Ich fand diesen wunderbaren Film Lost in Living, eine Dokumentation über kreative Mütter, zufällig. Oder nein, eigentlich war da mal wieder Karma am Werke. Eine Mutter, die ich noch aus Lillys Kinderladen kenne, schickte mir den Trailer eines Tages über Facebook, obwohl wir eigentlich nicht viel miteinander zu tun haben. Sie dachte, er könnte mir gefallen und sie hatte Recht. Sofort, als ich ihn mir anschaute, hatte ich das Gefühl, ein paar neue Freundinnen, Seelenverwandte eigentlich, gefunden zu haben. Jeder Satz, den diese Frauen sprachen, schien aus meinem Innersten zu kommen und ich nickte frenetisch und klatschte in die Hände und rief: "Ja, ja, genau so ist es. Das ist mein Leben Leute!" Die Frauen wussten es nicht, aber sie hatten jetzt eine richtig gute Freundin in Berlin.
Sie sprechen über den ständigen Kampf, eine gute Mutter zu sein und dennoch auch die eigene Kreativität zu leben. Zwei Dinge, die gleichzeitig an den durchschnittlichen Tagen als Mutter nicht so einfach zu vereinbaren sind wie man als naiver Beobachter vom Spielfeldrand aus denken könnte. Alleine während ich diesen kleinen Beitrag schreibe, wurde ich bislang, ich bin ja noch nicht fertig, siebenmal unterbrochen. Ich schreibe seit zwanzig Minuten. Das ist eine Unterbrechung alle drei Minuten. Ich habe gelernt, mich darüber nicht mehr allzu euphorisch aufzuregen, weil die Energie, die ich dann dafür verbrauche, mir wieder nicht zum weiter schreiben zur Verfügung steht. Gelassenheit.
Sie sprechen über die schuldbeladene Trauer um all die Zeit, die man allein sein konnte, ohne einsam zu sein. Wenn man kreativ ist, ist Alleinsein vielleicht das allerwichtigste. Es hat nichts damit zu tun, dass man andere nicht mag. Je mehr fruchtbare Zeit alleine man hat, desto lieber ist man wieder mit anderen zusammen und für sie da sein. Aber man ist plötzlich nie mehr allein (weder fruchtbar noch unfruchtbar) , man kann sich aber durchaus ständig verdammt einsam fühlen, weil man so unallein dennoch nicht eine Sekunde des Tages an das heran reichen kann, was einem selbst, nur einem selbst, wichtig ist. Um einen herum tobt das Leben in Form von wunderbaren Wesen, die man über alles liebt, die Hunger haben, spielen wollen, deren Windeln gewechselt werden müssen, die nach Aufmerksamkeit gieren. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel gearbeitet und war so selten allein wie seitdem ich Mutter bin. In wagemutigen Momenten stellte ich mir früher vor, als Eremitin zu leben. Wäre ich noch einmal jung und wagemutig, würde ich mir vorstellen, Kinder zu bekommen. Also natürlich ist es total verpönt, sich als Mutter Zeit für sich zu wünschen, weil man damit ja unausgesprochen (nein, eigentlich ausgesprochen) sagt, dass man mal lieber allein als mit seinen Kindern sein will. Das könnten böswillige Menschen interpretieren als: Die Kinder sind ihr wohl nicht wichtig oder was!?
Die Filmemacherin Mary Trunk hat die vier Frauen sieben Jahre lang beobachtet und gefilmt. Sie hat sie in ihrem Alltag beobachtet und sehr viel reden lassen. Tiefe Einsichten, profane Gedankengänge, es fließt nur so aus den Mündern dieser Frauen, und ich trinke jedes dieser Worte wie eine lange überfällige Veröffentlichung all jener Gefühle und Zweifel, die mir eigentlich irgendwie peinlich sind, seitdem ich Mutter bin, die aber doch ständig da sind.
Der Film ist nicht Mainstream. Er wird in deutschen Kinos nicht laufen. Er läuft auch nicht in vielen amerikanischen Kinos. Er wird in Kalifornien im Rahmen von kleineren Vorführungen gezeigt. Dort lebt Mary Trunk. Auf You Tube kann man sich eine Menge kleiner Ausschnitte daraus ansehen.
Das machte mich so begierig darauf, den ganzen Film zu sehen, dass ich Mary Trunk eine Email schickte. Demnächst wird sie mir die DVD zusenden und ich glaube, dann werde ich eine Party machen und alle kreativen Mütter, die ich kenne, einladen. Ich werde alle Mütter einladen, die zwischen Wäsche, Geld verdienen und kochen, Kinder herum chauffieren, Fieber messen und Schlafmangel versuchen, ihre kreative Flamme nicht erlöschen zu lassen. Es geht dabei ja eigentlich nur darum, nicht verrückt zu werden. Das ist alles! Es geht darum, im Leben nicht vollkommen verloren zu gehen. Und es geht darum, Mutter sein in einem anderen Licht zu sehen. Es kann nicht darum gehen, perfekt zu funktionieren. Unsere Fehler sind das, was uns ausmacht, sagt eine der Frauen.
P.S: Der Text ist fertig und ich muss aber noch hinzufügen, dass ich jetzt zum 8. Mal unterbrochen wurde, von Bruno, das ist unser Kater. Er sitzt jetzt auch auf der Maus (also auf der Computermaus, klar ne?) und ich kann den Text jetzt nur posten, wenn ich ihn runter hieve. Tz! Bruno kann Gedanken lesen, glaube ich. Er starrt mich an, irgendwie böse! Er findet es auch nicht gut, wenn ich alleine sein will.
22.2.2013 P.P.S: Fand gerade diesen Beitrag, der auf englisch ist, aber für mich perfekt zu meinem Text passt und den Gedanken, die ich mir mache. mothering and creativity
Sie sprechen über den ständigen Kampf, eine gute Mutter zu sein und dennoch auch die eigene Kreativität zu leben. Zwei Dinge, die gleichzeitig an den durchschnittlichen Tagen als Mutter nicht so einfach zu vereinbaren sind wie man als naiver Beobachter vom Spielfeldrand aus denken könnte. Alleine während ich diesen kleinen Beitrag schreibe, wurde ich bislang, ich bin ja noch nicht fertig, siebenmal unterbrochen. Ich schreibe seit zwanzig Minuten. Das ist eine Unterbrechung alle drei Minuten. Ich habe gelernt, mich darüber nicht mehr allzu euphorisch aufzuregen, weil die Energie, die ich dann dafür verbrauche, mir wieder nicht zum weiter schreiben zur Verfügung steht. Gelassenheit.
Sie sprechen über die schuldbeladene Trauer um all die Zeit, die man allein sein konnte, ohne einsam zu sein. Wenn man kreativ ist, ist Alleinsein vielleicht das allerwichtigste. Es hat nichts damit zu tun, dass man andere nicht mag. Je mehr fruchtbare Zeit alleine man hat, desto lieber ist man wieder mit anderen zusammen und für sie da sein. Aber man ist plötzlich nie mehr allein (weder fruchtbar noch unfruchtbar) , man kann sich aber durchaus ständig verdammt einsam fühlen, weil man so unallein dennoch nicht eine Sekunde des Tages an das heran reichen kann, was einem selbst, nur einem selbst, wichtig ist. Um einen herum tobt das Leben in Form von wunderbaren Wesen, die man über alles liebt, die Hunger haben, spielen wollen, deren Windeln gewechselt werden müssen, die nach Aufmerksamkeit gieren. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel gearbeitet und war so selten allein wie seitdem ich Mutter bin. In wagemutigen Momenten stellte ich mir früher vor, als Eremitin zu leben. Wäre ich noch einmal jung und wagemutig, würde ich mir vorstellen, Kinder zu bekommen. Also natürlich ist es total verpönt, sich als Mutter Zeit für sich zu wünschen, weil man damit ja unausgesprochen (nein, eigentlich ausgesprochen) sagt, dass man mal lieber allein als mit seinen Kindern sein will. Das könnten böswillige Menschen interpretieren als: Die Kinder sind ihr wohl nicht wichtig oder was!?
Die Filmemacherin Mary Trunk hat die vier Frauen sieben Jahre lang beobachtet und gefilmt. Sie hat sie in ihrem Alltag beobachtet und sehr viel reden lassen. Tiefe Einsichten, profane Gedankengänge, es fließt nur so aus den Mündern dieser Frauen, und ich trinke jedes dieser Worte wie eine lange überfällige Veröffentlichung all jener Gefühle und Zweifel, die mir eigentlich irgendwie peinlich sind, seitdem ich Mutter bin, die aber doch ständig da sind.
Der Film ist nicht Mainstream. Er wird in deutschen Kinos nicht laufen. Er läuft auch nicht in vielen amerikanischen Kinos. Er wird in Kalifornien im Rahmen von kleineren Vorführungen gezeigt. Dort lebt Mary Trunk. Auf You Tube kann man sich eine Menge kleiner Ausschnitte daraus ansehen.
Das machte mich so begierig darauf, den ganzen Film zu sehen, dass ich Mary Trunk eine Email schickte. Demnächst wird sie mir die DVD zusenden und ich glaube, dann werde ich eine Party machen und alle kreativen Mütter, die ich kenne, einladen. Ich werde alle Mütter einladen, die zwischen Wäsche, Geld verdienen und kochen, Kinder herum chauffieren, Fieber messen und Schlafmangel versuchen, ihre kreative Flamme nicht erlöschen zu lassen. Es geht dabei ja eigentlich nur darum, nicht verrückt zu werden. Das ist alles! Es geht darum, im Leben nicht vollkommen verloren zu gehen. Und es geht darum, Mutter sein in einem anderen Licht zu sehen. Es kann nicht darum gehen, perfekt zu funktionieren. Unsere Fehler sind das, was uns ausmacht, sagt eine der Frauen.
P.S: Der Text ist fertig und ich muss aber noch hinzufügen, dass ich jetzt zum 8. Mal unterbrochen wurde, von Bruno, das ist unser Kater. Er sitzt jetzt auch auf der Maus (also auf der Computermaus, klar ne?) und ich kann den Text jetzt nur posten, wenn ich ihn runter hieve. Tz! Bruno kann Gedanken lesen, glaube ich. Er starrt mich an, irgendwie böse! Er findet es auch nicht gut, wenn ich alleine sein will.
22.2.2013 P.P.S: Fand gerade diesen Beitrag, der auf englisch ist, aber für mich perfekt zu meinem Text passt und den Gedanken, die ich mir mache. mothering and creativity
Dear Susanne, Forgive me for not understanding German but I managed to translate your post via google - not well but I still very much loved what you wrote. I am so happy that you resonated with the film and the women in it. I'm discovering that it is rare to hear women speaking as they do in the film. I am grateful to them for their articulate nature and their willingness to be so open and reflective. They offer us all insight into the inner voices and feelings of creative moms. Something we don't hear enough of. I think you are exactly right about how being creative alone is a fruitful time. One doesn't feel lonely because one is discovering ways to express oneself, possibly even struggling with it (often, actually) but it feels like growth. When you go back to your children you are rejuvenated and can offer them more. It's taboo to say that being with children all the time is tedious. As much as we adore and love them we can't deny that it is. For me sometimes being alone with my toddler daughter (she's now 11) was so incredibly lonely because while I found her wonderful, beautiful and a joy to watch, being with her too much sucked away all my energy. The quandry of needing and wanting time away from children may make us look bad but in reality it makes us better mothers. I think. Anyway, thank you so much for writing and the DVD's will be available very soon. All the best, Mary
AntwortenLöschenDear Mary, thank you for reading this and taking the time to comment it. I was thinking about writing it in english but somehow I felt my english wasnt good enough to express what I felt. So you have to fogive me. My daughters are 6 and 13 now and I remember still the times when my older daughter was a toddler, those were among the loneliest and unhappiest years of my life even though I was totally totally in love with my daughter. But I felt I lost myself completely. It went so far that I even bought clothes for myself that, when I tried to wear them at home, didnt fit at all. I did not know who I was anymore. When she was 3 or 4 I stopped writing altogether because I didnt know what to say anymore and somehow resigned to the fact that I would "function" and try to find my happiness in my life as a mother and in a lot of other roles, but not as a creative person. When my 2. daughter was born and very little I started writing again and since then I cant stop anymore. It is funny but through her (not as a person, but through the fact to be a mother for the 2. time and already having a sort of routine in this role) I found a lot of myself. A new self.
AntwortenLöschenAnother thing: when i had my first daughter I found it incredible tiresome to be with other mothers. Becasue it felt like a competition (in which I always felt like a looser) and I often participated in it hoping to finally win one day. But in truth it is not good what women do to each other. I felt. Your film is such a counterbalance to this. It shows that we are all together in this and produces so much of supporting energy. I really cant wait to see it. All the best to you too. Susanne
I guess you also saw the longer, 10-minute trailer, Susanne?
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=twTqT54qmjA
Greta
Yes I did, Greta! Thank you so much!! I also have the movie by now and watched it and will for sure watch it again! I LOVE it! There is so much of me and my thoughts and everything in it!
Löschen