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Posts

Es werden Posts vom Juli, 2018 angezeigt.

Claire-Louise Bennett, Teich

"Pfannengericht Haben eben mein Abendessen in den Müll geworfen. Ich wusste schon während des Kochens, dass ich das tun würde, deswegen habe ich alles hineingerührt, was ich nicht mehr sehen will." Ich mag Bücher, in denen Autorinnen oder Autoren einen eher zurückgezogenen, einen einfachen Lebensstil, möglichst ihren eigenen, beschreiben. Ich mag es, wenn sie in einsamen Häusern leben und mit jedem Staubkorn eine Beziehung eingehen, über die sie etwas sagen können. Das ist wie bei Handke und natürlich sowieso wie bei Karl-Ove Knausgard. Die Bücher dieser Autor*innen haben in der Regel keine weitere Handlung, scheinbar. Aber im Laufe der Lektüre enthüllt sich dann etwas aus dem tiefsten Inneren des Autors, oder auch aus dem menschlichen Leben allgemein, welches wie das Aufleuchten einer Wahrheit in einer langen Meditationssitzung scheint. Und vielleicht sind diese Bücher ja auch eher Meditationen als Ergebnisse einer "creative writing" Klasse. Das Erzählen ist

Adam Haslett, Stellt Euch vor, ich bin fort

Auf einer Party in London lernt die Amerikanerin Margaret John kennen. Er mixt einen Gin Tonic für sie. Sie beginnen zu reden. Das Buch „ Stellt Euch vor, ich bin fort “ erzählt von all den Dingen, die nach dieser Begegnung geschehen sind: eine Liebesgeschichte, eine Ehe, gemeinsame Kinder. Aber davor gibt es einen Zusammenbruch. Eines Tages ist John nämlich verschwunden. Margaret findet ihn in einem psychiatrischen Krankenhaus wieder, wo der Arzt ihr mitteilt, dass John manisch-depressiv ist und ein solcher Zustand bei ihm immer wieder auftauchen kann. „Lieben Sie ihn?“ Margaret bejaht die Frage und stürzt sich in das Abenteuer einer Ehe mit ihm, der sie bei aller Schwere immer wieder zu überraschen versteht. Sie bekommen drei Kinder: Michael, der älteste, ist schon als Baby angespannt. Sein kleiner Körper scheint so unter Druck zu stehen, dass es Margaret oft nicht gelingt, ihn zu entspannen. Celia ist die vernünftige, Verantwortung früh übernehmende einzige Tochter un

Leseliste Juli 2018

Das Thema der Leseliste für den Monat Juli ist Reisen, innere Reisen sowieso und selbstverständlich solche in der Außenwelt. Exotische und spannende Orte gibt es an beiden Stellen. In diesem Post nehmen Buchbesprechungen den größten Raum ein. Zum einen, weil jedes Buch an sich schon eine Reise ist, zum anderen, weil Bücher die wunderbarsten und inspirierendsten Reisebegleiter sind und ich nirgends soviel lese, wie im Urlaub. Und last but not least, weil viele der Bücher, die ich liebe, in irgendeiner Form von Reisen handeln. Auch ich werde in den nächsten Monaten ein kleines wenig reisen. Vor allem in die Uckermark, in den geliebten Garten, von dort aus ein kleiner Abstecher an die Ostsee. Dann stehen noch Köln und Bonn auf der Agenda, wo ich alte Freunde sehe und die Marina Abramovic Show in der Bundeskunsthalle anschauen möchte. Anfang August shippern Miss Lilly (evtl. Miss Holly) und meine Wenigkeit mit herrlichen Freunden auf einem Hausfloß über die Mecklenburgische Seenplatte

Juli Zeh, Leere Herzen

„…, jene notorischen Nörgler, die seit Jahrzehnten mit ihrer Missgunst und Kleinkariertheit an den Fundamenten der Demokratie graben. Die das Internet in eine Schlammschleuder verwandelt haben, die nur glücklich sind, wenn sie auf andere herabschauen können. Die sich und ihre kindischen Bedürfnisse über alles stellen. Die lieber simplen Verschwörungstheorien glauben, als sich mit der komplizierten Wahrheit auseinanderzusetzen.“ In ihrem neuesten Roman Leere Herzen beschreibt Juli Zeh beklemmend realistisch ein Szenario, das nicht so weit von unserer aktuellen Situation entfernt ist, vielmehr eine mögliche logische Konsequenz daraus darstellt.  Die meisten Menschen haben sich ins Nicht-wählen zurückgezogen und die Demokratie wird ignoriert zugunsten des bequemen Einnistens  in ein möglichst sorgenfreies und sauberes Privatleben. An der Regierung ist die BBB (Bewegung Besorgter Bürger) mit der Kanzlerin Regula Freyer. Angela Merkel wurde durch die zunehmenden Proteste „Merk