Umfeld, der Corona hatte, ohne irgendwelche Symptome und jetzt, viele Wochen später, kann er kaum noch atmen und hat eine eingeschränkte Lungenfunktion.<br />
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Ich lese gerade <a href="https://www.droemer-knaur.de/buch/delphine-de-vigan-xxl-leseprobe-das-laecheln-meiner-mutter-9783426420096" target="_blank">Das Lächeln meiner Mutter</a> von Delphine de Vigan. Sie schreibt darin die Geschichte ihrer ungewöhnlichen Familie auf. Alles läuft letztendlich auf die Frage hinaus, warum ihre Mutter sich das Leben genommen hat.<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=9rRRb2xx96Y" target="_blank">Hier ist ein kleines Video</a>, in welchem Autorin und Buch vorstellt werden.<br />
Selbstmord war immer schon ein Thema, das mich berührte und das ich zu verstehen suchte, weil es Selbstmörder in meiner Familie gab. Ich wuchs mit der Möglichkeit, dass sich jemand das Leben nimmt, praktisch auf. Es geschah bereits in meiner Kindheit. Da war es nur ein entfernter Onkel. Aber dennoch war der Tag, an dem er sich am Kirschbaum in seinem Garten erhängte, einer der herausragendsten Tage meiner gesamte Kindheit.<br />
Heute schaute ich mir ein paar Statistiken an zu dem Thema: Selbstmorde in Deutschland. Überraschenderweise hat die Zahl in den Coronamonaten nicht zugenommen (<a href="https://www.dw.com/de/weniger-selbstmorde-in-corona-zeiten/a-53620594" target="_blank">DeutscheWelle</a>) Das hat mich wirklich gewundert. Obwohl, warum eigentlich? Ehrlich gesagt treffe ich seit Monaten fast nie Leute, denen es schlechter geht als vorher. Fast alle, die ich treffe, erzählen mir, wie sehr sie die Entschleunigung genießen, dass sie endlich zu den Dingen kommen, die sie immer schon tun wollten. Dass sie nicht mehr von Termin zu Termin hetzen, dass sie Zeit für ihre Kinder haben, dass sie soviel Zeit in der Natur verbringen wie nie zuvor, dass sie eigentlich nicht wissen, wie sie in die Hektik zurück finden sollen, die das Leben vor Corona so ausmachte, dass sie die Freiheit genießen undsoweiter. Ich habe im Grunde so gut wie nie einen Menschen getroffen, der zu mir gesagt hätte: Ich finde es schrecklich, wie es jetzt ist.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi7sc_eoJ648xxQUnXUZKlRN1a_8jbL5eseOxi8CmIp7Yz_RUm4Cl_VyX285DK3Gakc_KwiUTAy7IRYE1HUURBMkuid-AiyR7xZko4rlMPHROHiCpTAGIwkarCJcUuEIGnAZv8FD491kWaP/s1600/IMG_20200623_084742067.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi7sc_eoJ648xxQUnXUZKlRN1a_8jbL5eseOxi8CmIp7Yz_RUm4Cl_VyX285DK3Gakc_KwiUTAy7IRYE1HUURBMkuid-AiyR7xZko4rlMPHROHiCpTAGIwkarCJcUuEIGnAZv8FD491kWaP/s400/IMG_20200623_084742067.jpg" width="400" /></a><br />
Was war noch diese Woche? In den Bussen und Bahnen wird es ab jetzt hier in Berlin 500€ kosten, wenn man ohne Maske erwischt wird. Das hindert aber nicht einen großen Teil von Berlinern daran, wie selbstverständlich ohne Maske in den Bus zu steigen oder die Bahn und heute, als ich ausnahmsweise selbst die Öffentlichen nutzte, ist in meiner Gegenwart auch niemand daran gehindert worden, einzusteigen oder wurde darauf angesprochen.<br />
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Ach, und das wirklich tolle war, dass ich am <a href="https://yorck.de/kinos/kino-international" target="_blank">Kino International</a> vorbei kam vor ein paar Tagen, an dem ich seit Monaten auf dem Weg zum Büro vorbei radele, und immer hing dort das Plakat für Die Känguru Chroniken, welcher im März gestartet wäre oder sogar gerade noch ist, und plötzlich hängt dort ein neues, handgemaltes Plakat, riesengroß, für den Film <a href="https://www.youtube.com/watch?v=HJq0nVtAOks" target="_blank">Undine</a> und ich habe mich unglaublich gefreut, obwohl ich auch ohne Corona höchstens dreimal im Jahr ins Kino gehe, so war ich doch früher, vor diesem Leben in Berlin, eine passionierte Kinogängerin, vier Filme pro Woche war Standard bei mir, jahrelang. Also schlägt mein Herz noch immer für die kleinen Kinos, die unabhängigen, die Programmkinos. Und ich hoffe so sehr, dass diese ganzen Berliner Perlen diese Krise überleben werden. Schaut Euch doch vielleicht auch diesen Film an. Ich werde es tun.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Bleibt stark, genießt den Sommer, esst Kirschen. 🍒🍒🍒, schwimmt in so vielen Seen wie möglich. Ich habe mir vorgenommen, in diesem Sommer in zwanzig verschiedenen Seen zu schwimmen, was in Berlin und Umgebung eigentlich ein Kinderspiel sein kann. Aber wenn ich so weiter mache wie in der vergangenen Woche, also ständig arbeite anstatt in die Natur zu gehen, kann ich dieses Ziel knicken. Ich muss da einfach etwas konsequenter vorgehen. Sorry Leute, muss schwimmen, kann heute echt nicht ins Büro.<br />
Bislang war ich im Wannsee, in der Krummen Lanke und im Langen See. Fehlen also nur noch 17!<br />
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(c) Susanne Becker<br />
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Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-3905963392281035632020-06-21T07:57:00.004-07:002020-06-21T07:57:48.322-07:00Corona Tagebuch (55)Irgendwie habe ich das Bedürfnis, doch nochmal über Corona zu schreiben. Denn es ist ja nicht vorüber und langsam dämmert mir: das wird auch noch sehr lange so bleiben. Und dieser Zustand macht die ganze Zeit weiter etwas mit einem. Oder?<br />
Keine Ahnung, ob wir jemals wieder das haben werden, was bis Mitte März unser normales Leben war? Wobei sich meines von den Grundsätzen her gar nicht so stark unterscheidet. Ich war immer schon eher nicht so die Partygängerin et cetera.<br />
Dennoch nervt mich alles an manchen Tagen und ich sehe, dass man sich darüber aufregen kann. Aber ich tue es nicht. Weil ich immer vollkommen einsehe, dass dies jetzt die Situation ist. Wir können sie ändern, aber dann wird es sein wie in Brasilien oder den USA, wo man dennoch in Angst lebt, aber überhaupt nicht mehr das Gefühl hat, sich auf irgendetwas verlassen zu können.<br />
Ich habe mit meinem Kollegen aus Nigeria gesprochen und wir kamen zu dem Schluss, dass Deutschland eine Regierung hat, der die Menschen in dem Land wichtig sind. Alle. Er fühlt sich hier total umsorgt. Natürlich ist es weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber meine Freunde in den USA, nur als Beispiel, leben in einem Land, wo ihre Regierung einen Scheißdreck auf sie gibt. Das fühlt sich so mies an. Ich bekomme mit, welche Ängste sie haben, wie unsicher dort alles ist.<br />
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Gestern habe ich mir diese Corona App aufs Handy geladen.<br />
Warum? Weil ich Whatsapp habe und Whatsapp mich viel konsequenter tracked und aushorcht als die Corona App. Das Argument, dass ich meine Daten schützen möchte, wäre also irgendwie komisch. Auch wenn ich mich ein wenig unwohl fühle. Aber das tue ich auch bei Facebook, Instagram und, wie gesagt, Whatsapp.<br />
Zum anderen, weil ich es interessant finde, mein eigenes Risiko realistisch einschätzen zu können, was natürlich mit dieser App gar nicht geht, weil die meisten Menschen, die ich kenne, sie aller Wahrscheinlichkeit nicht herunterladen werden.<br />
Aber in drei Wochen möchte ich verreisen, nach Österreich zu meinen Freunden und danach noch in die Eifel zu meinem Bruder und meiner Schwägerin, und ich möchte einschätzen können abgesehen von meinem eigenen Verhalten, ob ich das Risiko mit mir herum trage, den Virus in diese Häuser zu schleppen. Weil dann müsste ich konsequent die Reise absagen. Folgerichtig habe ich zum ersten Mal in langer Zeit Tickets gebucht, die man stornieren kann. Kein Supersparpreis dieses Mal für mich.<br />
Letzte Nacht habe ich dann sofort von der App geträumt. Sie war auf meinem Handy und machte mir ständig Freundschaftsvorschläge: Ich sah Profilbilder und bekam die wesentlichen Infos, wie Handynummer, Hobbies, Beruf, Alter von Menschen, denen ich bislang nur anonym auf der Straße begegnet war und die mir auch gar nicht weiter auffielen. Ich war irritiert in diesem Traum und dachte: Hä, ich dachte, diese App ist anonym? Wieso sehe ich Profilbilder? Wieso bekomme ich Handynummern mitgeteilt?<br />
Corona App als Soziales Netzwerk. Im Traum!<br />
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Ich war heute wieder im Wald. Er war praktisch leer. Unglaublich, wenn ich noch an die ersten Wochen des sogenannten Lockdowns hier denke. Damals fand man keinen Baum, der nicht von irgendwem als privater Lagerort okkupiert gewesen wäre. Heute konnte ich anderthalb Stunden laufen und lagern und Selbstgespräche führen und ich bin circa zehn Menschen insgesamt begegnet.<br />
Das war schön.<br />
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Man kauft also Zugtickets und weiß bis zur letzten Minute nicht, ob man fahren wird. Denn an meiner Arbeitsstelle könnte Corona ausbrechen, an einem der Orte, zu dem ich fahren möchte, ich könnte einen Tag vorher erfahren, dass ich mit einer infizierten Person Kontakt hatte und das Risiko berge, selbst infiziert zu sein. Es gibt plötzlich für jeden Plan so viel mehr Unwägbarkeiten als früher. Ich gebe zu, dass mich das belastet. Dreimal am Tag sage ich zu meiner Tochter, die mit mir reisen wird: Und denk dran, halt dich an alle Regeln, Abstand halten, Maske aufsetzen, Hände waschen.. wir dürfen kein Risiko eingehen, sonst können wir nicht fahren.<br />
Sie schaut mich immer so an, wie Teenager einen anschauen, wenn man in ihren Augen den Verstand verliert.<br />
Es belastet mich auch, dass man quasi kaum noch Körperkontakt hat. Ich habe seit Mitte März vielleicht fünf Menschen umarmt und jedes Mal fühlte es sich an, als wäre man extrem wagemutig. Auf einem Drahtseil über eine Schlucht balancieren oder sowas in der Art.<br />
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Ich finde es mittlerweile normal, in Geschäften eine Maske aufzusetzen, auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die nutze ich allerdings eher selten.<br />
Ich frage mich, wie es mit der Schule nach den Ferien weitergehen wird. Jeder realistische Mensch weiß, dass es nicht normal weitergehen kann. Auch wenn natürlich alle das wollen.<br />
Wenn man sich jetzt die Situation in NRW anschaut, wo wegen eines Fleischbetriebs Schulen in einem ganzen Landkreis wieder dicht gemacht werden, nachdem sie gerade mal zwei Tage offen waren, dann kann man wissen, was auf uns zukommen wird. Offen, geschlossen, offen, wieder geschlossen. Alles hängt immer davon ab, wo der Virus wie heftig auftritt. Er kann jederzeit überall auftreten, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Das ist so anstrengend: für die Kinder, für die Eltern, aber auch für die Lehrerinnen und all jene, die das IndiesSchulegehen unter diesen neuen Bedingungen realisieren müssen.<br />
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Ein ganzer Wohnblock in Neukölln unter Quarantäne.<br />
Gar nicht weit von meiner Wohnung.<br />
Das kann mir ja auch passieren. An dem Abend bevor ich nach Österreich fahren möchte.<br />
<br />
Irgendwie ist diese Coronazeit die Realität aber in Extrem. Denn auch früher konnte einem ja vor einer Reise zum Beispiel wenige Stunden vorher etwas zustoßen, das die Reise dann unmöglich machte. Ist mir auch schon passiert. Einmal wollte ich nach New Mexico, um in einem Künstlerhaus drei Wochen zu schreiben. Die Taschen waren gepackt, da bekam ich mitten in der Nacht so hohes Fieber, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ich musste alles absagen. Irgendwie konnte ich das damals gar nicht fassen. Ich benötigte die gesamten drei Wochen, um zu verstehen, dass ich nicht gefahren war.<br />
Aber letztendlich habe ich dann eben die Reise um ein Jahr verschoben und dann sogar meine Tochter mitnehmen können, was im Grunde noch viel schöner war.<br />
Oder ich sitze in NRW, und ich schwöre, in NRW ist irgendwie immer der Wurm drin, und nachts gibt es einen Sturm, alle Strecken sind gesperrt und ich kann nicht wieder weg. Oder ich kann weg, so geschehen im letzten Sommer, es ist aber schon Sturm, und nach zwanzig Minuten hält der Zug an, wegen Blitzeinschlag in der Oberleitung und wir mussten alle von der Feuerwehr evakuiert werden, nach vierstündigem Halt auf freier Strecke.<br />
Undsoweiter.<br />
Halt auf freier Strecke ist übrigens auch ein unglaublich harter und guter Film über den Umgang mit einer Extremsituation.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe width="320" height="266" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/RYmRESZ9zxY/0.jpg" src="https://www.youtube.com/embed/RYmRESZ9zxY?feature=player_embedded" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></div>
<br />
Es geschehen ständig, auch ohne Corona, unvorhersehbare Dinge, die alles komplett auf den Kopf stellen, alle Pläne, aber mit Corona hat die Extremität dieser Unsicherheit Fahrt aufgenommen. Als hätten wir alle plötzlich eine Diagnose erhalten oder so. Wer Pläne machen möchte, ist da ganz klar im Nachteil. Wer es schafft, einfach mit dem Lauf der Dinge mitzufließen, hat es leichter.<br />
Ich habe mehr und mehr das Gefühl, mich auf nichts mehr verlassen zu können und ich höre in mir eine Stimme, die sagt: Genau! Es ist deine Aufgabe, dich damit abzufinden, ohne Bitterkeit, ohne Härte. Öffne dich für diese extreme Unsicherheit.<br />
Hahaha!<br />
<br />
Ich wollte nochmal was zu dem Fleischbetrieb sagen. Wenn Ihr wissen wollt, wie es in einem Fleischbetrieb so ist, schaut Euch den Film Körper & Seele an.<br />
Als gestern der Chef von Tönnies vor die Kameras trat und davon sprach, dass er in vielen Jahren einen wirklich tollen Konzern aufgebaut habe, wo alles so unglaublich vorschriftsmäßig abgelaufen ist, quasi IMMER, und dass er jetzt plötzlich, vollkommen überraschend, aus dem heitersten aller Himmel, vor einer existentiellen Bedrohung dieses Musterbetriebes stünde, konnte ich nur an Massenmord denken. Und an das Blut und die Angst der Tiere. Vorbildlich. Absolut vorbildlich. Ich musste auch an die Seelen der Menschen denken, die dort arbeiten. Vorschriftsmäßig. TipTop! Als ich eben nachschaute, waren über 1300 Leute infiziert. Das Irre ist, dass der Chef von Tönnies, also Herr Tönnies, es in dieser Situation immer noch schaffte, gefasst und beinahe sympathisch rüber zu kommen. Als wäre er ein ganz fabelhafter Typ. Er verdient sein Geld eben nur mit Massenmord und eventuell doch mit Bedingungen, die dazu führen, dass die ganzen Arbeiter sich infizieren konnten.<br />
Ja, schaut Euch den Film an. Seitdem kaufe ich nur noch so 1-2 x im Monat Biofleisch. Just sayin'.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe width="320" height="266" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/pLr3elkR5iw/0.jpg" src="https://www.youtube.com/embed/pLr3elkR5iw?feature=player_embedded" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></div>
<br />
Der Film ist auch eine wahnsinnig schöne Liebesgeschichte. Eine der schönsten, die ich je gesehen habe.<br />
<br />
Das wars erstmal. Habt noch einen schönen Sonntagabend. Genießt die Extremität und die Unsicherheit und macht es Euch so schön wie möglich, so authentisch wie möglich. Die Chance dazu kommt vielleicht nie mehr wieder.<br />
<br />
May the force be with you.💪<br />
<br />
(c) Susanne Becker<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-578502858198402082020-06-13T05:29:00.000-07:002020-06-13T05:29:12.850-07:00Buch der Woche - Spring von Ali SmithEs gibt eine <a href="https://www.randomhouse.de/Autor/Ali-Smith/p152502.rhd" target="_blank">große Auswahl an Büchern von Ali Smith auf Deutsch</a>. Sie sind bei Luchterhand erschienen.<br />
<a href="https://www.penguin.co.uk/books/285/285182/spring/9780241973356.html" target="_blank">Spring</a> ist das neueste ihrer Bücher und noch nicht auf Deutsch erschienen.<br />
Ich möchte es trotzdem hier besprechen, weil es ein Buch ist, das mich vom ersten Satz an nicht mehr losgelassen hat.<br />
<br />
<a href="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285182/9780241973356.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="Spring" border="0" height="400" src="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285182/9780241973356.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" width="260" /></a>Dieser erste Satz lautet:<span style="font-family: inherit;"> "<b>Now what we don't want is Facts</b>." weiter geht es dann so: "What we want is bewilderment. What we want is repetition. What we want is repetition. What we want is people in power saying the truth is not the truth. What we want is elected members of parliament saying knife getting heated stuck in her front and twisted things like bring your own noose we want governing members of parliament shouting kill yourself at opposition members of parliament we want powerful people saying they want other powerful people chopped up in bags in my freezer..."</span><br />
<br />
Da wusste ich, dass ist mein Buch.<br />
<br />
Wovon handelt dieses Buch: Vom Leben in Großbitannien jetzt, Brexit Zeit, Johnson Zeit, Fremdenfeindlichkeit, rechte Populisten. Der Umgang mit Menschen, die als Schutzsuchende nach Großbitannien kommen, dort aber wie Kriminelle behandelt werden. Eingesperrt. Weggesperrt. Misshandelt. Es ist nicht schwierig, zu verstehen, wie sich das alles anfühlt, denn vieles von dem, was in England geschieht, geschieht auch in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern, und sowieso in den USA Die Ressentiments, die Befindlichkeiten, der Hass, die Angst, die Selbstgerechtigkeit, die Brutalität, sie haben eine beängstigende Allgemeingültigkeit erhalten.<br />
Der Roman spiegelt diese Wirklichkeit wider, poetisch.<br />
Der Roman fängt die Atmosphäre so wunderbar ein, diese Atmosphäre von nahendem Untergang, lauernder Gefahr, dem Ende der Vernunft, der Demokratie möglicherweise.<br />
Es handelt auch vom Frühling, und somit von der Hoffnung.<br />
<br />
Richard arbeitet beim Film. Er macht nicht unbedingt selbst Filme, sondern ist eher der Assistent von Filmemachern. Jahrelang war er der Assistent von Paddy, die ungemein klug war und belesen und von der so viel lernen konnte, die viele Jahre seine beste Freundin war. Aber Paddy ist vor kurzem gestorben und sein aktuelles Projekt macht er mit einem anderen Regisseur. Es handelt von einem fiktiven Nebeneinanderherleben der beiden Schriftsteller Rainer Maria Rilke und Katharine Mansfield in der Schweiz, am selben Ort, beide arbeiten an einem Lebensprojekt, ihre Wege verlaufen parallel, aber sie treffen sich nie. In dem Film allerdings, der sich nicht an den zugrundeliegenden Roman handelt, treffen sie sich und haben eine wilde Affäre. Richard findet das alles unerträglich und sucht nach der tieferen Bedeutung dieser fiktiven Begegnung. Vielleicht könnte man sogar sagen, er sucht nach der tieferen Bedeutung seines Lebens.<br />
<br />
Brit arbeitet in einer Haftanstalt für Immigranten. Sie befinden sich in Haft, obwohl sie keine Kriminellen sind. Sie dürfen dort vom Gesetz her eigentlich nur höchstens 72 Stunden festgehalten werden. Viele befinden sich seit Jahren dort. Sie wissen nicht, ob sie jemals, wann sie wieder frei kommen. Willkür. Brutalität. Absolute Hoffnungslosigkeit. Brit verhärtet zusehends durch ihre Arbeit dort, die sie als Job anzusehen versucht.<br />
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Florence ist ein zwölfjähriges Mädchen. Sie trägt eine Schuluniform. Sie ist manchmal unsichtbar. Sie hat eine magische Wirkung auf Menschen und bringt Brit dazu, die eigentlich auf dem Weg zur Arbeit ist, mit ihr im Zug nach Schottland zu fahren.<br />
<br />
Dort treffen sie an einem Frühlingstag an einem Bahnhof auf Richard.<br />
<br />
Warum liebe ich dieses Buch so sehr? Vermutlich, weil es Elemente enthält und miteinander verbindet, die ich an Büchern unwiderstehlich finde: Politik, Zeitgeschehen, aber auf einer seelischen, beinahe poetischen Ebene, Kunst, die Sensibilität des Künstlers, der auf die Realität trifft und diese nicht mit dem Verstand analysiert, sondern fühlend bis auf den Grund durchdringt und enttarnt. Ihre Bücher tauchen tief, sie plätschern nicht einen Satz lang an der Oberfläche. Es ist eine Magie in ihnen.<br />
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Ich habe davor <a href="https://www.penguin.co.uk/books/285171/autumn/9780241973318.html" target="_blank">Autumn</a> (welches bei Luchterhand unter dem Titel <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Herbst/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e521729.rhd" target="_blank">Herbst</a> bereits auf Deutsch erhältlich ist und ich möchte es Euch sehr ans Herz legen) gelesen, den ersten Brexit Roman, wie er auch genannt wird, und für den Ali Smith den Booker Prize 2017 gewonnen hat.<br />
<a href="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285171/9780241973318.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="Autumn" border="0" height="200" src="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285171/9780241973318.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" width="130" /></a>Auch dort tut sie es, das Durchdringen dieser schmerzhaften Gegenwart, auf einer Ebene jenseits des Verstandes, auf einer Seelenebene, auf der die Gefühle, die die beispielsweise fast schon Normalität von fremdenfeindlichen Äußerungen angenommen hat, der Selbstgerechtigkeit der rechten Populisten, der Selbstverständlichkeit, mit der Lügen als Wahrheit und Wahrheiten als Lügen proklamiert von Menschen, die Staatsoberhäupter oder hohe Politiker in einer Demokratie sind. Sie hat die Gefühle, die all das in einem auslöst, auf subtile, auf poetische Weise geschildert. Ihre Bücher sind zugleich ein Bad in der Befindlichkeit des Heute, als auch eine Hoffnungsspur hinaus aus der katatonischen Starre, die die Situation einem zu Zeiten aufbürdet. Schockstarre. Ali Smiths Bücher verwandeln die Schockstarre in eine innere Bewegung, die darauf hinweist, dass Kunst alles aufzulösen vermag. Das Kunst eine Lösung ist. Ein Trost. Magie. Ein Wegweiser. Nein, nicht ist, sie kann es sein. Wenn man die Entscheidung trifft, sich auf diese Tiefe einzulassen und sich ihr zu öffnen.<br />
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<a href="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285178/9780241973332.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="Winter" border="0" height="200" src="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285178/9780241973332.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" width="130" /></a>Ich habe mir bereits <a href="https://www.penguin.co.uk/books/285178/winter/9780241973332.html" target="_blank">Winter</a> (gibt es auch schon auf Deutsch: <a href="https://www.randomhouse.de/Buch/Winter/Ali-Smith/Luchterhand-Literaturverlag/e529291.rhd" target="_blank">Winter</a>) gekauft und erfahren, dass <a href="https://www.penguin.co.uk/books/285183/summer/9780241207062.html" target="_blank">Summer</a> im August 2020 erscheinen wird. Die vier Bände kann man unabhängig voneinander lesen. Sie hängen nicht miteinander zusammen, vom Personal her oder von der Geschichte. Der Zusammenhang ist die zugrundeliegende Stimmung. Ein in Jahreszeitenbänden präsentiertes Panorama von Heute. Hier. Jetzt.<br />
Bevor ich schließe, möchte ich noch darauf hinweisen, wie wunderschön die englischen Bücher sind. Selbst wenn ich sie nicht lesen würde, hätte ich sie gerne in meinem Regal stehen, aber mit dem Cover zum Betrachter, alle vier nebeneinander.<br />
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Ich freue mich, wenn Ihr sie alle lest 💙💚💛💜<br />
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<a href="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285183/9780241207062.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="Summer" border="0" height="200" src="https://www.penguin.co.uk/content/dam/prh/books/285/285183/9780241207062.jpg.transform/PRHDesktopWide_small/image.jpg" width="124" /></a><br />
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(c) Susanne Becker<br />
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<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-40220589414855257832020-06-09T15:08:00.003-07:002020-06-14T13:29:03.314-07:00Was gerade geschieht ....<br />
<a href="https://i.pinimg.com/originals/f2/d6/ed/f2d6ede8fddfe50c9d4485a88bf8b36b.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="Best 25+ James baldwin quotes ideas on Pinterest | Best ... Politik, Lernen, Worte Zitate, Weise Worte, Lustige Zitate, Sprüche, Schwarze Geschichte Zitate, Schwarze Geschichte Fakten" border="0" src="https://i.pinimg.com/originals/f2/d6/ed/f2d6ede8fddfe50c9d4485a88bf8b36b.jpg" /></a>.... darüber fehlen mir alle Worte. Ich spreche mit Menschen darüber, mit Freunden oder meiner Tochter, aber sprechen ist von meiner Seite aus das falsche Wort. Denn wenn ich überhaupt etwas sage, dann eher so: "Ich kann dazu nichts sagen. Es steht mir nicht zu. Ich merke, dass ich absolut nichts weiß, also wäre es idiotisch, mit einer Meinung herum zu wedeln. Ich halte den Mund und wenn ich ihn öffne, dann höchstens, um Fragen zu stellen. Ich erkenne plötzlich, dass und wie auch ich Teil dieses Problems bin, das Rassismus heißt und das ist eine tiefgehende Erkenntnis und ich weiß nicht, was sich in ihrem weiteren Verlauf alles für mich ändern wird, aber ich bin ganz sicher bereit dazu."<br />
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Ich merke, wie ich einfach nur lernen möchte, über Rassismus, über mich und warum wir alle jemanden brauchen, auf den wir herab schauen können, dieses ganze System, in dem wir leben, braucht immer Leute, die weniger wert sind. Damit sind wir alle groß geworden und wir sind froh, wenn wir es nicht selbst sind, auf denen herum getrampelt wird. Da atmet man immer gleich erleichtert auf und redet sich ein, dass die, die verdroschen werden, auf gar keinen Fall vollkommen unschuldig daran sein können. Das ist in den USA so, das ist hier so. Warum ist das so? Welchen Anteil habe ich daran? Das sind so Fragen, die in meinem Kopf herum schwirren und ich weiß die Antwort nicht. Noch nicht.<br />
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Lernen, lesen, Filme schauen, schreiben, mich selbst befragen. Also hauptsächlich schreibe ich in mein Tagebuch. Alle diese Gedanken, alles, was mich bewegt, ist so roh und unausgegoren. Vielleicht schreibe ich irgendwann darüber hier einen Text, also, wenn ich Antworten gefunden habe. Aber soweit ist es nicht und deshalb möchte ich mit Euch ein paar Bücher teilen, die mir schon einiges beigebracht haben und meine Suche mit Nahrung versorgen. Sie sind ein Anfang:<br />
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<a href="https://www.fischerverlage.de/buch/chimamanda_ngozi_adichie_americanah/9783596185986" target="_blank">Americanah</a> von<a href="https://www.fischerverlage.de/autor/chimamanda_ngozi_adichie/20091" target="_blank"> Chimamanda Ngozi Adichie</a> (<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2013/12/americanah-novel-by-chimamanda-ngozi.html" target="_blank">meine Besprechung </a>von 2013)<br />
<a href="https://www.suhrkamp.de/buecher/open_city-teju_cole_46705.html" target="_blank">Open City</a> von <a href="http://www.tejucole.com/" target="_blank">Teju Cole</a> (<a href="http://lobedentag.blogspot.com/2016/05/buch-der-woche-teju-cole-open-city.html" target="_blank">meine Besprechung</a> von 2016)<br />
<a href="https://www.randomhouse.de/Buch/BECOMING/Michelle-Obama/Goldmann/e535032.rhd" target="_blank">Becoming</a> von Michelle Obama<br />
<a href="https://www.penguinrandomhouse.com/books/3924/i-know-why-the-caged-bird-sings-by-maya-angelou/" target="_blank">I know why the caged bird sings</a> von Maya Angelou, generell alles von <a href="https://www.mayaangelou.com/" target="_blank">Maya Angelou</a><br />
<a href="https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/underground-railroad/978-3-446-25655-2/" target="_blank">The Underground Railroad</a> von Colson Whitehead<br />
<a href="https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/die-nickel-boys/978-3-446-26276-8/" target="_blank">The Nickelboys</a> von Colson Whitehead<br />
<a href="https://www.dtv.de/autor/james-baldwin-21566/" target="_blank">James Baldwin</a> - alle Bücher!<br />
<a href="https://us.macmillan.com/books/9781250083258" target="_blank">The Sellout</a> von Paul Beatty<br />
<a href="https://bevaristo.com/girl-woman-other/" target="_blank">Girl, Woman, Other</a> von <a href="https://bevaristo.com/" target="_blank">Bernardine Evaristo</a><br />
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Es gibt unzählige weitere Bücher, unendlich viele, wenn jemand von euch mir weitere Titel empfehlen kann, freue ich mich sehr über Tipps.<br />
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Außerdem habe ich hier noch einen Text über <a href="https://www.brainpickings.org/2019/07/22/lorraine-hansberry-biography-imani-perry/" target="_blank">die Schriftstellerin Lorraine Hansberry</a>, eine Freundin von James Baldwin und Nina Simone, den ich wunderschön finde und in dem weitere Links zu finden sind.<br />
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Filme möchte ich Euch zwei empfehlen, beide haben mich auf unterschiedliche Weise viel gelehrt, und sie waren gut.<br />
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I am not your Negro nach einem Text von James Baldwin, dieser Film ist immer noch so unerträglich aktuell, man denkt, in Bezug auf Rassismus hat sich einfach nichts bewegt, und so ist es ja auch. Im Gegenteil scheint es Rückschritte gegeben zu haben. Aber vielleicht auch nur gemessen an der Illusion, wir hätten Fortschritte gemacht, irgendwann einmal in den vergangenen 400 oder so Jahren, wirkt dieser absolute Stillstand manchmal wie ein Rückschritt. Dieser Film ist wie ein Lehrstück, unerträglich in seiner Wahrheit und Offenheit. Er läuft im übrigen auch gerade auf Arte.<br />
Dort gibt es ebenfalls einen Schwerpunkt: <a href="https://www.arte.tv/de/videos/RC-019640/black-lives-matter/" target="_blank">Black lives matter</a> wo es weitere Dokus und Filme gibt, unter anderem über den <a href="https://www.arte.tv/de/videos/086146-000-A/ein-amerikanischer-held/" target="_blank">Footballspieler Colin Kaepernick</a>.<br />
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<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/nAmL3F5uylo/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/nAmL3F5uylo?feature=player_embedded" width="320"></iframe><br />
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<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/wePNJGL7nDU/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/wePNJGL7nDU?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
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Becoming über Michelle Obama, auf Netflix. Schon bei den ersten Szenen kamen mir die Tränen, weil mir wieder einfiel, was wir einmal hatten: eine schwarze First Lady in den USA. Irre! Wann war das? Vor 500 Jahren?<br />
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Zum Abschluss noch <a href="https://taz.de/Proteste-gegen-Rassismus-in-Berlin/!5688131/" target="_blank">ein Text aus der tageszeitung</a> von heute, 9.6.2020, und das Verhalten der Polizei gegenüber schwarzen Demonstranten z.B. in Berlin, anlässlich der Demo #blacklivesmatter am vergangenen Samstag auf dem Alexanderplatz.<br />
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14.06.2020: Drei Ergänzungen zu diesem Text a) das Buch<a href="https://www.ibramxkendi.com/stamped-from-the-beginning" target="_blank"> Stamped from the beginning </a>von Ibram X. Kendi (es wurde mir von einem Leser des Blogs empfohlen und ich habe es gerade bestellt)<br />
b) eine <a href="https://open.spotify.com/playlist/21ptzdBxFow7GiLeoYlEWm" target="_blank">Spotify Playlist meiner Tochter,</a> Reden von Malcolm X, Toni Morrison, ein Gespräch zwischen Malcolm X und James Baldwin c) <a href="https://aperture.org/wp-content/uploads/2019/05/Vision-Justice-WEB-1.2-spreads.pdf" target="_blank">Aperture:Vision & Justice</a>, die Ausgabe einer Zeitung zum Thema "Die Rolle der Photographie im Erleben von Afro-Amerikanern", wahnsinnig tolle Photos, und ebensolche Texte<br />
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(c) Susanne Becker<br />
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<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3756088967181277013.post-83382353472283414662020-05-31T05:19:00.001-07:002020-05-31T05:19:43.177-07:00Buch der Woche - Der dritte Zustand von Amos Oz"All die Leiden, sagte sich Fima, alle Schalheit und Absurdität erwachsen nur daraus, daß man den dritten Zustand verfehlt. Oder aus der vagen, nagenden Herzensahnung, die uns von Zeit zu Zeit von ferne daran erinnert, daß es dort - draußen und drinnen, fast in greifbarer Nähe - etwas Grundwichtiges gibt, zu dem du gewissermaßen dauernd unterwegs bist, nur daß du ebenso dauernd vom Weg abirrst:..."<br />
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<a href="https://www.suhrkamp.de/cover/200/38831.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img alt="Der dritte Zustand" border="0" height="400" src="https://www.suhrkamp.de/cover/200/38831.jpg" width="243" /></a>Ich glaube, selten hat mich der Protagonist eines Buches so kirre gemacht wie dieser Fima aus "<a href="https://www.suhrkamp.de/buecher/der_dritte_zustand-amos_oz_38831.html" target="_blank">Der dritte Zustand</a>". Das Buch ist 1991 erschienen und ich las bereits vorab in irgendeiner Rezension, daß die Lektüre einen schier in den Wahnsinn treibt.<br />
Was soll ich sagen: Es stimmt.<br />
Denn dieses Buch ist wie die Lesbarmachung dessen, was im Zitat bereits angedeutet wird: Fima, der Protagonist, lässt sich unentwegt ablenken. Jeder Tag seines Lebens ist eine Reihe von Ablenkungen. Eben steht er noch auf und will sich einen Kaffee machen und setzt Wasser auf, da fällt sein Blick auf den Papierkorb, in welchem er eine alte Zeitung vom Vortag sieht, er nimmt sie heraus, trägt sie an seinen Schreibtisch, liest, beginnt an einem Artikel zu schreiben und schreckt irgendwann wegen des Geruchs auf. Das Wasser im Wasserkocher ist verdampft, der Wasserkocher zerstört und er hat noch immer keinen Kaffee. Im nächsten Moment ruft er einen seiner Freunde an und erklärt ihm die Problematik des israelischen Verhaltens den Arabern gegenüber und hat auf jede offene Frage in der politischen Situation Israels eine Lösung parat.<br />
In seiner Phantasie ist er Ministerpräsident und hat eine Regierung, die er regelmäßig zusammenruft und die aus seinen Freunden und anderen Menschen besteht, denen er eine Lösung der israelischen Situation zutraut. Darunter auch ein Taxifahrer, der ihm auf einer gemeinsamen Fahrt kurz seine Sicht auf Araber und Israelis darlegt und damit seine Kompetenz genügend unter Beweis gestellt hat.<br />
Man könnte also meinen, Fima ist ein Irrer. Aber dafür sind die Aussagen, die er ständig tätigt, zu klug. Er ist ein Intellektueller, auch ein Poet, der nicht die Disziplin oder den Ehrgeiz aufbrachte, seine Begabung in eine Karriere zu verwandeln. Er ist verwöhnt, ein Weichei, lebt immer noch in einer vom Vater gekauften Wohnung, und lässt diesen die Handwerker organisieren, wenn es ein Problem gibt. Auch steckt sein Vater ihm noch regelmäßig Geld zu. Fima ist fünfzig Jahre alt und trägt ergraute, alte Unterwäsche. Er hat trotzdem Sex mit diversen Frauen, die ihn offensichtlich begehren.<br />
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Er ist geschieden, von Jael, die Wissenschaftlerin und mittlerweile mit einem Amerikaner verheiratet ist. Sie hat einen Sohn, auf den Fima manchmal aufpasst und dem er sich sehr verbunden fühlt.<br />
Fima hat einen Freundeskreis, eine gelegentliche Affäre mit einer der verheirateten Frauen aus dem Kreis. Er arbeitet als Sprechstundenhilfe in einer gynäkologischen Praxis, in der sowohl Abtreibungen als auch Fruchtbarkeitsbehandlungen durchgeführt werden.<br />
Das Buch handelt in einer einzigen Woche im Februar 1989 und nimmt ständig Bezug auf die realen politischen Geschehnisse.<br />
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Es ist also primär ein politisches Buch. Ein Buch, das aufruft zur Verständigung, zum Gespräch, zu Erbarmen miteinander. Ein Buch gegen das Schweigen.<br />
1992 erhielt Amos Oz <a href="https://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/sixcms/media.php/1290/1992_oz.pdf" target="_blank">den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels</a>, Der dritte Zustand war damals sein aktuelles Buch in Deutschland. Damals sollte es noch zwölf Jahre dauern, bis er das Meisterwerk <a href="http://lobedentag.blogspot.com/2018/03/buch-der-woche-eine-geschichte-von.html" target="_blank">Eine Geschichte von Liebe und Finsternis </a>schrieb. Es ist für mich eines der besten Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe.<br />
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Der dritte Zustand ist vollkommen anders. Und doch fand ich Elemente, die mich erinnerten. Beispielsweise die Bindung Fimas an seine früh verstorbene Mutter. Wie er an einer Stelle schildert, als sie in sein Zimmer kam, nachts, wo er vor Angst geweint hatte.<br />
Ich habe Der dritte Zustand übrigens auch als Buch gelesen, das eine tiefe spirituelle Botschaft vermittelt, die über die individuelle Situation Israels und der Juden in diesem Moment hinaus weist.<br />
Der Dritte Zustand ist etwas, das jeden Menschen betrifft, den wir vielleicht alle erstreben und zum großen Teil immer wieder verpassen, weil wir uns ablenken lassen.<br />
So gelesen ist Fima wie ein Stellvertreter der Ablenkung. Ein Platzhalter, eine Personifizierung der täglichen Ablenkungen, denen wir alle in jedem Moment erliegen und die uns davon abhalten, ein authentisches, erfülltes und konzentriertes Leben zu führen, in dem wir das tun und umsetzen, was wir als wesentlich für uns erkannt haben. In diesem Sinne erinnert mich das Buch immer wieder an meine Meditationspraxis, an meinen Versuch, einmal für fünf Atemzüge beim Atem zu bleiben, um dann, wenn der Gong nach dreißig Minuten läutet festzustellen, dass ich mal wieder eine Art Weltreise plus Lösung diverser Probleme von Fremden und Freunden durchlebt habe, und mein letzter bewusster Atemzug circa 29 Minuten zurück liegt. So leben wir. Eigentlich ständig.<br />
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"Es gibt auf der Welt nichts Tragischeres, als diesen dritten Zustand zu verpassen, ..."<br />
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Noch etwas drittes lese ich in diesem wunderbar nervigen Buch: Diese Person Fima, die einen so wahnsinnig macht, auf den man teilweise überheblich lächelnd herabschaut während der Lektüre, er versucht nicht weniger und nicht mehr, als ein guter Mensch zu sein und ist auf der verzweifelten Suche nach der Wahrheit. Er will sie aussprechen, leben und von allen verstanden und umgesetzt sehen. Er ist ein Kämpfer und wirkt natürlich in einer Welt, in der äußerer Erfolg, Kompromisse, Rückgratlosigkeit bestimmend sind, wie ein sonderbarer Looser. Kaum jemand nimmt ihn ernst. Niemand möchte seine ständigen Wortergüsse über sich ergehen lassen. Aber in seinen Worten stecken große Wahrheiten. Denen niemand zuhört, weil er gleichzeitig selbstgerecht und rechthaberisch ist. Er ist zutiefst davon überzeugt, dass eigentlich niemand außer ihm Recht hat. Er erinnert mich an all die Gespräche, die ich in den letzten Wochen hatte, mit Freunden und Bekannten zum Thema Corona, wo auch jeder wieder denkt, er hat die Wahrheit und allen anderen die Situation erklärt.<br />
Und ich frage mich schon lange, in der Wirklichkeit und auch beim Lesen dieses Buches: Wie wäre mein Leben, wenn ich keine Meinung hätte und also auch nicht versuchen würde, irgendwen zu überzeugen? Wenn ich einfach versuchen würde, das zu tun, was gerade ansteht?<br />
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"...Man hat dich gerufen und du hast vergessen zu kommen. Man hat gesprochen, und du hast nicht hingehört. Man hat dir geöffnet, und du hast gezaudert, bis das Tor wieder geschlossen war, weil du vorher lieber noch diesen oder jenen Wunsch befriedigen wolltest."<br />
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(c) Susanne Becker<br />
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<br />Unknownnoreply@blogger.com0