"Meine Damen und Herren, haben Sie sich schon einmal vor der eigenen Dumpfheit gefürchtet? Entweder Sie sind nicht dumpf, oder Ihre Dumpfheit schützt Sie vor der Furcht vor der Dumpfheit."
Durch die Indiebookchallenge, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Anschluss an den Indiebookday begann und in deren Verlauf ein Jahr lang pro Woche Bücher aus unabhängigen Verlagen gesucht, gelesen, in den sozialen Netzwerken vorgestellt werden sollen, welche einem wöchentlich wechselnden Motto entsprechen. Es gab schon #blauesBuch, #Hotelbuch und viele andere. Und dann gab es #Liebesroman.
Manchmal zeige ich auf Instagram ein oder mehrere Bücher, die zu dem Motto passen. Öfter durchforste ich meine Instagramseite nach interessanten Büchern, die andere posten. Dabei kam ich zum Spaziergänger Zbinden. Und ich muss das noch einmal wirklich ganz laut sagen, wie toll ich diese Indiebookchallenge finde, weil sie mir im Grunde jede Woche spannende Bücher zeigt und auch so viele Verlage, kleine, unabhängige, die extrem tolle Programme haben und auf die ich sonst nicht so schnell aufmerksam geworden wäre.
Ich traf also Lukas Zbinden. Einen wunderbaren älteren Herrn von 87 Jahren, der in einem Schweizer Seniorenheim lebt und dessen Leidenschaft das Spazierengehen ist (und auch das Erzählen). An seiner Seite befindet sich der neue Zivildienstleistende Kâzim und dieser, sowie mit ihm wir, bekommt praktisch die gesamte Lebensgeschichte von Herrn Lukas Zbinden zu hören und alle Gründe, die für das Spazierengehen sprechen, sowie alle Einsichten über das Leben, die man im Grunde, so Zbinden, nur haben kann, wenn man spazieren geht. Nebenbei stellt er Kâzim die anderen Bewohner, denen man auf den Treppen, dem Hof und den Gängen des Heims beim Rundgang begegnet, vor und erzählt ihm die Liebesgeschichte mit seiner Frau Emilie, die ihn so viele Jahre auf seinen Spaziergängen und im Leben begleitet hat.
"Meine Frau war eine durch und durch intuitive Spaziergängerin. Sie können sich keine nervenaufreibendere Tätigkeit vorstellen, als jene, die Begleitung einer intuitiven Spaziergängerin zu sein."
Die Geschichte ist wunderschön, so dass einem manchmal fast die Tränen kommen. Die Art, wie Zbinden Emilie schildert, auch und gerade in ihren Unterschiedlichkeiten zu ihm, ist so voller Ehrfurcht und Respekt. Das hat mich sehr berührt und mir noch einmal vor Augen geführt, was Liebe ist. Ich habe in diesem Buch auch viel darüber gelernt, was Altern bedeutet.
Lukas Zbinden war Lehrer und von daher stammt vermutlich seine Leidenschaft fürs Referieren. Er kann es aber auch. Das kleine Büchlein umfasst nur 186 Seiten, aber es ist voller Lebensweisheit, Klugheit und philosophischer Einsichten. Und es ist voller Liebe.
Ein wunderbares Buch, das durchgängig in wörtlicher Rede geschrieben ist. Herr Lukas Zbinden erzählt. Die Antworten oder Fragen der anderen können wir nur ahnen. Sie spielen auch keine Rolle. Denn wichtig allein ist Lukas Zbinden, der nicht mehr und nicht weniger sucht, als den Sinn des Lebens, und der Kâzim davon überzeugen möchte, dass dieser Sinn sich am besten einem Spaziergänger erschließt.
"Spazieren zu gehen heisst: heraus zu finden, wer man ist, und zu mögen, was man dabei entdeckt."
Das Buch ist leicht, sowohl konzipiert, als auch geschrieben, dennoch hat es einen Tiefgang, der einen fast spielerisch gefangen nimmt. Große Leseempfehlung für diese außergewöhnliche Leseperle voller Weisheit!
Christoph Simon ist Schweizer Autor, Kabarettist und Poetry Slammer. Er ist Gewinner des Salzburger Stiers 2018 und war 2014 und 2015 Schweizer Meister im Poetry Slam.
der bilgerverlag ist ein kleiner, feiner Schweizer Verlag, dem ich sehr herzlich für das Rezensionsexemplar danke! In diesem Verlag sind übrigens noch weitere Bücher von Christoph Simon erschienen.
Der Spaziergänger wird überdies im Frühjahr 2019 als Taschenbuch beim Schweizer Unionsverlag erscheinen.
(c) Susanne Becker
Durch die Indiebookchallenge, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Anschluss an den Indiebookday begann und in deren Verlauf ein Jahr lang pro Woche Bücher aus unabhängigen Verlagen gesucht, gelesen, in den sozialen Netzwerken vorgestellt werden sollen, welche einem wöchentlich wechselnden Motto entsprechen. Es gab schon #blauesBuch, #Hotelbuch und viele andere. Und dann gab es #Liebesroman.
Manchmal zeige ich auf Instagram ein oder mehrere Bücher, die zu dem Motto passen. Öfter durchforste ich meine Instagramseite nach interessanten Büchern, die andere posten. Dabei kam ich zum Spaziergänger Zbinden. Und ich muss das noch einmal wirklich ganz laut sagen, wie toll ich diese Indiebookchallenge finde, weil sie mir im Grunde jede Woche spannende Bücher zeigt und auch so viele Verlage, kleine, unabhängige, die extrem tolle Programme haben und auf die ich sonst nicht so schnell aufmerksam geworden wäre.
Ich traf also Lukas Zbinden. Einen wunderbaren älteren Herrn von 87 Jahren, der in einem Schweizer Seniorenheim lebt und dessen Leidenschaft das Spazierengehen ist (und auch das Erzählen). An seiner Seite befindet sich der neue Zivildienstleistende Kâzim und dieser, sowie mit ihm wir, bekommt praktisch die gesamte Lebensgeschichte von Herrn Lukas Zbinden zu hören und alle Gründe, die für das Spazierengehen sprechen, sowie alle Einsichten über das Leben, die man im Grunde, so Zbinden, nur haben kann, wenn man spazieren geht. Nebenbei stellt er Kâzim die anderen Bewohner, denen man auf den Treppen, dem Hof und den Gängen des Heims beim Rundgang begegnet, vor und erzählt ihm die Liebesgeschichte mit seiner Frau Emilie, die ihn so viele Jahre auf seinen Spaziergängen und im Leben begleitet hat.
"Meine Frau war eine durch und durch intuitive Spaziergängerin. Sie können sich keine nervenaufreibendere Tätigkeit vorstellen, als jene, die Begleitung einer intuitiven Spaziergängerin zu sein."
Die Geschichte ist wunderschön, so dass einem manchmal fast die Tränen kommen. Die Art, wie Zbinden Emilie schildert, auch und gerade in ihren Unterschiedlichkeiten zu ihm, ist so voller Ehrfurcht und Respekt. Das hat mich sehr berührt und mir noch einmal vor Augen geführt, was Liebe ist. Ich habe in diesem Buch auch viel darüber gelernt, was Altern bedeutet.
Lukas Zbinden war Lehrer und von daher stammt vermutlich seine Leidenschaft fürs Referieren. Er kann es aber auch. Das kleine Büchlein umfasst nur 186 Seiten, aber es ist voller Lebensweisheit, Klugheit und philosophischer Einsichten. Und es ist voller Liebe.
Ein wunderbares Buch, das durchgängig in wörtlicher Rede geschrieben ist. Herr Lukas Zbinden erzählt. Die Antworten oder Fragen der anderen können wir nur ahnen. Sie spielen auch keine Rolle. Denn wichtig allein ist Lukas Zbinden, der nicht mehr und nicht weniger sucht, als den Sinn des Lebens, und der Kâzim davon überzeugen möchte, dass dieser Sinn sich am besten einem Spaziergänger erschließt.
"Spazieren zu gehen heisst: heraus zu finden, wer man ist, und zu mögen, was man dabei entdeckt."
Das Buch ist leicht, sowohl konzipiert, als auch geschrieben, dennoch hat es einen Tiefgang, der einen fast spielerisch gefangen nimmt. Große Leseempfehlung für diese außergewöhnliche Leseperle voller Weisheit!
Christoph Simon ist Schweizer Autor, Kabarettist und Poetry Slammer. Er ist Gewinner des Salzburger Stiers 2018 und war 2014 und 2015 Schweizer Meister im Poetry Slam.
der bilgerverlag ist ein kleiner, feiner Schweizer Verlag, dem ich sehr herzlich für das Rezensionsexemplar danke! In diesem Verlag sind übrigens noch weitere Bücher von Christoph Simon erschienen.
Der Spaziergänger wird überdies im Frühjahr 2019 als Taschenbuch beim Schweizer Unionsverlag erscheinen.
(c) Susanne Becker
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