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Es werden Posts vom Dezember, 2019 angezeigt.

My list of favourites 2019

Das Jahr 2019 war eines meiner reichsten und interessantesten Jahre in diesem Jahrhundert. Ich habe viele großartige Bücher gelesen, viele Momente unerwarteter Nähe mit meinen Töchtern, mit Freunden und Fremden erlebt, Orte besucht, die ich schon oder noch nicht kannte und die sich alle wie Zuhause anfühlten. Ich habe ein Manuskript beendet, an dem ich sieben Jahre gearbeitet habe und kleine Bücher aus Gedichten und Fotos selbst gemacht. Noch in keinem anderen Jahr habe ich meine Kreativität so gelebt wie in 2019 und es war ebenfalls wie nachhause kommen.  Hier eine kleine Auswahl dessen, was ich genießen durfte: Bücher Im Frühling , Karl Ove Knausgard ( meine Besprechung ) The Museum of Innocence , Orhan Pamuk ( meine Besprechung ) Der Umweg , Gerbrand Bakker ( meine Besprechung ) Die Unruhigen Linn Ullmann ( meine Besprechung ) Der große Garten , Lola Randl ( meine Besprechung )  Winterbienen , Norbert Scheuer ( meine Besprechung ) The Cost of Living , Deborah Levy Th

Three Women - Lisa Taddeo

Lisa Taddeo, die für Magazine wie Elle oder New York schreibt, hat Frauen in ihren ganz normalen Leben beobachtet und nun ein Buch darüber geschrieben. Die kleinen Einzelheiten dieser Frauenleben sind das Futter des Buchs. Sie ist teilweise in die Orte gezogen, um diesen Frauen so nah wie möglich zu sein. Sie hat deren Nachbarn, Freunde, Familienmitglieder interviewt. Sie hat ein je detailliertes Bild von drei einzelnen Frauenleben gezeichnet und sie miteinander verwoben. "Its the quotidian minutes of our lives that will go on forever, that will tell us who we were, who our neighbors and our mothers were, when we were too diligent in thinking they were nothing like us." Ihr besonderes Interesse galt dabei Themen wie Begehren und Sex. Wie gehen Männer mit Frauen um? Wie lassen Frauen sich behandeln? Wie lieben Frauen? Was wollen sie wirklich? Wonach sehnen sie sich. "Throughout history, men have broken women's hearts in a particular way. They love them or half-l

Nisi Dominus, RV 608 ("Cum dederit") - Antonio Vivaldi - Soprano: Sandri...

Ich höre in letzter Zeit sehr oft Musik, auch beim Schreiben. Auf Spotify füttere ich gerade meine erste Playlist Ich hoffe, man kann sie über diesen Link öffnen, ohne zahlendes Mitglied dort zu werden. Der Titel der Playlist lautet A Year without, Un ano sin, Ein Jahr ohne. Dies ist auch der Titel einer Gedichtsammlung, an der ich gerade arbeite und die Gedichte in drei Sprachen enthält. Außerdem Fotos, die ich im Laufe der letzten Jahre auf Reisen, aber auch in Berlin und Brandenburg, gemacht habe. A Year without hope. Ein Jahr ohne Illusionen. Un ano sin te. Ich habe an den Gedichten länger als ein Jahr geschrieben, aber die Idee zu dem Buch kam mir in 2019. Ich habe bereits mehrere Rohlinge zusammen gestellt, von Hand geklebt und an Freunde verschenkt. Mein Plan ist es, nun weitere Playlists zu erstellen, die auch immer Hand in Hand gehen mit den anderen Projekten, an denen ich gerade arbeite. Sozusagen die Musik zum Text.

Buch der Woche - Åsne Seierstad, Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders

"Der erste Schuss traf den Jungen, der außen lag, in den Kopf. Dann zielte er auf ihren Hinterkopf. Ihr lockiges, kastanienbraunes Haar schimmerte im Regen. Die Kugel drang durch den Schädel ins Hirn. Er schoss noch einmal, diesmal in die Stirn." Ich sah die norwegische Journalistin und Kriegsreporterin Åsne Seierstad auf der Leipziger Buchmesse 2018 und es war für mich eine große Entdeckung. Damals erhielt sie für ihr Buch Einer von uns  den Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung und ich schlenderte über die Messe und da saß sie plötzlich auf dem Blauen Sofa und wurde interviewt. Ich hatte vorher noch nie etwas von ihr gehört. Aber was sie sagte und wie sie es sagte, brachte mich sofort dazu, stehen zu bleiben und dem Gespräch zuzuhören. Nach meiner Heimkehr kaufte ich mir das Buch über den Massenmord an 69 Kindern und Jugendlichen, der im Juli 2011 auf der norwegischen Insel Utøya von Anders Behring Breivik begangen wurde. Aber ich las es nicht. Ich bracht

Winterbienen von Norbert Scheuer

"... und vielleicht besitze ich die Bienen gar nicht, sondern sie besitzen mich ; vielleicht sind wir alle, auch die Bienen, Teil eines geheimnisvollen und erbarmungslosen unsterblichen Mechanismus. " Manchmal geht es mir so, dass ich in der Stadt unterwegs bin, einen Buchladen sehe, ihn betrete, mir dabei noch sage: "Ich kaufe nichts. Ich schau nur mal, was die so ausliegen haben." Und zehn Minuten später komme ich mit ein paar Büchern in der Tasche wieder heraus. Vor Weihnachten ist das nicht ganz so schlimm, da kann man sich selbst einreden, man würde alle diese Bücher verschenken. Winterbienen von Norbert Scheuer zum Beispiel ist das perfekte Geschenk für meinen Bruder, der nicht liest. Aber er lebt in der Eifel. In dem Wald hinter seinem Haus ist ein Teil der Westwallverteidigung bis heute, moosbewachsen, zu sehen: Drachenzähne, also riesige Betondreiecke, tief ins Erdreich gepflanzt, um den Vormarsch der alliierten Panzer aufzuhalten, ragen genauso tief

Write about a time, you lost faith

I dont recall ever owning any faith. So, how could I loose it in the first place? I wasn't a believer, when I was a child. I went to church, because I had to. I grew up in a catholic household, so god was male for me and old. He had a white beard. I prayed to him like this: „Please make my parents happy.“ „Please let my father stop drinking.“ But also: „Please let me have that doll for christmas, you know, the one, that can walk, with batteries.“ He was somebody, I talked to, but he still was hollow. I would also talk to trees or to myself. I would talk to my dolls or the walls. So god was a normal part of my childhood, without me ever exploring any meaning. He belonged, like the curtains belonged. You did not have to believe in him. There was also fear. There were his anger and his rage, my sinfulness. There was no trust, no joy. You could not be yourself around god, unless you really wanted to get into trouble. Deutschkreutz, Burgenland I was not a believer

Buch der Woche - Kanada von Juan Gómez Bárcena

"Und in jenen Sekunden, als du bereits auf dem Sterbebett liegst und im Begriff bist, die Augen zu schließen - erneut das Fieber-, hast du noch Zeit zu erkennen, dass du immer recht hattest, während alle anderen irrten, dass du jetzt stirbst und dass die Welt, an die du glaubtest, mit dir stirbt." Kanada . 191 Seiten, grauer Einband, anschmiegsames und doch festes Papier. Beim Umblättern der Seiten gibt es mir Halt. Die Jahre gleich nach dem Holocaust. Ein Mann kehrt zurück. Wir wissen nicht, wo er war. Der Ort ist vermutlich Budapest. Der Mann besitzt ein Haus. Es ist nicht zerstört. Sein Nachbar hat es für ihn erhalten. Sein Nachbar versorgt ihn mit Lebensmitteln. Sein Nachbar möchte ihm einen Job besorgen. Man weiß als Leserin nicht, ob man den Nachbarn mögen kann. Man mag ihn nicht so wirklich. Auch wenn er wie ein Wohltäter erscheint. Zunächst. Er will dem Mann zurück ins Leben helfen. Aber der Mann kann nicht. Er sitzt in seiner Wohnung, irgendwann nur noch in einem