"Du bist dein eigenes Universum und dein eigenes Glück. Du bist frei und warst es schon immer."
Gestern sah ich den großartigen Film "Gleißendes Glück" mit Martina Gedeck und Ulrich Tukur, die beide für mich zu den wirklich herausragenden deutschen Schauspielern gehören und in ihrem Zusammenspiel etwas kongeniales hatten.
Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von A.L. Kennedy.
Sehr lange hatte ich den Film hier liegen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Protagonistin Helene Brindel an einer Stelle von ihrem Filmehemann fast zu Tode geprügelt wird. Je älter ich werde, desto zögerlicher setze ich mich derartigen Gewaltszenarien in Filmen aus. Deshalb ließ ich den Film liegen. Wegen der Schauspieler, auch wegen der Autorin, war ich mir eigentlich sicher, dass es ein sehr guter Film sein würde, ging aber davon aus, dass er negativ und brutal wäre.
Ich bin sehr froh, dass ich mir den Film nun angeschaut habe. Denn: er ist gar nicht negativ. Spannend, sogar hoch spannend, das ja. Selten habe ich in einem Film so oft die Luft angehalten. Aber weniger aus Angst, sondern mehr aufgrund der Intensität der sich entwickelnden Geschichte, einer ganz großen Liebesgeschichte.
Die Hausfrau Helene Brindel kann schon seit einiger Zeit nicht mehr schlafen. Sie steht nachts auf, bereitet schon einmal das Frühstück für ihren Ehemann vor und schaut Fernsehen. In der Regel findet ihr Mann sie morgens schlafend auf dem Wohnzimmerteppich vor. Der Fernseher läuft immer noch. Die Fernbedienung liegt neben ihrer Hand.
Tagsüber putzt sie das ohnehin blitzblanke Haus. Sie kauft ein und bereitet aufwändige Mahlzeiten für sich und den Ehemann, die jener durchaus zu schätzen weiß, wenn er auch sonst eine unterschwellige Aggressivität ausstrahlt, die auf der Stelle begreifen lässt, warum Helene Brindel so wenig spricht. Denn ganz schnell kann ein falsches Wort, ausgesprochen oder verschwiegen, diesen Mann zum Ausrasten bringen.
Eines Tages, beim Putzen der Küchenlampe, hört sie im Radio die Stimme eines Wissenschaftler, Eduard E. Gluck, Gehirnforscher, der über die Möglichkeiten zum menschlichen Glück spricht, dass wir unendliche Kapazitäten besitzen, glücklich zu sein, dass wir diese Kapazitäten bewusst trainieren und leben lernen können.
Helene Brindel glaubte einst an Gott. Aber sie hat ihren Glauben verloren. Das ist für sie ein massives Problem. Diese Männerstimme macht ihr Hoffnung und so kontaktiert sie den Professor, trifft ihn am Rande eines Kongresses heimlich in Hamburg.
Mit diesem Treffen, das für sie die Hoffnung birgt, irgendwie zu ihrem oder einem anderen Glauben zurückfinden zu können, beginnt eine zarte, sehr berührende Liebesgeschichte von zwei Menschen, die an einer je eigenen Wand stehen und an ihrem Leben verzweifeln. Denn auch der Professor hat ein riesiges Problem: er ist pornoabhängig, er kann seine eigenen Theorien nicht auf sich selbst anwenden.
Wie Martina Gedeck und Ulrich Tukur diese Nuancen der emotionalen Öffnung, des sich Veränderns durch das Eintreten eines anderen, eines richtigen Menschen in das eigene Leben, wie sie das spielen, ist sensationell Wie subtil beide den Mut darstellen, der dazu gehört, sich für einen anderen zu öffnen. In vielen Besprechungen wird auf die Größe der Gedeckschen Leistung hingewiesen, was absolut stimmt. Allerdings hat mich den ganzen Film über auch Ulrich Tukur beeindruckt, der den selbstherrlichen Wichtigtuer gibt, um dann, Stück für Stück, für ihn selbst unfassbar, aufgrund seiner Gefühle an etwas in seinem tiefsten Inneren heranzukommen, das vielleicht die Fähigkeit zu gleißendem Glück sein könnte. Seine Courage, dort hin zu gehen, an diese Stelle, wo er seine gesamte, mühsam aufrecht erhaltene Fassade verlieren wird, das war groß! Die von Tukur dargestellte Wandlung geschieht an keiner Stelle plump. Er zeigt sie so subtil, nur mit seinem Gesicht, mit seiner Körpersprache - das hat mich mindestens genauso beeindruckt wie die Leistung Martina Gedecks. Wie am Anfang schon erwähnt: die beiden sind kongenial.
Für mich ist dieser Film ein ganz großer Liebesfilm. Er ist aber auch das Protokoll einer psychologischen und spirituellen Vision Quest, Eduard und Helene finden durch einander ihren Heiligen Gral und am Ende, könnte man sagen, baden sie in gleißendem Glück. Du bist frei und warst es schon immer.
Sehr schön! Sehr empfehlenswert! Hochintensiv!
(c) Susanne Becker
Gestern sah ich den großartigen Film "Gleißendes Glück" mit Martina Gedeck und Ulrich Tukur, die beide für mich zu den wirklich herausragenden deutschen Schauspielern gehören und in ihrem Zusammenspiel etwas kongeniales hatten.
Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von A.L. Kennedy.
Sehr lange hatte ich den Film hier liegen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Protagonistin Helene Brindel an einer Stelle von ihrem Filmehemann fast zu Tode geprügelt wird. Je älter ich werde, desto zögerlicher setze ich mich derartigen Gewaltszenarien in Filmen aus. Deshalb ließ ich den Film liegen. Wegen der Schauspieler, auch wegen der Autorin, war ich mir eigentlich sicher, dass es ein sehr guter Film sein würde, ging aber davon aus, dass er negativ und brutal wäre.
Ich bin sehr froh, dass ich mir den Film nun angeschaut habe. Denn: er ist gar nicht negativ. Spannend, sogar hoch spannend, das ja. Selten habe ich in einem Film so oft die Luft angehalten. Aber weniger aus Angst, sondern mehr aufgrund der Intensität der sich entwickelnden Geschichte, einer ganz großen Liebesgeschichte.
Die Hausfrau Helene Brindel kann schon seit einiger Zeit nicht mehr schlafen. Sie steht nachts auf, bereitet schon einmal das Frühstück für ihren Ehemann vor und schaut Fernsehen. In der Regel findet ihr Mann sie morgens schlafend auf dem Wohnzimmerteppich vor. Der Fernseher läuft immer noch. Die Fernbedienung liegt neben ihrer Hand.
Tagsüber putzt sie das ohnehin blitzblanke Haus. Sie kauft ein und bereitet aufwändige Mahlzeiten für sich und den Ehemann, die jener durchaus zu schätzen weiß, wenn er auch sonst eine unterschwellige Aggressivität ausstrahlt, die auf der Stelle begreifen lässt, warum Helene Brindel so wenig spricht. Denn ganz schnell kann ein falsches Wort, ausgesprochen oder verschwiegen, diesen Mann zum Ausrasten bringen.
Eines Tages, beim Putzen der Küchenlampe, hört sie im Radio die Stimme eines Wissenschaftler, Eduard E. Gluck, Gehirnforscher, der über die Möglichkeiten zum menschlichen Glück spricht, dass wir unendliche Kapazitäten besitzen, glücklich zu sein, dass wir diese Kapazitäten bewusst trainieren und leben lernen können.
Helene Brindel glaubte einst an Gott. Aber sie hat ihren Glauben verloren. Das ist für sie ein massives Problem. Diese Männerstimme macht ihr Hoffnung und so kontaktiert sie den Professor, trifft ihn am Rande eines Kongresses heimlich in Hamburg.
Mit diesem Treffen, das für sie die Hoffnung birgt, irgendwie zu ihrem oder einem anderen Glauben zurückfinden zu können, beginnt eine zarte, sehr berührende Liebesgeschichte von zwei Menschen, die an einer je eigenen Wand stehen und an ihrem Leben verzweifeln. Denn auch der Professor hat ein riesiges Problem: er ist pornoabhängig, er kann seine eigenen Theorien nicht auf sich selbst anwenden.
Wie Martina Gedeck und Ulrich Tukur diese Nuancen der emotionalen Öffnung, des sich Veränderns durch das Eintreten eines anderen, eines richtigen Menschen in das eigene Leben, wie sie das spielen, ist sensationell Wie subtil beide den Mut darstellen, der dazu gehört, sich für einen anderen zu öffnen. In vielen Besprechungen wird auf die Größe der Gedeckschen Leistung hingewiesen, was absolut stimmt. Allerdings hat mich den ganzen Film über auch Ulrich Tukur beeindruckt, der den selbstherrlichen Wichtigtuer gibt, um dann, Stück für Stück, für ihn selbst unfassbar, aufgrund seiner Gefühle an etwas in seinem tiefsten Inneren heranzukommen, das vielleicht die Fähigkeit zu gleißendem Glück sein könnte. Seine Courage, dort hin zu gehen, an diese Stelle, wo er seine gesamte, mühsam aufrecht erhaltene Fassade verlieren wird, das war groß! Die von Tukur dargestellte Wandlung geschieht an keiner Stelle plump. Er zeigt sie so subtil, nur mit seinem Gesicht, mit seiner Körpersprache - das hat mich mindestens genauso beeindruckt wie die Leistung Martina Gedecks. Wie am Anfang schon erwähnt: die beiden sind kongenial.
Für mich ist dieser Film ein ganz großer Liebesfilm. Er ist aber auch das Protokoll einer psychologischen und spirituellen Vision Quest, Eduard und Helene finden durch einander ihren Heiligen Gral und am Ende, könnte man sagen, baden sie in gleißendem Glück. Du bist frei und warst es schon immer.
Sehr schön! Sehr empfehlenswert! Hochintensiv!
(c) Susanne Becker
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