Direkt zum Hauptbereich

Corona Tagebuch (41)

"The very least you can do in your life is to figure out what to hope for. And the most you can do is live inside that hope."
Barbara Kingsolver
Dieses Zitat fand ich zufällig in einem alten Facebook Post und es erinnert mich daran, dass ich endlich ein Buch von ihr lesen muss. Außerdem ist es ein wunderbares Zitat für diesen Moment: Das mindeste, was du tun kannst in deinem Leben ist heraus zu finden, was du hoffst. Und das größte ist es, in dieser Hoffnung zu leben.
Heute radelte ich von der Arbeit zurück, über die Köpenicker Straße. Dort stand eine sehr lange Schlange auf dem Bürgersteig. Vielleicht zwanzig Personen, immer circa 2 Meter entfernt voneinander, warteten, schauten auf ihre Handys, standen, warteten. Es erregte meine Neugier und als ich den Anfang der Schlange suchte, fand ich die Tür vom Zalando Outlet, bewacht von einem Security Menschen, der immer einen rein ließ, wenn einer raus kam und ich dachte: wie schön. Man kann wieder shoppen. Nicht dass mich das besonders interessiert. Ich finde es eigentlich sehr gut, gerade nie Geld für unnötige Dinge auszugeben. Und sicher würde ich mich nicht ewig auf einem Bürgersteig in die Schlange stellen, um bei Zalando einzukaufen (bei Modulor vielleicht, aber die dürfen ja noch nicht öffnen). Wahrscheinlich bin ich sehr reich, wenn das hier vorbei ist. Vielleicht bin ich aber auch sehr arm, weil wir dann in einer Wirtschaftskrise stecken, und alles, was ich gespart habe, wertlos sein wird. Diese Angst teile ich übrigens mit einem großen Teil der Europäer.
Noch ein Zitat, diesmal von Hafiz:
When all your desires are distilled,
you will cast only two votes: to love more and to be happy.

Ich finde es schade, dass Christian Lindner heute wieder etwas gesagt hat. Er redet und redet und redet. Und es ist immer offensichtlich, dass er nur redet, weil er sich wichtig machen will. Er hat weder eine fundierte Meinung, noch glaubt er an irgendetwas. Ich bin mir auch nicht sicher, ob dieser Mann Werte hat, ich meine, so richtige, innere Werte. Es geht ihm nur um Wirkung und Meinungsmache, egal wie. Ich möchte, dass ihn einer zum Spielen abholt und dass er nichts mehr sagt. Danke!

Ich möchte, dass nur noch Menschen etwas sagen, die fundiertes Wissen haben. Ich möchte keine Meinungen oder populistisches Geschwafel mehr hören. Natürlich weiß ich, dass das zuviel verlangt ist. Aber dieses Geschwafel macht mir gerade Angst. Weil dadurch etwas in Bewegung gerät, eine Art Zersetzung der Moral oder wie ich es nennen soll. Sie knabbern am Fundament der sozialen Solidarität.

Im dm heute, wo ich mir Gesichtscreme und dem Kind Shampoo kaufte, hielt eine Frau vier Meter Abstand von der Person vor ihr in der Warteschlange. Sie stand irgendwie mitten im Raum und hielt konsequent mindestens vier Meter Abstand. Sie trug eine Gesichtsmaske und eine Sonnenbrille. Ist es nur mein Eindruck, dass einige Menschen sich im öffentlichen Raum immer merkwürdiger benehmen?
Deshalb jedenfalls, weil ich diesen Eindruck habe, schaute ich mir heute mit der Tochter Besser gehts nicht an und ich wusste vom ersten Moment an, dass es der perfekte Film ist. Ich kannte ihn. Mindestens fünfmal habe ich ihn schon gesehen, vor Jahren, vor Corona. Jetzt, während Corona, ist Melvin nicht mehr verrückt, sonder einfach seiner Zeit voraus. Er traf schon damals alle Vorkehrungen, die wir uns heute mühsam antrainieren müssen und bewegte sich im öffentlichen Raum, wie sich zur Zeit sehr viele darin bewegen: Nicht näher kommen, bitte nicht berühren, bleiben sie mir vom Leib. Er trägt Handschuhe, er isst im Restaurant mit seinem eigenen Einwegbesteck, er wäscht sich ständig die Hände .....
Also sehenswert! Der absolut perfekte Corona Film und natürlich eine sehr schöne Liebesgeschichte.


Was war noch? Frau Merkel hat im Bundestag die Ministerpräsidenten kritisiert, die sich mit Öffnungsvorschlägen gegenseitig übertrumpfen (und jeder Idiot weiß, warum sie es tun, es ist nicht, weil sie so ein irres Interesse an der Menschheit haben). Darauf stand in den Nachrichten: Angela Merkel attackiert die Ministerpräsidenten.
Komisch, es war mir nicht wie eine Attacke vorgekommen. Es war einfach eine Mahnung zur Vorsicht. Und ich fragte mich, ob die Medien und Lindner und Laschet und Gauland und wie sie alle heißen, ob es jetzt in die Richtung geht, dass die Kanzlerin wieder demontiert wird, weil keiner dem Volkswillen widersprechen möchte, weil keiner später nicht gewählt werden mag. Naja, ist nur so eine Frage. Vielleicht kann sie mir jemand beantworten.

Und zum Abschluss noch ein paar gute Nachrichten: In Spanien dürfen Kinder endlich wieder aus dem Haus. In Berlin sollen die Spielplätze am 30. April wieder geöffnet werden. Die Deutschen horten weniger Klopapier🙏.

In diesem Sinne, ich wünsche Euch eine gute Nacht, Geduld, Weitsicht, Gesundheit. May the force be with you 💪

(c) Susanne Becker



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

100 bemerkenswerte Bücher - Die New York Times Liste 2013

Die Zeit der Buchlisten ist wieder angebrochen und ich bin wirklich froh darüber, weil, wenn ich die mittlerweile 45 Bücher gelesen habe, die sich um mein Bett herum und in meinem Flur stapeln, Hallo?, dann weiß ich echt nicht, was ich als nächstes lesen soll. Also ist es gut, sich zu informieren und vorzubereiten. Außerdem sind die Bücher nicht die gleichen Bücher, die ich im letzten Jahr hier  erwähnt hatte. Manche sind die gleichen, aber zehn davon habe ich gelesen, ich habe auch andere gelesen (da fällt mir ein, dass ich in den nächsten Tagen, wenn ich dazu komme, ja mal eine Liste der Bücher erstellen könnte, die ich 2013 gelesen habe, man kann ja mal angeben, das tun andere auch, manche richtig oft, ständig, so dass es unangenehm wird und wenn es bei mir irgendwann so ist, möchte ich nicht, dass Ihr es mir sagt, o.k.?),  und natürlich sind neue hinzugekommen. Ich habe Freunde, die mir Bücher unaufgefordert schicken, schenken oder leihen. Ich habe Freunde, die mir Bü...

Und keiner spricht darüber von Patricia Lockwood

"There is still a real life to be lived, there are still real things to be done." No one is ever talking about this von Patricia Lockwood wird unter dem Namen:  Und keiner spricht darüber, übersetzt von Anne-Kristin Mittag , die auch die Übersetzerin von Ocean Vuong ist, am 8. März 2022 bei btb erscheinen. Gestern tauchte es in meiner Liste der Favoriten 2021 auf, aber ich möchte mehr darüber sagen. Denn es ist für mich das beste Buch, das ich im vergangenen Jahr gelesen habe und es ist mir nur durch Zufall in die Finger gefallen, als ich im Ebert und Weber Buchladen  meines Vertrauens nach Büchern suchte, die ich meiner Tochter schenken könnte. Das Cover sprach mich an. Die Buchhändlerin empfahl es. So simpel ist es manchmal. Dann natürlich dieser Satz, gleich auf der ersten Seite:  "Why did the portal feel so private, when you only entered it when you needed to be everywhere?" Dieser Widerspruch, dass die Leute sich nackig machen im Netz, das im Buch immer ...

Gedanken zu dem Film Corsage von Marie Kreutzer mit Vicky Krieps

  When she was home, she was a swan When she was out, she was a tiger. aus dem Song: She was von Camille   (s.u.) Ich kenne so viele Frauen, die sich ein Leben lang nicht finden, die gar nicht dazu kommen, nach sich zu suchen, die sich verlieren in den Rollen, die die Welt ihnen abverlangt.  Es gibt so viele Orte, an denen Frauen nicht den Schimmer einer Wahl haben, zu entscheiden, wie sie leben, wer sie sein möchten. Diese Orte werden mehr. Orte, an denen Frauen einmal ein wenig freier waren, gehen uns wieder verloren. Die meisten Frauen leben gefährlich. Gefährlicher als Soldaten in Kriegen.  Aber dennoch hatte ich kein Mitleid mit der Kaiserin, den ganzen Film über nicht ein einziges Mal, weil sie eigentlich nicht als sympathische Person gezeigt wurde. Was ich gut fand. Denn welche Frau kann sich etwas davon kaufen, dass sie bemitleidet wird? Elisabeth ist in diesem Film selbstzentriert, rücksichtslos, narzisstisch. Besessen von ihrem Körper, seinem Gew...