Dies ist eine neue Reihe, die ich auf meinem Blog hiermit ausprobieren möchte.
Ich stelle Schriftstellerinnen und Schriftstellern 10 Fragen, die mich brennend interessieren.
Für mich waren Schriftstelleinnen schon immer die interessantesten Menschen der Welt. Bei Lesungen möchte ich mich eigentlich regelmäßig nach vorne drängeln und diese 10 Fragen (und ca. 35 weitere) stellen. Es ist für mich faszinierend, wie jemand Tag für Tag allein an seinem Schreibtisch sitzt und sich eine Geschichte aus dem eigenen Inneren schält. Oft finde ich es spannender, zu erfahren, wie ein Schriftsteller schreibt, welche Rituale, Gewohnheiten er hat, welche anderen Autoren ihn oder sie inspirieren, als den Text zu interpretieren.
Die Antworten auf meine Fragen, das habe ich schon jetzt bei meinem ersten Versuch gemerkt, inspirieren mich sofort. In der Hoffnung, dass dies auch meinen Leserinnen so geht, hoffe ich, noch viele Schriftstellerinnen zu finden, die bereit sind, diesen kleinen Fragebogen zu beantworten (angelehnt übrigens an den Fragebogen der FAZ, den ich schon als Kind verschlungen habe, weil mich Dinge wie: Welche Person aus der Vergangenheit würden sie gerne kennenlernen? Oder was ist Ihre Lieblingsfarbe? wirklich interessieren) .
Den Anfang macht die großartige Pia Ziefle, deren zweites Buch Länger als sonst ist nicht für immer ich vor ein paar Monaten hier rezensiert habe. Ihr erstes Buch Suna habe ich noch nicht gelesen, aber es steht sehr weit oben auf meiner Wunschliste.In beiden Büchern beschäftigt sie sich mit ganz großen Fragen, und findet sehr leise Antworten darauf, die noch lange in einem nach klingen. Es ist wahr: Über Länger als sonst ist nicht für immer denke ich noch heute so manches Mal nach und wenn ich mir was wünschen würde, dann: Bitte, Pia Ziefle, erzähl mir mehr von Ira, Lew und Fido. Ich möchte wissen, wie es mit ihnen weiter geht.
Hier sind ihre Antworten auf meine neugierigen Fragen.
1. Wo schreibst Du am liebsten?
An meinem Schreibtisch. Versuche, mit einem Notebook durch die Gegend zu
fahren und an schönen Orten zu schreiben sind schon beim ersten Buch
gescheitert, entweder an mangelndem Akku oder an mangelnder Ruhe, fehlendem Internet
oder zu vielem Drumherum, an das ich hätte denken müssen. Bücher,
beispielsweise, oder Essen, Trinken, Notizen oder an meine Wandtafel.
2. Gibt es Rituale, ohne die beim Schreiben für Dich nichts geht?
Ruhe. Ich brauche Ruhe. Die schaffe ich mir, indem ich mit Musik
schreibe. Klingt paradox, ist es auch, aber Musik im Kopfhörer schirmt
mich ab von Alltagsgeräuschen, und ich kann sie ausblenden, sobald ich im Text bin. Für manche
Schreibphasen an /Länger als sonst ist nicht für immer/ habe ich
playlists gemacht, oft nur mit einem einzigen Stück,
das dann in Dauerschleife gelaufen ist, damit mir die Atmosphäre zum
Schreiben nicht wegrutscht.
3. Gibt es eine Art Schreibroutine?
Sobald ein Thema da ist: Mit Leuten sprechen. Mit sehr vielen. Dann:
Lesen. Sehr viel lesen. Jeden Tag. Bücher, Zeitschriften, Internet,
egal. Nein, nicht ganz egal.
An Schreibtagen lese ich vor allem im Internet, und mache dann alles zu.
Lege mir ein bisschen zu Essen bereit und dann beginne ich mit der
aktuellen Arbeit: Figuren ausstatten, den plot noch einmal bedenken,
oder später, ein bestimmtes Kapitel schreiben. Wenn es fertig ist,
liegenlassen. Sehr lange liegenlassen. Wochen am Besten. Wenn es danach
noch gut klingt, kann es bleiben. Ansonsten muss es überarbeitet werden.
Ich habe also eher eine generelle Routine, keine die sich auf einen Tag
herunterbrechen lässt.
4. Was liest Du gerade?
Im Augenblick lese ich viel parallel. Einmal "The Interestings" von Meg
Wolitzer, auf Englisch, das holt mir meine ersten Romanlesegefühle
zurück, weil ich nicht so gut Englisch kann, um mühelos und ohne Fragen
an Vokabeln durch den Text zu reisen.
Weiß ich etwas nicht, muss ich entscheiden, ob ich es nachschlage, oder
ob es mir reicht, eine Szene ohne exakte Kenntnis der Vokabel nur so
halb zu erfassen. Das Ergebnis: ich bin viel tiefer drin im Text und in
den Figuren, weil ich mir Begriffe aus dem Kontext erschließen muss so
wie früher, als ich noch sehr jung war und sehr viel Literatur gelesen
habe, die keineswegs für mein Lesealter gedacht war. Wahrscheinlich
würde ich "The Interestings" auf Deutsch gar nicht so intensiv bedenken
wie ich es im Augenblick tue.
Parallel, das hatte ich ja so gesagt, parallel lese ich mich durch den
1000-Seiter zu Srebrenica von Matthias Fink, und der andere 1000-Seiter,
der von Jürgen Osterhammel, "Die Verwandlung der Welt" liegt auch noch
auf meinem Lesetisch.
5. Welches Buch oder welche Bücher haben Dein Leben verändert?
Hmmm. Es ist schwer, ein bestimmtes zu nennen, weil es so viele gewesen
sind. Jedes hat auf seine Weise beigetragen, sogar die, die ich wütend
in die Ecke geworfen habe, weil mir Figuren oder Stil auf den Geist
gegangen sind. Ich habe so viel Zeit mit Büchern verbracht,
ich glaube, ich kann keines herausgreifen.
6. Wenn Du absolut frei wärest, wo würdest Du leben?
Auf einer griechischen Insel, bei allerdings angenehmen Temperaturen,
wenn ich das bestellen darf.
7. Welchen Menschen aus der Vergangenheit oder Zukunft würdest Du gerne
kennen lernen?
Aus der Zukunft würde ich gerne diejenigen treffen die es geschafft
haben, die Menschheit davon zu überzeugen, friedlich miteinander
auszukommen und alle Ressourcen miteinander zu teilen, weil es sich
ohnehin nicht lohnt, für eine so kurze Spanne wie ein menschliches Leben
Reichtümer anzuhäufen oder sich so etwas Abstraktes wie "Macht" zu sichern.
8. Fällt Dir Schreiben leicht oder schwer?
Der Anfang ist schwer. Sehr schwer. Von der vagen Idee zu einer Figur zu
kommen, diese dann in eine Handlung zu bringen, sie überhaupt erst davon
zu überzeugen, jetzt auf der Stelle tätig zu werden, das ist schwere harte Arbeit.
Das Ziel der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren, oder noch früher,
es überhaupt fokussieren zu können
- das ist auch nicht sehr leicht. Aber wenn ich das habe, und den Ton
der Erzählung, dann geht es mitunter sehr schnell, ein Kapitel in Form zu gießen.
9. Du schreibst weil.....?
... ich hoffe, mit dem was ich zu erzählen habe, etwas zurückgeben zu
können. Ich verstehe Literatur als einen kleinen Beitrag. Entweder,
indem sie etwas in Zusammenhang bringen kann, der sich nicht so einfach
erschließt, wenn man jeden Tag hart arbeiten muss und weniger Zeit hat
als ich, in einer Bibliothek zu sitzen, oder indem sie etwas sichtbar
machen kann, das leicht im Alltag untergeht. In jedem Leben steckt ein
Roman, und den zu finden und erzählbar zu machen, so dass jemand anderes
etwas daraus mitnehmen kann für sein Leben oder eine Lebensentscheidung,
das finde ich spannend und darum bin ich bisher drangeblieben am Erzählen.
10. Gibt es eine Frage, die ich nicht gestellt habe, die Du an dieser
Stelle trotzdem gerne beantworten würdest?
Nein, alle Fragen waren toll. Ganz herzlichen Dank dir dafür!
Danke an Pia Ziefle! Es hat mir großen Spaß gemacht, Deine Antworten zu lesen!
Ich stelle Schriftstellerinnen und Schriftstellern 10 Fragen, die mich brennend interessieren.
Für mich waren Schriftstelleinnen schon immer die interessantesten Menschen der Welt. Bei Lesungen möchte ich mich eigentlich regelmäßig nach vorne drängeln und diese 10 Fragen (und ca. 35 weitere) stellen. Es ist für mich faszinierend, wie jemand Tag für Tag allein an seinem Schreibtisch sitzt und sich eine Geschichte aus dem eigenen Inneren schält. Oft finde ich es spannender, zu erfahren, wie ein Schriftsteller schreibt, welche Rituale, Gewohnheiten er hat, welche anderen Autoren ihn oder sie inspirieren, als den Text zu interpretieren.
Die Antworten auf meine Fragen, das habe ich schon jetzt bei meinem ersten Versuch gemerkt, inspirieren mich sofort. In der Hoffnung, dass dies auch meinen Leserinnen so geht, hoffe ich, noch viele Schriftstellerinnen zu finden, die bereit sind, diesen kleinen Fragebogen zu beantworten (angelehnt übrigens an den Fragebogen der FAZ, den ich schon als Kind verschlungen habe, weil mich Dinge wie: Welche Person aus der Vergangenheit würden sie gerne kennenlernen? Oder was ist Ihre Lieblingsfarbe? wirklich interessieren) .
Den Anfang macht die großartige Pia Ziefle, deren zweites Buch Länger als sonst ist nicht für immer ich vor ein paar Monaten hier rezensiert habe. Ihr erstes Buch Suna habe ich noch nicht gelesen, aber es steht sehr weit oben auf meiner Wunschliste.In beiden Büchern beschäftigt sie sich mit ganz großen Fragen, und findet sehr leise Antworten darauf, die noch lange in einem nach klingen. Es ist wahr: Über Länger als sonst ist nicht für immer denke ich noch heute so manches Mal nach und wenn ich mir was wünschen würde, dann: Bitte, Pia Ziefle, erzähl mir mehr von Ira, Lew und Fido. Ich möchte wissen, wie es mit ihnen weiter geht.
Hier sind ihre Antworten auf meine neugierigen Fragen.
1. Wo schreibst Du am liebsten?
An meinem Schreibtisch. Versuche, mit einem Notebook durch die Gegend zu
fahren und an schönen Orten zu schreiben sind schon beim ersten Buch
gescheitert, entweder an mangelndem Akku oder an mangelnder Ruhe, fehlendem Internet
oder zu vielem Drumherum, an das ich hätte denken müssen. Bücher,
beispielsweise, oder Essen, Trinken, Notizen oder an meine Wandtafel.
2. Gibt es Rituale, ohne die beim Schreiben für Dich nichts geht?
Ruhe. Ich brauche Ruhe. Die schaffe ich mir, indem ich mit Musik
schreibe. Klingt paradox, ist es auch, aber Musik im Kopfhörer schirmt
mich ab von Alltagsgeräuschen, und ich kann sie ausblenden, sobald ich im Text bin. Für manche
Schreibphasen an /Länger als sonst ist nicht für immer/ habe ich
playlists gemacht, oft nur mit einem einzigen Stück,
das dann in Dauerschleife gelaufen ist, damit mir die Atmosphäre zum
Schreiben nicht wegrutscht.
3. Gibt es eine Art Schreibroutine?
Sobald ein Thema da ist: Mit Leuten sprechen. Mit sehr vielen. Dann:
Lesen. Sehr viel lesen. Jeden Tag. Bücher, Zeitschriften, Internet,
egal. Nein, nicht ganz egal.
An Schreibtagen lese ich vor allem im Internet, und mache dann alles zu.
Lege mir ein bisschen zu Essen bereit und dann beginne ich mit der
aktuellen Arbeit: Figuren ausstatten, den plot noch einmal bedenken,
oder später, ein bestimmtes Kapitel schreiben. Wenn es fertig ist,
liegenlassen. Sehr lange liegenlassen. Wochen am Besten. Wenn es danach
noch gut klingt, kann es bleiben. Ansonsten muss es überarbeitet werden.
Ich habe also eher eine generelle Routine, keine die sich auf einen Tag
herunterbrechen lässt.
4. Was liest Du gerade?
Im Augenblick lese ich viel parallel. Einmal "The Interestings" von Meg
Wolitzer, auf Englisch, das holt mir meine ersten Romanlesegefühle
zurück, weil ich nicht so gut Englisch kann, um mühelos und ohne Fragen
an Vokabeln durch den Text zu reisen.
Weiß ich etwas nicht, muss ich entscheiden, ob ich es nachschlage, oder
ob es mir reicht, eine Szene ohne exakte Kenntnis der Vokabel nur so
halb zu erfassen. Das Ergebnis: ich bin viel tiefer drin im Text und in
den Figuren, weil ich mir Begriffe aus dem Kontext erschließen muss so
wie früher, als ich noch sehr jung war und sehr viel Literatur gelesen
habe, die keineswegs für mein Lesealter gedacht war. Wahrscheinlich
würde ich "The Interestings" auf Deutsch gar nicht so intensiv bedenken
wie ich es im Augenblick tue.
Parallel, das hatte ich ja so gesagt, parallel lese ich mich durch den
1000-Seiter zu Srebrenica von Matthias Fink, und der andere 1000-Seiter,
der von Jürgen Osterhammel, "Die Verwandlung der Welt" liegt auch noch
auf meinem Lesetisch.
5. Welches Buch oder welche Bücher haben Dein Leben verändert?
Hmmm. Es ist schwer, ein bestimmtes zu nennen, weil es so viele gewesen
sind. Jedes hat auf seine Weise beigetragen, sogar die, die ich wütend
in die Ecke geworfen habe, weil mir Figuren oder Stil auf den Geist
gegangen sind. Ich habe so viel Zeit mit Büchern verbracht,
ich glaube, ich kann keines herausgreifen.
6. Wenn Du absolut frei wärest, wo würdest Du leben?
Auf einer griechischen Insel, bei allerdings angenehmen Temperaturen,
wenn ich das bestellen darf.
7. Welchen Menschen aus der Vergangenheit oder Zukunft würdest Du gerne
kennen lernen?
Aus der Zukunft würde ich gerne diejenigen treffen die es geschafft
haben, die Menschheit davon zu überzeugen, friedlich miteinander
auszukommen und alle Ressourcen miteinander zu teilen, weil es sich
ohnehin nicht lohnt, für eine so kurze Spanne wie ein menschliches Leben
Reichtümer anzuhäufen oder sich so etwas Abstraktes wie "Macht" zu sichern.
8. Fällt Dir Schreiben leicht oder schwer?
Der Anfang ist schwer. Sehr schwer. Von der vagen Idee zu einer Figur zu
kommen, diese dann in eine Handlung zu bringen, sie überhaupt erst davon
zu überzeugen, jetzt auf der Stelle tätig zu werden, das ist schwere harte Arbeit.
Das Ziel der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren, oder noch früher,
es überhaupt fokussieren zu können
- das ist auch nicht sehr leicht. Aber wenn ich das habe, und den Ton
der Erzählung, dann geht es mitunter sehr schnell, ein Kapitel in Form zu gießen.
9. Du schreibst weil.....?
... ich hoffe, mit dem was ich zu erzählen habe, etwas zurückgeben zu
können. Ich verstehe Literatur als einen kleinen Beitrag. Entweder,
indem sie etwas in Zusammenhang bringen kann, der sich nicht so einfach
erschließt, wenn man jeden Tag hart arbeiten muss und weniger Zeit hat
als ich, in einer Bibliothek zu sitzen, oder indem sie etwas sichtbar
machen kann, das leicht im Alltag untergeht. In jedem Leben steckt ein
Roman, und den zu finden und erzählbar zu machen, so dass jemand anderes
etwas daraus mitnehmen kann für sein Leben oder eine Lebensentscheidung,
das finde ich spannend und darum bin ich bisher drangeblieben am Erzählen.
10. Gibt es eine Frage, die ich nicht gestellt habe, die Du an dieser
Stelle trotzdem gerne beantworten würdest?
Nein, alle Fragen waren toll. Ganz herzlichen Dank dir dafür!
Danke an Pia Ziefle! Es hat mir großen Spaß gemacht, Deine Antworten zu lesen!
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