Ich lese gerade Was nie geschehen ist von Nadja Spiegelman.
Was für ein Buch!! Eine Mutter-Tochter-Geschichte, die zwischen New York und Paris spielt und von der Art Direktorin des New Yorker handelt. Francoise Mouly ist die Mutter der Autorin und hatte zu ihrer eigenen Mutter und ihren Schwestern ein sehr schwieriges Verhältnis. Dieses Buch handelt von der Familie der Mutter, ihren Erinnerungen an das Familienleben und generell davon, wie wir erinnern. Wie zuverlässig sind unsere Erinnerungen? Und ist es nicht so, dass jede und jeder in einer Familie eine etwas andere Vergangenheit erinnern? Dennoch machen uns diese Erinnerungen zu der Person, die wir sind. Sie können uns einander erklären.
Ich verschlinge das Buch gerade regelrecht. Natürlich denke ich dabei auch sehr viel an meine eigene Mutter und manchmal verstehe ich plötzlich etwas, oder erinnere etwas, das ich bislang scheinbar vergessen hatte. Ich bereue es, wie wenig ich sie gefragt habe. Allerdings konnte man mit meiner Mutter kaum Gespräche führen und auf Fragen antwortete sie in aller Regel: Weiß ich doch nicht! Woher soll ich das denn, bitteschön, wissen. Diesen Grad an Intimität, welchen die Autorin mit ihrer Mutter im Sprechen wie selbstverständlich hat, er war mir und meiner Mutter nur im Schweigen möglich, in den letzten Wochen ihres Lebens.
"Wenn wir an einer Erinnerung aus unserem Langzeitgedächtnis rühren, bleibt sie Neurowissenschaftlern zufolge für ein Zeitfenster von etwa drei Stunden in unserem Bewusstsein präsent. In diesem Zeitraum ist die Erinnerung formbar. Die Gegenwart dringt in die Vergangenheit ein. Wir fügen Einzelheiten hinzu, um Lücken zu füllen. Das Gehirn codiert und speichert die Erinnerung neu."
Mit anderen Worten: eine objektive Erinnerung kann es im Grunde nicht geben.
Ich frage mich, wie viele Versionen der momentanen Zeit es geben wird, wenn wir uns in ein paar Jahren darüber unterhalten. So viele, wie Menschen?
Jeder Corona Shutdown ist anders.
Was werden die Mythen sein, die wir uns aus dieser Phase selbst erzählen? Oder unseren Kindern und Enkeln?
Welche Geschichten über diese Zeit werden meine Kinder irgendwann ihren Kindern erzählen?
Heute hat Valley Haggard von Life in 10 minutes einen Text von mir veröffentlicht. Es ist im Grunde eine Weiterentwicklung/Erweiterung des kurzen Textes, den ich vor einer Woche bei The Delhi Walla veröffentlicht hatte.
Hier ist der Link, falls Ihr interessiert seid.
Plan für wenn dies alles irgendwann Geschichte ist und wir wieder reisen dürfen: Nach Richmond/Virginia reisen, Valley treffen, mit ihr schreiben.
Heute nochmal ein Konzertmitschnitt. Mein Bruder versorgt mich damit, als gäbe es kein Morgen. Diesmal David Bowie 2002 in Berlin. Ich hätte ihn so gerne einmal live erlebt. Für mich einer der ganz großen.
Die Petition für ein Bedingungsloses Grundeinkommen liegt mittlerweile dem Bundestag vor und benötigt noch Unterschriften. Hier ist der Link. Bitte unterschreibt. Ich habe es heute auch getan. Es wäre so toll, wenn diese schwierige Zeit mehr Menschen klar machen könnte, wie unglaublich entlastend ein solches Grundeinkommen wäre. In meinem Job habe ich so viel mit Leuten zu tun, die bei den Ämtern um Hartz IV kämpfen und ich erlebe, wie schwierig das ist. Wie viel einfacher wäre es, wenn das für niemanden mehr nötig wäre.
Ich war heute mit der jüngeren Tochter an der Spree spazieren und beim Badeschiff, Freischwimmer, Club der Visionäre. Wie ungewohnt, all diese Orte vollkommen verwaist zu sehen. Die bange Frage, ob sie diesen Shutdown überstehen können.
Heute Abend schauen wir uns noch bei Arte den saudi-arabischen Film Das Mädchen Wadjda an.
Ich habe ihn in 2012 schon einmal gesehen und fand ihn wunderbar. Eine andere Welt, ein starkes, eigensinniges Mädchen. Es erweitert den Horizont und bringt einen dazu, das eigene Leben zu verlassen. Für ein paar Momente in den Schuhen einer vollkommen anderen Person in einer vollkommen anderen Welt zu gehen. Bis 29. Juni kann man den Film noch bei Arte ansehen.
Ich wünsche Euch einen schönen Abend. Bleibt gesund. Ragazzi und Companeros, lasst Euch nicht entmutigen. #tuttoandràbene, kein Zweifel.
May the force be with you 💪
(c) Susanne Becker
Was für ein Buch!! Eine Mutter-Tochter-Geschichte, die zwischen New York und Paris spielt und von der Art Direktorin des New Yorker handelt. Francoise Mouly ist die Mutter der Autorin und hatte zu ihrer eigenen Mutter und ihren Schwestern ein sehr schwieriges Verhältnis. Dieses Buch handelt von der Familie der Mutter, ihren Erinnerungen an das Familienleben und generell davon, wie wir erinnern. Wie zuverlässig sind unsere Erinnerungen? Und ist es nicht so, dass jede und jeder in einer Familie eine etwas andere Vergangenheit erinnern? Dennoch machen uns diese Erinnerungen zu der Person, die wir sind. Sie können uns einander erklären.
Ich verschlinge das Buch gerade regelrecht. Natürlich denke ich dabei auch sehr viel an meine eigene Mutter und manchmal verstehe ich plötzlich etwas, oder erinnere etwas, das ich bislang scheinbar vergessen hatte. Ich bereue es, wie wenig ich sie gefragt habe. Allerdings konnte man mit meiner Mutter kaum Gespräche führen und auf Fragen antwortete sie in aller Regel: Weiß ich doch nicht! Woher soll ich das denn, bitteschön, wissen. Diesen Grad an Intimität, welchen die Autorin mit ihrer Mutter im Sprechen wie selbstverständlich hat, er war mir und meiner Mutter nur im Schweigen möglich, in den letzten Wochen ihres Lebens.
"Wenn wir an einer Erinnerung aus unserem Langzeitgedächtnis rühren, bleibt sie Neurowissenschaftlern zufolge für ein Zeitfenster von etwa drei Stunden in unserem Bewusstsein präsent. In diesem Zeitraum ist die Erinnerung formbar. Die Gegenwart dringt in die Vergangenheit ein. Wir fügen Einzelheiten hinzu, um Lücken zu füllen. Das Gehirn codiert und speichert die Erinnerung neu."
Mit anderen Worten: eine objektive Erinnerung kann es im Grunde nicht geben.
Ich frage mich, wie viele Versionen der momentanen Zeit es geben wird, wenn wir uns in ein paar Jahren darüber unterhalten. So viele, wie Menschen?
Jeder Corona Shutdown ist anders.
Was werden die Mythen sein, die wir uns aus dieser Phase selbst erzählen? Oder unseren Kindern und Enkeln?
Welche Geschichten über diese Zeit werden meine Kinder irgendwann ihren Kindern erzählen?
Heute hat Valley Haggard von Life in 10 minutes einen Text von mir veröffentlicht. Es ist im Grunde eine Weiterentwicklung/Erweiterung des kurzen Textes, den ich vor einer Woche bei The Delhi Walla veröffentlicht hatte.
Hier ist der Link, falls Ihr interessiert seid.
Plan für wenn dies alles irgendwann Geschichte ist und wir wieder reisen dürfen: Nach Richmond/Virginia reisen, Valley treffen, mit ihr schreiben.
Heute nochmal ein Konzertmitschnitt. Mein Bruder versorgt mich damit, als gäbe es kein Morgen. Diesmal David Bowie 2002 in Berlin. Ich hätte ihn so gerne einmal live erlebt. Für mich einer der ganz großen.
Die Petition für ein Bedingungsloses Grundeinkommen liegt mittlerweile dem Bundestag vor und benötigt noch Unterschriften. Hier ist der Link. Bitte unterschreibt. Ich habe es heute auch getan. Es wäre so toll, wenn diese schwierige Zeit mehr Menschen klar machen könnte, wie unglaublich entlastend ein solches Grundeinkommen wäre. In meinem Job habe ich so viel mit Leuten zu tun, die bei den Ämtern um Hartz IV kämpfen und ich erlebe, wie schwierig das ist. Wie viel einfacher wäre es, wenn das für niemanden mehr nötig wäre.
Ich war heute mit der jüngeren Tochter an der Spree spazieren und beim Badeschiff, Freischwimmer, Club der Visionäre. Wie ungewohnt, all diese Orte vollkommen verwaist zu sehen. Die bange Frage, ob sie diesen Shutdown überstehen können.
Freischwimmer, verwaist |
Discokugel beim Club der Visionäre, verwaist |
Kasse beim Badeschiff, verwaist |
Heute Abend schauen wir uns noch bei Arte den saudi-arabischen Film Das Mädchen Wadjda an.
Ich habe ihn in 2012 schon einmal gesehen und fand ihn wunderbar. Eine andere Welt, ein starkes, eigensinniges Mädchen. Es erweitert den Horizont und bringt einen dazu, das eigene Leben zu verlassen. Für ein paar Momente in den Schuhen einer vollkommen anderen Person in einer vollkommen anderen Welt zu gehen. Bis 29. Juni kann man den Film noch bei Arte ansehen.
Ich wünsche Euch einen schönen Abend. Bleibt gesund. Ragazzi und Companeros, lasst Euch nicht entmutigen. #tuttoandràbene, kein Zweifel.
May the force be with you 💪
(c) Susanne Becker
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