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Es werden Posts vom Oktober, 2017 angezeigt.

#fbm17 & Hannah Arendt

Man hört in den letzten Tagen sehr viel über die Buchmesse in Frankfurt und was da bezüglich Nazis geschehen ist, oder nicht geschehen ist. Mittlerweile gibt es auch eine Petition, die unter anderen von Uwe Tellkamp unterschrieben wurde. In dieser geht es um die Meinungsfreiheit, und dass diese auf keinen Fall eingeschränkt werden darf. Aber damit hat es doch wohl nichts zu tun, oder? Widerstand gegen menschenverachtende Positionen gleichzusetzen mit Einschränkung der Meinungsfreiheit ist per se schon irgendwie eine Verdrehung der moralischen Grundsätze, die ich persönlich ein wenig abenteuerlich finde. Ich lese gerade ein wunderbares Buch. Eichmann in Jerusalem von Hannah Arendt. Als ich heute beim Zahnarzt saß und auf meine Tochter wartete, las ich das Kapitel, das sich mit jenen Ländern befasst, die dem Naziregime nicht so willfährig zur Hand gegangen sind in Bezug auf die Vernichtung des jüdischen Volkes. Das waren Dänemark, Bulgarien, Italien und Schweden. Sie analysiert die Si

Buch der Woche - Im Herbst von Karl Ove Knausgard

„Das Geheimnis der Vergebung besteht jedoch darin, dass sie einen Ort entstehen lässt, tief im Einzelnen verwurzelt, an dem kein anderer Macht besitzt, und wenn man einmal dorthin vordringt, wo andere Menschen nichts bedeuten, findet man eine Stärke, die einem keiner nehmen kann, und diese Stärke macht es möglich, den anderen mit Hilfe von Vergebung in die Knie zu zwingen.“ Knausgards Buch Im Herbst ist voll mit solchen Erkenntnissen. Meist schüttele ich den Kopf und sage: nein, nein, das stimmt so nicht. Seltener nicke ich und stimme ihm zu. Das oben genannte Zitat ist ein wunderbares Beispiel dafür, was Knausgard mit dem Leser macht. Er schleudert ihm seine Weltsicht entgegen. Dabei sind die Gegenstände seiner Welt äußerst vielschichtig: in einem Absatz schreibt er noch über Erbrochenes, im nächsten schon über Vergebung, Apfelbäume, Thermosflaschen oder Krieg. Man findet die übliche Dichte an Themen, die so typisch für Knausgards Bücher ist. Er schreibt im Grunde über alles, all

Lesung: Losfahren mit Manal al-Sharif im Deutschen Theater Berlin

„Nenn‘ Leute wie mich nicht Aktivistin, das ist der erste Fehler, den Ihr macht. Wir alle sollten Aktivisten sein, sobald Unrecht geschieht.“ Am Montagabend las Manal al-Sharif im Deutschen Theater aus ihrem Buch Losfahren , soeben erschienen im Secession Verlag . Geboren und aufgewachsen in Saudi Arabien, einem jener Länder weltweit, in welchem die Situation der Frauenrechte kaum schlechter sein könnte, war Manal al-Sharif zwar daran gewöhnt, dass sie unter anderem nirgendwo ohne männliche Begleitung hingehen konnte und natürlich auch nicht Autofahren durfte. Aber sie wollte dies nicht akzeptieren. Also ließ sie sich von ihrem Bruder das Fahren beibringen („Die Lektion dauerte dreißig Minuten, danach bist du auf dich gestellt.“), lieh sich von einem Freund ein Auto, fuhr, begleitet von einer Freundin, die zur Feier des Tages ein rosa Kopftuch trug „Wenn wir schon verhaftet werden, möchte ich gut aussehen“, fuhr ein wenig Auto, ließ sich dabei filmen, stellte das Video in You