Direkt zum Hauptbereich

Meine Lieblingsbuchhändlerinnen stellen ihre Lieblingsbücher vor (25)

Lange ist es her, dass die Lieblingsbuchhändlerinnen sich hier zu Wort meldeten. Aber Gott sei Dank sind sie wieder da (also in echt waren sie nie weg), und Jessica hat gelesen und mir ihre Eindrücke mitgeteilt.
Alle die vorgestellten Bücher könnt Ihr bei Ihnen im Laden kaufen, und noch soooo viele mehr. Für mich immer noch der Buchladen mit dem interessantesten Angebot (wirklich 100% mein Geschmack und sie haben tolle englische Bücher und viele unabhängige Verlage und das wunderbarste und coolste Kreuzberg Personal. In neuer Besetzung. Jessica, Zoe, Kristina.) Wenn Ihr in Kreuzberg seid, schaut vorbei. Es lohnt sich!

(c) Jacintha Nolte

Liebe Susanne,

lang ist's her, dass ich Dir meine Lesegenüsse erzählt habe,

es ist wieder an der Zeit:

Also Chris Kraus , "Das kalte Blut" (Diogenes €32) , hatte ich vor Weihnachten schon
gelesen, und deswegen wurde es viel von mir empfohlen, für den
Tannenbaum, weil, es so unglaublich gut ist. Hatte nichts zu meckern,
wirklich.

Eine Famile in Riga, die nach dem 1. Weltkrieg zur deutschen Minderheit
gehört; zwei Brüder steigen in der Rechten Bewegung ein und finden
schnell Ersatz für ihre mangelnden Lebensvisionen. Ihre
Adoptivschwester,  die für beide ein Lebensmittelpunkt wird, hatte
jüdische Eltern. Das stellt sich erst nach und nach heraus. Das Drama
entfaltet sich und das schlaue an der Geschichte ist, dass die Leser*in
gebannt ist, von den Entwicklungen des Nationalsozialismus im Osten, den
karrieresüchtigen Männern, die sich im Untergang treiben lassen, und alle
und sich selbst ständig verraten, nur um zu überleben, bis in die junge
Bundesrepublik hinein, führt die Geschichte, die SS und die CIA und und und.
Hut ab.


Dann liebte ich "Memories of the Future" von Siri Hustvedt (auf Deutsch unter dem Titel Damals bei Rowohlt €24, erschienen), weil sie so toll SCHREIBT, und den Leser versteht und mitnimmt. Die New York Sache war natürlich für mich irre, weil ich auch damals da rum hing. Und
dieses Suchen nach dem, was ist. Ich bin jetzt erwachsen und das
Spiel mit dem Gedächtnis und der Verschiebung und die Unzuverlässlichkeit
der Erinnerung, loved it.

Sasa Stanisic war wieder in Hochform, mit "Herkunft" (Luchterhand, €22), und ich liebe diese
memoirenähnliche Romane, mit viel Geschichte und Gegenwart und allem,
und auch er, einer der genialsten Erzähler.

Sally Rooney wird jetzt von allen gelesen, und das ist toll! "Normal People" hat den British Book Award als Fiction Book of the Year
gewonnen, ihre Sprache ist GLASKLAR.
Fein geschnitzt und unaufgeregt, wie Mundspülung, aber lecker. Tolle
irische Coming of Age Geschichte, sehr feine Protagonisten. Ihr erster
Roman "Gepräche mit Freunden" ist jetzt auf Deutsch bei Luchterhand
erchienen, Zoe findet es großartig.

Elif Shafak, "Unerhörte Stimmen" (Kein & Aber, €24)  mochte ich auch, weil ich die Kultur,
die sie beschreibt, die so zwiespältig, aber sinnlich und fremd ist,
faszinierend finde. Und sie steht immer auf der Seite der Schwachen,
oder der Individualisten, oder der Kreativen unter uns.

Meine Favoritin von 2018, Anja Kampmann, "Wie hoch die Wasser steigen" kommt
jetzt als Taschenbuch, vielleicht bekommt sie bald einen großen Preis. Sie hat's
verdient.

Oder wir laden sie zu einer Lesung ein:))

Liebste Grüße,

Jessica

bis 18.30 uhr bestellt am nächsten morgen da!
mo – fr 10.00 uhr - 19.00 uhr
sa 10.00 uhr - 16.00 uhr
buchhandlung ebertundweber
rhys martin und jessica ebert gbr
falckensteinstraße 44
10997 berlin
tel. 030-69 56 51 93
buchladen@ebertundweber.de
www.ebertundweber.de

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

100 bemerkenswerte Bücher - Die New York Times Liste 2013

Die Zeit der Buchlisten ist wieder angebrochen und ich bin wirklich froh darüber, weil, wenn ich die mittlerweile 45 Bücher gelesen habe, die sich um mein Bett herum und in meinem Flur stapeln, Hallo?, dann weiß ich echt nicht, was ich als nächstes lesen soll. Also ist es gut, sich zu informieren und vorzubereiten. Außerdem sind die Bücher nicht die gleichen Bücher, die ich im letzten Jahr hier  erwähnt hatte. Manche sind die gleichen, aber zehn davon habe ich gelesen, ich habe auch andere gelesen (da fällt mir ein, dass ich in den nächsten Tagen, wenn ich dazu komme, ja mal eine Liste der Bücher erstellen könnte, die ich 2013 gelesen habe, man kann ja mal angeben, das tun andere auch, manche richtig oft, ständig, so dass es unangenehm wird und wenn es bei mir irgendwann so ist, möchte ich nicht, dass Ihr es mir sagt, o.k.?),  und natürlich sind neue hinzugekommen. Ich habe Freunde, die mir Bücher unaufgefordert schicken, schenken oder leihen. Ich habe Freunde, die mir Bü...

Und keiner spricht darüber von Patricia Lockwood

"There is still a real life to be lived, there are still real things to be done." No one is ever talking about this von Patricia Lockwood wird unter dem Namen:  Und keiner spricht darüber, übersetzt von Anne-Kristin Mittag , die auch die Übersetzerin von Ocean Vuong ist, am 8. März 2022 bei btb erscheinen. Gestern tauchte es in meiner Liste der Favoriten 2021 auf, aber ich möchte mehr darüber sagen. Denn es ist für mich das beste Buch, das ich im vergangenen Jahr gelesen habe und es ist mir nur durch Zufall in die Finger gefallen, als ich im Ebert und Weber Buchladen  meines Vertrauens nach Büchern suchte, die ich meiner Tochter schenken könnte. Das Cover sprach mich an. Die Buchhändlerin empfahl es. So simpel ist es manchmal. Dann natürlich dieser Satz, gleich auf der ersten Seite:  "Why did the portal feel so private, when you only entered it when you needed to be everywhere?" Dieser Widerspruch, dass die Leute sich nackig machen im Netz, das im Buch immer ...

Gedanken zu dem Film Corsage von Marie Kreutzer mit Vicky Krieps

  When she was home, she was a swan When she was out, she was a tiger. aus dem Song: She was von Camille   (s.u.) Ich kenne so viele Frauen, die sich ein Leben lang nicht finden, die gar nicht dazu kommen, nach sich zu suchen, die sich verlieren in den Rollen, die die Welt ihnen abverlangt.  Es gibt so viele Orte, an denen Frauen nicht den Schimmer einer Wahl haben, zu entscheiden, wie sie leben, wer sie sein möchten. Diese Orte werden mehr. Orte, an denen Frauen einmal ein wenig freier waren, gehen uns wieder verloren. Die meisten Frauen leben gefährlich. Gefährlicher als Soldaten in Kriegen.  Aber dennoch hatte ich kein Mitleid mit der Kaiserin, den ganzen Film über nicht ein einziges Mal, weil sie eigentlich nicht als sympathische Person gezeigt wurde. Was ich gut fand. Denn welche Frau kann sich etwas davon kaufen, dass sie bemitleidet wird? Elisabeth ist in diesem Film selbstzentriert, rücksichtslos, narzisstisch. Besessen von ihrem Körper, seinem Gew...