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Posts mit dem Label "Deutscher Buchpreis" werden angezeigt.

Winterbienen von Norbert Scheuer

"... und vielleicht besitze ich die Bienen gar nicht, sondern sie besitzen mich ; vielleicht sind wir alle, auch die Bienen, Teil eines geheimnisvollen und erbarmungslosen unsterblichen Mechanismus. " Manchmal geht es mir so, dass ich in der Stadt unterwegs bin, einen Buchladen sehe, ihn betrete, mir dabei noch sage: "Ich kaufe nichts. Ich schau nur mal, was die so ausliegen haben." Und zehn Minuten später komme ich mit ein paar Büchern in der Tasche wieder heraus. Vor Weihnachten ist das nicht ganz so schlimm, da kann man sich selbst einreden, man würde alle diese Bücher verschenken. Winterbienen von Norbert Scheuer zum Beispiel ist das perfekte Geschenk für meinen Bruder, der nicht liest. Aber er lebt in der Eifel. In dem Wald hinter seinem Haus ist ein Teil der Westwallverteidigung bis heute, moosbewachsen, zu sehen: Drachenzähne, also riesige Betondreiecke, tief ins Erdreich gepflanzt, um den Vormarsch der alliierten Panzer aufzuhalten, ragen genauso tief ...

Miroloi von Karen Köhler

Heute habe ich Miroloi von Karen Köhler beendet. Ein von der Autorin selbst gestaltetes, wunderschönes Buch. Eine Parabel auf die Wirklichkeit, unter deren Wucht man sich unangenehm windet. Man möchte nicht daran denken, wie real all das, was Köhler erzählt, für viele Frauen auf dieser Welt ist. Und leider nicht nur auf einsamen Inseln, sondern z.B. mitten in Brooklyn, in der chassidischen Gemeinde (siehe dazu Unorthodox von Deborah Feldman), um nur ein Beispiel zu nennen. Seltsamerweise ging es mir tatsächlich so, dass ich während der Lektüre von Miroloi sehr oft an die Geschichte Deborah Feldmans denken musste. Die ja darin ebenfalls eine archaische, weltabgewandte Gesellschaft schildert, der sie selbst gegen alle Wahrscheinlichkeit zu entfliehen versucht. Das Buch handelt von einer namenlosen Außenseiterin, die in einer abgelegenen Inselgemeinde aufwächst, wo Frauen keinerlei Rechte haben. Sie dürfen weder lesen, schreiben noch schwimmen. Sie haben keinerlei Möglichkeiten,...

Lola Randl, Der große Garten

Heute kam die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2019 raus und zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass eines meiner Lieblingsbücher dieses Jahres mit auf dieser Liste ist.  Der Große Garten von Lola Randl. Ich war deshalb überrascht, weil es ein ungemein lustiges Buch ist. Bei keinem anderen Buch in diesem Jahr habe ich so viel gelacht. Irgendwie verbinde ich den Deutschen Buchpreis nicht mit lustigen Büchern. Ich stelle mir immer komplizierte und sehr intellektuelle Bücher beim Buchpreis vor. Was nicht negativ gemeint ist. Ich mag komplizierte Bücher. Deshalb wunderte es mich beinahe selbst, dass Der Große Garten mich so fesseln konnte. Wo das in diesem Jahr wirklich nur wenigen Büchern gelingt. So wenigen, dass ich glaube, ich befinde mich mitten in einer veritablen Lesekrise.  Vielleicht hatte es damit zu tun, dass ich zum Zeitpunkt der Lektüre gerade selbst noch meinen Großen Garten in der Uckermark hatte, im Begriff war, ihn zu verkaufen und dieses Buch m...

Sasha Marianna Salzmann, Ausser sich

Immer wenn ich merke, dass es für Menschen eine Vorstellung von Welt gibt, auf die sie ohne Zweifel bauen, fühle ich mich allein. Ausgeliefert. Sie sprechen davon, Dinge mit Sicherheit zu wissen, sie erzählen, wie etwas gewesen ist oder sogar wie etwas sein wird, und ich merke dann immer, wie sehr ich nichts weiß von dem, was als nächstes passieren könnte. Das Buch Ausser sich von Sasha Marianna Salzmann , 2017 im Suhrkamp Verlag erschienen, lag relativ lange angelesen auf meinem SuB und ich konnte mich nicht aufraffen, es zu beenden. Seite 20 oder so, weiter kam ich nicht. Ein wenig ging ich vermutlich anfangs in den Wirren der Geschichte verloren, die zwischen Russland und der Türkei, zwischen Deutschland, der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her zu springen scheint. Ali kommt nach Istanbul, um ihren Bruder Anton zu suchen. Sie schläft auf der Couch eines Onkels, Cemal und wird dort von Wanzen gebissen. Aber eigentlich kommen Ali und Anton aus Russland. Sie sind Ju...

Verleihung Deutscher Buchpreis 2014

Für alle Interessierten hier der Link zum Livestream für die Preisverleihung. Heute ab 18 Uhr kann man dabei sein, wenn die Gewinnerin (es ist nur eine Frau auf der Shortlist) oder der Gewinner den Deutschen Buchpreis verliehen bekommen. Ich habe bislang noch keines der Bücher gelesen.  Ich habe der Kurzen Liste wirklich entgegengefiebert, aber die meisten meiner Favoriten sind nicht darauf gelandet. Wenn man von den Meldungen der anderen ausgeht, ist wohl Kruso von Lutz Seiler der Favorit. Ich persönlich würde ich mich freuen, thematisch und von den Personen her, wenn 3000 Euro von Thomas Melle gewinnen würde. Auch Die Pfaueninsel von Thomas Hettche machte mich neugierig. Last but not least bin ich immer der Meinung, dass Frauen gewinnen sollten, weil sie es prozentual viel zu wenig tun, und das kann man nicht mit Qualität begründen, sondern hat immer auch was mit Netzwerken zu tun, die auch im Literaturbetrieb männlich sind. Also April von Angelika Klüsendorf ist meine ...

Warten auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2014

Es gibt Tage, da mag ich Facebook besonders gerne. Zum Beispiel an solchen, an denen ich mich nicht genug unter Kontrolle habe (also fast immer) und in irgendeinen Thread über Bücher, zum Beispiel die für den Deutschen Buchpreis eventuell nominierten, meine Kommentare einhacke (Ich hoffe, Svenja Leiber wird nominiert und Stanisic wird sowieso drauf sein!) und ich daraufhin nicht beschimpft oder, schlimmer: ignoriert werde, sondern eine Mail bekomme, in der nach meiner Postadresse gefragt wird, weil mein Tipp, wer auf der Longlist sein wird, Übereinstimmungen mit der echten Longlist (Stanisic) hat und man mir deshalb den Band mit den Leseproben zusenden möchte. Das hat mich gefreut! Aufrichtig! Denn nun kann ich viel reflektierter und fundierter entscheiden, als ich es in einem dahin geschnodderten Blogpost spontan getan hatte, was ich über die nominierten Bücher denke, welche ich tatsächlich lesen werde und wen ich persönlich gerne auf der Shortlist sähe. Ich konnte auch Meinungen re...

Longlist für den Deutschen Buchpreis 2014

Seit heute morgen ist sie also bekannt, die Longlist für den Deutschen Buchpreis und ich verhehle nicht, dass sie mich enttäuscht hat. Meine persönliche Favoritin Svenja Leiber mit ihrem großartigen Buch  Das letzte Land  ist nicht dabei. Im Grunde verstehe ich es nicht. Aber im Grunde verstehe ich die Longlist des Deutschen Buchpreises sowieso nie. Dennoch hat im letzten Jahr das Buch gewonnen, das für mich der herausragende Favorit war, der im Grunde einzig mögliche veritable Gewinner  Das Ungeheuer  von Terézia Mora. Das zeigt mir erstmal eins: es gibt Momente, das sind der Deutsche Buchpreis und ich auf einer Wellenlänge, es gibt andere Momente, da schweben wir offensichtlich durch völlig unterschiedliche Sphären. Einer dieser Momente ist gerade eingetreten weswegen ich ein bisschen beleidigt bin, auch wenn ich weiß, dass das nichts nützt. Ich bin leicht zu versöhnen, weswegen ich diese Longlist auch schon wieder freundlich anzwinkere und mir überlege, welches d...

Svenja Leiber - Das letzte Land

"Ich selbst habe immer geglaubt, ohne die Musik, ohne die ganz große Musik könne ich nicht existieren. Ich habe dafür alles hergegeben. Aber vielleicht hätte ich einfach nur leben sollen, wie die anderen auch." Trailer zum Buch:  Svenja Leiber »Das letzte Land« (Buchtrailer) - Suhrkamp Insel Mediathek Mediatheksdetail perfekter 1. Tag 2014 im Garten: Quitte wieder aufgerichtet, Feuer gemacht, Leiber gelesen! "Wo hat er solche Töne her?" fragen sich die Leute aus seinem Dorf, wenn Ruven Preuk, der Töne als Farben sieht, auf seiner Geige spielt. Er ist ein begnadeter Geiger, alle sehen das so, auch wenn in seinem Dorf die meisten kein Verständnis dafür haben. Ihm eine große Karriere vorauszusagen, scheint nicht vermessen. Während der Lektüre von Das letzte Land ging mir die Frage nach den Tönen häufig durch den Kopf und ich fragte mich auch: "Wo hat Svenja Leiber solche Töne her?", dass sie mit einer solch eigenen Sprache, mit  einer solch eigenen...

Monika Zeiner - Die Ordnung der Sterne über Como

Monika Zeiner ist mit " Die Ordnung der Sterne über Como " überraschend auf die  Shortlist  für den Deutschen Buchpreis gekommen. Es ist das einzige Buch der Shortlist, das ich bislang gelesen habe. Für mich handelt dieser Roman von drei Dingen: 1. Liebe 2. davon wie die Menschen heute so sind, wie sie leben, wie sie flüchten vor ihren Gefühlen und sich einrichten in irgendeinem Leben, von dem sie hoffen, dass es zu ihnen passt, von ihrem Kampf, sich in dieser komplexen Welt zurecht zu finden. Es zeigt die Sehnsucht, sich treu zu bleiben und wie man sich dennoch verzettelt. 3. Tod Offiziell handelt es von einer Dreiecksgeschichte, von zwei Männern, die beste Freunde sind, kongeniale Musiker, die sich in die gleiche Frau verlieben, sie lieben, davon, wie eine solche Konstellation tragisch scheitert. So gesehen handelt das Buch auch von Klischees. Ich las es begeistert bis etwa Seite einhundert. Da gab es dann für circa fünfzig Seiten mehrere Ausrutscher, die mir viellei...

Die nächsten Bücher, die ich lesen werde

Der Sommer war für mich gut, weil ich es geschafft habe, fast alle Bücher, die ich lesen wollte, auch tatsächlich zu lesen. Kurze Zeit schien sich das Regal neben meinem Bett sogar zu leeren, ich bemerkte einen Anflug von innerer Panik, weil statt fünfzig nur noch ungefähr achtunddreissig Bücher darauf in säuberlichen Stapeln verteilt lagen. Ich fürchtete schon, mir noch einmal Bücher kaufen zu müssen, was ich mir ja seit mehreren Monaten relativ konsequent untersage (o.k. ich hatte einen Einbruch, ich habe mir drei Bücher gekauft) Aber wie es so ist, war die Panik unbegründet und überflüssig. Denn es stapeln sich dort gerade wieder mehr Bücher denn je. Aus allen Richtungen kamen sie mir entgegen geflogen (jaha, drei habe ich mir gekauft, aber die anderen, die anderen kamen sozusagen geflogen) und ich lese und lese und lese.... Gerade aktuell Monika Zeiners  Die Ordnung der Sterne über Como . Es ist auf der Longlist für den  Deutschen Buchpreis . Es würde mich wundern, wenn ...

Longlist für den Deutschen Buchpreis

Hier ist die Longslist für den Deutschen Buchpreis . Wenn Ihr auf den Titel klickt, könnte Ihr Näheres zum jeweiligen Buch erfahren. Persönlich werde ich als erstes "Die Ordnung der Sterne über Como" lesen und dann vielleicht Terézia Moras "Ungeheuer", Judith Kuckarts "Wünsche",  auch Uwe Timms "Vogelweide" hört sich großartig an. Und damit habt Ihr im Grunde auch schon, zack zack aus dem Bauch raus, meine persönlichen Favoriten.   Mirko Bonné: Nie mehr Nacht (Schöffling & Co., August 2013) Ralph Dutli: Soutines letzte Fahrt (Wallstein, März 2013) Thomas Glavinic: Das größere Wunder (Hanser, August 2013) Norbert Gstrein: Eine Ahnung vom Anfang (Hanser, Mai 2013) Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden (Hanser, Februar 2013) Daniel Kehlmann: F (Rowohlt, September 2013) Judith Kuckart: Wünsche (DuMont, März 2013) Olaf Kühl: Der wahre Sohn (Rowohlt.Berlin, September 2013) Dagmar Leupold: Unter der Hand (...