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Gedanken zu dem Film Corsage von Marie Kreutzer mit Vicky Krieps

  When she was home, she was a swan When she was out, she was a tiger. aus dem Song: She was von Camille   (s.u.) Ich kenne so viele Frauen, die sich ein Leben lang nicht finden, die gar nicht dazu kommen, nach sich zu suchen, die sich verlieren in den Rollen, die die Welt ihnen abverlangt.  Es gibt so viele Orte, an denen Frauen nicht den Schimmer einer Wahl haben, zu entscheiden, wie sie leben, wer sie sein möchten. Diese Orte werden mehr. Orte, an denen Frauen einmal ein wenig freier waren, gehen uns wieder verloren. Die meisten Frauen leben gefährlich. Gefährlicher als Soldaten in Kriegen.  Aber dennoch hatte ich kein Mitleid mit der Kaiserin, den ganzen Film über nicht ein einziges Mal, weil sie eigentlich nicht als sympathische Person gezeigt wurde. Was ich gut fand. Denn welche Frau kann sich etwas davon kaufen, dass sie bemitleidet wird? Elisabeth ist in diesem Film selbstzentriert, rücksichtslos, narzisstisch. Besessen von ihrem Körper, seinem Gewicht ist sie, von ihrer
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Und keiner spricht darüber von Patricia Lockwood

"There is still a real life to be lived, there are still real things to be done." No one is ever talking about this von Patricia Lockwood wird unter dem Namen:  Und keiner spricht darüber, übersetzt von Anne-Kristin Mittag , die auch die Übersetzerin von Ocean Vuong ist, am 8. März 2022 bei btb erscheinen. Gestern tauchte es in meiner Liste der Favoriten 2021 auf, aber ich möchte mehr darüber sagen. Denn es ist für mich das beste Buch, das ich im vergangenen Jahr gelesen habe und es ist mir nur durch Zufall in die Finger gefallen, als ich im Ebert und Weber Buchladen  meines Vertrauens nach Büchern suchte, die ich meiner Tochter schenken könnte. Das Cover sprach mich an. Die Buchhändlerin empfahl es. So simpel ist es manchmal. Dann natürlich dieser Satz, gleich auf der ersten Seite:  "Why did the portal feel so private, when you only entered it when you needed to be everywhere?" Dieser Widerspruch, dass die Leute sich nackig machen im Netz, das im Buch immer &q

My list of different favourites 2021

Aussicht auf den Breitenberg in Pfronten/Allgäu 2021, ein sehr intensives Jahr geht zuende, das sich manchmal anfühlt, als hätte es am 16.3.2020 begonnen, dem ersten Tag unseres ersten Lockdowns. Ich würde ihm, rückblickend, gerne dieses Zitat von einer meiner Lieblingsdichterinnen voran stellen:  "Hoping to live days of greater happiness,  we forget, that days of less happiness are passing by." Elizabeth Bishop Dieses Jahr war so intensiv, dass ich irgendwann nichts mehr geschrieben habe, außer lange Texte in meine Tagebücher, die man niemandem zumuten kann. Es war so viel los, es hat sich so viel verändert, dass ich hier an dieser Stelle, nicht weiter schreiben konnte.   Vor einigen Wochen, als ich mal wieder eine Nacht nicht schlafen konnte, und meine Gedanken mit mir davon rasten, hörte ich mir diesen Podcast an mit Pico Iyer und Elizabeth Gilbert  und darin kommt irgendwann eine Stelle, an der Gilbert sagt, sie habe sich vorgenommen, zu diesem Wirbel, der gerade unsere G

Buch der Woche - das kleingedruckte von Linda Vilhjálmsdóttir

 und das verlangen nach vollkommenheit umgibt uns wie eine burka oder eine nebelschwade   heißt es in einem der Gedichte von Linda Vilhjálmsdóttir. Mit dieser Aussage konnte ich auf der Stelle so viel anfangen, als wäre es eine kurze Zusammenfassung für mein Leben und das so vieler anderer Frauen, die ich kenne.  Ein kleiner Band namens das kleingedruckte , aus dem isländischen übersetzt von Wolfgang Schiffer und Jón Thor Gislason , erschienen im wunderbaren Elif Verlag. Wenn Lyrik, dann häufig dort.  Der Einband ist in meinem Lieblingsblau gehalten und lässt mich immer wieder denken: blaue Wunder. Manche Bücher sind solche blauen Wunder, die einem Hören und Sehen vergehen und dann wieder neu, aber anders, erlernen lassen. Ein Blick auf die Geschichte der Frauen und das Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Ein Blick auf die vielen unterschiedlichen Arten von Frauen, die es gibt: bergfrauen und solche mit feuerrotem lippenstift, mit beigen kostümen und nackten beinen, schlampe

Corona Tagebuch (66)

 Am Samstag lag endlich auch in Berlin Schnee. Nachdem ich voller Neid seit Wochen Bilder aus Madrid, München oder der Eifel anschaute, auf denen die Menschen Schneemänner bauten und sich Schneeballschlachten lieferten oder mit Langlaufskiern auf normalerweise dicht befahrenen Straßen entlang glitten, lagen auch bei uns, nun, ich würde schätzen, fünfundzwanzig bis dreissig Zentimeter Neuschnee, der ab 8 Uhr auch wieder anfing, laut tropfend zu tauen. Egal. Ich überredete die Tochter, morgens mit mir zum Bäcker zu gehen, wir machten eine Schneeballschlacht und fanden einen Baum, an dem mit blauer Flüssigkeit gefüllte Flaschen hingen. Es sah magisch und wunderschön aus vor dem Hintergrund des weißen Schnees. Irgendwie erinnert mich dieser Baum an Pipi Langstrumpfs Flaschenbaum Am Sonntag schien dann sogar die Sonne. Der Schnee war noch nicht ganz geschmolzen und den ganzen Tag über war der Himmel knallblau. Keine Ahnung, wann wir den letzten wirklichen Sonnentag hier gehabt haben, aber i

Corona Tagebuch (65)

 „January 1 The ground smells of spring. I am glad to be delivered once more from the dark solstice into the turn toward growth. January is my favourite month, when the light is plainest, least colored. And I like the feeling of beginnings.“ Aus Daybook von Anne Truitt Januar ist noch nie mein Lieblingsmonat gewesen, aber ich mag diesen Monat mehr als, sagen wir zum Beispiel November. November ist für mich indiskutabel als Monat. Ich mag den Januar ein bisschen aus eben den Gründen, die Anne Truitt nennt: man ist endlich aus den Klauen der zunehmenden Dunkelheit und der vielen Feiertage entkommen und bewegt sich auf das Licht zu, auf die zunehmenden Minuten von Helligkeit an jedem Tag und heute roch es wirklich nach Frühling, die Vögel sangen bereits. Auch mag ich, genau wie sie, sehr das Gefühl von Anfang. Jedes Jahr im Januar habe ich das Gefühl, ein neues Buch aufzuschlagen, in dem noch kein Wort steht. Als könnte ich ein neuer Mensch werden. Das finde ich am Januar schon sehr

My list of favourites 2020

Musik Habe ich in diesem Jahr unglaublich viel gehört. Denn ich bin seit letztem Dezember bei Spotify. Hier ist ein Link zu den meistgehörten Songs. Das ist ein Service von Spotify, was ich extrem reizend fand. Danke. Diese 100 Songs habe ich also (angeblich) in 2020 am meisten gehört. Da ich alle 100 mag, könnte was dran sein. Dennoch hier eine Auswahl der Songs, die ich jetzt persönlich nennen würde, und es sind nur sechs. Paradise Circus, Massive Attack Soap&Skin Me and the Devil The Arcadian Wild, Rain Clouds Radio Head, Exit Music Radio Head True Love waits Les Indes Galante, Rameau, Teodor Curentzis Bücher Gelesen habe ich nicht so viel wie in anderen Jahren. Aber es gab schon einige Bücher, die mich wirklich sehr beeindruckt haben. Hier ein paar davon: Tomas Espedal Das Jahr. Ich habe dieses Buch vom ersten Satz an wirklich geliebt. Ich weiß noch, wie ich dann darin diesen Satz las, der nicht der erste Satz in diesem Buch ist: "Ein Jahr kann ein ganzes Leben en