Endlich kann ich noch einmal einen Beitrag posten aus der Reihe 10 Fragen an... Es freut mich besonders, dass ich diesmal Margarita Kinstner befragen konnte, deren Roman Die Schmetterlingsfängerin für mich wie ein Geschenk des Zufalls war. Ich hatte vorher noch nie etwas von diesem Buch gehört, bekam es aber zum Geburtstag geschenkt. Über Bücher entscheide ich immer sehr intuitiv. Ich habe es in der Hand, und weiß, ob ich es lesen möchte oder nicht. Bei diesem wusste ich sofort, dass es nicht lange auf meinem SuB liegen würde.
Es hat mich von der ersten Seite an eingesogen, weil es mit einer so präzisen und eigenen Stimme eine Geschichte erzählt über Heimat und die Suche danach, die in Österreich und Bosnien spielt. So hat das Buch mich literarisch gepackt, aber definitiv auch mit den Orten, an denen die Geschichte beheimatet ist.
Es gibt von Margarita Kinstner noch ein weiteres Buch Mittelstadtrauschen. Auch hat sie auf ihrer Website einen tollen Blog über ihre Reisen, in dem ich seit letzter Woche manchmal stöbere und dabei viele Ideen finde für zukünftige Reiseziele.
2. Gibt es Rituale oder bestimmte Routinen, ohne die beim Schreiben für Sie nichts geht?
Bis auf den Kaffee am Morgen gibt es bei mir so gut wie keine Rituale. Allerdings brauche ich Abgabetermine. Ohne diese wäre ich ziemlich faul. Wenn etwas entstehen soll, muss man sich schon regelmäßig hinsetzen und konzentriert arbeiten.
3. Was lesen Sie gerade? Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war der neue Roman von Nataša Dragnić („Der Wind war es“). Den habe ich nach unserem Gespräch in Erlangen mitgenommen und gleich in der Bahn zu lesen begonnen. Vor zwei Tagen habe ich das letzte Kapitel beendet. Im Moment streune ich durch mehrere Bücher gleichzeitig, das mache ich sehr oft.
4. Welches Buch oder welche Bücher haben in Ihrem Leben eine große Rolle gespielt? Es gibt Bücher, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Haushofers „Die Wand“ und Jelineks „Liebhaberinnen“ fallen mir ein. Streeruwitz hat mich ob ihrer Sprache schon vor 15 Jahren begeistert - ich bin ihr als Leserin treu geblieben. Vor ein paar Jahren war Franzobels „Scala Santa“ für mich der gedruckte Beweis, dass ein Roman mit mehreren Protagonisten und Handlungsstränge (entgegen der Meinung vieler Kritiker) durchaus funktioniert und Sprache richtiggehend explodieren kann.
5.Wenn Sie absolut frei wären, wo und wie würden Sie leben wollen? Wenn ich zu meinen Recherchereisen oder auch zu Lesungen aufbreche, denke ich jedes Mal: Wie fein ist doch ist, in einen Bus oder eine Bahn zu steigen und einfach loszufahren. Früher habe ich immer nur im Urlaub reisen können - jetzt gehört das Besteigen einer Bahn zu meinem Beruf. Ortswechsel sind wichtig. Es muss nicht die Ferne sein, ein anderes Bundesland reicht oft schon, damit sich im Kopf wieder etwas bewegt. „Die Schmetterlingsfängerin“ ist zu großen Teilen in der Bahn entstanden.
6. Welchen Menschen aus der Vergangenheit, Gegenwart oder möglicherweise sogar Zukunft würden Sie gerne kennenlernen? Neulich stand Miljenko Jergović vor mir, wir waren zum selben Literaturfestival eingeladen. Ich habe mich nicht einmal getraut, ihn anzusprechen. Wozu also jemanden aus der Vergangenheit holen?
7. Wie kam es dazu, dass Sarajevo in Ihrem Buch “Die Schmetterlingsfängerin” eine so wichtige Rolle spielt ? Sarajevo spielt weniger Rolle als das Lusniztal - trotzdem werde ich immer nach Sarajevo gefragt. Die Orte im Roman sind austauschbar. Ich hätte Katja in einem anderen Tal aufwachsen und in ein anderes Land ziehen lassen können. Ich bin jedoch der Meinung, dass man sich die Orte, über die man schreibt, in irgendeiner Form erobert haben muss. Sonst stimmt das Gefühl nicht. Hätte ich mich nicht mit dieser sondern mit einer anderen Familie in Sarajevo angefreundet, wäre auch das Buch ein anderes geworden. Heute ist Sarajevo für mich eine gänzlich andere Stadt als vor 4 Jahren. Vielleicht wird man das im nächsten Roman spüren.
8. Fällt Ihnen das Schreiben leicht oder schwer? Mindestens 80% des Schreibprozesses geschehen beim Nichtschreiben. Ich gehe viel spazieren, schaue aus dem Bahnfenster, lasse Landschaften vorüberziehen. Ich wache in der Nacht auf und kritzle Ideen auf einen Block, die ich meistens wieder vergesse und gar nicht verwende. Das sind die eigentlich schönen Momente - die Vorfreude auf das Schreiben, wenn die Handlung im Kopf Form annimmt. Der Schreibprozess selbst ist dann immer wieder ziemlich anstrengend.
9. Haben Sie einen Lieblingsfilm? Ich mag Almodovars Filme.
10. Sie schreiben weil...?…. wieso nicht?
Danke vielmals, Margarita Kinstner!
Es hat mich von der ersten Seite an eingesogen, weil es mit einer so präzisen und eigenen Stimme eine Geschichte erzählt über Heimat und die Suche danach, die in Österreich und Bosnien spielt. So hat das Buch mich literarisch gepackt, aber definitiv auch mit den Orten, an denen die Geschichte beheimatet ist.
Es gibt von Margarita Kinstner noch ein weiteres Buch Mittelstadtrauschen. Auch hat sie auf ihrer Website einen tollen Blog über ihre Reisen, in dem ich seit letzter Woche manchmal stöbere und dabei viele Ideen finde für zukünftige Reiseziele.
copywrite Arno Ebner/Deuticke |
1. Schreiben Sie gerade etwas und wenn ja, was? Im Moment überarbeite ich gerade ein neues Theaterstück und schreibe an meinem neuen Roman.
Bis auf den Kaffee am Morgen gibt es bei mir so gut wie keine Rituale. Allerdings brauche ich Abgabetermine. Ohne diese wäre ich ziemlich faul. Wenn etwas entstehen soll, muss man sich schon regelmäßig hinsetzen und konzentriert arbeiten.
3. Was lesen Sie gerade? Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war der neue Roman von Nataša Dragnić („Der Wind war es“). Den habe ich nach unserem Gespräch in Erlangen mitgenommen und gleich in der Bahn zu lesen begonnen. Vor zwei Tagen habe ich das letzte Kapitel beendet. Im Moment streune ich durch mehrere Bücher gleichzeitig, das mache ich sehr oft.
4. Welches Buch oder welche Bücher haben in Ihrem Leben eine große Rolle gespielt? Es gibt Bücher, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Haushofers „Die Wand“ und Jelineks „Liebhaberinnen“ fallen mir ein. Streeruwitz hat mich ob ihrer Sprache schon vor 15 Jahren begeistert - ich bin ihr als Leserin treu geblieben. Vor ein paar Jahren war Franzobels „Scala Santa“ für mich der gedruckte Beweis, dass ein Roman mit mehreren Protagonisten und Handlungsstränge (entgegen der Meinung vieler Kritiker) durchaus funktioniert und Sprache richtiggehend explodieren kann.
5.Wenn Sie absolut frei wären, wo und wie würden Sie leben wollen? Wenn ich zu meinen Recherchereisen oder auch zu Lesungen aufbreche, denke ich jedes Mal: Wie fein ist doch ist, in einen Bus oder eine Bahn zu steigen und einfach loszufahren. Früher habe ich immer nur im Urlaub reisen können - jetzt gehört das Besteigen einer Bahn zu meinem Beruf. Ortswechsel sind wichtig. Es muss nicht die Ferne sein, ein anderes Bundesland reicht oft schon, damit sich im Kopf wieder etwas bewegt. „Die Schmetterlingsfängerin“ ist zu großen Teilen in der Bahn entstanden.
6. Welchen Menschen aus der Vergangenheit, Gegenwart oder möglicherweise sogar Zukunft würden Sie gerne kennenlernen? Neulich stand Miljenko Jergović vor mir, wir waren zum selben Literaturfestival eingeladen. Ich habe mich nicht einmal getraut, ihn anzusprechen. Wozu also jemanden aus der Vergangenheit holen?
7. Wie kam es dazu, dass Sarajevo in Ihrem Buch “Die Schmetterlingsfängerin” eine so wichtige Rolle spielt ? Sarajevo spielt weniger Rolle als das Lusniztal - trotzdem werde ich immer nach Sarajevo gefragt. Die Orte im Roman sind austauschbar. Ich hätte Katja in einem anderen Tal aufwachsen und in ein anderes Land ziehen lassen können. Ich bin jedoch der Meinung, dass man sich die Orte, über die man schreibt, in irgendeiner Form erobert haben muss. Sonst stimmt das Gefühl nicht. Hätte ich mich nicht mit dieser sondern mit einer anderen Familie in Sarajevo angefreundet, wäre auch das Buch ein anderes geworden. Heute ist Sarajevo für mich eine gänzlich andere Stadt als vor 4 Jahren. Vielleicht wird man das im nächsten Roman spüren.
8. Fällt Ihnen das Schreiben leicht oder schwer? Mindestens 80% des Schreibprozesses geschehen beim Nichtschreiben. Ich gehe viel spazieren, schaue aus dem Bahnfenster, lasse Landschaften vorüberziehen. Ich wache in der Nacht auf und kritzle Ideen auf einen Block, die ich meistens wieder vergesse und gar nicht verwende. Das sind die eigentlich schönen Momente - die Vorfreude auf das Schreiben, wenn die Handlung im Kopf Form annimmt. Der Schreibprozess selbst ist dann immer wieder ziemlich anstrengend.
9. Haben Sie einen Lieblingsfilm? Ich mag Almodovars Filme.
10. Sie schreiben weil...?…. wieso nicht?
Danke vielmals, Margarita Kinstner!
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