The Art of Disappearing
When they say Don't I know ?
Say no
When they invite you the party
remember what parties are like
before answering.
Someone is telling in a loud voice
they once wrote a poem.
Greasy sausage balls on a paper plate.
Then reply.
If they say We should get together.
say why?
It's not that you don't love them anymore.
You're trying to remember something
too important to forget.
Trees. The monastery bell at twilight.
Tell them you have a new project.
It will never be finished.
When someone recognizes you in a grocery store
nod briefly and become a cabbage.
When someone you haven't seen in ten years
appears at the door,
don't start singing him all your new songs.
You will never catch up.
Walk around feeling like a leaf.
Know you could tumble any second.
Then decide what to do with your time.
Dies ist mein liebstes Gedicht einer meiner liebsten Dichterinnen. Ich kann es diesmal nicht übersetzen, es ist so lang, aber es ist nicht schwierig, vielleicht könnt Ihr es lesen? Ich finde, es passt so gut in diesen Moment.
Gehe umher und fühle dich wie ein Blatt.
Wisse, dass Du jede Sekunde fallen könntest.
Dann entscheide, was du tun willst mit deiner Zeit.
Für mein Gefühl war und bin ich nie so nah an der Erkenntnis gewesen, dass ich jede Sekunde fallen könnte, wie in diesen letzten Wochen und auch jetzt. Was will ich mit meiner Zeit tun?
Heute fuhr ich durch einen Park. Ein Teil des Geländes war mit rot-weißem Flatterband abgesperrt und mein allererster Gedanke war: Spielplatz, abgesperrt, schade. Sowas in der Art. Bis mir einfiel, dass die Spielplätze ja wieder offen sind und dort auch gar kein Spielplatz ist, sondern nur Wiese und Bäume sind. Dann erst, ich war längst vorbei geradelt, kapierte ich, dass das Flatterband dort ist, um frisch ausgesäte Wiese vor Füßen, die sie gleich zertrampeln, zu bewahren.
Diese siebeneinhalb Wochen des Ausnahmezustands machen Dinge mit einem.
Sie programmieren uns um. Meine Kollege sagte heute, wie er langsam merkt, dass die durch Corona entstandenen Veränderungen unseres gesamten Lebens bei ihm Wirkung zeigten. Mein Kollege, dem es seit Jahren immer "glänzend" geht, "ganz wunderbar", sagt das schon seit ein paar Tagen nicht mehr. Er schläft schlechter. Er träumt intensiver. Er fühlt sich unruhig, frustriert. Als er mir davon erzählte, merkte ich, dass es mir zwar anders geht, aber ich dennoch auch Wirkungen spüre, die ganz subtil sind. Ich weiß noch gar nicht, was sie mit mir machen.
Rot-weißes Flatterband, früher assoziierte ich es mit Baustelle, heute mit einem Spielplatz, der leer in der Sonne liegt und den niemand betreten darf wegen einer Pandemie.
Was noch?
Wenn man jemanden trifft, diese Unsicherheit, wie man mit dem Abstand umgeht.
Die Überraschung, wenn man irgendwo zwei Leute sieht, die sich umarmen.
Die Überraschung, wenn man irgendwo eine Gruppe von mehr als drei Leuten sieht. Sofort rattert es bei mir: Familie? Selber Haushalt? Dürfen die das?
Dass man niemanden mehr berührt: keine Hände schüttelt, keine Umarmungen (außer ganz selten mal, manchmal).
Die Überforderung, wenn mir jemand zu nahe kommt und ich nicht weiß: kann ich dieser Person jetzt sagen, dass sie bitte Abstand halten soll oder belastet das dann gleich den ganzen Kontakt?
Selbstverständlich immer eine Maske in der Tasche, sie aufsetzen, bevor man einen Laden betritt.
All das wird nicht in drei Wochen vorüber sein.
Als die Maßnahmen begannen, dachte ich, wir würden jetzt einen überschaubaren Zeitraum betreten.
Wie es langsam einsickerte und immer noch einsickert, dass dieser Zeitraum eben nicht einschätzbar ist. Wenn ich gestern schrieb, dass ich mich auf ein Jahr einstelle, ist das ja auch ein Hilfskonstrukt. Ich bin jemand, der auch gut mit langen Zeiträumen umgehen kann, selbst wenn ich mich darin beschränken, zurücknehmen, quasi fasten muss. Aber die Unendlichkeit fände ich nicht hinnehmbar. Also, wenn jetzt vieles für immer so bliebe und sich als unsere Art zu leben etablierte. Das könnte ich nicht. Glaube ich. Aber was weiß ich schon. Es verändert einen und die Veränderungen sind so subtil, so filigran, sie fallen einem erstmal kaum auf.
Die Straßen sind eigentlich nicht mehr leer. Es sind wieder viel mehr Autos unterwegs. Das stört mich, wenn ich ehrlich bin.
Ich habe heute mehrere Kinder mit Schulranzen gesehen. Vereinzelt. Sie sahen aus wie Aliens. Auch da der erste Gedanke: ? Wo geht dieses Kind hin? Dann: ah ja, die Schulen öffnen ja wieder schrittweise.
In dem Kindergarten, der sein Außengelände unter meinen Bürofenstern hat, sind mittlerweile wieder mehr als zwei Kinder. Sie spielen wieder ganz toll. Aber jedes für sich. Sie singen auch. Sie reden miteinander. Ich könnte den ganzen Tag das Fenster offen lassen, nur um sie zu hören. Erst jetzt fällt mir auf, wie traurig diese wochenlange Stille dort unten war.
Ich schaue mir gerade, weil er ein Feindbild zu sein scheint, auch in meinem Umfeld, also bei einigen, und die Art, wie dieses Feindbild gepflegt wird, für mich absonderliche Züge annimmt, eine Netflixserie über Bill Gates an. Der Mensch Bill Gates. Ein Blick in seinen Kopf, in den Kopf eines womöglich Genies. In die soziale Arbeit, die er tut mit seiner Frau in der Bill & Melissa Gates Foundation. Toiletten in Slums bringen, als Beispiel. Ich habe überhaupt keine Meinung zu diesem Mann. Ich weiß nichts über ihn. In meinem Hinterkopf aber hatte ich eigentlich ein relativ positives Bild von ihm. So oft stolperte ich in Artikeln z.B. der New York Times über Dinge, die er in Bewegung gebracht wo er geholfen hat: Armen, Kindern. Dennoch gehe ich relativ unvoreingenommen an die Serie heran. Naja, eigentlich möchte ich ihn wirklich gut finden, mich faszinieren lassen. Der Grund hierfür sind zum einen die wirklich brutalen und menschenverachtenden Dinge, die ich Menschen in den letzten Wochen über ihn habe sagen hören und die mich alle nicht überzeugt haben. Allein wegen der Attitüde. Tja, deshalb my next mission: Mir mein eigenes Urteil über ihn bilden. Weil, zum anderen hat meine ältere Tochter die Serie schon geschaut und war ziemlich angetan.
Randnotiz: Mein kostenloses Netflixprobeabo läuft schon in acht Tagen aus und ich bin noch nicht mal annähernd durch die Serien und Filme auf meiner Liste durch. Das machen sie mit Absicht, dass die Zeit während einer Pandemie so schnell vergeht, und dass sie so viele interessante Serien und Filme haben. Und jetzt wird es noch dazu kommen, dass ich Netflix bezahle, für einen Monat. 😕
P.S. Vor sieben Jahren habe ich schon einmal hier einen Text geschrieben, der von dem Gedicht oben aus ging.
Ich schaue jetzt weiter Bill Gates. Schlaft gut, bleibt gesund, may the force be with you 💪
(c) Susanne Becker
When they say Don't I know ?
Say no
When they invite you the party
remember what parties are like
before answering.
Someone is telling in a loud voice
they once wrote a poem.
Greasy sausage balls on a paper plate.
Then reply.
If they say We should get together.
say why?
It's not that you don't love them anymore.
You're trying to remember something
too important to forget.
Trees. The monastery bell at twilight.
Tell them you have a new project.
It will never be finished.
When someone recognizes you in a grocery store
nod briefly and become a cabbage.
When someone you haven't seen in ten years
appears at the door,
don't start singing him all your new songs.
You will never catch up.
Walk around feeling like a leaf.
Know you could tumble any second.
Then decide what to do with your time.
Dies ist mein liebstes Gedicht einer meiner liebsten Dichterinnen. Ich kann es diesmal nicht übersetzen, es ist so lang, aber es ist nicht schwierig, vielleicht könnt Ihr es lesen? Ich finde, es passt so gut in diesen Moment.
Gehe umher und fühle dich wie ein Blatt.
Wisse, dass Du jede Sekunde fallen könntest.
Dann entscheide, was du tun willst mit deiner Zeit.
Für mein Gefühl war und bin ich nie so nah an der Erkenntnis gewesen, dass ich jede Sekunde fallen könnte, wie in diesen letzten Wochen und auch jetzt. Was will ich mit meiner Zeit tun?
Unbequeme Wahrheit, Kreuzberg Style |
Heute fuhr ich durch einen Park. Ein Teil des Geländes war mit rot-weißem Flatterband abgesperrt und mein allererster Gedanke war: Spielplatz, abgesperrt, schade. Sowas in der Art. Bis mir einfiel, dass die Spielplätze ja wieder offen sind und dort auch gar kein Spielplatz ist, sondern nur Wiese und Bäume sind. Dann erst, ich war längst vorbei geradelt, kapierte ich, dass das Flatterband dort ist, um frisch ausgesäte Wiese vor Füßen, die sie gleich zertrampeln, zu bewahren.
Diese siebeneinhalb Wochen des Ausnahmezustands machen Dinge mit einem.
Sie programmieren uns um. Meine Kollege sagte heute, wie er langsam merkt, dass die durch Corona entstandenen Veränderungen unseres gesamten Lebens bei ihm Wirkung zeigten. Mein Kollege, dem es seit Jahren immer "glänzend" geht, "ganz wunderbar", sagt das schon seit ein paar Tagen nicht mehr. Er schläft schlechter. Er träumt intensiver. Er fühlt sich unruhig, frustriert. Als er mir davon erzählte, merkte ich, dass es mir zwar anders geht, aber ich dennoch auch Wirkungen spüre, die ganz subtil sind. Ich weiß noch gar nicht, was sie mit mir machen.
Rot-weißes Flatterband, früher assoziierte ich es mit Baustelle, heute mit einem Spielplatz, der leer in der Sonne liegt und den niemand betreten darf wegen einer Pandemie.
Was noch?
Wenn man jemanden trifft, diese Unsicherheit, wie man mit dem Abstand umgeht.
Die Überraschung, wenn man irgendwo zwei Leute sieht, die sich umarmen.
Die Überraschung, wenn man irgendwo eine Gruppe von mehr als drei Leuten sieht. Sofort rattert es bei mir: Familie? Selber Haushalt? Dürfen die das?
Dass man niemanden mehr berührt: keine Hände schüttelt, keine Umarmungen (außer ganz selten mal, manchmal).
Die Überforderung, wenn mir jemand zu nahe kommt und ich nicht weiß: kann ich dieser Person jetzt sagen, dass sie bitte Abstand halten soll oder belastet das dann gleich den ganzen Kontakt?
Selbstverständlich immer eine Maske in der Tasche, sie aufsetzen, bevor man einen Laden betritt.
All das wird nicht in drei Wochen vorüber sein.
Als die Maßnahmen begannen, dachte ich, wir würden jetzt einen überschaubaren Zeitraum betreten.
Wie es langsam einsickerte und immer noch einsickert, dass dieser Zeitraum eben nicht einschätzbar ist. Wenn ich gestern schrieb, dass ich mich auf ein Jahr einstelle, ist das ja auch ein Hilfskonstrukt. Ich bin jemand, der auch gut mit langen Zeiträumen umgehen kann, selbst wenn ich mich darin beschränken, zurücknehmen, quasi fasten muss. Aber die Unendlichkeit fände ich nicht hinnehmbar. Also, wenn jetzt vieles für immer so bliebe und sich als unsere Art zu leben etablierte. Das könnte ich nicht. Glaube ich. Aber was weiß ich schon. Es verändert einen und die Veränderungen sind so subtil, so filigran, sie fallen einem erstmal kaum auf.
Die Straßen sind eigentlich nicht mehr leer. Es sind wieder viel mehr Autos unterwegs. Das stört mich, wenn ich ehrlich bin.
Ich habe heute mehrere Kinder mit Schulranzen gesehen. Vereinzelt. Sie sahen aus wie Aliens. Auch da der erste Gedanke: ? Wo geht dieses Kind hin? Dann: ah ja, die Schulen öffnen ja wieder schrittweise.
In dem Kindergarten, der sein Außengelände unter meinen Bürofenstern hat, sind mittlerweile wieder mehr als zwei Kinder. Sie spielen wieder ganz toll. Aber jedes für sich. Sie singen auch. Sie reden miteinander. Ich könnte den ganzen Tag das Fenster offen lassen, nur um sie zu hören. Erst jetzt fällt mir auf, wie traurig diese wochenlange Stille dort unten war.
Ich schaue mir gerade, weil er ein Feindbild zu sein scheint, auch in meinem Umfeld, also bei einigen, und die Art, wie dieses Feindbild gepflegt wird, für mich absonderliche Züge annimmt, eine Netflixserie über Bill Gates an. Der Mensch Bill Gates. Ein Blick in seinen Kopf, in den Kopf eines womöglich Genies. In die soziale Arbeit, die er tut mit seiner Frau in der Bill & Melissa Gates Foundation. Toiletten in Slums bringen, als Beispiel. Ich habe überhaupt keine Meinung zu diesem Mann. Ich weiß nichts über ihn. In meinem Hinterkopf aber hatte ich eigentlich ein relativ positives Bild von ihm. So oft stolperte ich in Artikeln z.B. der New York Times über Dinge, die er in Bewegung gebracht wo er geholfen hat: Armen, Kindern. Dennoch gehe ich relativ unvoreingenommen an die Serie heran. Naja, eigentlich möchte ich ihn wirklich gut finden, mich faszinieren lassen. Der Grund hierfür sind zum einen die wirklich brutalen und menschenverachtenden Dinge, die ich Menschen in den letzten Wochen über ihn habe sagen hören und die mich alle nicht überzeugt haben. Allein wegen der Attitüde. Tja, deshalb my next mission: Mir mein eigenes Urteil über ihn bilden. Weil, zum anderen hat meine ältere Tochter die Serie schon geschaut und war ziemlich angetan.
Randnotiz: Mein kostenloses Netflixprobeabo läuft schon in acht Tagen aus und ich bin noch nicht mal annähernd durch die Serien und Filme auf meiner Liste durch. Das machen sie mit Absicht, dass die Zeit während einer Pandemie so schnell vergeht, und dass sie so viele interessante Serien und Filme haben. Und jetzt wird es noch dazu kommen, dass ich Netflix bezahle, für einen Monat. 😕
P.S. Vor sieben Jahren habe ich schon einmal hier einen Text geschrieben, der von dem Gedicht oben aus ging.
Ich schaue jetzt weiter Bill Gates. Schlaft gut, bleibt gesund, may the force be with you 💪
(c) Susanne Becker
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