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Posts

Posts mit dem Label "Joseph Goldstein" werden angezeigt.

Corona Tagebuch (63)

"Manchmal können wir etwas nur dadurch klären, dass wir uns dem stellen, was wir nicht wissen." Pina Bausch Erster Tag des zweiten Lockdowns. Ich war circa eine Stunde draußen, um in meinem Bioladen einzukaufen. Es war so voll da draußen auf den Straßen und im Görlitzer Park, als hätte jemand gerufen: Lockdown, alles raus! Es sind tausend Leute an einem Tag gestorben an Corona, geht raus, bevor sie uns ganz einsperren! Alle waren natürlich tierisch beschäftigt, mit Bällen, Frisbeescheiben, Rollerblades, Hunden, Einkaufstaschen....Riesiger Unterschied zum ersten Lockdown im März, als die Straßen wirklich wie leer gefegt waren.  Meine Corona App macht mich langsam wahnsinnig, denn in den letzten Tagen kommen immer mehr Kontakte hinzu, die zwar bislang ungefährlich also grün sind, aber es macht mir deutlich, wie viele Menschen diese App offensichtlich nutzen und wie viele Kontakte ich habe, obwohl ich quasi (gefühlt) nichts mache. Gut, bis gestern bin ich arbeiten gegangen. Dort...

Corona Tagebuch (47)

Be kind. Be more mindful. In einem seiner Talks, die ich gerade auf Spotify anhöre, erzählt Joseph Goldstein von einem Meditationsaufenthalt in einem Kloster in Burma vor vielen Jahren, und die Zustände dort waren eine Katastrophe. Er musste mit vier anderen in einem winzigen Raum auf dem Zementboden schlafen, das Essen war mies, es war den ganzen Tag über sehr laut, und in seinem Kopf liefen die Gedanken Sturm: "Was fällt denen ein! Ich bin hierher gekommen, um Erleuchtung zu finden! Das geht ja gar nicht unter diesen Umständen." Und so weiter. Wenn er zum Gespräch mit dem Meditationslehrer kam, beklagte er sich auch bei ihm und dieser sagte nur: "Be more mindful." Sei aufmerksam dem gegenüber, was im Augenblick ist. Nicht deinen Gedanken gegenüber, die ja nur eine Geschichte erzählen, die eigentlich immer nur eine Geschichte erzählen, sondern den Kleinigkeiten. Wenn Du gehst, gehe aufmerksam. Wenn du atmest, atme aufmerksam. Wenn du sitzt, sitze. Wenn du denks...

Corona Tagebuch (40)

Donde hay vida hay muerte. Spanisches Sprichwort, in etwa: Wo Leben ist, ist auch Tod. Es fällt mir neuerdings schwerer, dieses Tagebuch zu schreiben, weil ich in meinem Kopf ständig mit den Meinungen zu Corona, den Maßnahmen, dem Erfolg, den Folgen beschäftigt bin. Den Meinungen der anderen und meiner eigenen, die im Grunde darauf hinaus läuft, dass ich den Maßnahmen zustimme und ihren Sinn ohne Wenn und Aber einsehe. Ich weiß aber, dass es viele gibt, die das anders sehen. Manche sehen es auf eine Weise anders, die mich leicht aggressiv macht. Andere sehen es auf eine Weise anders, dass ich nachdenken muss und vielleicht sogar nach einem Gespräch ein wenig in ihre Richtung tendiere. In jedem Fall klopfe ich meine Meinung, meinen Standpunkt im Grunde täglich ab. Und seitdem wieder so viele Rechte ihre Meinung zu dem allen öffentlich kundtun und so viele Populisten aus allen Richtungen, seitdem strengt es mich an, dass es überhaupt Meinungen gibt. Eigentlich möchte ich in einer Welt...

Corona Tagebuch (25)

"Time passes. Could it be that I never believed it? Did I believe the blue nights could last forever?" - Joan Didion - Joan Didion gehört zu den Autorinnen, die ich als Vorbild bezeichnen würde.  Ihre beiden Bücher Blaue Stunden und Das Jahr des magischen Denkens  gehören zu den besten Büchern, die ich je gelesen haben. Sie dokumentieren einen Verlust, der fast nicht aushaltbar zu sein scheint. Sie verarbeitet darin den Tod ihres Mannes und dann auch noch den Tod ihrer Tochter, literarisch, auf einem Niveau, das einem den Atem raubt. Sie demonstriert eine Sprachbeherrschung, sowie eine persönliche Stärke, die mich immer wieder, ich habe beide Bücher bereits zweimal gelesen und werde sie vielleicht gerade jetzt zum dritten Mal lesen, unglaublich inspiriert hat, im Schreiben aber auch im Leben. Joan Didion hatte ein unbeschreiblich glückliches Leben. Sie lebte eine Ehe, die von Liebe geprägt war, über viele viele Jahre hinweg. Sie war und ist eine der erfolgreichsten...

Corona Tagebuch (17)

Heute morgen bin ich mit dem Fahrrad zur Arbeit und es war so kalt, dass mir die Finger mit Handschuhen fast abgefroren sind. Irgendwann gegen Mittag begann es in riesigen Flocken zu schneien. Leere Busse fuhren an mir vorbei. Ich bewundere die Busfahrer. Die Krähen zogen am grauen Himmel laut krakelend ihre Bahnen und ich fühlte mich wie im November. Heute nachmittag wieder mit dem Fahrrad zurück. Die Straßen sind sehr leer. Aber die paar Autofahrer beschleunigen rasant und schneiden in Kurven die Radwege. Im Edeka muss man draußen warten, bis der Security Mann einen herein lässt und ohne Einkaufswagen darf man gar nicht rein. Das Schlangestehen ist generell nicht so eine Berliner Königinnenqualität. Es gab also Gerangel, Leute, die später kamen, aber sich an der richtigen Seite der Schlange angestellt hatten und dies auch lauthals kundtaten ("es geht jetzt aber hier nicht, dass es zwei Schlangen gibt, du da hinten, stell dich mal an der richtigen Seite an" usw.) versucht...

Providence

I always liked the sound of the word providence. If I had to choose a favourite word, it might very well be it, providence. I also love its meaning. Today there was a thread on my facebook-timeline. I posted "Whatever you can do, or dream you can, begin it. Boldness has genius, power and magic in it." J.W. Goethe A friend in a comment continued : „Concerning all acts of initiative there is one elementary truth, the ignorance of which kills countless ideas and endless plans. That the moment one definitely commits oneself then providence moves too. All sorts of things occur to help one that would never have otherwise occurred. A whole stream of events issue from the decision, raising in one’s favor all manner of unforeseen incidents, and meetings and material assistance which no man or woman could have dreamed would come his or her way. Whatever you can do, or dream you can do, begin it. Begin it now." I answered: „I wonder: when providence doesn’t move, ...