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Posts

Es werden Posts vom 2020 angezeigt.

My list of favourites 2020

Musik Habe ich in diesem Jahr unglaublich viel gehört. Denn ich bin seit letztem Dezember bei Spotify. Hier ist ein Link zu den meistgehörten Songs. Das ist ein Service von Spotify, was ich extrem reizend fand. Danke. Diese 100 Songs habe ich also (angeblich) in 2020 am meisten gehört. Da ich alle 100 mag, könnte was dran sein. Dennoch hier eine Auswahl der Songs, die ich jetzt persönlich nennen würde, und es sind nur sechs. Paradise Circus, Massive Attack Soap&Skin Me and the Devil The Arcadian Wild, Rain Clouds Radio Head, Exit Music Radio Head True Love waits Les Indes Galante, Rameau, Teodor Curentzis Bücher Gelesen habe ich nicht so viel wie in anderen Jahren. Aber es gab schon einige Bücher, die mich wirklich sehr beeindruckt haben. Hier ein paar davon: Tomas Espedal Das Jahr. Ich habe dieses Buch vom ersten Satz an wirklich geliebt. Ich weiß noch, wie ich dann darin diesen Satz las, der nicht der erste Satz in diesem Buch ist: "Ein Jahr kann ein ganzes Leben en

Buch der Woche - Summer von Ali Smith

 So here's another fragment of moving image from across time. Man nennt es den ersten Coronaroman und auf jeden Fall ist es ein Coronaroman. Aber Summer ist auch ein Brexit Roman und ein Buch, welches all das, was gerade jetzt geschieht, mit dem verknüpft, was im Verlauf des zweiten Weltkrieges geschehen ist. Es verknüpft die Gegenwart mit der Vergangenheit, die Klimakatastrophe mit der Verlorenheit eines englischen Teenagers, das obsessive Spielen von Videogames mit einem Gefühl unendlicher Sehnsucht in dieser Komplexität, die niemand von uns verstehen kann, und es verknüpft das Verhalten von Schwalben mit der Situation eines afrikanischen Menschen, der seit drei Jahren in England in Abschiebehaft sitzt, wo er den ganzen Tag nichts tun kann und auch nicht hinaussehen kann, da sein Fenster oval geformt ist. Er steht damit in direkter Verbindung zu den deutschen Juden, die im Verlauf des zweiten Welkrieges in England interniert wurden und unter furchtbaren Bedingungen wie Feinde be

Corona Tagebuch (64)

Arena, Treptow Everything needs to be unmasked, right now.... aus: Summer von Ali Smith Verrückt, heute wollte ich meine Mutter anrufen. Nach dem Bruchteil einer Sekunde eigentlich nur, aber dieser Bruchteil war unglaublich real und der Gedanke an meine Mutter war vollkommen ungetrübt, fiel mir ein, dass sie seit fast sieben Jahren tot ist. Es traf mich wie ein überraschender Schlag. Ich hatte diese simple Tatsache für den Bruchteil einer Sekunde vollkommen vergessen und es war kurz, als wäre ich eine andere, als würde durch diese Möglichkeit, eine so simple und doch lebenswichtige Tatsache vollkommen vergessen zu können, die Tür zu einer Unzahl weiterer Möglichkeiten geöffnet, die sich alle in meinem Bewusstsein befinden und die alle ich sind. Eine Kollegin sagte mir heute, dass man Corona nicht bekommt, wenn man nicht so hysterisch daran denkt. Ich sagte: "Nun, das glaube ich ehrlich gesagt nicht." Sie darauf: "Oh doch." Ich darauf zu mir selbst: "Wow! Irre!

Corona Tagebuch (63)

"Manchmal können wir etwas nur dadurch klären, dass wir uns dem stellen, was wir nicht wissen." Pina Bausch Erster Tag des zweiten Lockdowns. Ich war circa eine Stunde draußen, um in meinem Bioladen einzukaufen. Es war so voll da draußen auf den Straßen und im Görlitzer Park, als hätte jemand gerufen: Lockdown, alles raus! Es sind tausend Leute an einem Tag gestorben an Corona, geht raus, bevor sie uns ganz einsperren! Alle waren natürlich tierisch beschäftigt, mit Bällen, Frisbeescheiben, Rollerblades, Hunden, Einkaufstaschen....Riesiger Unterschied zum ersten Lockdown im März, als die Straßen wirklich wie leer gefegt waren.  Meine Corona App macht mich langsam wahnsinnig, denn in den letzten Tagen kommen immer mehr Kontakte hinzu, die zwar bislang ungefährlich also grün sind, aber es macht mir deutlich, wie viele Menschen diese App offensichtlich nutzen und wie viele Kontakte ich habe, obwohl ich quasi (gefühlt) nichts mache. Gut, bis gestern bin ich arbeiten gegangen. Dort

Corona Tagebuch (62)

"Sie müssen ihre Angstvorstellungen überwinden" heißt es in der Geschichte " Hinab in den Maelström " von Edgar Allen Poe.  Diese Geschichte spielt in Norwegen und handelt von einem Bootsunglück, von welchem der Überlebende einer Gruppe von Bergwanderern berichtet. Er und seine Brüder waren mit ihrem Boot in einen unendlich tiefen Strudel, den Maelström, geraten. Dieser Strudel war so tief, es gab Gerüchte, dass er durch den Ozean auf die andere Seite der Erde führe. Alles, was von ihm verschlungen wurde, wurde zerstört.  Der eine der Brüder überlebte das Unglück im Grunde deshalb, weil er keinen Widerstand leistete. Er ergab sich dem Maelström, geschmeidig, passte sich seiner Form an, ließ sich in die Tiefe ziehen und wurde vom Strudel praktisch äußerlich unversehrt, im Inneren aber auf traumatische und vollkommene Weise verändert wieder ausgespuckt. Ein Bekannter von mir, der in Granada lebende Künstler Roberto Urbano  hat sich von dieser Geschichte zu einer Ausst

Corona Tagebuch (61)

"Wir haben mehr als ein Leben. Wir haben zwar oft das Gefühl, wir könnten manche Ereignisse nie vergessen und über bestimmte Dinge nie hinwegkommen. Aber wir tun genau das - wir tun es die ganze Zeit, in der Regel, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, und manchmal, ohne es uns einzugestehen." aus Daniel Schreiber, Zuhause Ich habe das Buch gestern beendet. Aber das war eher nicht der Grund, das ich nicht zum Schreiben kam. Eigentlich wollte ich den ganzen Tag Yoga machen, vielleicht mal einen kurzen Spaziergang unternehmen, lesen und natürlich schreiben. Aber dann entwickelte der Samstag eine Art Eigendynamik, wie ich es an einem harmlosen Tag, mitten in einer Pandemie zumal, selten erlebt habe und ich lag leicht angetrunken im Bett, halb 12, bevor ich mich versah, obwohl es eben gerade erst 9 Uhr morgens gewesen war und ich war glücklich. Denn der Tag war von A-Z klasse gewesen. Ich war halt nur nicht dazu gekommen, zu schreiben, oder Yoga zu machen. Was solls. Deshalb gib

Corona Tagebuch (60)

 There is transformative magic in accepting things as they are.   Lama Surya Das  Wenn es so weiter geht, schaffe ich irgendwann vielleicht noch Corona Tagebuch Teil 2000 oder so.  Ich werde also wieder zuhause bleiben und mich durch meinen Winterschlaf lesen und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir einen solchen völlig aktivitätslosen Winter schon immer gewünscht. Einmal sich ganz legitim auf sein Sofa verziehen, mit dem Stapel Bücher neben sich und man darf nirgendwo hin.  Ich arbeite an einer Bildungseinrichtung und wir haben es tatsächlich geschafft, ohne jeden Ausbruch von August bis jetzt, unter Einhaltung aller möglichen und unmöglichen, strikten Regeln, Unterricht vor Ort anzubieten.  Es war sehr anstrengend und sehr lohnenswert. Abstand halten, Masken tragen, manche Angebote über Zoom, Gruppen teilen, Desinfektionsmittel in allen Räumen, Anwesenheitslisten lückenlos führen, das ganze Programm. Aber es war die Sache wert. Die Menschen bei uns waren heute alle so dankbar und erfül

Blaue Wunder

I want to live in the realm of possibility not in a place, where everything has already happened. Diese Woche ist in vieler Hinsicht sehr aufregend. Ich ahnte es schon vorher, und habe sie deshalb letzten Sonntag Abend mit zwei Gin Tonics und zwei Freunden im Südblock eingeläutet. Der Südblock ist eine der tollsten Kneipen in Berlin und muss natürlich seit Montag geschlossen bleiben. Ich wollte mich an diesem Abend also selbst trösten, dabei ist mir wieder aufgefallen, wie unglaublich gut ich Gin Tonic vertrage und dass es einfach der leckerste Drink ist. Meine Meinung! Ich wollte aber auch noch einmal in die Kneipe, in eine Kneipe, die ich so richtig mag. Keine Panik: Wir waren draußen, wir haben Abstand gehalten, das ganze Hygienekonzept ist sicher tausendmal besser als in jeder orthodoxen Kirche, wo, ich hörte es kürzlich von einem Mitglied, immer noch aus einem Kelch getrunken wird.  Wir sind wieder in einer Art Lockdown. Aber ehrlich gesagt fällt es hier in Berlin, abgesehen von

Lesen heißt, die Worte als Lichter zu sehen

"Lesen heißt, die Worte als Lichter zu sehen, sie leuchten in der Dunkelheit, eines nach dem anderen, und Lesen bedeutet, den Lichtern ins Innere zu folgen."  Karl Ove Knausgård Für mich sind oft Bücher wie Lichter. Mein Lebensweg in die Zukunft gerichtet noch ein großes Fragezeichen, taste ich mich oft an den Büchern entlang, von Woche zu Woche, so dass das Lesen eine Spur wird, der ich folge. Ein Buch führt mich zum nächsten, gemeinsam ist ihnen, dass ich mit ihrer Hilfe versuche, das Leben im Allgemeinen, aber auch mein individuelles Leben zu begreifen. So war es auch ein bisschen in diesem Sommer. Ich las die neue Biografie über Simone de Beauvoir  von Kate Kirkpatrick. Sie ist im April im Piper Verlag erschienen. Das Buch führte mich auch in  meine Teenagerzeit zurück, als ich Beauvoir zum ersten Mal begegnete. Ich habe früher alles über und von Simone de Beauvoir gelesen. Dabei war ich nie ein Fan ihres Schreibens, sondern immer eher begeistert von ihrer Person und ih