Es ist jetzt an der Zeit, es öffentlich zuzugeben, dass ich ein Listentyp bin. Zwanghaft. Ich liebe meinen Blog unter anderem deshalb so, weil ich hier schamlos Listen über Listen veröffentlichen kann und es auch tun werde. Lieblingsbücher, Lieblingsfilme, Lieblingslieder, Ziele für 2013, Träume bis an mein Lebensende, Schreibübungen, Schreibbücher....da fiele mir einiges ein.
Seitdem mir dämmerte, dass das Leben für mich zu komplex ist, um es in den Griff zu bekommen, habe ich damit begonnen, Listen zu führen. Das war, als ich Mutter wurde. Da fingen die ganzen Aufgaben, die man so im Laufe eines Tages erledigen musste, durfte, sollte, vor allem, wenn man nebenbei berufstätig war und in einer Großstadt lebte, irgendwann an, mir über den Kopf zu wachsen und ich legte meine erste Liste an. Ich merkte, wie gut es sich anfühlte und ließ der ersten gleich ein paar weitere folgen.
Die Jahre vorher waren kein Rausch der listenlosen Sorglosigkeit gewesen. Nein, das nicht, ich hatte immer schon eine Vorliebe für Listen. Aber in meinem früheren Leben waren es keine endlosen Aufzählungen von Dingen, die ich erledigen musste.
Ich schreibe für alles und jedes Listen, auch Listen über Listen, die ich unbedingt führen sollte (Listen der Geschäfte, in denen ich am liebsten einkaufe, Liste meiner Lieblingsschauspieler seit 1975, Lieblingsfernsehserien.....)
Im Büro habe ich immer eine Liste liegen mit den Dingen, die ich im Laufe der Woche, des Monats, des Jahres erledigen möchte. Ich finde es wahnsinnig befriedigend, Dinge darauf abzuhaken. Komischerweise finde ich es aber genauso befriedigend, für eine abgehakte Sache fünf neue hinzuzufügen. Ich fühle mich dann absurderweise wichtig, für fünf Minuten, dann fühle ich mich gestresst und fange damit an, die Listen durchzugehen nach Dingen, die wirklich unwichtig sind, und die bis 2027 warten können.
Listen zu verwalten ist eine wahnsinnig befriedigende Angelegenheit. Meditation ist es eigentlich. Man hat danach Ordnung im Kopf hergestellt. Es ist im Grunde eine spirituelle Sache, denn es macht meinen Kopf leer. Alles, was ich auf einer Liste habe, kann ich im Kopf wegpacken, so dass der manchmal regelrecht aufgeräumt wirkt.
Auf meinem Schreibtisch zuhause habe ich Einkaufslisten für die diversen Geschäfte, in denen ich regelmäßig einkehre, um unseren unübersichtlichen Haushalt aufzustocken. Die führe ich kontinuierlich: dm-Liste, Bioladen-Liste, Aldi-Liste, Kiez-Liste (das gibts nur in Berlin und bedeutet, alle die Sachen, die ich in diversen Geschäften in meiner Nachbarschaft einkaufen muss, dazu zählen Buchladen, Apotheke, Rewe, türkischer Gemüseladen, Schreibwarengeschäft). Wenn ich dann zum Einkaufen losziehe, vergesse ich die Listen in der Regel (an die Pfandflaschen denke ich dagegen wirklich immer!) und stehe dann im Laden, und versuche, mir ins Gedächtnis zu rufen, was auf den Listen gestanden hat. Ich versuche es visuell, gebe vor, ich hätte das fotografische Gedächtnis und stelle mir die Liste genau vor, wie sie auf meinem Schreibtisch liegt, ich versuche sie, zum Greifen nah vor mir zu sehen, in allen Einzelheiten. Klappt das nicht, gehe ich zu mehr kognitiven Mitteln über, indem ich mich daran zu erinnern versuche, was ich wann darauf geschrieben habe. Das kann dann komplexer werden, weil ich auch wieder unsere Schränke innerlich inspizieren muss, um durch freie Assoziation der darin enthaltenen Lücken auf die Einkaufslisten rückzuschließen (also: ah, wo normalerweise das Mehl steht, war eine Lücke und ich wollte ja Kuchen backen, also kaufe ich jetzt Mehl/so in der Art). Beide Methoden sind sehr gut, um meine langsam absterbenden Gehirnzellen zu trainieren.
Wenn ich doch daran denke, die Listen einzustecken, stehe ich in 90% der Fälle im Laden und finde sie nicht mehr wieder und beschäftige mich und die Verkäufer meines Vertrauens damit, zehn Minuten in all meinen Mantel-, Hosen- und sonstigen Taschen danach zu suchen. Wenn ich sie finde, stelle ich in weiteren 90% der Fälle fest, dass ich meine Lesebrille vergessen habe. Ich kann die Liste also nicht entziffern, außer ich renne mit ihr mehrfach nach draußen ans Tageslicht (geht im Winter nur, wenn ich um die Mittagszeit einkaufe), dort funktionieren meine Augen noch einigermaßen. Das ist in manchen Läden, vor allem im Kiez, nicht nötig, da wende ich mich wieder an die Verkäufer meines Vertrauens und leihe mir kurz deren Lesebrillen aus. Ich habe aber auch schon ein winziges Stück Käse für 7.12€ in der Bio-Company gekauft, weil ich die 7 für eine 1 hielt. Unnötig zu sagen, dass ich an der Kasse keine Wimper zucken ließ, sonder die 7€ so selbstverständlich aus meinem Portemonaie abzählte, als wären wir Millionäre.
Die meisten Listen führe ich allerdings in meinem Tagebuch.
Vorne ist eine Liste der Bücher, die ich im Laufe des Bandes lese oder gelesen habe, sowie eine Liste der Filme, die ich gesehen habe. Ich versehe die Bücher und Filme mit Sternchen, wenn sie mir besonders gefallen haben (ich sage doch, dass ich zwanghaft bin). Ich vermerke auch, ob ich sie im Kino oder als DVD gesehen habe und mit wem.
Hinten in meinem Tagebuch habe ich viele Listen, ich liste sie der Einfachheit halber einfach auf:
1. Schreibprojekte: Deadlines, Wettbewerbe, zu kontaktierende Verlage, Texte, die ich fertig stellen sollte, Schreibthemen, denen ich mich widmen muss/will, Stipendien, Workshops, für die ich mich bewerben sollte und was mir sonst noch so unterkommt.
2. Dinge, die ich in meinem Leben, am besten noch während dieses Tagebuchbandes, unbedingt tun möchte: nach USA auswandern, ein Haus auf Formentera kaufen, den Bachmann-Preis gewinnen waren Punkte, die im Laufe der Jahre auf dieser Liste landeten, sich teilweise jahrelang darauf hielten, weil ich dachte, Visualisation könnte so funktionieren und momentan eher nicht mehr darauf stehen, weil ich realistischer (resignierter???) geworden bin. Aber ich erwähne sie, um so einen Geschmack davon zu vermitteln, wofür diese Liste gedacht ist: dass ich mir meine Träume bewusst mache nämlich.
3. Meine Finanzen: da liste ich immer genau auf, was ich so in meinen verschiedenen Spartöpfen besitze und ich freue mich tierisch, wenn ich in ein Tagebuch von 1986 blicke und feststelle, dass sich der Betrag tatsächlich mittlerweile verdoppelt hat. Oha, das mit der Millionärin, wenn ich so weiter mache, könnte noch bis 2089 klappen.
4. Dinge, die ich dringend erledigen muss (zum Augenarzt, eine neue Lesebrille besorgen steht beispielsweise gerade drauf). Diese Liste ist immer sehr lang, vor allem, seitdem wir die Hütte mit Garten haben. Schuppen neu bauen, Hütte streichen (innen und außen), Treppe machen, bevor sie ganz zusammen bricht,....
5. Bücher, die ich unbedingt lesen möchte. Diese Liste sprengt regelmäßig die letzte Seite, so dass ich mittlerweile bei Goodreads bin. Da kann ich Bücher ankreuzen, soviel ich will.
Was ich an diesen Listen in meinen Tagebüchern mag, ist erstens: sie zu führen, das gibt mir die Illusion einer Struktur oder eines roten Fadens; zweitens: in den Listen der Vergangenheit zu stöbern. Ich liebe es, auf der Liste meiner Träume und Wünsche Dinge zu finden, die ich mir mittlerweile längst erfüllt habe. Oder auch: "Lächerlich, wie unreif ich damals war! Wie konnte ich nur vier Kinder haben wollen????"
Und nun nochmal zu dem Punkt, dass ich früher, als ich noch allein und sorglos und in einem Party-, Reise-, Alkohol- und Nikotinrausch lebte, niemals Listen geführt habe, in denen es darum ging, etwas zu erledigen. Ich habe schon als Teenager in meinen Tagebüchern Listen geführt. Da ging es dann um ein Bild meines Lebens, das ich vielleicht versuchte, festzuhalten. Ich listete alles auf, was für mich irgendeine Bedeutung hatte:
Seitdem mir dämmerte, dass das Leben für mich zu komplex ist, um es in den Griff zu bekommen, habe ich damit begonnen, Listen zu führen. Das war, als ich Mutter wurde. Da fingen die ganzen Aufgaben, die man so im Laufe eines Tages erledigen musste, durfte, sollte, vor allem, wenn man nebenbei berufstätig war und in einer Großstadt lebte, irgendwann an, mir über den Kopf zu wachsen und ich legte meine erste Liste an. Ich merkte, wie gut es sich anfühlte und ließ der ersten gleich ein paar weitere folgen.
Die Jahre vorher waren kein Rausch der listenlosen Sorglosigkeit gewesen. Nein, das nicht, ich hatte immer schon eine Vorliebe für Listen. Aber in meinem früheren Leben waren es keine endlosen Aufzählungen von Dingen, die ich erledigen musste.
Ich schreibe für alles und jedes Listen, auch Listen über Listen, die ich unbedingt führen sollte (Listen der Geschäfte, in denen ich am liebsten einkaufe, Liste meiner Lieblingsschauspieler seit 1975, Lieblingsfernsehserien.....)
Im Büro habe ich immer eine Liste liegen mit den Dingen, die ich im Laufe der Woche, des Monats, des Jahres erledigen möchte. Ich finde es wahnsinnig befriedigend, Dinge darauf abzuhaken. Komischerweise finde ich es aber genauso befriedigend, für eine abgehakte Sache fünf neue hinzuzufügen. Ich fühle mich dann absurderweise wichtig, für fünf Minuten, dann fühle ich mich gestresst und fange damit an, die Listen durchzugehen nach Dingen, die wirklich unwichtig sind, und die bis 2027 warten können.
Listen zu verwalten ist eine wahnsinnig befriedigende Angelegenheit. Meditation ist es eigentlich. Man hat danach Ordnung im Kopf hergestellt. Es ist im Grunde eine spirituelle Sache, denn es macht meinen Kopf leer. Alles, was ich auf einer Liste habe, kann ich im Kopf wegpacken, so dass der manchmal regelrecht aufgeräumt wirkt.
Auf meinem Schreibtisch zuhause habe ich Einkaufslisten für die diversen Geschäfte, in denen ich regelmäßig einkehre, um unseren unübersichtlichen Haushalt aufzustocken. Die führe ich kontinuierlich: dm-Liste, Bioladen-Liste, Aldi-Liste, Kiez-Liste (das gibts nur in Berlin und bedeutet, alle die Sachen, die ich in diversen Geschäften in meiner Nachbarschaft einkaufen muss, dazu zählen Buchladen, Apotheke, Rewe, türkischer Gemüseladen, Schreibwarengeschäft). Wenn ich dann zum Einkaufen losziehe, vergesse ich die Listen in der Regel (an die Pfandflaschen denke ich dagegen wirklich immer!) und stehe dann im Laden, und versuche, mir ins Gedächtnis zu rufen, was auf den Listen gestanden hat. Ich versuche es visuell, gebe vor, ich hätte das fotografische Gedächtnis und stelle mir die Liste genau vor, wie sie auf meinem Schreibtisch liegt, ich versuche sie, zum Greifen nah vor mir zu sehen, in allen Einzelheiten. Klappt das nicht, gehe ich zu mehr kognitiven Mitteln über, indem ich mich daran zu erinnern versuche, was ich wann darauf geschrieben habe. Das kann dann komplexer werden, weil ich auch wieder unsere Schränke innerlich inspizieren muss, um durch freie Assoziation der darin enthaltenen Lücken auf die Einkaufslisten rückzuschließen (also: ah, wo normalerweise das Mehl steht, war eine Lücke und ich wollte ja Kuchen backen, also kaufe ich jetzt Mehl/so in der Art). Beide Methoden sind sehr gut, um meine langsam absterbenden Gehirnzellen zu trainieren.
Wenn ich doch daran denke, die Listen einzustecken, stehe ich in 90% der Fälle im Laden und finde sie nicht mehr wieder und beschäftige mich und die Verkäufer meines Vertrauens damit, zehn Minuten in all meinen Mantel-, Hosen- und sonstigen Taschen danach zu suchen. Wenn ich sie finde, stelle ich in weiteren 90% der Fälle fest, dass ich meine Lesebrille vergessen habe. Ich kann die Liste also nicht entziffern, außer ich renne mit ihr mehrfach nach draußen ans Tageslicht (geht im Winter nur, wenn ich um die Mittagszeit einkaufe), dort funktionieren meine Augen noch einigermaßen. Das ist in manchen Läden, vor allem im Kiez, nicht nötig, da wende ich mich wieder an die Verkäufer meines Vertrauens und leihe mir kurz deren Lesebrillen aus. Ich habe aber auch schon ein winziges Stück Käse für 7.12€ in der Bio-Company gekauft, weil ich die 7 für eine 1 hielt. Unnötig zu sagen, dass ich an der Kasse keine Wimper zucken ließ, sonder die 7€ so selbstverständlich aus meinem Portemonaie abzählte, als wären wir Millionäre.
Die meisten Listen führe ich allerdings in meinem Tagebuch.
Vorne ist eine Liste der Bücher, die ich im Laufe des Bandes lese oder gelesen habe, sowie eine Liste der Filme, die ich gesehen habe. Ich versehe die Bücher und Filme mit Sternchen, wenn sie mir besonders gefallen haben (ich sage doch, dass ich zwanghaft bin). Ich vermerke auch, ob ich sie im Kino oder als DVD gesehen habe und mit wem.
Hinten in meinem Tagebuch habe ich viele Listen, ich liste sie der Einfachheit halber einfach auf:
1. Schreibprojekte: Deadlines, Wettbewerbe, zu kontaktierende Verlage, Texte, die ich fertig stellen sollte, Schreibthemen, denen ich mich widmen muss/will, Stipendien, Workshops, für die ich mich bewerben sollte und was mir sonst noch so unterkommt.
2. Dinge, die ich in meinem Leben, am besten noch während dieses Tagebuchbandes, unbedingt tun möchte: nach USA auswandern, ein Haus auf Formentera kaufen, den Bachmann-Preis gewinnen waren Punkte, die im Laufe der Jahre auf dieser Liste landeten, sich teilweise jahrelang darauf hielten, weil ich dachte, Visualisation könnte so funktionieren und momentan eher nicht mehr darauf stehen, weil ich realistischer (resignierter???) geworden bin. Aber ich erwähne sie, um so einen Geschmack davon zu vermitteln, wofür diese Liste gedacht ist: dass ich mir meine Träume bewusst mache nämlich.
3. Meine Finanzen: da liste ich immer genau auf, was ich so in meinen verschiedenen Spartöpfen besitze und ich freue mich tierisch, wenn ich in ein Tagebuch von 1986 blicke und feststelle, dass sich der Betrag tatsächlich mittlerweile verdoppelt hat. Oha, das mit der Millionärin, wenn ich so weiter mache, könnte noch bis 2089 klappen.
4. Dinge, die ich dringend erledigen muss (zum Augenarzt, eine neue Lesebrille besorgen steht beispielsweise gerade drauf). Diese Liste ist immer sehr lang, vor allem, seitdem wir die Hütte mit Garten haben. Schuppen neu bauen, Hütte streichen (innen und außen), Treppe machen, bevor sie ganz zusammen bricht,....
5. Bücher, die ich unbedingt lesen möchte. Diese Liste sprengt regelmäßig die letzte Seite, so dass ich mittlerweile bei Goodreads bin. Da kann ich Bücher ankreuzen, soviel ich will.
Was ich an diesen Listen in meinen Tagebüchern mag, ist erstens: sie zu führen, das gibt mir die Illusion einer Struktur oder eines roten Fadens; zweitens: in den Listen der Vergangenheit zu stöbern. Ich liebe es, auf der Liste meiner Träume und Wünsche Dinge zu finden, die ich mir mittlerweile längst erfüllt habe. Oder auch: "Lächerlich, wie unreif ich damals war! Wie konnte ich nur vier Kinder haben wollen????"
Und nun nochmal zu dem Punkt, dass ich früher, als ich noch allein und sorglos und in einem Party-, Reise-, Alkohol- und Nikotinrausch lebte, niemals Listen geführt habe, in denen es darum ging, etwas zu erledigen. Ich habe schon als Teenager in meinen Tagebüchern Listen geführt. Da ging es dann um ein Bild meines Lebens, das ich vielleicht versuchte, festzuhalten. Ich listete alles auf, was für mich irgendeine Bedeutung hatte:
- Listen der Menschen, die ich im Laufe des Tagebuchs getroffen hatte, in Klammern vermerkte ich immer, aus welchem Ort diese Menschen kamen
- Listen meiner besten Freunde (mit Ort/toll war es, als meine Freunde international wurden, aber kurz danach habe ich mit dieser Liste aufgehört)
- Listen der Männer, die ich klasse fand (Robert de Niro, Lothar aus dem Physikkurs, Jim Morrison)
- Listen der Namen, die ich mir für meine zukünftigen Kinder vorstellen konnte (David und Anna waren da immer die absoluten Favoriten, oder Charlotte, dann traf ich meinen Mann und der sagte: "Nur über meine Leiche!")
- Listen der Orte, an denen ich gewesen war (Leverkusen, Köln, Bonn, Aachen, Münster und Amsterdam)
- Listen der Orte, die ich unbedingt kennen lernen wollte (Asien, Afrika, Australien, Schweden)
- Listen meiner Lieblingslieder; finden sich teilweise hier wieder
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