Direkt zum Hauptbereich

Posts

Posts mit dem Label "Kreuzberg" werden angezeigt.

Corona Tagebuch (34)

Die Schulen sollen also wieder aufmachen. Schrittweise. In Berlin bereits ab dem 27. April. Wenn man Kinder mit, zum Beispiel Asthma hat, können die natürlich nicht in die Schule. Generell können alle, die gefährdet sind, an dieser Lockerung der Regeln gar nicht teilnehmen. Mir war das nicht bewusst, weil es mich nicht betrifft. Also, ich habe darüber noch keinen Augenblick nachgedacht. Weil manchmal klingt es so allgemein verständlich, wenn alle davon sprechen, quasi weltweit, dass jetzt aber endlich die Maßnahmen gelockert werde MÜSSEN. Ist ja klar. Wir haben alle keinen Bock mehr. Persönlich könnten von mir aus sofort alle Maßnahmen abgebrochen werden. Aber ich sprach heute mit einer Freundin, die es direkt betrifft. Erst da ging es mir auf: Alle Lehrerinnen, alle Kinder, die in irgendeiner Weise vorbelastet sind oder in ihren Familien stark gefährdete Mitglieder haben, sei es durch Asthma, krasse Allergien, Krebs, andere Vorerkrankungen, können daran nicht teilnehmen. Dieses Nor...

Corona Tagebuch (23)

"Everything changes." Suzuki Roshi Heute im Wald. Eine Stunde an einem Baum gelehnt, in der Sonne, bis mein Gesicht glühte und endlich mit meiner Tante telefoniert. Wenn man gegen 11 Uhr in den Wald geht, ist er noch nicht so voll. So bevölkert wie in den letzten Wochen habe ich den Wald, glaube ich,  noch nie erlebt. Ich gehe seit Jahren regelmäßig dort spazieren. Oft bin ich fast allein in manchen Ecken. Jetzt gibt es kaum eine Ecke, wo nicht irgendjemand sich häuslich eingerichtet hat. Dies wird vermutlich als Jahr in die Annalen gehen, in dem die Berliner mehr als je zuvor an der frischen Luft waren. im Wald Ich traf eine Studentin unseres Seminars und ihren Bruder. Wir hielten gebührend Abstand voneinander und unterhielten uns kurz. Plötzlich kamen uns zwei Männer entgegen und der eine sagte: "Ich gehe jetzt auf keinen Fall zwischen Ihnen durch. Das ist mir viel zu gefährlich." Er brachte dies nicht sehr freundlich vor. Offensichtlich sah er u...

Corona Tagebuch (8)

Was war heute? Heute war die Wirklichkeit in Realität ganz anders. ein kleiner geschlossener Laden am Weichselplatz, Neukölln In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders Ein Spaziergang mit der jüngeren Tochter. Es war kalt. Die Bäume blühen so schön. Es war stürmisch, der Himmel riss auf und die Sonne begann ein wenig zu wärmen. Am Kanal war es relativ leer. Aber wir sind bis nach Neukölln gelaufen und ich möchte sagen: Social Distancing auf der Sonnenallee in Neukölln ist eine Herausforderung. Viele Menschen mit Gesichtsmasken unterwegs. Treptow, Coronazeit Beim Einkauf im kleinen Rewe auf der Ecke wird darauf geachtet, dass nur noch fünf Kunden gleichzeitig im Laden sind und Abstand halten. Ich kenne die Leute dort seit immer, seitdem meine älteste Tochter ein Baby war, und das ist 20 Jahre her. Also bleibe ich kurz 2 Meter entfernt von ihr stehen, um mit der Besitzerin ein paar freundliche Worte zu wechseln. Ein anderer Kunde schubst mich fast beiseite und knurrt ...

#bizimkiez - Solilesung, zum Beispiel für die Äpfel

Als ich begann, mich bei Bizim Kiez zu engagieren, was in dem Moment geschah, als meine Lieblingsbuchhändlerin mir erzählte, dass der Laden Bizim Bakkal die Kündigung erhalten habe, ging ich zu den Treffen und sammelte Unterschriften und immer wieder fragte ich mich, was ich sonst tun könne. Denn es geht ja nicht um den Laden, sondern um etwas Größeres. Es geht um Selbstbestimmung im Bereich unseres Zuhauses, das wir nicht besitzen, sondern nur mieten, das uns also, so lehrt uns der Fall Bizim Bakkal und viele viele andere vor ihm, jederzeit und willkürlich unterm Hintern weg gerissen werden kann, aus purer Freude an der Geldvermehrung, weil es manchen Menschen Spaß macht, aus Geld mehr Geld und immer mehr Geld zu machen, egal, was der Kollateralschaden davon ist. Da die Politik den Kapitalismus auf diesem Gebiet von der Leine gelassen hat, anstatt die Lebensräume der Bürger zu beschützen, toben sich die Investoren schon seit langem in unseren Innenstädten aus. Das Resultat ist, dass ...

Regenbogenkino

Ich habe ein neues Lieblingskino, es heißt  Regenbogenkino  und befindet sich in der Lausitzer Straße in Kreuzberg. Wir waren heute nachmittag dort und haben, in ein gemütliches Ledersofa gelümmelt, gemeinsam mit Lilly den Film "Der Rabe Socke" gesehen. Aber im Regenbogenkino gibt es auch erwachsenere Filme, zum Beispiel morgen abend "Django unchained" und demnächst, zu Ostern, Pasolinis "Erstes Evangelium Matthäus". Das Kino befindet sich in einem bunten Hinterhof der Regenbogenfabrik , direkt neben einer Kita und einer Tischlerei im ersten Stock eines Seitengebäudes. Leinwand, Theke, viele gemütliche Sessel und Sofas, tolles Programm, mit OmU wenn möglich und/oder nötig, und unglaublich nette Mitarbeiter. Zum Beginn von Rabe Socke stellte sich die Kartenverkäuferin vor die Leinwand und gab den Kindern eine kleine Einführung, sie stellte Fragen und die Kinder streckten begeistert ihre Zeigefinger in die Luft oder riefen ihre Antworten in den Raum. Also...

Prinzessinnengärten bleiben wo sie sind

Es gibt Orte mitten in der Stadt, die sind wie ein eigener Kontinent der Seligen, eine kleine Welt, die groß strahlt und ihre ungewöhnlichen Regeln und Gepflogenheiten in ihre ansonsten so ganz andere Umgebung ausströmen. In Berlin gibt es davon nicht wenige, die Stadt ist groß und unbeachtete Ecken laden immer wieder Menschen dazu ein, solche Oasen zu gründen. In der Regel werden sie nach ein paar erfolgreichen, charismatischen Jahren geschlossen, weil die Plätze auf denen sie sich befinden, nicht zuletzt wegen ihrer phantastischen Zwischennutzer, so wertvoll wurden, es vielleicht auch immer schon waren, weil sie sich zum Beispiel dem neuen Aufbauhaus gegenüber befinden, oder an der berühmten, zentral gelegenen Oranienburger Straße, dass man durch deren Verkauf eine Menge Kohle machen kann. Kohle ist etwas, das kann Berlin wirklich immer gebrauchen. Und einen neuen verglasten Bürokomplex, ich meine, so als Hauptstadt, man sollte davon effektiv nicht zu wenige haben, die kann man immer...