"Our intention is to affirm this life, not to bring order out of chaos, nor to suggest improvements in creation, but simply to wake up to the very life we’re living, which is so excellent once one gets one’s mind and desires out of its way and lets it act of its own accord." -John Cage
Unsere Intention ist es, das Leben zu bestätigen, nicht das Chaos zu ordnen, oder Verbesserungen der Schöpfung vorzuschlagen, sondern einfach aufzuwachen zu dem Leben, das wir leben, welches so wunderbar ist, wenn du erst einmal dein eigenes Denken und deine Wünsche aus dem Weg geräumt hast und es nach seinem eigenen Plan sich entfalten lässt.
Dieses Zitat schlägt ja nochmal einen Bogen zu dem, was ich gestern geschrieben habe. Es gibt ein Buch von ihm, das heißt Silence, darin heißt es unter anderem: es gibt keine leere Zeit und auch keinen leeren Raum. Es gibt immer etwas zu sehen oder zu hören. Egal, wie sehr wir uns bemühen, wir können keine wirkliche Leere, keine wirkliche Stille erzeugen.
Ich schreibe dieses Tagebuch vermutlich aus, unter anderem, zwei Gründen: 1.um mir die Dinge zu merken, die ich höre und sehe, denn obwohl es am 16. März schien, als würde die Zeit anhalten, ging es doch immer weiter, Tag für Tag, nur ganz anders als vorher. Ich möchte später, vielleicht in einem Jahr, mich immer noch erinnern können, was so alles war. Also ist dieses Tagebuch eigentlich für mich. 2. Es ist eben doch leer und auch still geworden, vergleichsweise, hält man den Atem an und da ist so eine Ahnung in der Luft, dass die Katastrophe, die wirkliche, noch gar nicht eingetroffen ist, dass sie noch auf dem Weg ist, diese Stille, diese Leere, macht mir etwas Angst und ich schreibe gegen sie an.
Portugiesische Schriftsteller arbeiten an einem gemeinsamen Roman zur Coronakrise, abwechselnd veröffentlichen sie Kapitel. Eine englische Übersetzung ist auf dem Weg. Hier der Link zu dem Artikel im Guardian über dieses mutmachende und kreativ inspirierende Projekt hier.
Dieser Artikel hat mich so an die zwei Wochen erinnert, die ich in Lissabon sein durfte vor sechs Jahren im Rahmen von Disquiet, einem Literatur- und Schreibprogramm, das eigentlich jedes Jahr stattfindet, aber in diesem Jahr natürlich nicht. Hier ist nochmal mein Text über portugiesische Schriftsteller, den ich damals dort verfasste sowie ein Text über Fernando Pessoa, der, so sagt mir mein Gefühl irgendwie perfekt in diese Coronazeit gepasst hätte.
Der Organist Cameron Carpenter spielt noch bis Samstag vor insgesamt 26 Senioren- und Obdachlosenheimen hier in Berlin. Hier ein Artikel dazu im Tagesspiegel.
Und wer mehr über ihn erfahren möchte, auf Arte läuft derzeit eine Doku über ihn The Sound of my life
Danke Karin für die inspirierenden Hinweise, die ich heute alle auf Deiner Facebookseite fand und die meinen Tag extrem bereichert haben.
Ansonsten: es regnet endlich. Meine Kollegin sagt, es wird den ganzen Mai über regnen. Der Himmel ist golden. Er ist so golden, dass es auf der Hauswand gegenüber aussieht, als hätte jemand Gold über dieses Haus gegossen.
Ich höre den Regen sehr laut draußen auf meinen Balkon prasseln und ich mag seinen Geruch, der schon etwas von Sommerregen hat.
Ich habe jetzt auch eine Scheibe in meinem Büro, an dem Tresen, an den jeder tritt, wenn er eine Frage hat oder etwas von mir oder meiner Kollegin benötigt. Da das Büro sehr klein ist, sitzen wir auch nicht mehr zu zweit darin. Die Scheibe ist lustig. Selbst gebaut von einem Kollegen und da sich mein Fenster stark in ihr spiegelt, kann ich nicht so wahnsinnig viel sehen außer meinem Fenster und mein ganzer Arbeitsplatz wirkt plötzlich, als wäre er nichts weiter als eine Projektion. Seht Ihr, links da, an meiner Tür hängt immer noch das Plakat zum Klassenspiel meiner Tochter, Tartuffe, das nie aufgeführt wurde, weil drei Tage vor der ersten Aufführung die Schulen schlossen. Aber ich kann es nicht abhängen. Weil mich das irgendwie trauriger machen würde, als jeder einzelne Tag der letzten sieben Wochen. Etwas in mir hat vielleicht doch immer noch nicht verstanden, was eigentlich geschehen ist. Etwas in mir denkt immer noch, dass ich gleich ins Theater gehe und die Kinder auf der Bühne sehen werde. Und wenn ich das Plakat hängen lasse, muss dieses Etwas in mir nicht aufwachen. Verrückt.
Heute mit dieser Tochter noch einen Film geschaut, der wirklich großartig war. Ich hatte beinahe Katherine Hepburn vergessen, Asche auf mein Haupt. Die Tochter ist jetzt auch in sie verknallt. Der Film heißt Ehekrieg und ist von 1952 und ich war sprachlos, wie aktuell er heute noch klingt, 68 Jahre später und beim Schauen hätte man fast glauben können, es hat sich kaum etwas bewegt.
Ich wünsche Euch ein wunderschönes verlängertes Wochenende. Mein Kiez ist ja normalerweise um den 1. Mai herum erweiterte Partyzone. Dies wird diesmal nicht so sein. Aber ich bin schon gespannt, wie es in Kreuzberg morgen sein wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand auf die Straße geht.
Bleibt gesund. May the force be with you💪
(c) Susanne Becker
Lissabon |
Dieses Zitat schlägt ja nochmal einen Bogen zu dem, was ich gestern geschrieben habe. Es gibt ein Buch von ihm, das heißt Silence, darin heißt es unter anderem: es gibt keine leere Zeit und auch keinen leeren Raum. Es gibt immer etwas zu sehen oder zu hören. Egal, wie sehr wir uns bemühen, wir können keine wirkliche Leere, keine wirkliche Stille erzeugen.
Ich schreibe dieses Tagebuch vermutlich aus, unter anderem, zwei Gründen: 1.um mir die Dinge zu merken, die ich höre und sehe, denn obwohl es am 16. März schien, als würde die Zeit anhalten, ging es doch immer weiter, Tag für Tag, nur ganz anders als vorher. Ich möchte später, vielleicht in einem Jahr, mich immer noch erinnern können, was so alles war. Also ist dieses Tagebuch eigentlich für mich. 2. Es ist eben doch leer und auch still geworden, vergleichsweise, hält man den Atem an und da ist so eine Ahnung in der Luft, dass die Katastrophe, die wirkliche, noch gar nicht eingetroffen ist, dass sie noch auf dem Weg ist, diese Stille, diese Leere, macht mir etwas Angst und ich schreibe gegen sie an.
Dieser Artikel hat mich so an die zwei Wochen erinnert, die ich in Lissabon sein durfte vor sechs Jahren im Rahmen von Disquiet, einem Literatur- und Schreibprogramm, das eigentlich jedes Jahr stattfindet, aber in diesem Jahr natürlich nicht. Hier ist nochmal mein Text über portugiesische Schriftsteller, den ich damals dort verfasste sowie ein Text über Fernando Pessoa, der, so sagt mir mein Gefühl irgendwie perfekt in diese Coronazeit gepasst hätte.
Der Organist Cameron Carpenter spielt noch bis Samstag vor insgesamt 26 Senioren- und Obdachlosenheimen hier in Berlin. Hier ein Artikel dazu im Tagesspiegel.
Und wer mehr über ihn erfahren möchte, auf Arte läuft derzeit eine Doku über ihn The Sound of my life
Danke Karin für die inspirierenden Hinweise, die ich heute alle auf Deiner Facebookseite fand und die meinen Tag extrem bereichert haben.
meine persönliche Schutzscheibe |
Ich höre den Regen sehr laut draußen auf meinen Balkon prasseln und ich mag seinen Geruch, der schon etwas von Sommerregen hat.
Ich habe jetzt auch eine Scheibe in meinem Büro, an dem Tresen, an den jeder tritt, wenn er eine Frage hat oder etwas von mir oder meiner Kollegin benötigt. Da das Büro sehr klein ist, sitzen wir auch nicht mehr zu zweit darin. Die Scheibe ist lustig. Selbst gebaut von einem Kollegen und da sich mein Fenster stark in ihr spiegelt, kann ich nicht so wahnsinnig viel sehen außer meinem Fenster und mein ganzer Arbeitsplatz wirkt plötzlich, als wäre er nichts weiter als eine Projektion. Seht Ihr, links da, an meiner Tür hängt immer noch das Plakat zum Klassenspiel meiner Tochter, Tartuffe, das nie aufgeführt wurde, weil drei Tage vor der ersten Aufführung die Schulen schlossen. Aber ich kann es nicht abhängen. Weil mich das irgendwie trauriger machen würde, als jeder einzelne Tag der letzten sieben Wochen. Etwas in mir hat vielleicht doch immer noch nicht verstanden, was eigentlich geschehen ist. Etwas in mir denkt immer noch, dass ich gleich ins Theater gehe und die Kinder auf der Bühne sehen werde. Und wenn ich das Plakat hängen lasse, muss dieses Etwas in mir nicht aufwachen. Verrückt.
Heute mit dieser Tochter noch einen Film geschaut, der wirklich großartig war. Ich hatte beinahe Katherine Hepburn vergessen, Asche auf mein Haupt. Die Tochter ist jetzt auch in sie verknallt. Der Film heißt Ehekrieg und ist von 1952 und ich war sprachlos, wie aktuell er heute noch klingt, 68 Jahre später und beim Schauen hätte man fast glauben können, es hat sich kaum etwas bewegt.
Ich wünsche Euch ein wunderschönes verlängertes Wochenende. Mein Kiez ist ja normalerweise um den 1. Mai herum erweiterte Partyzone. Dies wird diesmal nicht so sein. Aber ich bin schon gespannt, wie es in Kreuzberg morgen sein wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand auf die Straße geht.
Bleibt gesund. May the force be with you💪
(c) Susanne Becker
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