Gestern schenkte mir eine Freundin ein Buch zum Geburtstag, nachträglich.
Ich hatte dieses Buch bereits, was sie nicht wissen konnte und was auch keinerlei Problem darstellt. Denn sie kaufte es bei den Lieblingsbuchhändlerinnen und da darf ich es umtauschen.
Sie schenkte mir übrigens Motherhood von Sheila Heti. Ich habe dieses Buch vor ein paar Monaten gelesen und auch gemocht, aber nicht so, dass ich darüber schreiben wollte. Der Grund ist, glaube ich, dass ich Kinder habe. In dem Buch geht es aber eigentlich darum, die Entscheidung zu treffen, ob man als Frau überhaupt Kinder bekommen sollte. Ich konnte für viele Punkte ihrer Befragung des Lebens sehr große Sympathie entwickeln. Andere schienen mir wie aus einer Welt, die ich für immer verlassen habe. Denn ich habe mich längst entschieden und bin Mutter. Egal, was ich tue, meine Kinder und deren Interessen, deren Wohlergehen, werden immer im Zentrum meines Befindens sein. Nie wieder werde ich vor der Frage stehen, ob mein Leben besser mit, oder besser ohne Kinder sein wird. Wenn ich mich um mich selbst drehe, fühlt es sich immer wie eine Verlängerung von anderen an. Denn im Zentrum meiner selbst sitzen meine Töchter. Alles, was ich tue, erwäge ich hinsichtlich seiner Konsequenzen für sie und vor allem für ihr Frauenbild. Was gestatte ich ihnen, zu tun? Wer gestatte ich ihnen zu sein? Wobei ich sagen muss, dass diese Herangehensweise auch mich selbst in vieler Hinsicht befreit hat. Wenn ich mich selbst klein halte, erweise ich damit meinen Töchtern keinen Dienst. Ich würde sagen, dass sie meine bisher besten Lehrerinnen waren.
Meine Freundin schenkte mir das Buch im Kino International, einem der schönsten Kinos Berlins, übrigens, kurz bevor der Film begann. Der Film The Favourite. Einer der seltenen Filme, in welchem drei weibliche Hauptrollen das Gerüst, das Zentrum, das lebendige Alles eines Filmes darstellen. Einer der seltenen Filme, in denen Frauen nicht die Rolle der Männer untermalen, sondern für sich selbst stehen und nicht schön oder nett sein müssen, um das zu tun. Zu Recht sind alle drei: Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone für den Oscar nominiert, genau wie auch der Film selbst. Ich werde bei nächster Gelegenheit auch noch eine Liste hier anlegen, mit all jenen Filmen, die ich sehen möchte. Hier ist derweil noch einmal zur Erinnerung meine Liste der Filme, die man gesehen haben sollte.
The Favourite. Die englische Königin Anne, welche in 16 Jahren 17 Mal schwanger war, steht im Zentrum der Geschichte und der Intrigen. Fünf der Kinder brachte sie lebend zur Welt, 12 verlor sie noch im Mutterleib oder brachte sie tot zur Welt. Von den lebenden fünf starben vier, bevor sie zwei Jahre alt wurden und das letzte Kind, ein kleiner Junge, der die Thronfolge hätte antreten sollen, starb im Alter von elf Jahren an den Pocken. Wir treffen Anne später. Betreut und manipuliert von ihrer Hofdame Sarah (die übrigens im echten Leben tatsächlich eine Vorfahrin Churchills war) und der neu hinzugekommenen Zofe Abigail. Wir sehen, wie dekadent das Leben am Hofe ist, während das Volk unter einem Krieg leidet.
Queen Anne aber ist im Grunde eine gebrochene Frau. Sie hat in ihrem Zimmer mehrere Käfige mit Kaninchen. 17 Kaninchen. Ihre Babies. Kann man sich das vorstellen, siebzehn Kinder zu verlieren?
Für mich erklärte sich ihr Charakter, ihr Verhalten, hauptsächlich aus dieser Tragödie. Sie erschloss sich mir darüber. Eine Frau, die siebzehn Kinder verloren hat. Ein Buch auf dem Schoß, das um die Frage kreist: soll ich Mutter werden?
Nach dem Film waren wir noch im Kvartira, das mittlerweile meine Lieblingskneipe im Kiez geworden ist. Alle anderen Lieblingskneipen wurden gentrifiziert. In meinem Kiez kann man als Einheimischer kaum noch irgendwo hin gehen. Alle Restaurants und Cafés scheinen für Touristen gemacht zu sein. In meinem Kiez wird es bald auch keine Einheimischen mehr geben, weil alle Wohnungen so teuer sind, dass sich nur noch reiche Säcke die Miete leisten können. Ich denke manchmal darüber nach, ob wir den ganzen Kiez einfach umziehen: die Lieblingsbuchhändlerinnen müssen mit, Marias New Dehli Yoga, das Kvartira, De Noantri und alle netten Menschen. Dann eröffnen wir Kreuzberg einfach neu, warum nicht irgendwo am Meer, zum Beispiel in Südspanien. Dorthin werde ich im Mai für zwei Wochen zum Schreiben gehen, in die Fundacion Valparaiso und mir die Lage mal genauer anschauen. Vielleicht passt Kreuzberg dort gar nicht so schlecht hin und das Wetter ist sowieso besser.
Meine Freundin sagte, sie wünsche sich von mir eine Wunschliste, eine Bücherliste auf dem Blog, wo sie jederzeit aktuell sehen könne, welche Bücher ich mir wünsche. Damit es nie wieder vorkommt, dass sie bei den Lieblingsbuchhändlerinnen steht und niemand weiß, was ich nun schon habe und was nicht.
Das fand ich eine großartige Idee. Denn wer weiß, wie viele andere Menschen da draußen herum laufen und wissen möchten, welches Buch sie mir schenken können. Sprecht Euch aber bitte ab.
Ich verspreche, ich werde versuchen, die Liste immer einigermaßen aktuell zu halten. Und falls ihr mir kein Buch schenken wollt, findet ihr darin vielleicht dennoch die ein oder andere Anregung für Euch selbst. Das würde mich auch freuen! Achtung Lieblingsbuchhändlerinnen: In den nächsten Tagen komme ich vorbei und tausche Motherhood gegen eines der unten genannten Exemplare um.
Offizielle, ständig aktualisierte Wunschliste meiner Bücher, Stand 24.04.2019
Ginzburg, Natalia, Lessico Famigliare (auf italienisch, da ich weiter üben möchte)
Leky, Mariana, Was man von hier aus sehen kann
Berg, Sybille, Vielen Dank für das Leben
Bjornstad, Ketil, Die Welt, die meine war
Parker, Toni, The Wonder of Presence
Parker, Toni, The Silent Question
Ernaux, Annie, Erinnerungen eines Mädchens
dies., Eine Frau
Deleva, Nataliya, Übersehen
Toganidze, Ekaterina, Einsame Schwestern
Zwetajewa, Marina, Unsere Zeit ist die Kürze
Szimborska, Wislawa, Hundert Freuden
Nadas, Peter, Aufleuchtende Details
Vanderbeke, Birgit, Alle, die vor uns da waren
Denemarková, Radka, Ein Beitrag zur Geschichte der Freude
Setz, Clemens J., Der Trost runder Dinge
Setz, Clemens J., Bot
Setz, Clemens J., Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
Harstad, Johan, Max, Mischa und die Tet-Offensive
Levy, Deborah, Hot Milk
dies. Swimming Home
Gabrielsen, Gohril, Die Einsamkeit der Seevögel
Alexie, Sherman, You don't have to say I love you
Schwarz, Géraldine, Die Gedächtnislosen
Hauser, Franziska, Die Gewitterschwimmerin
Ich hatte dieses Buch bereits, was sie nicht wissen konnte und was auch keinerlei Problem darstellt. Denn sie kaufte es bei den Lieblingsbuchhändlerinnen und da darf ich es umtauschen.
Sie schenkte mir übrigens Motherhood von Sheila Heti. Ich habe dieses Buch vor ein paar Monaten gelesen und auch gemocht, aber nicht so, dass ich darüber schreiben wollte. Der Grund ist, glaube ich, dass ich Kinder habe. In dem Buch geht es aber eigentlich darum, die Entscheidung zu treffen, ob man als Frau überhaupt Kinder bekommen sollte. Ich konnte für viele Punkte ihrer Befragung des Lebens sehr große Sympathie entwickeln. Andere schienen mir wie aus einer Welt, die ich für immer verlassen habe. Denn ich habe mich längst entschieden und bin Mutter. Egal, was ich tue, meine Kinder und deren Interessen, deren Wohlergehen, werden immer im Zentrum meines Befindens sein. Nie wieder werde ich vor der Frage stehen, ob mein Leben besser mit, oder besser ohne Kinder sein wird. Wenn ich mich um mich selbst drehe, fühlt es sich immer wie eine Verlängerung von anderen an. Denn im Zentrum meiner selbst sitzen meine Töchter. Alles, was ich tue, erwäge ich hinsichtlich seiner Konsequenzen für sie und vor allem für ihr Frauenbild. Was gestatte ich ihnen, zu tun? Wer gestatte ich ihnen zu sein? Wobei ich sagen muss, dass diese Herangehensweise auch mich selbst in vieler Hinsicht befreit hat. Wenn ich mich selbst klein halte, erweise ich damit meinen Töchtern keinen Dienst. Ich würde sagen, dass sie meine bisher besten Lehrerinnen waren.
Meine Freundin schenkte mir das Buch im Kino International, einem der schönsten Kinos Berlins, übrigens, kurz bevor der Film begann. Der Film The Favourite. Einer der seltenen Filme, in welchem drei weibliche Hauptrollen das Gerüst, das Zentrum, das lebendige Alles eines Filmes darstellen. Einer der seltenen Filme, in denen Frauen nicht die Rolle der Männer untermalen, sondern für sich selbst stehen und nicht schön oder nett sein müssen, um das zu tun. Zu Recht sind alle drei: Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone für den Oscar nominiert, genau wie auch der Film selbst. Ich werde bei nächster Gelegenheit auch noch eine Liste hier anlegen, mit all jenen Filmen, die ich sehen möchte. Hier ist derweil noch einmal zur Erinnerung meine Liste der Filme, die man gesehen haben sollte.
The Favourite. Die englische Königin Anne, welche in 16 Jahren 17 Mal schwanger war, steht im Zentrum der Geschichte und der Intrigen. Fünf der Kinder brachte sie lebend zur Welt, 12 verlor sie noch im Mutterleib oder brachte sie tot zur Welt. Von den lebenden fünf starben vier, bevor sie zwei Jahre alt wurden und das letzte Kind, ein kleiner Junge, der die Thronfolge hätte antreten sollen, starb im Alter von elf Jahren an den Pocken. Wir treffen Anne später. Betreut und manipuliert von ihrer Hofdame Sarah (die übrigens im echten Leben tatsächlich eine Vorfahrin Churchills war) und der neu hinzugekommenen Zofe Abigail. Wir sehen, wie dekadent das Leben am Hofe ist, während das Volk unter einem Krieg leidet.
Queen Anne aber ist im Grunde eine gebrochene Frau. Sie hat in ihrem Zimmer mehrere Käfige mit Kaninchen. 17 Kaninchen. Ihre Babies. Kann man sich das vorstellen, siebzehn Kinder zu verlieren?
Für mich erklärte sich ihr Charakter, ihr Verhalten, hauptsächlich aus dieser Tragödie. Sie erschloss sich mir darüber. Eine Frau, die siebzehn Kinder verloren hat. Ein Buch auf dem Schoß, das um die Frage kreist: soll ich Mutter werden?
Nach dem Film waren wir noch im Kvartira, das mittlerweile meine Lieblingskneipe im Kiez geworden ist. Alle anderen Lieblingskneipen wurden gentrifiziert. In meinem Kiez kann man als Einheimischer kaum noch irgendwo hin gehen. Alle Restaurants und Cafés scheinen für Touristen gemacht zu sein. In meinem Kiez wird es bald auch keine Einheimischen mehr geben, weil alle Wohnungen so teuer sind, dass sich nur noch reiche Säcke die Miete leisten können. Ich denke manchmal darüber nach, ob wir den ganzen Kiez einfach umziehen: die Lieblingsbuchhändlerinnen müssen mit, Marias New Dehli Yoga, das Kvartira, De Noantri und alle netten Menschen. Dann eröffnen wir Kreuzberg einfach neu, warum nicht irgendwo am Meer, zum Beispiel in Südspanien. Dorthin werde ich im Mai für zwei Wochen zum Schreiben gehen, in die Fundacion Valparaiso und mir die Lage mal genauer anschauen. Vielleicht passt Kreuzberg dort gar nicht so schlecht hin und das Wetter ist sowieso besser.
Meine Freundin sagte, sie wünsche sich von mir eine Wunschliste, eine Bücherliste auf dem Blog, wo sie jederzeit aktuell sehen könne, welche Bücher ich mir wünsche. Damit es nie wieder vorkommt, dass sie bei den Lieblingsbuchhändlerinnen steht und niemand weiß, was ich nun schon habe und was nicht.
Das fand ich eine großartige Idee. Denn wer weiß, wie viele andere Menschen da draußen herum laufen und wissen möchten, welches Buch sie mir schenken können. Sprecht Euch aber bitte ab.
Ich verspreche, ich werde versuchen, die Liste immer einigermaßen aktuell zu halten. Und falls ihr mir kein Buch schenken wollt, findet ihr darin vielleicht dennoch die ein oder andere Anregung für Euch selbst. Das würde mich auch freuen! Achtung Lieblingsbuchhändlerinnen: In den nächsten Tagen komme ich vorbei und tausche Motherhood gegen eines der unten genannten Exemplare um.
Offizielle, ständig aktualisierte Wunschliste meiner Bücher, Stand 24.04.2019
Ginzburg, Natalia, Lessico Famigliare (auf italienisch, da ich weiter üben möchte)
Leky, Mariana, Was man von hier aus sehen kann
Berg, Sybille, Vielen Dank für das Leben
Bjornstad, Ketil, Die Welt, die meine war
Parker, Toni, The Wonder of Presence
Parker, Toni, The Silent Question
Ernaux, Annie, Erinnerungen eines Mädchens
dies., Eine Frau
Deleva, Nataliya, Übersehen
Toganidze, Ekaterina, Einsame Schwestern
Zwetajewa, Marina, Unsere Zeit ist die Kürze
Szimborska, Wislawa, Hundert Freuden
Nadas, Peter, Aufleuchtende Details
Vanderbeke, Birgit, Alle, die vor uns da waren
Denemarková, Radka, Ein Beitrag zur Geschichte der Freude
Setz, Clemens J., Der Trost runder Dinge
Setz, Clemens J., Bot
Setz, Clemens J., Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
Harstad, Johan, Max, Mischa und die Tet-Offensive
Levy, Deborah, Hot Milk
dies. Swimming Home
Gabrielsen, Gohril, Die Einsamkeit der Seevögel
Alexie, Sherman, You don't have to say I love you
Schwarz, Géraldine, Die Gedächtnislosen
Hauser, Franziska, Die Gewitterschwimmerin
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