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Posts

Es werden Posts vom 2019 angezeigt.

My list of favourites 2019

Das Jahr 2019 war eines meiner reichsten und interessantesten Jahre in diesem Jahrhundert. Ich habe viele großartige Bücher gelesen, viele Momente unerwarteter Nähe mit meinen Töchtern, mit Freunden und Fremden erlebt, Orte besucht, die ich schon oder noch nicht kannte und die sich alle wie Zuhause anfühlten. Ich habe ein Manuskript beendet, an dem ich sieben Jahre gearbeitet habe und kleine Bücher aus Gedichten und Fotos selbst gemacht. Noch in keinem anderen Jahr habe ich meine Kreativität so gelebt wie in 2019 und es war ebenfalls wie nachhause kommen.  Hier eine kleine Auswahl dessen, was ich genießen durfte: Bücher Im Frühling , Karl Ove Knausgard ( meine Besprechung ) The Museum of Innocence , Orhan Pamuk ( meine Besprechung ) Der Umweg , Gerbrand Bakker ( meine Besprechung ) Die Unruhigen Linn Ullmann ( meine Besprechung ) Der große Garten , Lola Randl ( meine Besprechung )  Winterbienen , Norbert Scheuer ( meine Besprechung ) The Cost of Living , Deborah Levy Th

Three Women - Lisa Taddeo

Lisa Taddeo, die für Magazine wie Elle oder New York schreibt, hat Frauen in ihren ganz normalen Leben beobachtet und nun ein Buch darüber geschrieben. Die kleinen Einzelheiten dieser Frauenleben sind das Futter des Buchs. Sie ist teilweise in die Orte gezogen, um diesen Frauen so nah wie möglich zu sein. Sie hat deren Nachbarn, Freunde, Familienmitglieder interviewt. Sie hat ein je detailliertes Bild von drei einzelnen Frauenleben gezeichnet und sie miteinander verwoben. "Its the quotidian minutes of our lives that will go on forever, that will tell us who we were, who our neighbors and our mothers were, when we were too diligent in thinking they were nothing like us." Ihr besonderes Interesse galt dabei Themen wie Begehren und Sex. Wie gehen Männer mit Frauen um? Wie lassen Frauen sich behandeln? Wie lieben Frauen? Was wollen sie wirklich? Wonach sehnen sie sich. "Throughout history, men have broken women's hearts in a particular way. They love them or half-l

Nisi Dominus, RV 608 ("Cum dederit") - Antonio Vivaldi - Soprano: Sandri...

Ich höre in letzter Zeit sehr oft Musik, auch beim Schreiben. Auf Spotify füttere ich gerade meine erste Playlist Ich hoffe, man kann sie über diesen Link öffnen, ohne zahlendes Mitglied dort zu werden. Der Titel der Playlist lautet A Year without, Un ano sin, Ein Jahr ohne. Dies ist auch der Titel einer Gedichtsammlung, an der ich gerade arbeite und die Gedichte in drei Sprachen enthält. Außerdem Fotos, die ich im Laufe der letzten Jahre auf Reisen, aber auch in Berlin und Brandenburg, gemacht habe. A Year without hope. Ein Jahr ohne Illusionen. Un ano sin te. Ich habe an den Gedichten länger als ein Jahr geschrieben, aber die Idee zu dem Buch kam mir in 2019. Ich habe bereits mehrere Rohlinge zusammen gestellt, von Hand geklebt und an Freunde verschenkt. Mein Plan ist es, nun weitere Playlists zu erstellen, die auch immer Hand in Hand gehen mit den anderen Projekten, an denen ich gerade arbeite. Sozusagen die Musik zum Text.

Buch der Woche - Åsne Seierstad, Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders

"Der erste Schuss traf den Jungen, der außen lag, in den Kopf. Dann zielte er auf ihren Hinterkopf. Ihr lockiges, kastanienbraunes Haar schimmerte im Regen. Die Kugel drang durch den Schädel ins Hirn. Er schoss noch einmal, diesmal in die Stirn." Ich sah die norwegische Journalistin und Kriegsreporterin Åsne Seierstad auf der Leipziger Buchmesse 2018 und es war für mich eine große Entdeckung. Damals erhielt sie für ihr Buch Einer von uns  den Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung und ich schlenderte über die Messe und da saß sie plötzlich auf dem Blauen Sofa und wurde interviewt. Ich hatte vorher noch nie etwas von ihr gehört. Aber was sie sagte und wie sie es sagte, brachte mich sofort dazu, stehen zu bleiben und dem Gespräch zuzuhören. Nach meiner Heimkehr kaufte ich mir das Buch über den Massenmord an 69 Kindern und Jugendlichen, der im Juli 2011 auf der norwegischen Insel Utøya von Anders Behring Breivik begangen wurde. Aber ich las es nicht. Ich bracht

Winterbienen von Norbert Scheuer

"... und vielleicht besitze ich die Bienen gar nicht, sondern sie besitzen mich ; vielleicht sind wir alle, auch die Bienen, Teil eines geheimnisvollen und erbarmungslosen unsterblichen Mechanismus. " Manchmal geht es mir so, dass ich in der Stadt unterwegs bin, einen Buchladen sehe, ihn betrete, mir dabei noch sage: "Ich kaufe nichts. Ich schau nur mal, was die so ausliegen haben." Und zehn Minuten später komme ich mit ein paar Büchern in der Tasche wieder heraus. Vor Weihnachten ist das nicht ganz so schlimm, da kann man sich selbst einreden, man würde alle diese Bücher verschenken. Winterbienen von Norbert Scheuer zum Beispiel ist das perfekte Geschenk für meinen Bruder, der nicht liest. Aber er lebt in der Eifel. In dem Wald hinter seinem Haus ist ein Teil der Westwallverteidigung bis heute, moosbewachsen, zu sehen: Drachenzähne, also riesige Betondreiecke, tief ins Erdreich gepflanzt, um den Vormarsch der alliierten Panzer aufzuhalten, ragen genauso tief

Write about a time, you lost faith

I dont recall ever owning any faith. So, how could I loose it in the first place? I wasn't a believer, when I was a child. I went to church, because I had to. I grew up in a catholic household, so god was male for me and old. He had a white beard. I prayed to him like this: „Please make my parents happy.“ „Please let my father stop drinking.“ But also: „Please let me have that doll for christmas, you know, the one, that can walk, with batteries.“ He was somebody, I talked to, but he still was hollow. I would also talk to trees or to myself. I would talk to my dolls or the walls. So god was a normal part of my childhood, without me ever exploring any meaning. He belonged, like the curtains belonged. You did not have to believe in him. There was also fear. There were his anger and his rage, my sinfulness. There was no trust, no joy. You could not be yourself around god, unless you really wanted to get into trouble. Deutschkreutz, Burgenland I was not a believer

Buch der Woche - Kanada von Juan Gómez Bárcena

"Und in jenen Sekunden, als du bereits auf dem Sterbebett liegst und im Begriff bist, die Augen zu schließen - erneut das Fieber-, hast du noch Zeit zu erkennen, dass du immer recht hattest, während alle anderen irrten, dass du jetzt stirbst und dass die Welt, an die du glaubtest, mit dir stirbt." Kanada . 191 Seiten, grauer Einband, anschmiegsames und doch festes Papier. Beim Umblättern der Seiten gibt es mir Halt. Die Jahre gleich nach dem Holocaust. Ein Mann kehrt zurück. Wir wissen nicht, wo er war. Der Ort ist vermutlich Budapest. Der Mann besitzt ein Haus. Es ist nicht zerstört. Sein Nachbar hat es für ihn erhalten. Sein Nachbar versorgt ihn mit Lebensmitteln. Sein Nachbar möchte ihm einen Job besorgen. Man weiß als Leserin nicht, ob man den Nachbarn mögen kann. Man mag ihn nicht so wirklich. Auch wenn er wie ein Wohltäter erscheint. Zunächst. Er will dem Mann zurück ins Leben helfen. Aber der Mann kann nicht. Er sitzt in seiner Wohnung, irgendwann nur noch in einem

Buch der Woche - Unrast von Olga Tokarczuk

„Am spürbarsten ist die Starre, sie ist dicht und sichtbar; der kalte Dämmer und das schwache Licht der Natriumlampen, das kaum einen Meter von seiner Quelle schon im Dunkel versinkt.“ Wie entkommt man der Starre? Ist es einem Menschen möglich, eine Heimat zu finden? Wo ist diese Heimat? Ist sie ein Ort, oder ist sie ein Platz in uns selbst? Oder bedeutet Heimat, sich der Starre zu übergeben? Was ist Heimat? Was bedeutet Reisen? Welche Formen der Bewegung, abgesehen davon, dass man sich entweder innerlich rege hält, immer neues lernt, und zum anderen in der Außenwelt herumreist, gibt es noch? Wo finden wir Sesshaftigkeit? Ist das überhaupt erstrebenswert? Kann man sich in etwas beheimaten, das wie eine Idee ist? Kann man auf einer Insel verloren gehen? So viele Fragen stellt die wunderbare polnische Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk in ihrem Buch Unrast . Nein, eigentlich stellt sie sie nicht. Nicht so explizit wenigstens. Sie schreibt über verschiedene

Private Confessions von Ingmar Bergman

Selten habe ich das genauere Porträt einer Frau gelesen, die in ihrer Zeit Freiheit und Selbstverwirklichung als Mutter und Ehefrau nicht finden kann. Wie Zeile für Zeile eine Resignation, ein sich ergeben in die Umstände auch in die Leserin Einzug halten. Weil Ingmar Bergman ein Meister des psychologischen Erzählens ist.  Das weiß man durch seine Filme. Dass er auch derart schreiben konnte, ich wusste es nicht. Karl Ove Knausg å rd erwähnte es. Ich glaube, es war in seinem Buch Im Frühling . Da erzählte er von Ingmar Bergman und diesem Buch. Seitdem bin ich ein wenig auf der Suche nach Bergman. Habe das Doppelporträt von ihm und Liv Ullmann gelesen, das ihre gemeinsame Tochter Linn Ullmann geschrieben hat. Die Unruhigen .  Ich habe mir Filme angeschaut und nun eben PrivateConfessions gelesen, das es, soweit ich informiert bin, leider nicht auf Deutsch gibt. Es ist die Geschichte von Anna, erzählt in fünf Gesprächen, die sie mit verschiedenen Menschen führt: ihrem Beic

Knut Ødegård - Die Zeit ist gekommen

„In der endgültigen Analyse sind wir alle Sternenstaub. Nichts zu knipsen. „ Die Gedichte des norwegischen Schriftstellers Knut Ø deg å rd Die Zeit ist gekommen , erzählen so präzise ganze Geschichten und verschweigen doch so viel. Manchmal genügt ein einziges Wort, um der Leserin eine ganze Welt vor Augen zu zaubern. In anderen verschweigt er nichts und auch das zielt direkt ins Mark. Die Gedichte schenken der Leserin keine Gnade. Sie stoßen unerbittlich auf einen Zustand der Welt, der weh tut. Vom Altern handeln sie, und von den Erinnerungen an ein langes Leben. Wie traurig es ist, dass das Leben vergeht. Das so schöne Leben. Das so harte Leben, in dem Menschen einander undenkbares zufügen. Wie traurig auch, dass alles sich verändert und selten, scheint es, zum Guten sich wendet. Ø deg å rds Lyrik berührt einen ganz direkt. So klar, wie es meine Großmutter tat, als sie mich auf ihrem Sterbebett anschaute, direkt und unverwandt und sagte: „Es ist so merkwürdig. Eben noc

Leere

Da, wo nichts mehr gesagt wird. Habe ich Quitten geerntet in einem inneren Garten. In diesem Jahr gab es keinen Schnee. Niemals wurde es still. Blütenstaub auf allen Wiesenflächen. Die Konturen verwischten. In einem leeren Raum können sie sich entwickeln. Langeweile. Schnee. Licht. Vorsicht, die Bienen sterben. Die Einzelteile der Liebe flattern im Wind. Das geöffnete Herz. Es ist eine Radikalität in allem. Sobald die Liebe der Zerbrechlichkeit die Stirn bietet, treten die Konturen hervor. (c) Susanne Becker

Miroloi von Karen Köhler

Heute habe ich Miroloi von Karen Köhler beendet. Ein von der Autorin selbst gestaltetes, wunderschönes Buch. Eine Parabel auf die Wirklichkeit, unter deren Wucht man sich unangenehm windet. Man möchte nicht daran denken, wie real all das, was Köhler erzählt, für viele Frauen auf dieser Welt ist. Und leider nicht nur auf einsamen Inseln, sondern z.B. mitten in Brooklyn, in der chassidischen Gemeinde (siehe dazu Unorthodox von Deborah Feldman), um nur ein Beispiel zu nennen. Seltsamerweise ging es mir tatsächlich so, dass ich während der Lektüre von Miroloi sehr oft an die Geschichte Deborah Feldmans denken musste. Die ja darin ebenfalls eine archaische, weltabgewandte Gesellschaft schildert, der sie selbst gegen alle Wahrscheinlichkeit zu entfliehen versucht. Das Buch handelt von einer namenlosen Außenseiterin, die in einer abgelegenen Inselgemeinde aufwächst, wo Frauen keinerlei Rechte haben. Sie dürfen weder lesen, schreiben noch schwimmen. Sie haben keinerlei Möglichkeiten,

Es gilt das gesprochene Wort - ein herausragender Film!

In der letzten Zeit sehe ich wieder häufiger Filme. Manche davon sogar im Kino. Dabei möchte ich Euch an dieser Stelle noch einmal ermutigen, in die Programmkinos zu gehen, nicht in die großen Cineplexe. In den Programmkinos sitzen die Kinomacher mit Herz und die Filme, die sie zeigen, sind so wunderbar.  In Berlin gibt es ja Gott sei Dank eine große Auswahl unabhängiger Kinos.  Mein Lieblingskino ist derzeit das Wolf in Neukölln. Den Film, über den ich Euch erzählen möchte, gab es dort leider nicht. Also habe ich ihn im Delphi Lux angeschaut. Immerhin ein Kino aus der Yorck – Gruppe, die mich bereits mein ganzes Berliner Kinoleben lang, 21 Jahre immerhin, begleitet. Es geht um einen Film, der für meine Wahrnehmung viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Ein Film mit herausragenden SchauspielerInnenleistungen, einer tollen Geschichte und vielschichtigen Aussagen. Ich schreibe von Es gilt das gesprochene Wort von Ilker Catak . Die Hamburger Pilotin Marion erhält eine Br

my soul meine mutter mi corazon (a poem, ein gedicht, una poema)

Mojacar Playa, Andalucia mi corazon mi alma mi madre cuando el amor es enconces se trata de la concentracíon, no otro, no te distraigas el mente es un patio de recreo concentracíon un juguete todo es posible te quiero mucho pero te dejaré ir el aplomo no actuar por necesidad la fragilidad de amar y no agárrarse fuerte la generosidad para abrir mi corazón a la verdad que veo cada corazón es un cielo me gusta el moviemento constante las estrellas todo es un milagro todo milagro es un explosíon nada queba como estaba te quiero mucho te dejo ir no sé quien eres el momento ha paso pero tu eres parte de mi mi cara es tu cara mi piel recuerda tu piel tu cara es en mi corazón es el cielo es una estrella fugaz es este poema   Museum Kornelimünster, Selfie vor einem Werk von Heinz Mack my soul                                    my mother                               my heart