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Es werden Posts vom April, 2016 angezeigt.

Buch der Woche - Deborah Feldman, Unorthodox

"Ständig werde ich daran erinnert, dass es Dinge gibt, die ich niemals erfahren werde. Ich kann diesen Gedanken nicht ertragen, ein ganzes Leben auf diesem Planeten zu verbringen, ohne das zu erleben, was ich zu erleben mir erträume, und zwar nur, weil es verboten ist. Ich glaube nicht, dass diese Version der Freiheit je reichen wird, solange sie nicht alles umfasst. Ich glaube nicht, dass ich glücklich sein kann, solange ich nicht wirklich unabhängig bin." Bei den Satmar-Chassiden, einer ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinde, deren Anhänger unter anderem in Williamsburg/New York leben, dürfen Mädchen nicht lesen oder sich bilden, sie werden mit 17 Jahren verheiratet und gelten mit zwanzig, wenn noch immer unverheiratet, schon als quasi alte Jungfer. Sobald sie verheiratet sind, wird ihnen der Kopf rasiert und fortan müssen sie Perücken tragen, Hüte oder Turbane. Niemand außer ihrem Ehemann darf ihre echten Haare sehen, die zwar nachwachsen, aber unter der Perücke versteckt w

Buch der Woche - Die Schmetterlingsfängerin, Margarita Kinstner

Ich lese gerade ein wunderschönes Buch mit einem betörenden Titel - Die Schmetterlingsfängerin der österreichischen Autorin Margarita Kinstner , die auf ihrer Website einen Blog hat, auf dem sie ihre Recherchereisen nach Sarajevo, nach Banja Luka, nach Bosnien in einer Art Tagebuch protokolliert. Angesichts der Tatsache, dass diese Orte immer mehr zu Sehnsuchtsorten von mir werden, die ich hoffe, im Rahmen eines Roadtrips durch Südosteuropa im kommenden Jahr zu besuchen, ist dieser Blog eine Fundgrube für mich, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. Das Buch ist zufällig zu mir gekommen, ich wäre vermutlich von selbst niemals darauf gestoßen. Eine Freundin hat es mir zum Geburtstag geschenkt. Die Schmetterlingsfängerin ist eine österreichische Familiengeschichte. Teilweise spielt sie in Wien, einem weiteren meiner Sehnsuchtsorte, die ich noch in diesem Jahr wieder besuchen werde. Die Familie hat allerdings auf einer Seite bosnische Wurzeln, da war ein Urgroßvater, der aus Sarajevo

Frauen, die lachen, sind gefährlich

Ich wusste es nicht mehr, ob es ein Traum war, eine Einbildung, oder die Wahrheit, dass ich gestern irgendwo gelesen hatte, dass in der Türkei das laute öffentliche Lachen von Frauen verboten werden soll, weil es als genau so wenig tugendhaft gilt, wie seine weiblichen Reize öffentlich zur Schau zu stellen. Ich habe gestern über diese Meldung hinweg gescrollt, weil ich keine Lust hatte, mir die Laune komplett verderben zu lassen. Aber heute fiel es mir wieder ein und nach nur einsekündiger Recherche im Netz stelle ich fest: es ist wahr, meine Phantasie ist doch nicht so vielschichtig, wie ich kurz vermutet hatte. Die Realität ist immer noch ein Stück witziger als ich. Einer der Stellvertreter von Erdogan möchte Frauen das öffentliche Lachen verbieten. Er fühlt sich auch davon gestört, dass Frauen oft „stundenlang“ am Handy telefonieren. Ich glaube, darüber muss ich jetzt erstmal sehr laut lachen und vielleicht gehe ich dafür auch runter auf die Straße und lache öffentlich und dann

es herrscht eine stille

im inneren des steins ist das licht eher dunkel es herrscht eine stille die ist vor jedem geräusch auch danach ist die wärme eine kälte die aus dem inneren aufsteigt halt dich fest am staubtrocken der luft am eiskalt der wände die um dich sich geschlossen wie eine schützende haut der plan für heute: so viel nichts wie möglich tun ganz mit mir allein dabei atmen das stille kalte dunkle im inneren des steins mit offenen armen auf die lippen küssen in die seite zwicken bis der tag sich einmal mehr erfüllt © Susanne Becker

45 Years - Film

Gestern habe ich mir den Film 45 Years  angeschaut. Einmal mehr stellte ich fest, dass ich nicht wirklich ein Fan von Charlotte Rampling bin. Ich finde sie zu ernst, zu tief, zu schwer, zu unglaublich bedeutungsschwanger.  Dennoch hat mich der Film fasziniert, was vor allem auch an ihrer unglaublichen Schauspielkunst lag und ich möchte kurz darüber schreiben. Der Film handelt von Kate und Geoff, die kurz vor ihrem 45. Hochzeitstag stehen. Es ist Montag. Wie jeden Morgen geht Kate sehr früh mit dem Hund raus. Als sie zurück kommt, war gerade der Briefträger da. Ihr Mann, der nie mit spazieren kommt, sitzt am Küchentisch und liest einen Brief. „Was steht drin?“ fragt sie. „Sie haben sie gefunden.“ sagt er. „Wen?“ „Na, Katya, weißt Du denn nicht? Meine Katya!“ Natürlich weiß sie. Katya war die Freundin ihres Mannes gewesen, bevor sie ihn kannte. Sie war bei einem Unfall in den Schweizer Alpen ums Leben gekommen. Geoff und sie hatten nie darüber gesprochen und Kate war davon

Buch der Woche - The Folded Clock, Heidi Julavits

"..., I've felt okay occasionally describing my diary as a "contemporary take on Walden ". Like Thoreau, I am pretending, that I wrote this diary over the course of a year, when in fact I wrote it over the course of two years, two months, and two days (give or take). Like Thoreau I wanted to live "deliberately" and was worried that if I did not I might, "when I came to die, discover that I had not lived". Like Thoreau, I wanted to "live deep and suck out all the marrow of life". Unlike Thoreau, I have no fondness for sparse living." Mein Buch der Woche ist diesmal ein Buch, das es gar nicht auf Deutsch gibt. Es gibt (noch) keine Übersetzung, da das Buch auch noch relativ neu ist. Es ist 2015 bei Anchor Books erschienen. The Folded Clock , von der amerikanischen Schrifstellerin Heidi Julavits. Ein Tagebuch. Ich habe lange überlegt, ob ich es überhaupt erwähnen soll, in dieser Reihe, oder ob ich die Besprechung auf Englisch verfass