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Es werden Posts vom Mai, 2016 angezeigt.

Buch der Woche - Teju Cole, Open City

"Aus den Büchern erfuhr ich, wie vielschichtig die Welt ist, wie unterschiedlich. Für mich ist Amerika kein Monolith wie für Khalil. Ich weiß, dass es dort ganz unterschiedliche Menschen gibt, mit unterschiedlichen Vorstellungen, ...Aber die Welt soll endlich wahrnehmen, dass die so genannte arabische Welt auch kein Monolith ist, jeder von uns ist ein Individuum. Auch wir sind uns nicht immer einig." Teju Cole ist für mich einer der umfassendsten Chronisten der heutigen Welt, in welcher die Grenzen absolut durchlässig sind und eine der Hauptherausforderungen darin besteht, den Menschen dabei zu helfen, die Angst vor dem Fremden zu überwinden, das Fremde als etwas zu verstehen, das zu uns gehört. Vielleicht klingt das viel zu absichtsvoll. Möglicherweise besteht der Grund, Romane wie Open City zu schreiben in nichts geringerem als dem Wunsch, sich selbst zurecht zu finden in der Welt der durchlässigen Grenzen, in der es für einen Amerikaner mit schwarzer Haut anders ist als

Joachim Meyerhoff - Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

"Großvater: "Wie gehts denn eigentlich Irmgard?" Großmutter: "Wer ist das denn?" Großvater: "Wie bitte?" Großmutter übertrieben laut, als würde sie über einen See rufen : "Wer ist daaaas?" Großvater: "Na, die mit dem schnellen Wagen. Hui." Großmutter: "Hermann, ich bitte dich! Du hast gekleckert!" Großvater: "Ich hab überhaupt nicht gemeckert! Ich hab nur gefragt, wie es dem Irmelchen geht?" Großmutter: "Du hast Wein auf dem Hemd. Tu da Salz drauf!" Großvater: "Wie bitte?" Großmutter vorwurfsvoll mit Handtrichter in seine Richtung brüllend: "Tuuu da Salz drauf!" und dann leise wie für sich: "Wie im Irrenhaus!" Schon bei der Urlaubsplanung war mir klar, dass ich den Meyerhoff mitnehmen würde. Ich mochte sein mittleres Buch Wann wird es endlich wieder so wie es nie war  sehr, auch, weil es eines der ganz wenigen Bücher ist, die mich wirklich oft zum Lachen gebrac

sommer

(c) Martin von Elm ich möchte im sommer leben kirschsaft am kinn – sonst nichts – erde unter den fingernägeln auch in den hautfalten den tiefen, die mein alter geschürft hat in die einstmals so glatte haut. immer nur sommer – der storch baut sein nest, über mir am blauen himmel ziehen wolken über glasklare autobahnen aus reiner luft, während unter mir die wiese kühl ihre melodie summt in meinen rücken, meine schultern, die insekten fliegen durch mein hirn, so laut wie ein orchester, absolut still. (c) Susanne Becker

Buch der Woche - Karl Ove Knausgard, Sterben

„Aber Glück ist nicht mein Ziel, ist noch nie mein Ziel gewesen, was soll ich damit? Auch die Familie ist nicht mein Ziel. Wäre sie es gewesen und ich könnte ihr all meine Zeit und überschüssige Energie widmen, würden wir ein phantastisches Leben führen, davon bin ich überzeugt. Dann hätten wir irgendwo in Norwegen leben können und wären im Winter Ski und Schlittschuh gelaufen, mit Broten und einer Thermoskanne im Rucksack, wären im Sommer mit dem Boot hinausgefahren, hätten gebadet, gefischt, gecampt, hätten mit anderen Familien im Ausland Urlaub gemacht, hielten Ordnung zu Hause, hätten Zeit darauf verwendet, wohlschmeckende Mahlzeiten zuzubereiten und glücklich und fröhlich Zeit mit Freunden zu verbringen. Nun ja, das hört sich jetzt an wie eine Karikatur, aber ich sehe täglich Familien, die es schaffen, dass ihr Leben mit Kindern so funktioniert. Die Kinder sind sauber, ihre Kleider hübsch, die Eltern gut gelaunt, und wenn sie ausnahmsweise mal die Stimme erheben, schreien sie i

10 Fragen an - Margarita Kinstner

Endlich kann ich noch einmal einen Beitrag posten aus der Reihe 10 Fragen an... Es freut mich besonders, dass ich diesmal Margarita Kinstner befragen konnte, deren Roman Die Schmetterlingsfängerin für mich wie ein Geschenk des Zufalls war. Ich hatte vorher noch nie etwas von diesem Buch gehört, bekam es aber zum Geburtstag geschenkt. Über Bücher entscheide ich immer sehr intuitiv. Ich habe es in der Hand, und weiß, ob ich es lesen möchte oder nicht. Bei diesem wusste ich sofort, dass es nicht lange auf meinem SuB liegen würde. Es hat mich von der ersten Seite an eingesogen, weil es mit einer so präzisen und eigenen Stimme eine Geschichte erzählt über Heimat und die Suche danach, die in Österreich und Bosnien spielt. So hat das Buch mich literarisch gepackt, aber definitiv auch mit den Orten, an denen die Geschichte beheimatet ist. Es gibt von Margarita Kinstner noch ein weiteres Buch Mittelstadtrauschen . Auch hat sie auf ihrer Website  einen tollen Blog über ihre Reisen, in dem ic