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Es werden Posts vom August, 2018 angezeigt.

Buch der Woche - Jasper und sein Knecht von Gerbrand Bakker

„Gestern habe ich das erste Stück Terrasse gepflastert, und das ist nicht einfach, weil die Steine unterschiedlich groß sind. Heute wieder ein Stückchen, und morgen und übermorgen. Nicht zu eilig, es darf alles nicht zu schnell fertig werden, immer soll etwas liegen bleiben. In gewisser Hinsicht wie beim Schreiben eines Romans: nie am Ende eines Schreibvormittags zu einem glatten Abschluss kommen; lieber ein paar Fäden lose lassen, um am nächsten Tag dort anzuknüpfen.“ Ein niederländischer Schriftsteller, der sich selbst als jemand beschreibt, der mit einer sehr langen Bedienungsanleitung geliefert wird. Ein empfindlicher, verletzlicher Mann, der gerne allein ist und noch nie eine feste Beziehung hatte. Ein Mensch, der sich, so kann man es bei ihm immer wieder lesen, ausgiebig an den anderen Menschen reibt, aufreibt. Aber daraus entstehen vielleicht seine wunderbaren Bücher? Er kauft 2012 ein Haus in der Eifel, zwischen Bitburg und Prüm. Er findet einen Hund, Jasper, der ursp

Leseliste August

Irgendwie habe ich das Gefühl, in der Leseliste für den August so ein wenig Resistance, Widerstand, Widerborstigkeit versammeln zu wollen. Es geht mir auf den Geist, wie durch Worte allein, und #Asyltourismus ist nur ein ausgelutschtes Beispiel dafür, die Grenzen dessen, was wir akzeptieren, immer weiter nach rechts verschoben werden. Und lasst mich klar sein: mit rechts meine ich menschenverachtend, rassistisch, Sündenböcke produzierend, homophob, antifeministisch, misogyn, #younameit, #youknowwhatImean. Wenn ich Widerstand sage, dann meine ich einen offenen Geist, Menschlichkeit, Freundlichkeit, eine Übereinkunft über die Grundwerte. Mir reicht es wirklich schon, wenn alle sich an die Zehn Gebote halten. Damit wären wir im Grunde schon in einer idealen Zukunft. 1. August Untertauchen von Lydia Tschukowskaja, ein Buch gegen die Diktatur Stalins, und ja, ich würde sagen, Stalin war ein geistiger Bruder von Hitler, nichts an diesem Regime war links 2. August Hannah Arendt, die Fr

Lydia Tschukowskaja, Untertauchen

Die Schriftstellerin Nina Sergejewna fährt für vier Wochen aufs Land, in eine Art Schriftstellerkolonie, um in Ruhe, weit weg vom Alltag, schreiben zu können. Dort trifft sie unter anderem den Schriftsteller Bilibin und den Lyriker Weksler, einen Juden. Nach und nach erfährt man, dass Nina Sergejewnas Mann vor ein paar Jahren mitten in der Nacht abgeholt worden ist und sie kurz darauf die Nachricht erhalten hatte, dass er zu zehn Jahren Lager mit Kontaktverbot verurteilt worden ist. Nie wieder hat sie von ihm gehört. Sie lebt allein mit der Tochter in einer Wohnung mit im Grunde Fremden. So war es. Eine große Wohnung musste man teilen.  Wie die anderen Schwestern, Frauen, Mütter, deren Brüder, Männer, Söhne im Zuge von Stalins Säuberungen spurlos verschwunden sind, und vollkommen grundlos, willkürlich, stand sie schon im Morgengrauen vor dem Gefängnis an, frierend, stundenlang, um irgendwann, wie alle anderen Frauen, die Auskunft zu erhalten, dass der Fall ihres Mannes noch

Sasha Marianna Salzmann, Ausser sich

Immer wenn ich merke, dass es für Menschen eine Vorstellung von Welt gibt, auf die sie ohne Zweifel bauen, fühle ich mich allein. Ausgeliefert. Sie sprechen davon, Dinge mit Sicherheit zu wissen, sie erzählen, wie etwas gewesen ist oder sogar wie etwas sein wird, und ich merke dann immer, wie sehr ich nichts weiß von dem, was als nächstes passieren könnte. Das Buch Ausser sich von Sasha Marianna Salzmann , 2017 im Suhrkamp Verlag erschienen, lag relativ lange angelesen auf meinem SuB und ich konnte mich nicht aufraffen, es zu beenden. Seite 20 oder so, weiter kam ich nicht. Ein wenig ging ich vermutlich anfangs in den Wirren der Geschichte verloren, die zwischen Russland und der Türkei, zwischen Deutschland, der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her zu springen scheint. Ali kommt nach Istanbul, um ihren Bruder Anton zu suchen. Sie schläft auf der Couch eines Onkels, Cemal und wird dort von Wanzen gebissen. Aber eigentlich kommen Ali und Anton aus Russland. Sie sind Ju