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Es werden Posts vom März, 2018 angezeigt.

Buch der Woche - Eine Geschichte von Liebe und Finsternis von Amos Oz

"Die Furcht, die in jedem jüdischen Haus herrschte, die Furcht, über die man fast nie sprach, die uns nur indirekt, wie Gift, Tropfen für Tropfen eingeflößt wurde, das war die grauenhafte Furcht, wir wären vielleicht wirklich nicht sauber genug, wären vielleicht wirklich zu laut, würden uns zu sehr in den Vordergrund drängen, wären zu gewieft und zu geldgierig. Vielleicht wäre unser Verhalten tatsächlich unpassend. Es gab so eine Todesangst, die Angst, wir könnten, Gott behüte, einen schlechten Eindruck auf die Gojim machen, und dann würden sie wütend werden und uns deshalb wieder schreckliche Dinge antun, die man sich lieber gar nicht vorstellte. Tausendmal hämmerte man jedem jüdischen Kind ein, sie auch dann nett und höflich zu behandeln, wenn sie grob oder betrunken waren.... man dürfe sie nicht reizen..." So erzählt es in Amos Oz' Buch die Schwester der Mutter ihrem Neffen. So war es vor dem Holocaust. Dies ist mein erstes Buch von Amos Oz und hätte es mir

Buch der Woche - Annie Ernaux, Die Jahre

   „…, ein Buch, das das Vergehen der Zeit in ihrem Inneren und außerhalb von ihr, in der großen Geschichte, beschreibt, einen „totalen Roman“, der in völliger Besitzlosigkeit enden würde, damit, dass sie sich von Menschen und Dingen lossagt, bis nichts mehr übrig wäre,…“ Annie Ernaux‘ wunderbares Buch Die Jahre , erschienen im Suhrkamp Verlag , versucht die Jahre, die man gelebt hat, einzufangen. Sie vergehen, aber kann man vielleicht doch etwas halten von ihnen, weiter geben? Bei der Lektüre musste ich oft daran denken, als ich die Schränke meiner Mutter nach deren Tod ausräumte und sich immer wieder die Frage aufdrängte: Was bleibt von einem Menschenleben? Bei der Lektüre kam es mir so vor, als meditiere Annie Ernaux diese Frage bereits vor ihrem Tod, um das, was bleibt, der Nachwelt zu übergeben. Aber auch, um es sich selbst vor Augen zu führen und es dann ganz loszulassen. Das Buch protokolliert die Lebensgeschichte einer Frau, die in den 40er Jahren des letzten Jahrhu

Die Leipziger Buchmesse 2018 - 9 Entdeckungen im Schnee

"Ich sehe keinen besseren Weg, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, als durch das Lesen von Büchern." Åsne Seierstad in ihrer Dankesrede zum Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung „Lass die Kunst, schau aufs Handwerk. In ihm verstecken sich vielleicht, so wie heute im Internet, vernünftige Ansätze für Alien-Landebahnen.“ aus Bot. Gespräch ohne Autor von Clemens J. Setz Die Leipziger Buchmesse 2018 war eine Veranstaltung, auf die ich mich, man könnte sagen wie immer, nicht vorbereitet habe. Möglicherweise ist dies meine Vorbereitung. Dass ich mich so offen wie möglich mache und ohne Plan hin gehe. Es ist wunderbar, sich dort treiben zu lassen, sich ohne Erwartung in das Getümmel zu stürzen und zu entdecken, was sich einem unerwartet in den Weg wirft. Wenn man sich dem weiten Raum anvertraut,  den diese Messe öffnet und der für mich eine Metapher für das Leben an sich ist, wenn man sich dort treiben lässt, kann man viel Gutes entdecken. Der Wind