Dies ist eine neue Reihe, deren zweite Folge heute auf meinem Blog erscheint.
Ich stelle Schriftstellerinnen und Schriftstellern 10 Fragen, die mich brennend interessieren. Wobei ich schon bei dieser zweiten Runde merke, dass diese zehn Fragen schön und gut sind, ich aber auch andere 10 Fragen stellen könnte, dass die Fragen, die mich interessieren, im Prozess dieser kleinen Interviews komplexer werden. Ulla Lenze hätte ich zum Beispiel sehr gerne zu aktuellen politischen Themen befragt, oder zu philosophischen
Es könnte also sein, dass ich zwar weiterhin 10 Fragen stelle, sie aber situativ und individuell variiere. Eines bleibt jedoch bestehen: Für mich waren Schriftstelleinnen schon immer die interessantesten Menschen der Welt. Bei Lesungen möchte ich mich eigentlich regelmäßig nach vorne drängeln und diese 10 Fragen (und ca. 35 weitere) stellen. Es ist für mich faszinierend, wie jemand Tag für Tag allein an seinem Schreibtisch sitzt und sich eine Geschichte aus dem eigenen Inneren schält. Oft finde ich es spannender, zu erfahren, wie ein Schriftsteller schreibt, welche Rituale, Gewohnheiten er hat, welche anderen Autoren ihn oder sie inspirieren, als den Text zu interpretieren.
Die Antworten, das habe ich auch wieder bei diesem zweiten Fragebogen gemerkt, inspirieren mich sofort. In der Hoffnung, dass dies auch meinen Leserinnen so geht, hoffe ich, noch viele Schriftstellerinnen zu finden, die bereit sind, diesen kleinen Fragebogen zu beantworten (angelehnt übrigens an den Fragebogen der FAZ, den ich schon als Kind verschlungen habe, weil mich Dinge wie: Welche Person aus der Vergangenheit würden sie gerne kennenlernen? Oder was ist Ihre Lieblingsfarbe? wirklich interessieren).
Die zweite Teilnehmerin ist Ulla Lenze. Über ihren vierten Roman Die endlose Stadt schrieb Eva Behrendt in der taz "Mit ihrem vierten Buch hat Ulla Lenze gleichzeitig einen verblüffend spannenden Liebesroman und ein philosophisches Essay über Kunst und Ethik geschrieben." Wäre mein Interesse an dem Buch nicht sowieso schon durch die Inhaltsangabe des Verlags geweckt, hätte mir auch dieser Satz ausgereicht, um Ulla Lenzes Roman sofort auf meine Liste unbedingt zu lesender Bücher zu setzen. Genau so erging es mir mit ihrem vorherigen dritten Roman Der kleine Rest des Todes, der mich mit seinem Titel sofort ansprach und dessen Geschichte: ein Vater kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben und die Tochter muss das irgendwie verarbeiten, mich sehr interessiert, vor allem, wenn ich weiß, dass die Autorin klug ist, sich für Philosophie interessiert und existenzielle Fragen und Konstellationen so spannend findet, wie ich selbst. Dass ich beide Bücher noch nicht gelesen habe, liegt einzig und allein an dem Berg an Büchern, der sich bei mir stapelt. Im Oktober gehe ich für drei Wochen in ein Schreibretreat nach New Mexico, ich werde dort auch lesen. Und ich werde ihre Bücher dorthin mit nehmen.
Ulla Lenze gibt übrigens auch Schreibkurse in Berlin und hat teilgenommen an der wunderbaren Solilesung für Bizim Bakkal am 1. Juli hier in Kreuzberg mitten auf der Wrangelstraße.
Hier sind ihre Antworten auf meine Fragen:
1. Wo schreibst Du am liebsten?
Ich brauche Stille und eine vertraute Umgebung. Das habe ich zuhause.
2. Gibt es Rituale, ohne die für Dich beim Schreiben nichts geht?
Kein Ritual, aber wichtig, um konzentriert zu bleiben: Das Telefon ausschalten und das Internetkabel für einige Stunden in den Briefkasten schließen.
3. Gibt es eine Art Schreibroutine?
Ich schreibe jeden Tag, und die produktivsten Zeiten sind morgens und manchmal auch nachts.
4. Was liest Du gerade?
Den sehr schönen Roman "Der Fremde im Palazzo d'Oro" von Paul Theroux.
5. Welches Buch oder welche Bücher haben Dein Leben verändert?
Ich kann von einigen Autoren sagen, dass ihre Bücher in mir den Wunsch verstärkt haben, selber Bücher zu schreiben. Dazu gehören Don Delillo, J.M. Coetzee, aber noch einige andere.
6. Wenn Du absolut frei wärest, wo würdest du leben wollen?
Am Meer.
7. Welchen Menschen aus der Vergangenheit, Zukunft oder Gegenwart würdest Du gerne kennen lernen?
Ich bin neugierig auf Menschen. Aber ich würde zum Beispiel Menschen, deren Werk (Film, Buch, Musik, Bilder etc.) ich bewundere, gar nicht so dringend treffen wollen. Vielleicht müsste die Frage in meinem Fall also lauten: Welchen Menschen, die du eigentlich treffen wollen müsstest, würdest du konsequent aus dem Weg gehen? Ich nenne mal ein paar Tote: Derrida, Duras, Hegel, Dostojewski, Roland Barthes...
8. Fällt Dir das Schreiben leicht oder schwer?
Der Anfang eines Romans fällt mir leicht, das Ende schwer.
9. Du schreibst weil….?
Darauf könnte ich jetzt eine handvoll Antworten liefern. Aber ich glaube, diese Kausalitäten werden nachträglich hergestellt. Das Schreiben, wie jede Kunst, ist etwas, das ohne Kosten- Nutzenrechnung auskommt.
Vielmehr ist es etwas, das einem zustößt, das eigentliche Schreiben meine ich.
10. Gibt es eine Frage, die ich an dieser Stelle nicht gefragt habe, die Du aber trotzdem gerne beantworten würdest?
Diese Frage zum Beispiel, nur fällt mir im Moment keine Antwort ein.
Danke Ulla Lenze, und ich habe die Idee mit dem Internetkabel im Briefkasten schon abgespeichert. Vielleicht bring ich meins sogar in den Keller, wenn ich schreibe. Sicher ist sicher.
Ich stelle Schriftstellerinnen und Schriftstellern 10 Fragen, die mich brennend interessieren. Wobei ich schon bei dieser zweiten Runde merke, dass diese zehn Fragen schön und gut sind, ich aber auch andere 10 Fragen stellen könnte, dass die Fragen, die mich interessieren, im Prozess dieser kleinen Interviews komplexer werden. Ulla Lenze hätte ich zum Beispiel sehr gerne zu aktuellen politischen Themen befragt, oder zu philosophischen
Es könnte also sein, dass ich zwar weiterhin 10 Fragen stelle, sie aber situativ und individuell variiere. Eines bleibt jedoch bestehen: Für mich waren Schriftstelleinnen schon immer die interessantesten Menschen der Welt. Bei Lesungen möchte ich mich eigentlich regelmäßig nach vorne drängeln und diese 10 Fragen (und ca. 35 weitere) stellen. Es ist für mich faszinierend, wie jemand Tag für Tag allein an seinem Schreibtisch sitzt und sich eine Geschichte aus dem eigenen Inneren schält. Oft finde ich es spannender, zu erfahren, wie ein Schriftsteller schreibt, welche Rituale, Gewohnheiten er hat, welche anderen Autoren ihn oder sie inspirieren, als den Text zu interpretieren.
Die Antworten, das habe ich auch wieder bei diesem zweiten Fragebogen gemerkt, inspirieren mich sofort. In der Hoffnung, dass dies auch meinen Leserinnen so geht, hoffe ich, noch viele Schriftstellerinnen zu finden, die bereit sind, diesen kleinen Fragebogen zu beantworten (angelehnt übrigens an den Fragebogen der FAZ, den ich schon als Kind verschlungen habe, weil mich Dinge wie: Welche Person aus der Vergangenheit würden sie gerne kennenlernen? Oder was ist Ihre Lieblingsfarbe? wirklich interessieren).
Foto (c) Julien Menand |
Die zweite Teilnehmerin ist Ulla Lenze. Über ihren vierten Roman Die endlose Stadt schrieb Eva Behrendt in der taz "Mit ihrem vierten Buch hat Ulla Lenze gleichzeitig einen verblüffend spannenden Liebesroman und ein philosophisches Essay über Kunst und Ethik geschrieben." Wäre mein Interesse an dem Buch nicht sowieso schon durch die Inhaltsangabe des Verlags geweckt, hätte mir auch dieser Satz ausgereicht, um Ulla Lenzes Roman sofort auf meine Liste unbedingt zu lesender Bücher zu setzen. Genau so erging es mir mit ihrem vorherigen dritten Roman Der kleine Rest des Todes, der mich mit seinem Titel sofort ansprach und dessen Geschichte: ein Vater kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben und die Tochter muss das irgendwie verarbeiten, mich sehr interessiert, vor allem, wenn ich weiß, dass die Autorin klug ist, sich für Philosophie interessiert und existenzielle Fragen und Konstellationen so spannend findet, wie ich selbst. Dass ich beide Bücher noch nicht gelesen habe, liegt einzig und allein an dem Berg an Büchern, der sich bei mir stapelt. Im Oktober gehe ich für drei Wochen in ein Schreibretreat nach New Mexico, ich werde dort auch lesen. Und ich werde ihre Bücher dorthin mit nehmen.
Ulla Lenze gibt übrigens auch Schreibkurse in Berlin und hat teilgenommen an der wunderbaren Solilesung für Bizim Bakkal am 1. Juli hier in Kreuzberg mitten auf der Wrangelstraße.
Hier sind ihre Antworten auf meine Fragen:
1. Wo schreibst Du am liebsten?
Ich brauche Stille und eine vertraute Umgebung. Das habe ich zuhause.
2. Gibt es Rituale, ohne die für Dich beim Schreiben nichts geht?
Kein Ritual, aber wichtig, um konzentriert zu bleiben: Das Telefon ausschalten und das Internetkabel für einige Stunden in den Briefkasten schließen.
3. Gibt es eine Art Schreibroutine?
Ich schreibe jeden Tag, und die produktivsten Zeiten sind morgens und manchmal auch nachts.
4. Was liest Du gerade?
Den sehr schönen Roman "Der Fremde im Palazzo d'Oro" von Paul Theroux.
5. Welches Buch oder welche Bücher haben Dein Leben verändert?
Ich kann von einigen Autoren sagen, dass ihre Bücher in mir den Wunsch verstärkt haben, selber Bücher zu schreiben. Dazu gehören Don Delillo, J.M. Coetzee, aber noch einige andere.
6. Wenn Du absolut frei wärest, wo würdest du leben wollen?
Am Meer.
7. Welchen Menschen aus der Vergangenheit, Zukunft oder Gegenwart würdest Du gerne kennen lernen?
Ich bin neugierig auf Menschen. Aber ich würde zum Beispiel Menschen, deren Werk (Film, Buch, Musik, Bilder etc.) ich bewundere, gar nicht so dringend treffen wollen. Vielleicht müsste die Frage in meinem Fall also lauten: Welchen Menschen, die du eigentlich treffen wollen müsstest, würdest du konsequent aus dem Weg gehen? Ich nenne mal ein paar Tote: Derrida, Duras, Hegel, Dostojewski, Roland Barthes...
8. Fällt Dir das Schreiben leicht oder schwer?
Der Anfang eines Romans fällt mir leicht, das Ende schwer.
9. Du schreibst weil….?
Darauf könnte ich jetzt eine handvoll Antworten liefern. Aber ich glaube, diese Kausalitäten werden nachträglich hergestellt. Das Schreiben, wie jede Kunst, ist etwas, das ohne Kosten- Nutzenrechnung auskommt.
Vielmehr ist es etwas, das einem zustößt, das eigentliche Schreiben meine ich.
10. Gibt es eine Frage, die ich an dieser Stelle nicht gefragt habe, die Du aber trotzdem gerne beantworten würdest?
Diese Frage zum Beispiel, nur fällt mir im Moment keine Antwort ein.
Danke Ulla Lenze, und ich habe die Idee mit dem Internetkabel im Briefkasten schon abgespeichert. Vielleicht bring ich meins sogar in den Keller, wenn ich schreibe. Sicher ist sicher.
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