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Corona Tagebuch (38)

"Ej, Ralle, man lebt nich von Notfall zu Notfall."
aus: Warten auf'n Bus

Die Läden hatten hier doch noch nicht so richtig auf.
Beim Fahrradfahren durch die Stadt ins Büro nach Mitte ist mir aufgefallen, dass es immer noch genauso leer war wie letzte Woche. Keine Veränderung. Oder doch: Ich habe heute sicher zwanzig Menschen mit Mundschutz gesehen und ich habe den Eindruck, dass es zunimmt. Aber keine Explosion von Menschen, die plötzlich die Freiheit genießen wollen. Eher Zurückhaltung.

Allerdings eine Zunahme von Demonstranten für die "Freiheit", gegen "Impfterrorismus" und gegen die "Coronamaßnahmen"- Ich hatte es ja in meinem Text von vorgestern erwähnt, dass es diese Demo gegeben hatte. Mittlerweile weiß ich darüber mehr. Am Rosa Luxemburg Platz in Mitte demonstrieren jeden Samstag Menschen gegen die Coronamaßnahmen. Letzten Samstag waren es circa 500. Wie auch in den öffentlichen Netzwerken versammeln sich dort Menschen mit einem eher rechten Weltbild. Allerdings, und das passt mit meinen Beobachtungen im eigenen Bekanntenkreis zusammen, sind dort auch Menschen, die sich selbst als sehr links sehen.
Also Rechts und Links haben plötzlich ein gemeinsames Feindbild: Die Freiheitsberaubung ohne jeden Grund (so sehen sie es) aufgrund einer simplen Grippewelle. Sie recherchieren bei Verschwörungstheoretikern und auf rechten Plattformen und halten Wissenschaft für Fake News.
Hier ist ein Link zu einem Artikel über diese Demo, der heute im Tagesspiegel erschienen ist.

Meine Kollegin hat mir eine Serie aus der ARD-Mediathek empfohlen, die sehr sehenswert wirkt. Warten auf'n Bus
Das ganze Ambiente erinnert mich an meine gute alte Uckermark, wo ich so viele Jahre einen Garten hatte und wohin ich mich gerade in den letzten Frühlingswochen doch manchmal zurück gesehnt habe, vor allem in diese traumhafte Natur dort,
Uckermark
und wegen der coolen Bushaltestellen:

Bushaltestelle in Butterholz

Ich habe heute wieder gebacken, denn das große Kind wird morgen 21. Wow!!!!
Da sie vegan ist, habe ich diese Brownies gebacken. 

Österreich kündigt an, dass es eventuell die Grenzen zu Deutschland im Sommer für Reisende öffnen wird. Das hat mich so gefreut! Denn es bedeutet, dass wir im Sommer meine Freunde im Burgenland vielleicht besuchen können! Bitte Daumen drücken.

Eine Kollegin erzählte mir, dass sie eigentlich die Osterferien auf Lanzarote verbracht hätte. Aber natürlich ging das nun nicht. Sie hat sofort die nächste Reise nach Lanzarote für den Sommer und auch gleich noch eine für den Herbst gebucht. "Wenn ich nicht fahren kann, buche ich immer weiter, irgendwann wird es wieder gehen." Sie bekommt natürlich das Geld jedesmal erstattet, sonst wäre sie ja längst pleite, schätze ich.
Ich weiß nicht, ob ich im Sommer verreisen würde, also nach Spanien oder Italien. Keine Ahnung, ob ich mich das trauen würde. Im Herbst? Ich habe große große Sehnsucht nach Andalusien. Also halte ich mir das als Option mal offen. Aber ich würde mich auch glücklich schätzen, wenn es einfach eine Woche Allgäu wäre. Habt Ihr Reisepläne für 2020? Wie denkt Ihr darüber in der momentanen Situation?

Und dann noch eine ganz große Neuigkeit, an der ich mich beinahe vor Lachen verschluckt hätte und sie passt ja auch thematisch so schön: "Noch nie war eine Eröffnung des BER so sicher wie heute." Zitat vom Flughafenchef persönlich. Der TÜV hat Daumen hoch gegeben.
Sehr guter Zeitpunkt auch, fand ich. Wo gerade so immens viel geflogen wird und es im Grunde noch offen ist, wann wieder mehr geflogen werden kann. Herrlich und praktisch. Weil ja nur 1-2 % des normalen Flugaufkommens gerade zu bewältigen sind, sieht der Chef für den Testlauf auch kaum Probleme. Finde nur ich das lustig? Hier der ganze Text, falls es Euch interessiert. 
Ich erinnere mich noch gut an die hochhausgroßen Plakate: Willy Brandt begrüßt die Welt, als die Eröffnung des BER schonmal so verdammt sicher wie nie zuvor schien, und wie diese Plakate dann irgendwann wieder kommentarlos abgenommen wurden. Damals hatte ich auch sogar schon ein Ticket. Ich sollte von dort nach Mallorca fliegen. Wir mussten dann in einer Art Baracke in Tegel einchecken, die in den folgen Jahren vom Provisorium zum zweiten Flugzeugterminal avanciert ist. Und was, bitteschön, wird jetzt aus dieser schönen Wellblechbaracke? Man wird ja noch fragen dürfen!

Also: plant vorsichtig Reisen, aber nicht übermütig werden. Wie die Kanzlerin sagte: In Sicherheit wiegen ist nicht! Aber wenn Ihr aus Berlin in die Welt fliegt, könnte es sein, dass Ihr dafür bis zum BER fahren müsst (wie kommt man da eigentlich hin?) um einzuchecken. 

Macht Euch einen schönen Abend, schaut Euch Warten auf'n Bus an, Roland Zehrfeld spielt da mit!

Bleibt gesund, genießt die Sonne und das Leben. May the force be with you 💪

(c) Susanne Becker








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